Die innere Uhr beeinflusst maßgeblich den Energiestoffwechsel: Eine aktuelle Studie zeigt, dass reichhaltige Mahlzeiten in der zweiten Tageshälfte besonders bei Frühaufstehern mit einer verringerten Insulinsensitivität einhergehen. Die Untersuchung unterstreicht zudem die genetische Prägung unserer Essgewohnheiten. Frühere Studien hatten bereits ein erhöhtes Risiko für Übergewicht, Diabetes Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei spät essenden Menschen dokumentiert, insbesondere bei Schichtarbeitern. Zurückzuführen ist das vermutlich auf einen gestörten Tagesrhythmus, der die Nährstoffverarbeitung in Leber und Bauchspeicheldrüse beeinträchtigt.
Ein deutsches Forschungsteam wertete Daten von 46 Zwillingspaaren ohne Diabetes aus. Über fünf Tage führten die Teilnehmenden ein Ernährungstagebuch. Aus diesen Angaben berechneten die Wissenschaftler den „kalorischen Mittelpunkt“ (CCM), also jenen Zeitpunkt, zu dem die Hälfte der Tagesenergie aufgenommen wurde. Anhand von erfassten Aufsteh- und Schlafenszeiten wurde der kalorische Mittelpunkt mit der individuellen biologischen Uhr abgeglichen. Im Anschluss wurde die Insulinwirkung durch einen oralen Glukosetoleranztest gemessen.
Im Ergebnis zeigte sich: Wer früher seinen kalorischen Mittelpunkt erreichte, wies eine bessere Insulinreaktion auf. Späte Hauptmahlzeiten hingegen führten bei Frühaufstehern zu einem höheren Insulinbedarf, um die Glukose in die Zellen zu schleusen – ein Hinweis auf verminderte Insulinwirksamkeit. Obwohl die durchschnittlich 32-jährigen Probanden noch keine Anzeichen eines Diabetes zeigten, war bei jenen mit spätem CCM bereits ein höherer BMI und größerer Taillenumfang als mögliche Vorboten für ein erhöhtes Diabetesrisiko messbar.
Zudem ergab die Studie, dass der Zeitpunkt der ersten Mahlzeit zu rund 59 % genetisch bedingt ist, ebenso wie Schlafbeginn und -dauer. Der Zeitpunkt der letzten Mahlzeit hingegen scheint mit 29,3 % stärker durch Umwelt- und Kulturfaktoren geprägt und somit veränderbar. Die Studienverantwortlichen empfehlen daher, die Hauptkalorienzufuhr möglichst in die erste Tageshälfte zu legen als vorbeugende Maßnahme gegen Insulinresistenz, Übergewicht und langfristig auch Typ-2-Diabetes
Vahlhaus, J. et al.
Later eating timing in relation to an individual internal clock is associated with lower insulin sensitivity and affected by genetic factors
EBioMedicine 4/2025
Ein metabolisches Syndrom – gekennzeichnet durch Bauchfettleibigkeit, Bluthochdruck und gestörte Blutzucker- und Fettwerte – führt laut einer Studie zu einem höheren Risiko für eine früh einsetzende Demenz. Ein südkoreanisches Forschungsteam wertete dazu die Gesundheitsdaten von knapp 2 Millionen Menschen im Alter von 40 bis 60 Jahren aus. Ein Viertel der Teilnehmenden wies drei oder mehr Risikofaktoren des metabolischen Syndroms auf.
Über einen Zeitraum von acht Jahren erkrankten 8.921 Personen an einer Demenz, das entspricht
0,45 % der Gesamtgruppe. Nach Anpassung für Alter, Bildung, Bewegung, Depression und Schlaganfall zeigte sich: Das Demenzrisiko war bei Vorliegen eines metabolischen Syndroms um 24 % erhöht. Das Risiko für Alzheimer war um 12 % erhöht. Interessanterweise zeigten sich geschlechterspezifische Unterschiede: Frauen mit metabolischem Syndrom wiesen ein um 34 % erhöhtes Risiko auf, Männer ein um 15 % erhöhtes. Zudem erhöhte jede einzelne Komponente – von erhöhtem Bauchumfang bis zu niedrigen HDL-Werten – das Risiko zusätzlich.
Die Wissenschaftler betonen, dass vorbeugende Maßnahmen wie gesunde Ernährung, Bewegung und Gewichtskontrolle helfen könnten, Demenz im mittleren Alter zu verhindern. Sie weisen aber auch darauf hin, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, die keine Kausalität, sondern lediglich eine Verbindung aufzeigt. Auch genetische Faktoren für Alzheimer wurden nicht berücksichtigt.
Lee, J.Y. et al.
Association Between Metabolic Syndrome and Young-Onset Dementia: A Nationwide Population-Based Study
Neurology 4/2025
Einweg-E-Zigaretten bringen junge Erwachsene deutlich schneller in die Nikotinabhängigkeit als bislang angenommen. Sie wirken auf Jugendliche durch auffällige Farben, süße Aromen und das Image eines harmloseren Produkts besonders anziehend. Eine aktuelle Studie zeigt jedoch, dass ihr Suchtpotenzial dem klassischer Zigaretten nahezu entspricht und diese sogar in der Geschwindigkeit der Nikotinaufnahme übertrifft.
Im Rahmen der Studie testeten 18 junge Erwachsene im Alter von 19 bis 28 Jahren unter standardisierten Bedingungen Einwegprodukte mit 20 mg/ml Nikotin (in den Aromen Erdbeere-Kiwi und Tabak), eine sogenannte Pod-E-Zigarette (18 mg/ml) sowie eine herkömmliche Zigarette (0,8 mg Nikotin). Die Teilnehmenden konsumierten jedes Produkt für fünf Minuten. Währenddessen wurden Zugverhalten, kardiovaskuläre Daten und subjektive Wahrnehmungen erfasst, außerdem wurden Blutproben zur Bestimmung der Nikotinaufnahme genommen.
Die gemessenen Nikotinspitzenwerte lagen bei den beiden E-Zigaretten fast auf dem Niveau der herkömmlichen Zigarette. Besonders auffällig war der rasche Anstieg des Nikotinspiegels bei den Einweg-E-Zigaretten, der bereits in der ersten Minute einsetzte und nach fünf bis sechs Minuten den Höchstwert erreichte – schneller als bei herkömmlichen Zigaretten, bei denen dies erst nach acht Minuten geschieht. Gerade diese schnelle Nikotinaufnahme in der Anfangsphase gilt als entscheidend für das Suchtpotenzial eines Produkts.
Die Teilnehmenden bewerteten die Einweg-E-Zigaretten zudem als besonders befriedigend und zeigten eine größere Bereitschaft zum wiederholten Konsum. In der klinischen Versorgung berichten zunehmend junge Erwachsene von einer starken Abhängigkeit durch diese Produkte, auch wenn sie zuvor keine klassischen Zigaretten geraucht hatten. Häufig begann der Konsum über Social-Media-Empfehlungen.
Angesichts dieser Ergebnisse sprechen sich die Studienverantwortlichen für strengere Regulierungen aus – insbesondere bei Aromen, Verpackungen und Werbung. Zudem fordern sie breit angelegte Aufklärungskampagnen, um junge Menschen frühzeitig über die Risiken von Einweg-E-Zigaretten zu informieren und einer neuen Generation an Nikotinabhängigen vorzubeugen.
Falarowski, C. et al.
Disposable e-cigarettes and their nicotine delivery, usage pattern, and subjective effects in occasionally smoking adults.
Scientific reports 5/2025
Ein Zusammenhang zwischen Hörverlust und einem erhöhten Risiko für Parkinson-Erkrankungen wird zunehmend durch Studien gestützt. Ob Hörhilfen präventiv wirken können, untersuchte ein US-Forscherteam anhand der Gesundheitsdaten von fast 3,6 Millionen US-Veteraninnen und -Veteranen, bei denen zwischen 1999 und 2022 ein Hörtest (Audiogramm) durchgeführt wurde.
Zehn Jahre nach einem auffälligen Audiogramm zeigte sich bei Personen mit leichter Hörminderung ein Anstieg um 6,1 Parkinsonfälle pro 10.000 im Vergleich zu normal Hörenden. Bei moderat Schwerhörigen lag der Anstieg bei 15,8, bei stark Hörgeschädigten bei 16,2 zusätzlichen Fällen. Überraschend war jedoch, dass bei stark Schwerhörigen der Zuwachs mit 12,1 Fällen etwas geringer lag. Nutzten Betroffene innerhalb von zwei Jahren nach dem Hörtest ein Hörgerät, erkrankten sie im Folgezeitraum deutlich seltener an Parkinson im Vergleich zu jenen ohne Hörhilfe.
Auch wenn die genauen Mechanismen bislang nicht geklärt sind, empfehlen die Forschenden, Hörscreenings als einfache, kostengünstige und nebenwirkungsarme Maßnahme in die Primärversorgung zu integrieren – gerade zur Früherkennung möglicher Risiken für die Parkinson-Erkrankung. Viele Informationen zur Prävention von Morbus Parkinson finden Sie im Gesundheitslexikon.
Neilson, L.E. et al.
Hearing Loss, Incident Parkinson Disease, and Treatment With Hearing Aids.
JAMA Neurol 12/2024
Millionen Menschen in Deutschland sind süchtig – vor allem nach Alkohol und Tabak. Das neue Jahrbuch der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) zeigt: Jedes Jahr sterben rund 99.000 Menschen an den Folgen des Rauchens und etwa 47.500 durch Alkohol. Laut Suchtforscher hat Deutschland ein ernstes Alkoholproblem. Über 20 % der Bevölkerung trinken riskant viel, etwa 9 % sind alkoholabhängig, und das betrifft nur die Altersgruppe zwischen 18 und 64. Ältere und Jugendliche sind da noch gar nicht mitgezählt.
Alkohol ist schädlich für den Körper. Wer dauerhaft trinkt, hat ein höheres Risiko für Krebs, Herzprobleme und Leberkrankheiten. Außerdem passieren viele Unfälle und Gewalttaten unter Alkoholeinfluss. Trotzdem ist Alkohol in Deutschland fast überall erhältlich, günstig und darf beworben werden, anders als in vielen anderen Ländern Europas. Von Expertenseite kommt daher große Kritik: Während die Lebensmittelpreise steigen, bleibt der Preis für Alkohol oft gleich – oder ist sogar günstiger.
Eine Flasche Wodka kostet heute oft weniger als ein Liter Orangensaft. Die Folgekosten für die Gesellschaft sind enorm: Alkohol verursacht laut DHS jedes Jahr rund 57 Milliarden Euro an wirtschaftlichem Schaden durch Krankheiten, Arbeitsausfälle oder Unfälle. Dazu kommt das Leid für Angehörige der Betroffenen. Die Forderung nach höheren Steuern für Alkohol wird daher immer lauter, insbesondere auf Bier und Wein. Schon ein kleiner Preisanstieg könnte Tausende Todesfälle verhindern und dem Staat Milliarden bringen. Doch die Politik ist gespalten: Während CDU-Politiker vor illegalem Handel bei Preiserhöhungen warnen, fordert die Linke klare Werbeverbote und mehr Therapieangebote.
Auch beim Rauchen gibt es wenig Grund zur Entwarnung. Über 30 % der Erwachsenen rauchen. Bei Jugendlichen ist der Anteil zwar geringer, aber andere Produkte wie E-Zigaretten und Tabakerhitzer werden beliebter. Insgesamt gelten rund acht Millionen Menschen in Deutschland als suchtkrank. Neben Alkohol und Nikotin bereiten auch neue, gefährliche Drogen wie Crack und Fentanyl zunehmend Sorgen. Die DHS fordert: Suchtprobleme müssen ganz oben auf der politischen Agenda stehen. Hoffnung gibt es immerhin bei der Jugend – sie trinkt heute deutlich weniger als frühere Generationen.
DHS Jahrbuch Sucht 25
DHS Jahrbuch 2/2025
Die zunehmende Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) könnte das psychische Wohlbefinden vieler Menschen beeinflussen. Schon jetzt gibt es laut Fachleuten zahlreiche Probleme durch übermäßige Internet- und Handynutzung – und mit KI kommt eine neue, noch wenig erforschte Belastung hinzu. Viele Psychologen sehen in der sogenannten „KI-Welle“ eine zentrale Herausforderung, denn mit Diensten wie ChatGPT oder Bildgeneratoren verändert sich die digitale Welt rasant und mit ihr auch das menschliche Verhalten.
Beim sogenannten SCAVIS-Projekt, das von den Betriebskrankenkassen unterstützt wurde, ging es darum, Menschen mit problematischer Internetnutzung besser zu helfen. Erste Ergebnisse zeigen: Wer gezielte Hilfe erhält, etwa über Apps, kurze Beratungen oder Online-Therapien, kann sein Verhalten besser ändern als jemand, der nur allgemeine Tipps bekommt.
Doch es geht nicht nur um Technik. Die Plattformen selbst stehen in der Kritik: „Solange Konzerne daran verdienen, dass wir möglichst lange online sind, wird sich wenig ändern“, so die Experten. Gesündere Alternativen wie Abo-Modelle könnten helfen, aber sie sind bisher selten. Auch Suchtbeauftragte sehen enormen Handlungsbedarf. Inhalte wie Glücksspiel, Alkohol oder Drogen dürfen Jugendlichen nicht einfach zugänglich sein. Hier brauche es strengeren Schutz. Besonders kritisiert werden sogenannte „Lootboxen“ in Computerspielen, die süchtig machen können.
Zahlen zeigen, dass vor allem junge Menschen betroffen sind: Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung haben 8,4 % der 12- bis 17-Jährigen und 5,5 % der 18- bis 25-Jährigen ein riskantes Onlineverhalten. Die SCAVIS-Studie konnte bereits gute Ansätze liefern: Wer individuell passende Unterstützung bekommt, zeigt deutlich mehr Veränderung als ohne Hilfe. Das Ziel ist, solche Modelle möglichst schnell in die reguläre Versorgung zu bringen. Es wird betont, dass bereits wichtige Gesetze wie der Digital Services Act auf EU-Ebene existieren. Jetzt gehe es darum, diese Regeln auch praktisch umzusetzen, um Nutzer besser zu schützen – vor allem die Jüngeren.
KI-Welle als nächste Herausforderung für Wohlbefinden der Menschen
Dtsch Arztbl 2/2025
Männer, die keine Vorsorgeuntersuchungen auf Prostatakrebs wahrnehmen, haben ein deutlich erhöhtes Sterberisiko durch diese Krankheit. Eine entsprechende niederländische Studie basiert auf 20-jährigen Nachbeobachtungsdaten von 161.000 Männern im Alter von 55 bis 69 Jahren aus sieben europäischen Ländern, darunter Finnland, die Niederlande und Schweden. Die sogenannte European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer (ERSPC) startete 1990 in acht Ländern.
Im Ergebnis zeigte sich, dass von 72.460 zur Vorsorge eingeladenen Männern mehr als 12.400 (etwa jeder Sechste) zu keinem Termin erschienen waren. Diese Gruppe wies ein um 45 % höheres Sterberisiko auf als Teilnehmer von entsprechenden Vorsorgeuntersuchungen. Im Vergleich: Vorsorgeteilnehmer hatten ein um 23 % niedrigeres Sterberisiko, während Nichtteilnehmer ein um 39 % erhöhtes Risiko hatten.
Die Forscher betonen die Notwendigkeit, die Gründe für die geringe Teilnahme zu erforschen und Strategien zu entwickeln, um mehr Männer zur Vorsorge zu bewegen. Eine höhere Beteiligung könnte maßgeblich zum Erfolg eines nationalen Prostatakrebs-Screening-Programms beitragen. Mediziner sehen in den Ergebnissen einen Hinweis darauf, dass der Nutzen von Vorsorgeuntersuchungen bei Prostatakrebs möglicherweise größer ist als bislang angenommen.
Chard, A. et al.
EAU25 Press Release: Worse outcomes for men who avoid prostate cancer screening
EAU-Pressemitteilung 3/2025
Nach Angaben des aktuellen Psychoreports der DAK stiegen die Fehltage aufgrund von Depressionen im vergangenen Jahr um etwa 50 % im Vergleich zu 2023. Psychische Erkrankungen führten bei 100 Arbeitnehmern zu 342 Ausfalltagen, gegenüber 323 Tagen im Vorjahr. Allein die durch Depressionen bedingten Fehlzeiten erhöhten sich auf 183 Tage je 100 Personen – 2023 lag dieser Wert noch bei 122 Tagen.
Insbesondere sind Beschäftigte in Kindertagesstätten und der Altenpflege stark betroffen. Vor diesem Hintergrund wird eine intensivere Aufklärung über psychische Leiden und den Ausbau von Unterstützungsangeboten gefordert. „Die mentale Gesundheit ist ein entscheidender Faktor für eine stabile Gesellschaft und eine leistungsfähige Wirtschaft“, erklärten die Studienverantwortlichen.
Der Anstieg der Fehltage betrifft sämtliche Altersgruppen. Während bei jüngeren Beschäftigten bereits seit Jahren ein beständiger Anstieg zu verzeichnen ist, zeigte sich bei den über 60-Jährigen 2024 ein deutlicher Sprung: In dieser Altersgruppe stiegen die Fehlzeiten durch Depressionen von 169 auf 249 Tage je 100 Arbeitnehmer. Die durchschnittliche Dauer einer Krankschreibung aufgrund psychischer Erkrankungen betrug 2024 rund 33 Tage und lag damit leicht über dem Vorjahreswert. Langfristige Ausfälle von 29 bis 42 Tagen nahmen um 14 % zu.
Psychoreport 2024 – Entwicklungen der psychischen Erkrankungen im Job
DAK-Gesundheit 2/2024
Viele Hintergrundinformationen zum Thema „Prävention einer Depression“ finden Sie im Gesundheitslexikon.
Frühzeitige psychologische Hilfe kann verhindern, dass leichte Anzeichen einer Depression schlimmer werden. Eine große Studie zeigt, dass Maßnahmen wie Verhaltenstraining, Problemlösungsstrategien und Schlafübungen das Risiko für eine schwere Depression um 42 % senken können.
Ein deutsches Wissenschaftlerteam wertete Daten aus 30 Studien mit 7.201 Personen aus. Zwei Drittel waren Frauen, das Durchschnittsalter lag bei 50 Jahren. 3.697 Teilnehmende erhielten eine Behandlung, 3.504 nicht. Die Hilfe umfasste 6 bis 12 Sitzungen – entweder in persönlichen Gesprächen, über Telefon oder online.
Nach der Behandlung traten 43 % weniger schwere Depressionen auf. Das Risiko blieb in den ersten sechs Monaten um 42 % und nach einem Jahr um 33 % niedriger. Nach zwei Jahren war der Schutz nicht mehr nachweisbar. Besonders wirksam war die Behandlung bei Menschen, die zuvor keine Psychotherapie gemacht hatten. Telefonische Beratung zeigte bessere Ergebnisse als persönliche Treffen oder Online-Kurse, allerdings gab es hierzu nur wenige Studien.
Insgesamt wirkten alle Methoden ähnlich gut, sodass die Wahl individuell an die Person angepasst werden sollte. Der Studienverantwortliche betont, dass Vorbeugung helfen kann, die hohe Zahl an Depressionen zu senken. Besonders digitale Angebote könnten den Zugang erleichtern. Weitere Studien sollen klären, wie lange die vorbeugende Wirkung anhält und für wen solche Maßnahmen am sinnvollsten sind.
Buntrock, C. et al.
Psychological interventions to prevent the onset of major depression in adults: a systematic review and individual participant data meta-analysis
Lancet Psychiatry . 12/2024
Wie wichtig unser Darm und dessen Ökosystem mit seinen vielen Bakterien, Viren und Pilzen für unsere Gesundheit ist, das ist mittlerweile gut bekannt. Jetzt haben Wissenschaftler aufzeigen können, dass die Zusammensetzung der Darmflora mit der Entstehung von entzündlichen rheumatischen Erkrankungen zusammenhängt.
Laut Aussagen der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e. V. tragen viele Rheumapatienten auch eine genetische Veranlagung für diese Erkrankung mit sich, doch nicht immer kommt sie dann auch zum Ausbruch. Hier scheint die Zusammensetzung der Darmflora eine mitentscheidende Rolle zu spielen. Denn es konnten spezielle schädliche Bakterienstämme identifiziert werden, die zum Ausbruch und Verlauf des rheumatischen Krankheitsbildes beitragen.
So scheinen spezielle Darmbewohner wie Enterokokken und Lactobazillen, wenn sie durch eine vorhandene beeinträchtigte Barriere der Darmschleimhaut hindurchtreten, zu anderen Organen zu wandern und dort die bekannten Entzündungen auszulösen. Als Gegenspieler in der Darmflora agieren sogenannte Clostridiales-Stämme, die wichtig sind für den Schutz der Schleimhautbarriere und zu einer gesunden, gestärkten Darmflora beitragen.
Im Rahmen einer Studie nun konnten die Wissenschaftler aufzeigen, dass die Konzentration dieser schützenden Darmbewohner bei Rheuma-Patienten herabgesetzt war und sich die schädigenden Bakterienstämme ungünstig vermehrt hatten. Auch weitere nachteilige Kreuzreaktionen einzelner Bakterienstämme konnten analysiert werden, die dazu führten, dass unerwünschte immunologische Prozesse eintraten und die entzündlichen rheumatischen Schübe ausgelöst wurden.
Die Studienverantwortlichen weisen darauf hin, dass dieses Forschungsergebnis wichtige Therapieansätze bei Rheuma aufgezeigt hätte. So könnten beispielsweise entsprechende ernährungstherapeutische Ansätze dabei helfen, um für ein gesundes Milieu der Darmflora zu sorgen. Auch könnten spezielle Medikamente gegen die unerwünschten Darmbakterien zum Einsatz kommen und Abhilfe schaffen.
Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen ist ein zunehmendes Problem, das sowohl die körperliche als auch die seelische Gesundheit stark beeinträchtigen kann. Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) hat anhand ihrer Versicherungsdaten aktuelle Zahlen veröffentlicht, die eine alarmierende Entwicklung zeigen. Im Jahr 2023 waren 5,2 % der 6- bis 18-Jährigen stark übergewichtig. Das entspricht einer Zunahme von rund 25 % im Vergleich zu 2008, als der Anteil noch bei 4,1 % lag. Besonders betroffen sind Jungen, bei denen der Anstieg mit 40 % überdurchschnittlich hoch ausfällt.
Die KKH sieht die Hauptursachen für dieses Problem in einer ungesunden Ernährung, aggressiver Werbung für ungesunde Kinderprodukte und einem Mangel an Bewegung. Digitale Medien werden dabei als „Bewegungsräuber“ bezeichnet. Ebenso tragen Stress, psychischer Druck, schlechter Schlaf und Schilddrüsenerkrankungen ebenfalls zur Entstehung von Übergewicht bei.
Die Krankenkasse appelliert an Eltern, frühzeitig Hilfe bei Fachärzten oder Psychologen zu suchen. Stark übergewichtige Kinder und Jugendliche leiden nicht nur unter körperlichen Folgeerkrankungen, sondern sind auch häufiger Opfer von Mobbing, Hänseleien und sozialer Ausgrenzung.
Die gesundheitlichen Folgen von Adipositas können lebensbedrohlich sein. Zu den möglichen Langzeitrisiken zählen Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit, Schlaganfall, Diabetes Typ 2, bestimmte Krebsarten und Gelenkverschleiß.
Die alarmierenden Zahlen verdeutlichen, wie dringend Maßnahmen zur Prävention von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen nötig sind. Eine Kombination aus gesunder Ernährung, ausreichender Bewegung und der Förderung mentaler Gesundheit könnte helfen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken und das Risiko schwerer Folgeerkrankungen zu senken.
Immer mehr Kinder sind übergewichtig
Ärzteblatt online 1/2025
Kinder mit Adipositas haben bei einer Krebsdiagnose zusätzliche Herausforderungen zu bewältigen, da ihr Gewicht die Heilungschancen erheblich beeinflusst. Besonders bei akuter lymphatischer Leukämie (ALL) und Tumoren des zentralen Nervensystems verschlechtern sich die Überlebenschancen.
Zu diesem Ergebnis kommt eine kanadische Studie, die Daten von 11.291 Kindern und Jugendlichen im Alter von 2 bis 18 Jahren näher unter die Lupe nahm, die zwischen 2001 und 2020 in Kanada neu an Krebs erkrankten. Das Forscherteam stellte fest, dass 10,5 % der Betroffenen adipös waren. Die Auswertungen zeigen, dass Adipositas die Überlebenschancen der Betroffenen unabhängig von Alter, Geschlecht, kultureller Herkunft, Einkommensniveau, Therapiezeitraum und Krebsart negativ beeinflusst.
Die Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, das Gewicht von Kindern und Jugendlichen bei der Krebstherapie zu berücksichtigen, um ihre Überlebenschancen zu verbessern. Sie zeigen außerdem, dass bereits im Kindesalter permanentes Übergewicht erheblichen Einfluss auf die Gesundheit hat und daher gewichtspräventive Aktivitäten besonders wichtig sind, um Übergewicht zu vermeiden.
Sassine, S. et al.
Impact of obesity on outcome in children diagnosed with cancer in Canada: A report from Cancer in Young People in Canada
Cancer 1/2025
Eine vegane Ernährung ist rund 25 % günstiger als eine mediterrane Ernährungsweise, wie eine Analyse zeigt. Zudem führte die vegane Diät zu stärkerem Gewichtsverlust, verbesserten Blutfettwerten und gesteigerter Insulinsensitivität im Vergleich zur mediterranen Ernährung. Die Studie untersuchte, wie sich die Kosten und gesundheitlichen Auswirkungen beider Ernährungsformen unterscheiden.
Dafür wurden 62 übergewichtige Personen für je 16 Wochen entweder einer veganen oder mediterranen Diät zugeordnet. Nach einer Pause von vier Wochen wechselten die Teilnehmenden die Diät. Körpergewicht, Blutdruck, Lipidwerte und Insulinresistenz wurden vor und nach jeder Phase gemessen. Die Ergebnisse zeigten, dass die täglichen Lebensmittelkosten bei der veganen Ernährung um 19 % sanken, während sie bei der mediterranen Ernährung nahezu unverändert blieben. Der Unterschied zwischen beiden Diäten betrug 25 %.
Gesundheitlich reduzierte die vegane Diät nicht nur Gewicht und LDL-Cholesterin, sondern verbesserte auch die Insulinsensitivität deutlich. Die mediterrane Ernährung senkte hingegen etwas stärker den Blutdruck, hatte aber keinen Einfluss auf das Cholesterin. Beide Diäten bieten gesundheitliche Vorteile, doch die geringeren Kosten einer veganen Ernährung könnten diese für viele Menschen attraktiver machen.
Kahleova, H. et al.
Food Costs of a Low-Fat Vegan Diet vs a Mediterranean DietA Secondary Analysis of a Randomized Clinical Trial
JAMA Netw. Open 11/2024
Laut einer im Auftrag der Techniker Krankenkasse durchgeführten Umfrage empfinden junge Erwachsene in Deutschland häufiger Einsamkeit als ältere Generationen. So gaben 68 % der 18- bis 39-Jährigen an, sich oft, gelegentlich oder selten einsam zu fühlen. Im Vergleich dazu betrifft dies bei den Befragten ab 40 Jahren lediglich etwa die Hälfte.
Nicht nur erleben Menschen im Alter unter 40 Jahren Einsamkeit häufiger, sie empfinden diese auch als belastender. Mehr als ein Drittel der jüngeren Teilnehmenden, die Einsamkeit erfahren, fühlt sich dadurch spürbar oder sogar stark beeinträchtigt. Unter den Befragten ab 40 Jahren liegt dieser Anteil hingegen nur bei etwa 20 %.
Bühring, P.
Junge Erwachsene: Häufiger einsam
Dtsch Arztbl 12/2024
Kinder, die vor der Geburt häufiger einer Entzündung ausgesetzt waren, zeigten später schwächere schulische Leistungen und entwickelten im mittleren Erwachsenenalter bereits erste Anzeichen kognitiver Beeinträchtigungen. Während bei Männern bereits im Alter zwischen 45 und 55 Jahren Gedächtnisprobleme und verringerte Aktivität in bestimmten Hirnregionen auftraten, verschlechterte sich die kognitive Leistung bei Frauen erst nach der Menopause – dann jedoch stärker. Damit lässt sich erneut belegen, dass Stressfaktoren im Mutterleib langfristige gesundheitliche Folgen haben können.
Ein klassisches Beispiel ist der „Hungerwinter“ 1944/45, bei dem Kinder hungernder Schwangerer später häufiger Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 und Schizophrenie entwickelten. Die „New England Family Study“, eine umfangreiche Untersuchung von fast 18.000 Kindern in den 1960er Jahren, lieferte Forschenden neue Erkenntnisse. Damals archivierte Blutproben von Schwangeren wurden analysiert und mit den Ergebnissen von 204 Teilnehmenden im Alter von 45 bis 55 Jahren verglichen. Die Wissenschaftler untersuchten Gedächtnistests, Entzündungsmarker und Hirnaktivität.
Die Ergebnisse zeigen: Männer, die im Mutterleib einem hohen Anteil an speziellen Entzündungsmarkern ausgesetzt waren, zeigten im Erwachsenenalter deutlich reduzierte Gedächtnisleistungen und eine schwächere Gehirnaktivierung bei kognitiven Aufgaben. Frauen blieben bis zur Menopause weitgehend unbeeinflusst, erlebten dann aber einen deutlicheren Abfall ihrer kognitiven Fähigkeiten.
Schon im Alter von sieben Jahren ließ sich ein Zusammenhang zwischen einer solchen Belastung vor der Geburt und geringeren Leistungen in Lesen, Schreiben und Rechnen erkennen. Ob diese pränatalen Entzündungsreaktionen auch zur erhöhten Demenzrate bei Frauen beitragen, bleibt unklar, da die Teilnehmenden noch nicht das typische Erkrankungsalter erreicht haben.
Gildstwin, J.M. et al.
Prenatal immune origins of brain aging differ by sex
Molecular Psychiatry 11/2024
Soziale Medien wie Instagram und TikTok sind aus dem Alltag vieler Jugendlicher nicht mehr wegzudenken. Doch die intensive Smartphone-Nutzung hat auch Schattenseiten für ihre Gesundheit. Neben sozialen Plattformen begeistern auch Musik- und Videostreaming sowie Gaming.
Soziale Netzwerke ermöglichen Jugendlichen Austausch, Unterhaltung und Kreativität. Sie bieten Zugang zu Informationen und Unterstützung. Doch die ständige Online-Berieselung hat auch Einfluss auf die Psyche der vornehmlich jungen Nutzer. Laut einer forsa-Umfrage fühlen sich 56 % der 12- bis 19-Jährigen bestätigt, wenn ihre Beiträge geliked oder geteilt werden, aber ein Viertel reagiert traurig, wenn Feedback ausbleibt.
Ein weiteres Problem ist Cybermobbing: 20 % der Jugendlichen haben bereits Beleidigungen oder Ausgrenzung im Netz erlebt. Die Anonymität des Internets erschwert den Umgang damit. Kinder können im Online-Netz leicht auf verstörende Inhalte wie Pornografie oder Gewalt stoßen. Erwachsene sollten diese digitale Realität ernst nehmen und sich für die Aktivitäten ihres Nachwuchses interessieren. Gemeinsames Erleben digitaler Medien mit Familie und Freunden fördert den kompetenten Umgang.
Die gesundheitlichen Folgen exzessiver Bildschirmzeiten sind alarmierend. Untersuchungen zeigen, dass Sprach- und Sprechstörungen bei 6- bis 18-Jährigen von 2013 bis 2023 um 53 % zugenommen haben, bei den 15- bis 18-Jährigen sogar um das Doppelte. Rund 8,6 % der Kinder und Jugendlichen waren 2023 betroffen. Auch motorische Entwicklungsstörungen haben um 37 % zugenommen – bei älteren Jugendlichen sogar um 77 %. Eltern sollten daher ihren eigenen Umgang mit digitalen Medien reflektieren, da sie als Vorbilder fungieren. Jugendliche können zudem als Experten eingebunden werden, um den Austausch zu fördern.
Helfrich, J.
Verhalten der „Generation Online“ ist zu einem Krankenkassenthema geworden
Medical Tribune 11/2024
Die Raucherquote in Deutschland stagniert weiterhin und liegt derzeit bei etwa 28 %. Daher plant das Bundesministerium für Gesundheit Maßnahmen, um die Raucherprävalenz zu senken. Zukünftig soll der Anspruch auf medikamentöse Therapien zur Rauchentwöhnung häufiger von den Krankenkassen übernommen werden und nicht mehr nur auf Personen mit schwerer Tabakabhängigkeit beschränkt sein. Erfahrungen zeigen, dass die Kostenübernahme solcher Maßnahmen die Erfolgsquote und Häufigkeit von Rauchstoppversuchen leicht anheben kann.
Allerdings nennen nur 14 % der im Rahmen einer Studie befragten Raucher die Kosten als Hindernis. Die häufigsten Gründe für ihre Nikotinsucht waren „Ich rauche gerne“ (52 %), „Schwierigkeiten, Gewohnheiten zu ändern“ (42 %) und „Mangel an Disziplin“ (33 %). Diese Ergebnisse sind ähnlich wie in den Befragungen der Jahre 2021 und 2022, bei denen unter anderem lediglich 12 % die Kosten von begleitenden Maßnahmen zur Raucherentwöhnung als Hindernis nannten.
Eine Kostenübernahme könnte dennoch für einige Raucher ein Anreiz sein. Insgesamt zeigt sich jedoch, dass sie nur eine begrenzte Wirkung auf die Mehrheit der Raucher haben würde, denn lediglich 9 % gaben an, im vergangenen Jahr einen Versuch zur Raucherentwöhnung unternommen zu haben.
Es sind daher umfassendere Strategien nötig, die auf individuelle Barrieren und die Motivation der Raucher eingehen. Hierbei sollte auch Schadensminderung berücksichtigt werden. Produkte wie E-Zigaretten, Tabakerhitzer und orale Nikotinprodukte bieten eine schadstoffreduzierte Alternative, auch wenn sie nicht risikofrei sind.
Für weniger motivierte Raucher ist eine informierte Entscheidung über solche Alternativen maßgebend. Derzeit mangelt es in Deutschland jedoch an Informations- und Regulierungsstrategien, um den Umstieg auf weniger schädliche Produkte zu fördern, wie es etwa in Großbritannien erfolgreich umgesetzt wurde.
Barrieren des Rauchstopps: zusätzliche Strategien nötig, um Rauchende zum Aufhören zu motivieren
Pressemitteilung 9/2024
Immer wieder gerät der Koffeinkonsum in die Schlagzeilen, weil ihm ein Einfluss auf die Herzgesundheit zugesprochen wird. Dabei kommt es bekanntermaßen auf die Dosierung von Kaffee & Co. an. Laut Ergebnis einer aktuellen Studie kann der regelmäßige Verzehr von über 400 mg Koffein täglich – etwa sechs Espressi – den Blutdruck und die Herzfrequenz auch nach Anstrengung erhöhen und damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigern.
Laut Aussagen der Studienverantwortlichen könne ein regelmäßiger Koffeinkonsum Einfluss auf das parasympathische Nervensystem nehmen und darüber den Blutdruck und die Herzfrequenz steigern. Die Studie untersuchte, wie sich chronischer Koffeinkonsum auf die Erholung der Herzfrequenz und des Blutdrucks auswirkt.
Als chronischen Konsum definierten die Wissenschaftler das tägliche Trinken koffeinhaltiger Getränke an mindestens 5 Tagen pro Woche über ein Jahr. Sie untersuchten 92 gesunde Erwachsene im Alter von 18 bis 45 Jahren mit normalem Blutdruck. 62 % der Studienteilnehmer waren männlich und fast
80 % von ihnen lebten in städtischen Gebieten.
Die Teilnehmer absolvierten einen 3-Minuten-Step-Test, wobei Blutdruck und Herzfrequenz im Anschluss gemessen wurden. Fast 20 % konsumierten täglich über 400 mg Koffein, hauptsächlich Frauen, Menschen in Führungspositionen und Stadtbewohner. Im Ergebnis zeigte sich, dass chronischer Koffeinkonsum von über 400 mg pro Tag den Blutdruck und die Herzfrequenz dauerhaft erhöhte. Bei Personen, die mehr als 600 mg Koffein täglich tranken, blieben Herzfrequenz und Blutdruck selbst 5 Minuten nach einer körperlichen Belastung erhöht.
Erhöhter Blutdruck ist ein Risikofaktor für Herzkrankheiten, Herzinsuffizienz und Demenz. Das Bewusstsein für die Risiken eines chronisch hohen Koffeinkonsums zu schärfen, sei wichtig, um die Herzgesundheit zu fördern.
Chronic High Caffeine Consumption Impacts Heart Rate, BP Post Activity, Heightens Risk For CVD
ACC News 8/2024
Immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene verbringen zunehmend mehr Zeit im Internet und mit digitalen Spielen. Diese exzessive Nutzung kann zu Problemen der Psyche wie Kontrollverlust, permanente Unruhezustände sowie übermäßige Reizbarkeit führen. Vor dem Hintergrund der „Gamescom“ in Köln vom 21. bis 25. August 2024 warnten die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sowie Sucht- und Drogenbeauftragte vor den Gefahren übermäßiger Mediennutzung.
Laut Aussagen der BZgA nutzen 96 Prozent der 12- bis 17-Jährigen täglich das Internet, wobei die durchschnittliche wöchentliche Nutzungsdauer digitaler Medien bei Jugendlichen seit 2019 von 23 auf 26 Stunden gestiegen ist. Junge Erwachsene verbringen inzwischen bis zu 29 Stunden pro Woche online. Es wird darauf hingewiesen, dass Social-Media-Dienste wie Instagram und YouTube fest im Alltag verankert sind, besonders bei Jugendlichen.
Eltern sollten daher verstärkt darauf achten, was ihre Kinder online tun. Zudem sollte die Medienkompetenz des Nachwuchses in Bildungseinrichtungen stärker gefördert werden. Auch seien Alterskontrollen erforderlich, um Jugendliche vor ungeeigneten Inhalten zu schützen. Anbieter und Plattformen sind zwar rechtlich verpflichtet, Jugendschutz ernst zu nehmen und Verstöße konsequent zu ahnden, doch an der praktischen Umsetzung hapert es.
Die BZgA weist darauf hin, dass die zunehmende Nutzung digitaler Medien auch das Risiko psychischer Belastungen wie Kontrollverlust und Entzugserscheinungen erhöht. Auch vor diesem Hintergrund ist es essenziell, Präventionsmaßnahmen weiter auszubauen und die mentale Gesundheit der jungen Generation gezielt zu fördern.
Menschen, die oft mit Harnwegsinfektionen zu tun haben, sollten die in diesem Zusammenhang bekannte positive Wirkung von Cranberrys in Betracht ziehen. Denn diejenigen, die regelmäßig Cranberrysaft konsumieren, haben laut Ergebnis einer aktuellen Studie eine um 54 % geringere Wahrscheinlichkeit, eine Blasenentzündung zu entwickeln als diejenigen ohne Behandlung.
Schon lange wird vermutet, dass Cranberry-Inhaltsstoffe das Anhaften von Bakterien an der Harnwegswand verhindern und dadurch das Infektionsrisiko reduzieren könnten. Die Beweise waren bisher jedoch uneinheitlich, und es blieb unklar, ob die positive Wirkung nicht vielleicht eher auf die erhöhte Flüssigkeitsaufnahme beim Safttrinken zurückzuführen ist.
Eine umfangreiche Untersuchung jedoch bestätigt nun den Nutzen von Cranberrys. Sie umfasste 20 Studien mit 3.091 Teilnehmern, die ein erhöhtes Risiko für Harnwegsinfektionen aufwiesen.
Bei der Auswertung der einzelnen Studienergebnisse bestätigte sich, dass Teilnehmer, die Cranberrysaft tranken, ein um 27 % reduziertes Risiko für Harnwegsinfektionen hatten als diejenigen, die eine Placeboflüssigkeit konsumierten. Im Vergleich zu denjenigen Teilnehmern, die keinerlei Behandlung erhielten, nahm das Risiko sogar um 54 % durch den regelmäßigen Verzehr von Cranberrysaft ab.
Das Essen im Krankenhaus hat oft einen schlechten Ruf, insbesondere wegen des hohen Fleischanteils, der nicht den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) entspricht. Diese bevorzugt eine pflanzenbasierte Kost in Kliniken, doch an der Umsetzung hapert es bisher etwas. Zwei Studien zeigen nun auf, wie Krankenhäuser ihre Patienten zu gesünderen Mahlzeiten motivieren können. Rund 2.000 Personen waren in den Untersuchungen involviert.
Die Studienteilnehmer sollten sich im Rahmen einer Online-Befragung einen Aufenthalt im Krankenhaus vorstellen und für die Dauer von zwei Wochen täglich eines von drei Gerichten auszuwählen. Eine Gruppe hatte zwei fleischhaltige Optionen pro Tag, die andere nur eine. Bei der Auswertung zeigte sich schnell, dass das Angebot die Nachfrage bestimmt, denn die zweite Gruppe wählte häufiger pflanzliche Gerichte aus als die erste.
Weiterhin erwies sich, dass die Deklarierung der einzelnen Menüs keinen Einfluss auf die Präferenzen der Patienten hatte: Die Umbenennung der Menüs von „Vollkost, leichte Kost und vegetarische Kost“ in „Menü 1, Menü 2 und Menü 3“ führte nicht zu einer veränderten Nachfrage und Zufriedenheit.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Art, wie ein Menü gestaltet wird, die Auswahl und Zufriedenheit von Fleischessern positiv verändern kann. Je größer das Angebot für vegetarische Gerichte, desto größer ist somit nachweislich auch das Interesse. Mit der Umsetzung dieser Erkenntnis könnte es also leichter gelingen, durch Speiseplanänderungen die Patienten zu einer gesünderen, weniger fleischlastigen Ernährung zu lenken.
Bei chronischen Darmentzündungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa attackieren Immunzellen den Darm. Hunderttausende sind von diesen Autoimmunerkrankungen betroffen, für die es bisher nur begrenzte Behandlungsmöglichkeiten gab. Britische Wissenschaftler haben jedoch einen genetischen Auslöser identifiziert, der neue Therapieansätze ermöglichen könnte.
Demnach beeinflusst ein spezieller Abschnitt in den Genen auf Chromosom 21 ein benachbartes Gen, welches wiederum die Aktivität von Makrophagen, den speziellen Immunzellen, verstärkt. Diese greifen dann die Darmzellen an und verursachen Entzündungen. Bestimmte Krebsmedikamente könnten diese Reaktion bereits abschwächen. In Labortests mit betroffenen Darmzellen konnte bereits gezeigt werden, dass mithilfe von entsprechenden Hemmstoffen die schädliche Immunreaktion reduziert werden könne.
Diese Krebsmedikamente haben jedoch erhebliche Nebenwirkungen wie Verstopfung, Übelkeit und Schwindel. Das Forschungsteam hat bereits eine Variante entwickelt, die gezielt auf die Makrophagen wirkt und besser vertragen wird. Für genauere Angaben und Wirkaussagen sind noch weitere Untersuchungen notwendig.
Stankey, C.T. et al:
A disease-associated gene desert directs macrophage inflammation through ETS2
Natura 6/2024; 630: 447-456.
Laut dem Ergebnis einer Studie aus Belgien fördert eine grüne Wohnumgebung die Knochendichte bei Kindern und könnte ihr Osteoporose-Risiko im Alter senken. Kinder, die in grünen Gegenden aufwachsen, haben laut Studienergebnis eine höhere Knochendichte. Auch die Knochendichte im Alter hängt stark von der Knochenmasse ab, die in der Jugend gebildet wird. Ein guter Knochenaufbau in der Jugend verzögert somit den Beginn von Osteoporose.
Das Wissenschaftlerteam betont, dass neben genetischen Faktoren auch Lebensstil und Umwelt eine Rolle beim Knochenaufbau spielen. Im Rahmen der Studie wurden 327 Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren über mehrere Jahre begleitet und beobachtet. Bei der Auswertung zeigte sich, dass Kinder, die in einem Umkreis von 500 Metern um ihren Wohnort viele Wälder und Wiesen hatten, eine signifikant höhere Knochendichte aufwiesen.
Ein größerer Anteil an Grünflächen im Umkreis von 1.000 Metern senkte das Risiko einer geringen Knochendichte. Besonders gesundheitsfördernd waren große Grünflächen. Die Forscher empfehlen daher, wohnortnahes Grün zu erhalten und zu erweitern, um das Risiko von Knochenbrüchen und Osteoporose im Alter zu reduzieren.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie aus London legt nahe, dass Präbiotika die kognitiven Fähigkeiten älterer Menschen verbessern können. In der Untersuchung wurden über 60-jährige Zwillinge in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe erhielt ein Proteinpulver mit Präbiotika (Inulin und Fruktooligosaccharide), die andere ein Pulver ohne diese Zusätze. Beide Gruppen sollten für die Dauer von 3 Monaten regelmäßig Krafttraining absolvieren und das Pulver täglich einnehmen. Während der Studie wurden Gesundheit und kognitive Funktion der Teilnehmenden mithilfe von Online-Tests und Fragebögen überprüft.
Die Ergebnisse zeigten, dass das Präbiotikum die kognitiven Fähigkeiten signifikant verbesserte, ohne die körperliche Leistungsfähigkeit zu beeinflussen. Dies könnte darauf hindeuten, dass Präbiotika direkt auf das Gehirn oder Nervensystem wirken. Zudem veränderte das Präbiotikum das Darmmikrobiom der Teilnehmenden, insbesondere durch eine Zunahme von Bifidobakterien, die oft mit positiven Gesundheitseffekten in Verbindung gebracht werden.
Diese Veränderungen könnten erklären, wie die kognitiven Fähigkeiten beeinflusst werden. Trotz der vielversprechenden Ergebnisse stehen weitere Forschungen an, um definitive Aussagen zu treffen. Insgesamt jedoch bietet die Studie interessante Einblicke in die mögliche Rolle von Präbiotika bei der Verbesserung der geistigen Fitness im Alter.
Es bleibt abzuwarten, ob zukünftige Forschungen diese ersten Ergebnisse bestätigen können und Präbiotika tatsächlich gegen den kognitiven Abbau im Alter wirksam sind.
Ni Lochlainn, M. et al.
Effect of gut microbiome modulation on muscle function and cognition: the PROMOTe randomised controlled trial
nature communications 2/2024
Bei schönem Wetter wird noch häufiger zu den vermeintlich erfrischenden Softdrinks wie beispielsweise Cola, Limonaden, Eistees und Energy Drinks gegriffen als sonst. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Geschmacksvarianten und es kommen ständig neue Softdrinks dazu. Weltweit stehen sie in der Rangliste der beliebtesten Getränke auf Platz 1.
Ein Grund mehr, den extrem hohen Konsum entsprechender zuckerhaltiger Erfrischungsgetränke einzudämmen, denn sie zählen zu den Hauptverursachern des hohen Zuckerkonsums mit seinen besorgniserregenden Auswirkungen auf die Zivilisationskrankheiten, die es unbedingt zu vermeiden gilt. Weil immer mehr Menschen zu den ungesunden Getränken greifen, nehmen starkes Übergewicht, Diabetes- und Herzkreislauf-Erkrankungen immer weiter zu.
Nicht zuletzt leidet auch die Zahngesundheit maßgeblich vom hohen Zuckerkonsum. Vor diesem Hintergrund schlägt die Weltgesundheitsorganisation Alarm und fordert dazu auf, diesem ungesunden Getränkeverbrauch durch konkrete Maßnahmen vorzubeugen. Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) haben nach Präventionsmaßnahmen gesucht, deren Erfolg wissenschaftlich belegt ist. Zu diesem Zweck werteten sie 58 vorhandene Studien aus 14 unterschiedlichen Ländern zu diesem Thema aus. In Summe resultieren ihre Ergebnisse somit aus den wissenschaftlichen Daten von über einer Million Studienteilnehmern.
Im Ergebnis zeigte sich, dass es folgende wissenschaftlich belegbare Möglichkeiten gibt, um den Softdrinkkonsum zu reduzieren. Der hohe Zuckergehalt der Softdrinks könnte besser kenntlich gemacht werden, beispielsweise durch eine entsprechende Warnfarbe auf der Verpackung entsprechend dem sogenannten Ampelprinzip. Die Konsumentenpreise könnten zur Abschreckung deutlich erhöht werden. Auch sollten Kindermenüs nicht standardmäßig mit Softdrinks angeboten werden. Im Supermarkt sollten höher frequentierte Regalplätze eher mit gesunden statt mit süßen Getränken ausgestattet werden.
Zudem haben auch spezielle Gesundheitskampagnen ihre Wirkung gezeigt und sollten daher häufiger umgesetzt werden. Nicht zuletzt sollte jede Familie privat darauf achten, dass die zuckerreichen Softdrinks nur gelegentlich zu besonderen Anlässen und nicht alltäglich angeboten werden.
Philipsborn, von P, et al.
Environmental interventions to reduce the consumption of sugar-sweetened beverages and their effects on health.
cochrane database 8/2020
Wissenschaftler hierzulande haben neue Erkenntnisse zum versteckten Hörverlust gewonnen. Sie fanden heraus, dass Prozesse im Zentralnervensystem eine wichtige Rolle bei diesem Phänomen spielen könnten. Bisher wurde grundsätzlich angenommen, dass Schäden im Innenohr – hervorgerufen beispielsweise durch laute Musik – für den versteckten Hörverlust verantwortlich sind. Nun aber kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass bestimmte Rezeptoren im Gehirn die Hauptverursacher sein könnten.
Im Rahmen der Studie analysierten die Forschenden mittels spezieller Untersuchungsmethode, der sogenannten Positronen-Emissions-Tomographie (PET), die Verarbeitungsprozesse in den Hörarealen des Gehirns und konnten dabei Veränderungen an bestimmten hemmenden Rezeptoren von Nervenzellen ausfindig machen.
Diese Rezeptoren, die für einen für das Hörvermögen besonders wichtigen Neurotransmitter verantwortlich sind, helfen dabei, interessante Signale von Störgeräuschen zu trennen. Die Veränderungen an diesen Rezeptoren könnten zu einer Beeinträchtigung der Informationsverarbeitung führen, was die Einschränkungen im Hören erklären könnte.
Interessanterweise zeigte die Studie, dass die Anzahl funktionsfähiger Synapsen im Innenohr nicht signifikant abgenommen hatte. Dies deutet darauf hin, dass Schäden im Innenohr allein möglicherweise nicht die Ursache für den versteckten Hörverlust sind. Die Erkenntnisse dieser Studie eröffnen neue Forschungsperspektiven im Bereich des versteckten Hörverlusts. Neben dem Richtungshören könnten auch Defizite in der Sprachwahrnehmung auf Veränderungen zentralnervöser Mechanismen im Gehirn zurückzuführen sein.
Tolnai, S. et al.
Age-Related Deficits in Binaural Hearing: Contribution of Peripheral and Central Effects
J Neuroscience 4/2024
Fertigprodukte bestechen weiterhin durch zu hohe Mengen an Fett, Zucker und Salz, was die angestrebten Ziele der „Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie“ (NRI) für eine ausgewogene Ernährung bis 2025 infrage stellt. Laut eines aktuellen Zwischenberichts des Bundesernährungsministeriums haben die bisherigen Bemühungen der Lebensmittelwirtschaft, den Einsatz dieser Inhaltsstoffe zu reduzieren, nicht ausgereicht, um die gesundheitlichen Ziele zu erreichen.
Die NRI, die im Dezember 2018 gestartet wurde, verlangt von der Lebensmittelindustrie eine deutliche Reduzierung von Zucker, Salz und Fett bis 2025, um eine ausgewogene Ernährung zu fördern und ernährungsbedingten Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen entgegenzuwirken. Obwohl in einigen Produktgruppen seitdem Reduzierungen der genannten Inhaltsstoffe erreicht wurden, haben die Bemühungen der Industrie in letzter Zeit nachgelassen oder sind ganz zum Stillstand gekommen.
Insbesondere bei Milchprodukten wie Joghurts und Quarkspeisen, die hauptsächlich für Kinder bestimmt sind, ist eine Reduzierung des Zuckergehalts, um bis zu 19 % seit 2016 zu verzeichnen. Dennoch liegt der Zuckergehalt mit rund 11,5 Gramm pro 100 Gramm immer noch über den von der WHO empfohlenen Werten. Die Geschwindigkeit, mit der die Hersteller die Zuckergehalte in ihren Produkten herabsetzen, hat sich eindeutig verlangsamt.
Der aktuell veröffentlichte Zwischenbericht ist der zweite seit dem Jahr 2020. Ein weiteres Produktmonitoring für Erfrischungsgetränke, Fleischersatzprodukte sowie Feingebäck und Soßen ist für den Herbst geplant, gefolgt von. Frühstückscerealien, Brot und Wurstwaren im Herbst 2025. Ein abschließender Bericht zur NRI wird 2026 erwartet.
Das Bundesernährungsministerium betont, dass die bisherigen Anstrengungen nicht ausreichen. Das Ministerium hat daher das Max-Rubner-Institut in Karlsruhe beauftragt, gemeinsam mit Unternehmen und Interessengruppen der Lebensmittelindustrie neue wissenschaftlich fundierte Herangehensweisen und Ziele zu entwickeln, die als eine realistische Basis für Forderungen gegenüber der Industrie dienen sollen.
Viele verarbeitete Lebensmittel enthalten weiter zu viel Zucker, Fette oder Salz
Pressemitteilung 4/2024
Einige Menschen haben bekanntermaßen auch Jahre, nachdem sie COVID-19 hatten, immer noch Symptome wie anhaltende Müdigkeit, Gedächtnisprobleme und Muskelschmerzen. Dieses Phänomen ist bekannt unter „Langzeit-Covid“. Wissenschaftler nehmen an, dass es verschiedene Gründe für diese anhaltenden Beschwerden geben könnte. Einer davon könnte sein, dass das Virus dauerhaft im Körper bleibt und das Immunsystem ständig aktiviert.
So diskutierten auch US-amerikanische Forscher im Rahmen einer Konferenz zu diesem Thema und haben ihre Ergebnisse vorgestellt: Es zeigt sich dabei, dass sogar noch lange nach der Infektion Spuren des Virus im Blut und in Gewebeproben nachweisbar sind. Besonders bei Menschen, die schwer an Covid-19 erkrankt waren, haben die Forscher häufiger Anteile des Virus im Körper gefunden. Das bedeutet, dass das Virus auch bei Menschen, deren Immunsystem normal funktioniert, länger im Körper bleiben und zu anhaltenden Infektionen führen kann.
Man hofft vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse nun, dass bestimmte antivirale Medikamente oder spezielle Antikörper das Virus aus dem Körper entfernen und somit die Ursache für Langzeit-Covid bekämpfen könnten. Klinische Studien werden zeigen, ob diese Methoden funktionieren. Es gibt aber auch noch weitere Gründe für Langzeit-Covid. So könnten beispielsweise weitere Autoimmunreaktionen durch das Virus ausgelöst oder andere Viren im Körper wieder aktiviert worden sein.
Die Wissenschaftler weisen ebenfalls darauf hin, dass bei solchen Patienten, die durch die Infektion oder notwendige Therapien körperliche Schäden erlitten haben, in vielen Fällen eine traditionelle Rehabilitationsbehandlung Abhilfe schaffen könnte, um zunächst die Grundverfassung des Körpers zu stärken.
COVID-19 Virus Can Stay in the Body More Than a Year after Infection.
Pressemitteilung 3/2024
Forscher haben das Wachstum von Gehirnzellen bei Föten unter Einfluss von Stresshormonen untersucht, speziell die Entwicklung der Hirnrinde. Stresshormone können die Gehirnstruktur verändern, was später mit einem höheren Bildungsniveau zusammenhängen könnte. Bestimmte Hormone, die sogenannten Glukokortikoide, regulieren wichtige Funktionen während der Schwangerschaft, einschließlich der Gehirnentwicklung.
Sie werden bei Stress ausgeschüttet und können auf den Fötus übergehen. Cortisol ist ein bekanntes Stresshormon, das auch während der Schwangerschaft unter anderem für die Lungenreifung des Fötus unterstützend wirkt. Laut dem Ergebnis einer Studie kann unter Einfluss von Glukokortikoiden in der Schwangerschaft auch die Anzahl der Gehirnzellen erhöht werden, die wichtig für das Wachstum der Hirnrinde sind.
Für die entsprechenden vorangegangenen Untersuchungen setzten die Wissenschaftler Gehirnorganoide ein, das sind Modelle des sich entwickelnden Gehirns. Die Glukokortikoide beeinflussen die Hirnrindenentwicklung demnach über ein spezielles Protein, was zu einer verstärkten Produktion von Nervenzellen führt. Dass es zwischen einer veränderten Gehirnstruktur und einem späteren höheren Bildungsniveau einen Zusammenhang gibt, wurde bereits durch zahlreiche Studien mit schwangeren Frauen und ihrem Nachwuchs bestätigt.
Der Zeitpunkt ist für den möglichen Einfluss der Stresshormone entscheidend. Frühere Studien haben gezeigt, dass Glukokortikoide im dritten Trimester einer Schwangerschaft negative Auswirkungen haben können. In der frühen Schwangerschaft hingegen können sie positive Effekte haben, indem sie die Anzahl von Vorläuferzellen und Neuronen erhöhen, was sich positiv auf die kognitiven Fähigkeiten der Nachkommen auswirken kann.
Dieses Studienergebnis zeigt, wie Glukokortikoide die Gehirnentwicklung beeinflussen und welche Folgen dies für die kognitiven Fähigkeiten und die Gehirnstruktur im späteren Leben haben kann. Dadurch könnten therapeutische Ansätze ermöglicht werden, die bereits in einem frühen Stadium der menschlichen Entwicklung im Mutterleib ansetzen könnten.
Krontira, A.C. et al.
Human cortical neurogenesis is altered via glucocorticoid-mediated regulation of ZBTB16 expression.
Neuron 3/2024
„Nudging“, also das Beeinflussen von Entscheidungen – wird weltweit von Unternehmern sowie Politikern eingesetzt. Selbst kleine Veränderungen können unser Verhalten beeinflussen, ohne unsere Möglichkeiten einzuschränken. Ein Beispiel: Wenn auf einer Speisekarte kalorienreduzierte Speisen hervorgehoben werden, wählen wir sie eher aus. Doch wie finden die Menschen das?
Im Rahmen einer Studie wurde untersucht, inwieweit verschiedene Nudging-Maßnahmen Ernährungsentscheidungen beeinflussen. Als zentrales Ergebnis zeigte sich, dass die Akzeptanz höher ist, je transparenter und je einfacher das Nudging umzusetzen ist.
Im Rahmen einer Online-Umfrage wurden 451 Erwachsene über verschiedene Nudging-Szenarien beeinflusst. Für jedes Szenario gab es zwei Auswahlmöglichkeiten für die Studienteilnehmer. Beispielsweise konnte am Buffet die Butter nicht selbst genommen, sondern musste von einer Servicekraft erbeten werden. Die Befragten sollten sich für eine Option entscheiden und mittels eines Fragenkataloges ihre Meinung und Akzeptanz zu diesem eingesetzten Nudging angeben.
Die Forschenden entdeckten, dass einige Varianten von „Nudging“-Szenarien vielversprechender sind als andere. Die Akzeptanz wird größer, je aufwändiger es erscheint, sich gegen die vorgeschlagene Option zu entscheiden. Außerdem ist die Akzeptanz des Nudgings größer, wenn sie offen transportiert und verständlich ist. Je mehr die Wahrheit verzerrt wird und das eigentliche Ziel der Nudging-Methode verborgen bleibt, desto geringer ist die Akzeptanz.
Die Studienverantwortlichen betonen daher die wichtige Bedeutung der Wahlfreiheit und Wirksamkeit, die den Menschen durch eine bewusste Anleitung den Menschen gegeben werden muss. Akzeptierte und damit erfolgreiche Methoden zur Beeinflussung der Kaufentscheidung sollten daher unbedingt wahre Versprechungen enthalten und auch einfach umzusetzen sein.
Lemken, D. et al.
Public acceptance of default nudges to promote healthy and sustainable food choices.
BMC Public Health 11/2023
3 % bis 20 % aller Frauen erkranken an einer Schwangerschaftsdepression. Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass Frauen mit einer Autoimmunerkrankung während der Schwangerschaft und nach der Geburt häufiger an Depressionen leiden.
Umgekehrt haben Frauen mit einer Schwangerschaftsdepression in den Folgejahren ein erhöhtes Risiko, eine Autoimmunerkrankung zu entwickeln. Mögliche Trigger könnten der Hormonentzug nach der Entbindung und die Belastung durch den Säugling in den ersten Monaten sein.
Interessanterweise haben Studien bei Patienten mit einer Depression belegen können, dass während der akuten Depression häufig ein Anstieg von bestimmten Entzündungsmarkern erfolgt. Diese Erkenntnisse können dazu beitragen, ein besseres Verständnis für die Zusammenhänge zwischen Autoimmunerkrankungen, Depressionen und Entzündungsprozessen zu gewinnen.
Denn erhöhte Entzündungsparameter sind ein charakteristisches Merkmal von Autoimmunerkrankungen. Im Rahmen der Studie wurde diese Verbindung näher untersucht. Die Daten von 55.299 Frauen, die zwischen 2001 und 2013 vermutlich an einer perinatalen Depression litten, flossen in die Untersuchungen ein. Diese wurden mit den entsprechenden Daten von Frauen ohne Depressionen vergleichen.
Die Analyse ergab, dass Frauen mit perinataler Depression 30 % häufiger zuvor wegen Autoimmunerkrankungen behandelt wurden. Die Ergebnisse belegen also eine immunologische Komponente bei der perinatalen Depression. Genauere Hintergründe müssen in weiteren Studien untersucht werden.
Bränn, E. et al.
Bidirectional association between autoimmune disease and perinatal depression: a nationwide study with sibling comparison
Molecular Psychiatry 1/2024
Laut einer Studie der Universitätsmedizin Mainz erhöht eine weizenhaltige Ernährung den Schweregrad einer Multiple Sklerose-Erkrankung (MS). Dies bewirkten Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI), natürliche Proteine im Weizen, während Glutenproteine die entzündlichen Reaktionen jedoch nicht beeinflussten. Das Besondere ist, dass ein wesentliches Nahrungsmittel – und hier ein definierter Bestandteil – diese Entzündung fördern kann. Die Studienverantwortlichen wollen im nächsten Schritt untersuchen, inwieweit eine weizenfreie Ernährung eine medikamentöse Therapie der MS unterstützen kann.
Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, bei der das Immunsystem in einer überschießenden Reaktion gesunde Nervenzellen angreift und diese dann fortlaufend absterben. Erkennbar ist sie zunächst durch vorübergehende Empfindungsstörungen, Sehstörungen und Muskellähmungen. Rund 2,8 Millionen Menschen auf der ganzen Welt sind von MS betroffen, in Deutschland über 250.000 Menschen.
Die Häufigkeit nimmt deutlich zu, vor allem bei jungen Erwachsenen und Frauen. Ausgelöst wird die Erkrankung durch eine Kombination verschiedener Faktoren, darunter genetische und Umweltfaktoren sowie die Ernährung. Bestimmte Weizenproteine scheinen gemäß der Studie einen weiteren besonderen Beitrag zu leisten.
Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI) sind natürliche Proteine, die in Getreidesorten wie Weizen, Gerste und Roggen vorkommen. Wie die Wissenschaftler bestätigen konnten, fördern die ATI-Proteine Entzündungsprozesse in Organen, wie der Leber oder der Lunge, und ebenfalls im zentralen Nervensystem. Dadurch können die ATI-Proteine die Erkrankungssymptome bei einer MS fördern. Durch eine Ernährung, die 25 % Weizen enthält, verschlimmerten sich die Symptome der MS stark.
Bei einer weizenfreien Ernährung kam es nicht zu einer Zunahme der Krankheitssymptome. Die Studienverantwortlichen schließen daraus, dass eine weizenfreie Ernährung zu einer Milderung der Symptome einer MS beitragen kann.
Zevallos, V.F. et al.
Dietary wheat amylase trypsin inhibitors exacerbate CNS inflammation in experimental multiple sclerosis
Gut 12/2023; 7(73): 92-104.
Laut einer repräsentativen Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ist die Frage nach möglichen gesundheitlichen Risiken von künstlichen Süßungsmitteln (Süßstoffe, Zuckeraustauschstoffe) in der Bevölkerung umstritten. Die Meinungen sind geteilt: 30 Prozent der Befragten sind besorgt über diese Art von Zusatzstoffen, während 34 Prozent unbesorgt sind.
Das BfR gibt an, dass das Thema Süßungsmittel zum ersten Mal abgefragt wurde. Das gesundheitliche Risiko, welches von dieser Produktgruppe ausgehen könnte, wird von der Bevölkerung eher als mittelmäßig hoch angesehen. Die größte Beunruhigung geht bei 64 % der Befragten von der Thematik rund um das Mikroplastik aus. Antibiotikaresistenzen geben 52 % der Befragten einen Anlass zur Sorge und 51 % sehen Restbestände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln als sehr kritisch an.
Grundsätzlich erfolgte bei der Frage nach den besorgniserregendsten gesundheitlichen Risiken die Nennung von „Pestiziden“ und „Chemie“ am häufigsten. Danach folgten die Angaben zu „Zucker“, „Salz“ und „Fett“ in Lebensmitteln, anschließend die zu „Kunststoffen“. Am wenigsten scheinen die Zusatzstoffe in Lebensmitteln den Verbrauchern Kopfzerbrechen zu bereiten.
Viele Informationen zum Thema angrenzenden Thema „Umweltmedizin und Klimawandel“ finden Sie im Gesundheitslexikon.
Die sogenannte DASH-Diät – „Dietary Approaches to Stop Hypertension“ – wurde ursprünglich vom National Heart, Lung, and Blood Institute in den USA aufgestellt, um bei Bluthochdruck den Verzehr von gesättigten Fetten, Cholesterin, Natrium sowie Zucker zu reduzieren. Sie ist reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und fettarmen Milchprodukten und empfiehlt geringe Mengen an magerem Fisch und Fleisch sowie den Verzicht auf fettes Fleisch, gezuckerte und gesalzene Lebensmittel.
Das Ergebnis einer 30-jährigen Studie zeigt nun, dass diese Bluthochdruck senkende Ernährungsweise offensichtlich auch vor kognitiven Erkrankungen wie Morbus Alzheimer schützen kann. Denn Frauen, die sich im mittleren Lebensalter dieser Diät angeschlossen hatten, hatten im Alter ein um 17 % reduziertes Risiko, von entsprechenden kognitiven Einschränkungen betroffen zu sein.
Vor allem ließen sich durch diese Kost solche kognitiven Funktionen positiv beeinträchtigen, die zu einem großen Anteil für eine Alzheimer-Erkrankung verantwortlich sind. Die Wissenschaftler konnten bestätigen, dass die Reduzierung des Risikos für derartige kognitive Beeinträchtigungen umso größer ist, je strikter sich die Frauen an den DASH-Diätplan gehalten hatten.
Im Rahmen der Studie wurden die gesundheitlichen Daten sowie Angaben zum Lebens- und Ernährungsstil von Frauen im durchschnittlichen Alter von 46 Jahren zu Beginn der Untersuchungen analysiert. Für die Dauer von 30 Jahren wurden die Teilnehmerinnen nachbeobachtet, auch um Angaben bezüglich der Entwicklung ihrer kognitiven Gesundheit zu erhalten. So wurden sie unter anderem nach dieser langen Zeit befragt, wie sie ihre Aufmerksamkeit, ihre Gedächtnisleistung und ihren Orientierungssinn beurteilten. Auch nach Schwierigkeiten, mündliche Anweisungen zu verstehen, Gesprächen in einer Gruppe zu folgen oder sich auf vertrauten Straßen zurechtzufinden, wurden die Studienteilnehmerinnen gefragt.
Es zeigte sich nach der Berücksichtigung weiterer Einflussfaktoren wie beispielsweise Bildungsstand oder Medikamenteneinnahme, dass diejenigen, die sich herzgesund ernährt hatten, eindeutig weniger über kognitive Beschwerden berichteten. Die Studienverantwortlichen schließen daraus, dass eine entsprechende hochwertige Ernährungsform sehr vielen Frauen helfen könnte, nicht nur um dem Herz-Kreislaufsystem, sondern auch der kognitiven Gesundheit bis ins Alter etwas Gutes zu tun.
Song, Y. et al.
Mid-life adherence to the Dietary Approaches to Stop Hypertension (DASH) diet and late-life subjective cognitive complaints in women
Alzheimer`s und Dementia 10/2023
Wissenschaftler aus Schweden berichten, dass ein erhöhter Blutdruck auch für junge Männer zum gesundheitlichen Verhängnis in ihrem späteren Leben werden könnte. Denn das Risiko für typische kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, ischämischer Schlaganfall oder Hirnblutung erhöhte sich laut dem Ergebnis einer Studie eindeutig, wenn die Betroffenen in ihren jungen Lebensjahren bereits häufiger einen höheren Blutdruckwert als 120/80 mmHg gehabt hatten.
Als Basis der Studie dienten die Daten, wie beispielsweise der Blutdruckwert von über 1,3 Millionen jungen Männern, die 1969 bis 1997 bei der Einmusterung zum Wehrdienst aufgenommen wurden. Fast 30 % von den jungen Erwachsenen zeigte damals einen erhöhten Blutdruck von 120-129/<80 mmHg. Bei über 50 % lag dieser Wert sogar bei über 130/80 mm Hg.
Im Studienverlauf der folgenden 35,9 Jahre traten bei fast 80.000 Studienteilnehmern die gefährlichen kardiovaskulären Ereignisse auf.
Laut Aussagen der Wissenschaftler steigt das Risiko, im Verlauf des späteren Lebens an Herzinfarkt, Schlaganfall & Co. zu erkranken, stufenweise an mit dem Blutdruckwert, den die Betroffenen in ihrer Jugend gehabt hatten. Lag dieser Risikowert bei einem 68-jährigen Mann, der früher einen gesunden Blutdruck hatte, bei 14,7 %, so war er bei einer Vergleichsperson, die in ihren Jugendjahren höhere Blutdruckwerte hatte, bei bereits 24,3 %. Vor diesem Hintergrund sei es also wichtig, aus kardiovaskulärer Sicht bereits in den jungen Lebensjahren besonders aufmerksam zu sein, falls sich die Blutdruckwerte in einem höheren Sektor bewegen.
Rietz, H. et al.
Blood Pressure Level in Late Adolescence and Risk for Cardiovascular Events A Cohort Study
Annals Internal Medicine 9/2023
Wie wichtig es ist, wenig Alkohol zu trinken, auf das Rauchen zu verzichten, ausreichend zu schlafen, sportlich aktiv zu sein, sich gesund zu ernähren und Kontakte zu Freunden und Familie zu haben, zeigt das Ergebnis einer aktuellen Studie. Demnach wirkt sich einer entsprechend gesunder Lebensstil auch äußerst positiv auf die psychische Gesundheit aus und schützt vor einer Depression. Sogar Menschen, denen ein erhöhtes Risiko für diese psychische Erkrankung in die Wiege gelegt wurde, können dem vorbeugen, indem sie diese gesunden Lebensstil-Faktoren umsetzen.
Ein Forscherteam aus Shanghai kommt zu dem Schluss, dass derartige äußere Einflussfaktoren eine ebenso große Bedeutung haben wie die körperlichen Voraussetzungen, die jeder Mensch mitbringt. Fast 290.000 Personen nahmen an der neunjährigen Studie, die insbesondere auf Befragungen und medizinische Untersuchungen basierte, teil. Fast 13.000 von ihnen erkrankten während des Studienzeitraums an einer Depression.
Im Ergebnis zeigte sich, dass der Schlaf eine bedeutende Rolle einzunehmen scheint, denn sieben bis neun Stunden davon pro Tag reduzierten das Erkrankungsrisiko für eine Depression um 22 %. Fast ebenso hoch sei der Einfluss von sozialen Kontakten, um vornehmlich wiederholte depressive Verstimmungen um 18 % zu minimieren. Durch einen Alkoholverzehr in Maßen könne das Risiko einer Depression um 11 % und durch den Verzicht auf Nikotin um 20 % herabgesetzt werden.
Auch regelmäßiges körperliches Training sowie eine ausgewogene Ernährung führten zu einer Reduzierung von depressiven Erkrankungen um 14 beziehungsweise 6 %. Eine ideale Auswirkung auf die effektive Vorbeugung einer Depression hat verständlicherweise eine optimale Kombination dieser einzelnen Lebensstil-Faktoren.
Wer von allen Maßnahmen ein gutes Mittelmaß absolviere und damit einen mittelmäßigen Lebensstil verfolge, bei dem würde sich mit einer um 41 % geringeren Wahrscheinlichkeit eine Depression ausbilden im Vergleich zu Menschen mit ungesundem Lebensstil, so die Aussage der Studienverantwortlichen. Bei noch besserer Umsetzung der empfohlenen Lebensstil-Maßnahmen ließe sich die Gefahr, an einer Depression zu erkranken, sogar um fast 60 % reduzieren.
Vor dem Hintergrund dieser Studie ist es also wichtig, dass die Risikogruppen einer Depression ihr Schicksal nicht untätig hinnehmen müssen, sondern über ihre Lebensführung und die zahlreichen Einflussfaktoren einen effektiven gesundheitsfördernden Einfluss auf den Krankheitsverlauf nehmen können.
Zhao, Y. et al.
The brain structure, immunometabolic and genetic mechanisms underlying the association between lifestyle and depression
Nature Mentahl Health 9/2023; 1: 736–750.
Viele Kinderärzte in Deutschland kritisieren die unklaren Grenzen bezüglich des Internetkonsums von heranwachsenden jungen Menschen. Aufgrund des nachteiligen Einflusses der Online-Medien auf die gesunde Entwicklung des Nachwuchses – sofern die Nutzung zu früh und zu lange erfolgt – machen sich die Mediziner begründete Sorgen.
Wie der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) berichtet, nimmt beispielsweise die Anzahl der Kleinkinder mit Handys zu. Dies würde von den Eltern forciert, um für sich Ruhezeiten zu gewähren oder um den Kindern Belohnungen für ein bestimmtes erwünschtes Verhalten zu bieten. So wäre nicht selten zu beobachten, dass die Essensmahlzeit nur dann verspeist würde, wenn Online-Spiele oder -Comicserien versprochen würden. Die Mediziner plädieren unter anderem dafür, dass ein Handy mit Internetzugang nicht in den Besitz der unter 12-Jährigen gelangen sollte.
Nicht nur, dass die jungen Menschen zu viel Zeit in der Online-Welt verbringen und damit ihre Aktivitäten und Kontakte in der realen Welt zu kurz kommen, sondern auch die unpassenden Inhalte in den sozialen Medien werden stark kritisiert. Als Beispiel seien die verfälschten Schlankheitsideale genannt, die sich dort zunehmend finden lassen und einen falschen Eindruck bei den Heranwachsenden hinterlassen.
Auch vor diesem Hintergrund nehmen laut Aussage vieler Kinderärzte psychische Belastungen und körperliche Erkrankungen bei den jungen Menschen zu. Laut Analyse des Statistischen Bundesamtes sind mittlerweile 10 % der minderjährigen Deutschen von psychischen Problemen mit permanent steigender Tendenz betroffen.
Kinderärzte wegen Internetkonsums bei jungen Menschen besorgt
aerzteblatt.de 7/2023
Bei chronischen Entzündungen des Darms handelt es sich um eine irregeleitete Entzündungsreaktion, bei der das Immunsystem eine bedeutende Rolle spielt. Auch gängige Darmbewohner führen in diesen Fällen zu falschen, unangenehmen Abwehrreaktionen. Im Rahmen einer Studie haben Wissenschaftler jetzt herausgefunden, dass möglicherweise bestimmte Hefepilze eine derartige Überantwort des Immunsystems hervorrufen können, obwohl sie normalerweise eine gute Verträglichkeit haben.
Eine gesunde Darmflora ist von unterschiedlichsten Viren, Bakterien und von einer geringeren Anzahl an Hefepilzen besiedelt. Dieses sogenannte Mikrobiom existiert in einem Gleichgewicht und ist mitverantwortlich für zahlreiche lebensnotwendige Abläufe in unserem Körper. Unser Immunsystem hat dabei die Aufgabe, diese bedeutende Funktion zu kontrollieren und zu interagieren, falls einzelne Darmbewohner aus der Reihe tanzen und die empfindliche Symbiose stören.
Bei bestimmten chronischen Darmentzündungen, wie dem Morbus Crohn, ist dieser wichtige Einfluss des Immunsystems fehlgeleitet, sodass es zu Überreaktionen und damit zu wiederkehrenden Entzündungsreaktionen kommt. Aus diesem Grunde treten bei durchschnittlich jedem 500. Bundesbürger regelmäßig Schmerzen, Fieber, Durchfall und weitere unangenehme Reaktionen auf.
Dass nun vor allem auch Hefepilze wie der bekannte Candida-Pilz oder einzelne Saccharomyces-Spezies Mitverursacher für die überschießenden Entzündungsreaktionen sein können, fanden die Wissenschaftler heraus, indem sie das Blut und Gewebe der Studienteilnehmer analysierten. Es zeigte sich dabei, dass die verantwortlichen Immunzellen eine verstärkte und überschüssige Reaktion auf die Hefepilze im Darm hatten.
Bei gesunden Menschen, die nicht von einer chronischen Darmentzündung betroffen waren, fand diese Überreaktion aber nicht statt und die Hefepilze in der Darmflora wurden gut vertragen. Bei den Betroffenen jedoch scheinen die Hefepilze die unangenehmen Reaktionen immer wieder zu befeuern, womit sich auch erklären lässt, dass es sich um eine chronische Erkrankung handelt.
Sicherlich haben die Darmentzündungen auch viele andere Ursachen. Vor dem Hintergrund der Studie kann jedoch jetzt davon ausgegangen werden, dass die Hefepilze die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen triggern können. Für konkrete Schlussfolgerungen, beispielsweise dazu, ob Betroffene auf den Verzehr von Lebensmitteln mit Hefe verzichten sollten, seien jedoch weitere Untersuchungen notwendig, so die Studienverantwortlichen.
Martini, G.R. et al.
Selection of cross-reactive T cells by commensal and food-derived yeasts drives cytotoxic TH1 cell responses in Crohn’s disease.
Nat Med 9/2023
Wie effektiv Entspannungsprogramme und Achtsamkeitstrainings im Grünen sind, zeigt eine Studie, in der sowohl Betroffene einer Depression als auch psychisch gesunde Menschen begleitet und wiederkehrend befragt wurden.
Allen Beteiligten wurden Übungen zum Achtsamkeitstraining im Rahmen von jeweils drei- bis vierstündigen Einheiten in der Natur angeboten. Mithilfe von Fragebögen wurden die Studienteilnehmer über die Dauer von drei Jahren interviewt, um Informationen über die Wirksamkeit dieser Maßnahmen zu erhalten. Es sollte unter anderem geklärt werden, ob die seitens der Wissenschaft angenommenen positiven Einflüsse auf die psychische Gesundheit auch tatsächlich eintreten.
Im Ergebnis zeigte sich, dass die entsprechend angeleiteten Übungen in der Natur nachweislich dazu beitragen, dass das Gefühlsempfinden der Betroffenen positiv beeinflusst wurde. Auch als präventive Maßnahme gegen depressive Verstimmungen oder Burnout hätte ein Achtsamkeitstraining in der Natur durchaus seine Daseinsberechtigung, so die Studienverantwortlichen.
Neben der Steigerung der gesundheitlichen Gesamtverfassung und der Abnahme der körperlichen Anspannung profitierten die Betroffenen auch von einer tieferen Atmung und einem besseren Schlaf. Insbesondere solche Patienten, die einem besonders starken psychischen Druck ausgesetzt und bereits an einer Depression erkrankt sind, ziehen einen großen Nutzen aus derartigen naturverbundenen Trainingsmaßnahmen.
Schulte, C.
Natur als Ressource für psychische Gesundheit: Positive Wirkung von Achtsamkeitstrainings im Grünen
Pressemitteilung 9/2023
Wer dauerhaft zu viele Pfunde auf die Körperwaage bringt, hat bekanntlich ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs. Eine aktuelle Auswertung des Deutschen Krebsforschungszentrums, in der die Daten von etwa 500.000 Teilnehmern näher beleuchtet wurden, zeigt nun auf, dass dieser Zusammenhang bislang erheblich unterschätzt wurde. Diese Fehleinschätzung ist wohl darauf zurückzuführen, dass im letzten Zeitraum vor der Darmkrebsdiagnose die betroffenen Patienten in der Regel an Gewicht verlieren und somit zunächst kein Rückschluss auf ein risikoreiches, erhöhtes Körpergewicht als Ursache gezogen wird.
Bislang ging man davon aus, dass das Risiko für Krebserkrankungen des Darms oder der Gebärmutter bei übergewichtigen Menschen um ein Drittel erhöht ist im Vergleich zu normalgewichtigen. Im Rahmen einer Studie wurden Daten von 40- bis 69-jährigen Patienten zwischen den Jahren 2006 und 2020 gesammelt und analysiert. Die gesundheitlichen Parameter der Studienteilnehmer sowie deren Angaben zum Lebensstil flossen in die Studie ein. 4.794 der insgesamt 453.049 Teilnehmer erkrankten in dieser Zeit an Darmkrebs.
Die Berechnungen ergaben, dass das Risiko für Krebserkrankungen bei übergewichtigen Frauen um
26 % und bei übergewichtigen Männern um 42 % erhöht ist. Bisherige Untersuchungen hatten ergeben, dass diese Risikozahlen etwa bei der Hälfte liegen würden und damit das Erkrankungsrisiko für Übergewichtige bislang eher unterschätzt wurde. Zum Darmkrebs nahm man bisher an, dass 11,3 % der Fälle auf Übergewicht zurückzuführen seien, neuere Berechnungen jedoch ergaben einen Wert um 19 %! Ausschlaggebend für das Krebserkrankungsrisiko ist wohl die Anzahl der Jahre, die Betroffene im Laufe ihres Lebens mit Übergewicht verbringen.
Vor dem Hintergrund dieser neuen ernüchternden Zahlen und der Tatsache, dass immer mehr Menschen von Übergewicht betroffen sind, schlagen die Mediziner zunehmend Alarm: Zukünftig müsse mit weitaus mehr Patienten einer Darmkrebs-Erkrankung gerechnet werden!
Fatameh, S. et al.
The underestimated impact of excess body weight on colorectal cancer risk: Evidence from the UK Biobank cohort.
British Journal of Cancer 7/2023
Immer wieder tun sich neue Trends bei TikTok & Co. auf. Auf diesen Plattformen werden vor allem die sehr jungen Follower animiert, regelrechte Wettbewerbe im Verzehr von scharfen Lebensmitteln durchzuführen – sinnlose Aktionen also, die sie unter normalen Umständen nicht tätigen würden. Ganz aktuell stoßen Mutproben wie die „Hot Chip Challenge“ auf die Missgunst vieler Verbraucherschützer und Mediziner. Die Auswirkungen sind so besorgniserregend, dass das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor diesem Wettbewerb warnt.
Darin sollen die jungen Menschen mittels eigener Videos beweisen, dass sie über ihre Schmerzgrenze hinaus Tortilla-Maischips verzehren, die mit extrem scharfem Chiligewürz versehen sind. In ähnlichen Challenges werden unverständlich scharfe Chilidips in unnatürlich hohen Mengen verspeist, nur, um via Internet den Mut und die Risikobereitschaft posten zu können. Wie das BfR mahnt, ist die damit einhergehende Gesundheitsgefährdung bei den jungen Userinnen sehr hoch.
Nach dem Verzehr kam es bereits in vielen Fällen dazu, dass die Betroffenen vom Notarzt betreut werden mussten. Enthält die Chilipflanze von Natur aus Scharfstoffe, die sogenannten Capsaicinoide, um sich vor natürlichen Fraßfeinden zu schützen, kann eine hohe Dosierung beim Menschen zu massiven Reizungen der Schleimhäute, zu Übelkeit und Erbrechen führen.
Bluthochdruck und Atemstillstand können schlimmste Folgen sein. Bei Kindern und Jugendlichen können diese unangenehmen Wirkungen besonders hoch sein. In herkömmlichen Speisen unter anderem aus der arabischen oder asiatischen Küche ist der traditionelle Einsatz entsprechender Chili-Zutaten unbedenklich, da sie in Maßen verzehrt werden. Vor einem übermäßigen und damit bedenklichen Verzehr derartiger Scharfstoffe wird seitens des BfR jedoch ausdrücklich gewarnt.
Scharfe Mutprobe: Extrem scharfe Speisen können be- sonders Kindern gesundheitlich schaden
Pressemitteilung 9/2023
Laut dem Ergebnis einer aktuellen Studie nehmen viele Verbraucher an, dass Lebensmittel, die als fettarme Varianten ausgelobt werden, gleichzeitig auch weniger Zucker enthalten. Dem ist jedoch nicht so, denn tatsächlich ist ihr Zuckergehalt häufig weitaus höher als bei den nicht fettreduzierten Produkten. Die Enttäuschung über diesen irreführenden Zusammenhang ist folglich bei vielen Studienteilnehmern groß, sodass ihre Wahl zukünftig eher wieder auf die herkömmlichen Produktvarianten mit natürlichem Fettgehalt fallen dürfte.
Im Rahmen der Studie sollten 760 Probanden eine Bewertung und Einschätzung einzelner Joghurts bezüglich ihres Kalorien-, Zucker- und Fettgehaltes abgeben. Auf diese Weise wollten die Studienautoren ermitteln, welcher Gesamteindruck zu den einzelnen Produkten unter den Verbrauchern kursiert. Bei der Auswertung zeigte sich, dass bezüglich des Kaloriengehaltes in den meisten Fällen auch die fettarmen Joghurts richtig eingeschätzt wurden. Die Annahmen zum Zuckergehalt jedoch lagen oftmals falsch, was zu erheblichen Irritationen führte.
Ganz anders verhält es sich aber offensichtlich, wenn der Verbraucher von vornherein durch einen entsprechenden Aufdruck leicht sichtbar auf den Nährwertgehalt hingewiesen wird. Auch wenn dort zusätzlich zum niedrigeren Fettgehalt auf einen erhöhten Zuckergehalt verwiesen wird, sehen sich die Verbraucher gut informiert und nicht irritiert oder gar getäuscht.
Das Studienergebnis zeigt wieder einmal, dass sich Verbraucher eine möglichst offene und wenig täuschende Deklaration der Lebensmittel wünschen, um sich gesund ernähren zu können. Zwar handeln die Hersteller mit ihrer Deklaration „fettarm“ aus rechtlicher Sicht korrekt, doch für mehr Verbraucherakzeptanz sollten die damit einhergehenden Konsequenzen, nämlich ein erhöhter Zuckergehalt, zumindest eindeutig erkennbar auf dem Etikett angegeben sein, so die Einschätzung der Studienverantwortlichen.
Jahn, S. et al.
Truthful yet misleading: Consumer response to ‚low fat’ food with high sugar content.
Food Quality and Preference 7/2023
Das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V. ist fortlaufend auf der Suche nach möglichen Einflussfaktoren für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dabei spielt das Vorhofflimmern bekanntlich eine entscheidende Rolle, das insbesondere bei älteren Menschen auftritt und unter anderem zu Schlaganfall, Herzschwäche, aber auch zu einer Demenz oder depressiven Erkrankung führen kann.
Weltweit ist ein Anstieg des Vorhofflimmerns vieler Menschen zu beobachten, einer oftmals anhaltenden Herzrhythmusstörung, die sich durch Herzrasen oder -stolpern bemerkbar macht. Einen neuen Ansatz zur Vorbeugung scheinen Wissenschaftler jetzt möglicherweise gefunden zu haben. Denn nähere Untersuchungen der Daten und Proben von 6.700 Studienteilnehmern zeigten auf, dass sich in der Darmflora von Patienten eines Vorhofflimmerns einzelne Bakterienstämme vermehrt angesiedelt haben. Unter anderem waren dort bestimmte Gattungen von Bifidobakterien, Enorma und Eisenbergiellea anzutreffen, die sich auch bei Patienten mit Bluthochdruck oder Herzschwäche nachweisen lassen.
Die Wissenschaftler nehmen an, dass es einen wichtigen Zusammenhang zwischen der Zusammensetzung der Darmflora und der Entwicklung von Vorhofflimmern gibt, weil bei herzgesunden Studienteilnehmern eine erhöhte Anzahl entsprechender Darmbakterien nicht bestätigt werden konnte. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um zu klären, wodurch eine derartige Veränderung der Darmflora einen nachteiligen Einfluss auf die Herzfunktionen ausüben könnte. Ein möglicher Ansatz wären deren Stoffwechselprodukte, welche die Herz-Kreislauf-Funktionen, wie beispielsweise den Herzrhythmus oder aber den Blutdruck, beeinflussen könnten.
Palmu, J. et al.
Gut microbiome and atrial fibrillation-results from a large population-based study.
EBioMedicine 4/2023
Nicht ohne Grund scheint es das Sprichwort zu geben, dass „alles auf den Schultern lastet“. Denn tatsächlich ist an diesem Sprichwort für solche Gelegenheiten, wenn einem alles zu viel wird, etwas Wahres dran. US-amerikanische Wissenschaftler haben es jetzt bestätigen können, dass negative Gedanken, schlechtes Gewissen und psychischer Stress das Risiko für Rücken- und Nackenschmerzen erhöhen können. Eine entsprechende kognitive Dissonanz scheint nachteilige Auswirkungen auf die Wirbelsäule und damit auf die gesamte Gesundheit des Körpers zu haben.
Im Rahmen einer Studie erhielten erwachsene Männer und Frauen im Alter bis 40 Jahren den Auftrag, Kisten zu tragen. Um negative Gedanken dabei auszulösen, wurde ihnen in einem Teil der Untersuchungen Kritik zugeworfen. Auf diese Weise gerieten die Teilnehmer unter kognitive Dissonanz, weil sich bei ihnen der psychische Stress und die negativen Gefühle hervortaten.
Den Grad dieser psychischen Belastung konnten die Studienverantwortlichen durch Blutdruck- und Herzfrequenzmessungen sowie mittels Befragungen klar angeben. Während die Teilnehmer die Kisten tragen mussten, wurde die Belastung im Nacken- und Rückenbereich mithilfe von Sensoren an der Wirbelsäule gemessen.
Im Ergebnis zeigte sich, dass ein negatives Feedback und damit eine höhere kognitive Dissonanz zu einer verstärkten Belastung der Wirbelsäule führte, obwohl die Gewichte der Kisten unverändert blieben. Negative Gedanken erhöhten den Grad der Belastung um eindeutig messbare Werte, insbesondere im Nackenbereich.
Bereits in vorangegangenen Studien erhielt man wissenschaftliche Belege dafür, dass sich die Belastung der Wirbelsäule von Menschen, deren Rücken im Rahmen ihrer Arbeit täglich stark beansprucht wurde, durch psychischen Stress um mindestens 30 % erhöht hatte. Auch wenn in solchen negativen Gefühlsmomenten keine Gewichte gehoben wurden, kam es zur nachweislichen Beeinträchtigung der Nacken- und Rückenpartien.
Die Wissenschaftler schließen daraus, dass vor diesem Hintergrund auch die Verhaltenstherapie ein wichtiger Baustein sein muss, wenn es darum geht, bereits vorhandene schmerzhafte Beeinträchtigungen im Wirbelsäulenbereich zu lindern. Man sollte die Behandlung also nicht nur auf die medikamentöse Therapie und auf die Bewegungstherapie stützen, sondern auch möglicherweise vorhandene negative Gedanken stärker ins Visier nehmen.
Weston, E.B. et al.
Cognitive dissonance increases spine loading in the neck and low back.
Ergonomics . 3/2023; 10: 1-15.
Welche Auswirkungen der Klimawandel auf uns Menschen hat, zeigt ein aktueller Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI). Demnach wird unsere Gesundheit zukünftig maßgeblich durch die damit verbundenen negativen Faktoren wie beispielsweise Hitze, Infektionen, Allergien, Antibiotikaresistenzen, Feinstaub oder die UV-Strahlung beeinträchtigt werden, weil sie unsere Lebensgrundlage herausfordern und bedrohen werden.
Bei den Infektionskrankheiten sind es vor allem Übertragungswege über Nagetiere, über Verunreinigungen des Wassers, über entsprechend belastete Lebensmittel oder aufgrund der zunehmenden Antibiotikaresistenzen, welche den Wissenschaftlern Anlass zur Sorge geben. Um diesem zunehmenden Risiko mit einem wachsamen Auge zu begegnen, seien ein aufmerksames Monitoring und eine intensive Forschung in diesen Bereichen unabdingbar.
Bei den negativen Folgen durch extreme Hitzeperioden sowie den weiteren Klimawandel bedingten Extremsituationen des Wettergeschehens müsse man ebenso vorbereitet sein. Auch hier gebe es Handlungsbedarf, um die Bevölkerung durch gezielte Maßnahmen und Frühwarnsysteme ausreichend schützen zu können.
Bezüglich der zunehmenden Allergien und UV- beziehungsweise Schadstoffbelastungen sei vor allem jeder Mensch selbst gefordert, um den eigenen Körper durch entsprechende Maßnahmen individuell zu schützen. Nicht zu vergessen seien auch die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels auf die psychische Gesundheit der Menschen. Auch in diesem Ansatzpunkt gäbe es großen Forschungsbedarf, um darauf besser vorbereitet zu sein.
Um die Folgen für unsere Gesundheit möglichst gering zu halten, seien beispielsweise auch Maßnahmen in der Raum- und Städteplanung notwendig oder ein sensiblerer Umgang mit dem weltweit notwendigen Schutz unseres Klimas unabdingbar. Auch hier gibt es bekanntermaßen immer noch enormen Nachholbedarf, um unseren Planeten und damit die Gesundheit der Menschen zu schützen, so die Aussage der Wissenschaftler.
Sachstandsbericht – Klimawandel und Gesundheit (2023)
RKI Bericht 6/2023
Dass unsere tägliche Ernährung die Schlafqualität beeinflusst, ist bekannt. Was es damit nun aber speziell für besonders energiereiche Nahrung mit geringem Nährwert und einem ungesund hohen Gehalt von salz-, zucker- oder fettreichen Inhaltsstoffen, dem sogenannten Junk-Food, auf sich hat, wurde in einer aktuellen Studie untersucht.
Gesunde Männer jüngeren Alters ernährten sich im Rahmen der Erhebungen gemäß einem vorgefertigten Ernährungsplan entweder gesund oder ungesund. Sie aßen entweder ballaststoffreich, mit möglichst frischen Lebensmitteln, gelegentlich Fisch, aber in Summe fett- und zuckerarm. Oder sie ernährten sich ungesund mittels vieler Fertiggerichte wie beispielsweise Pizza, Fleischgerichte oder schokoladehaltigem Gebäck.
Derartige Lebensmittel enthalten bekanntlich einen hohen Anteil an Zucker oder Salz und an gesättigten Fettsäuren. Nach sieben Tagen wurde der jeweilige Ernährungsplan unter den Teilnehmern getauscht, sodass alle von ihnen eine Woche die gesunden und die andere Woche die ungesunden Speisevarianten zu sich nahmen. Beide Ernährungsversionen enthielten etwa die gleichen Kalorien. Um die möglichen Auswirkungen auf die Schlafqualität beobachten und auswerten zu können, schliefen die Teilnehmer zum Ende der beiden Wochen jeweils zwei Nächte lang in einem Schlaflabor.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass es aufgrund der unterschiedlichen Ernährungsformen zwar in der Länge des Schlafes bei den Teilnehmern keine Unterschiede gab, wohl jedoch bezüglich des Tiefschlafs. Dieser unterteilt sich in kleine Phasen, in denen wichtige Mechanismen zum Stressabbau, zur Erholung, aber auch zur Verfestigung neu erlernter Dinge durchlaufen werden.
Gibt es hier gravierende Abweichungen, so ist dieser wichtige Regenerationsprozess des Körpers nur eingeschränkt möglich. Nach der Junk-Food-Woche also wurde die Qualität der Tiefschlafphase eindeutig beeinträchtigt. Weitere Studien sind geplant, um nähere Informationen zu diesem beobachteten Zusammenhang zu erhalten.
Laut Aussage der Wissenschaftler sollte man bei Schlafproblemen – auch im höheren Alter – womöglich ein noch größeres Augenmerk auf die tägliche Ernährung setzen.
Brandão, L.E.M. et al.
Exposure to a more unhealthy diet impacts sleep microstructure during normal sleep and recovery sleep: A randomized trial.
Obesity 5/2023
Es ist bekannt, dass die vergangenen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auch bei der jungen Bevölkerung einen negativen Einfluss auf das psychische Wohlergehen ausgeübt haben. Insbesondere bei den Mädchen hat während dieser Zeit das Auftreten von Essstörungen um etwa 70 % und von Depressionen um etwa 25 % zugenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, in der zwischen den Jahren 2014 und 2021 anhand von ambulant gesammelten Daten beobachtet wurde, inwiefern Kinder und Jugendliche bezüglich ihrer Entwicklung und ihres Verhaltens auffällig waren.
Im Gegensatz zu der Zunahme der genannten Störungen bei den Mädchen hatte bei den Jungen das grundsätzlich sehr viel höhere Niveau von Verhaltens- und emotionalen Beeinträchtigungen seit Studienbeginn bis heute abgenommen. Das ist positiv zu bewerten, so die Studienverantwortlichen. Am stärksten betroffen von diesen Beeinträchtigungen des Verhaltens und der Psyche waren wohl die Kinder im Grundschulalter.
Die zurzeit also bereits sehr hohe Zahl an Kinder und Jugendlichen, die nicht zuletzt aufgrund der Pandemie einer professionellen Unterstützung beziehungsweise Behandlung bedürfen, um ihre Störungen wieder auszugleichen, scheint noch höher zu sein. Denn die Erfassung über die entsprechenden Abrechnungsdaten der Krankenkassen, die hier als Basisdaten genutzt wurden, scheint noch nicht abgeschlossen zu sein, da immer noch verzögert neue Erstdiagnosen hinzukommen.
Zusätzlich sind es auch die weiteren Ereignisse der aktuellen Zeit, die den jungen Menschen auch nach der Pandemie Anlass zur Sorge geben und damit die mentale Gesundheit belasten, wie die Umweltkrise oder der Ukraine-Krieg. Kinder und Jugendliche sind besonders anfällig für derartige krisenhafte Störfaktoren aus ihrer Umwelt. Bei ausbleibender Therapie können sich schnell langfristige Auswirkungen auf die Weiterentwicklung ihrer Psyche und ihrer gesamten Gesundheit ergeben, so die Studienverantwortlichen.
Kohring, C. et al.
Inzidenztrends psychischer sowie Entwicklungs- und Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen in der ambulanten Versorgung – Entwicklungen zwischen 2014 und 2021.
Versorgungsatlas-Bericht 5/2023
Dass das Lachen gesund ist, lässt sich wissenschaftlich belegen, denn es beeinflusst zahlreiche Körperfunktionen positiv. So weiten sich beim Lachen beispielsweise die Blutgefäße, was den Atmungsprozess unterstützt. Humor setzt auch die Stresshormon-Konzentration herab und hilft nachweislich auch bei depressiven Verstimmungen.
Wissenschaftler untersuchten bereits, inwieweit ein entsprechendes Humortraining auch bei einer Angina pectoris und den damit verbundenen Schmerzen in der Herzgegend helfen kann. Für die Dauer von sieben Wochen wurden Betroffene einer koronaren Herzkrankheit sowie einer Angina pectoris mit einem regelmäßigen Humortraining begleitet. Die Studienteilnehmer litten unter starken Schmerzen in der Brust, die auch durch gängige Maßnahmen wie Medikamenteneinnahme oder entsprechende Operationen nicht herabgesetzt werden konnten.
Mithilfe von medizinischen Messungen und Befragungen kamen die Studienverantwortlichen zu dem Schluss, dass regelmäßiges Lachen eindeutig dazu beitragen kann, die Bildung von Stresshormonen zu reduzieren. Dieser Effekt wiederum führe dazu, dass es bei den Betroffenen zu weniger schlimmen Herzbeschwerden kommt. Um von dieser positiven Wirkung des Humortrainings zu profitieren, sei es jedoch notwendig, entsprechende Lach-Trainingstechniken dauerhaft durchzuführen.
Wichert, M.
Lachen ist Medizin – auch fürs Herzpectoris
Pressemitteilung Deutsche Herzstiftung 2/2023
Das Mammografiescreening wird seit vielen Jahren bundesweit angeboten, um damit die Möglichkeit einer Früherkennung von Brustkrebs zur Verfügung zu stellen. Den Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren wird ein Screening-Termin auf dem Postwege vorgeschlagen. Doch leider scheinen viele Frauen hierzulande dieses Angebot nicht wahrzunehmen.
Eine Analyse des Verbandes der Ersatzkassen in Thüringen beispielsweise kam zu dem Ergebnis, dass im ersten Viertel des Jahres 2023 von 50.000 eingeladenen Frauen lediglich 27.542 zum Screening erschienen waren. Im Jahr zuvor lag die Teilnehmerquote mit 57 % zwar etwas höher, erreichte aber auch da schon die Erwartungen der Mediziner nicht. Das ist sehr bedauerlich, da sich zu viele Frauen damit die Möglichkeit nehmen, die Krebserkrankung in einem frühen Stadium zu erkennen.
Im Durchschnitt können von 1.000 Frauen, die eine Mammografie durchführen lassen, sechs positive Fälle ermittelt werden. In Summe deckt das Screening bundesweit jährlich 16.000 Fälle von bösartigen Tumoren in der Brust auf. Hierzulande erkranken jedoch weit mehr Frauen (70.000) pro Jahr an Brustkrebs. Das Angebot einer kostenlosen und effizienten Möglichkeit der Früherkennung sollten die Frauen daher keinesfalls versäumen!
dpa
Brustkrebsfrüherkennung wird wenig genutzt
Ärztebaltt 5/2023
Migränepatienten sind zu 75 % weiblich und zu 25 % männlich. Viele Frauen leiden insbesondere in den Tagen um ihre Menstruation an den Unannehmlichkeiten ihrer Migräneerkrankung. Wissenschaftler der Charité in Berlin weisen jetzt darauf hin, dass dieser Umstand auf einen speziellen Botenstoff zurückgeführt werden könnte.
Schwankungen im weiblichen Hormonhaushalt sind mitverantwortlich dafür, dass es im Lebensverlauf einer Frau Zeiten gibt, in denen die Migräneattacken häufiger auftreten, so während der Menstruation oder der Wechseljahre. Rund um eine Schwangerschaft oder nach der Menopause nehmen sie jedoch ab. Wie genau die Hormone diesen Einfluss geltend machen, zeigt das Ergebnis einer Studie.
Demnach ist bereits bekannt, dass Östrogen eine höhere Ausschüttung des Botenstoffes Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) veranlasst. Wird dieser Stoff vom Körper ausgeschüttet, so kommt es zur Erweiterung der Blutgefäße in der Gehirnregion. Ob sich dieser Zusammenhang auch tatsächlich so verhält, versuchten die Forscher zu klären.
Bei 180 Frauen wurde im etwa 14-tägigen Abstand der CGRP-Spiegel analysiert. Es zeigte sich, dass dieser bei den Migränepatientinnen zur Menstruation deutlich höher lag als bei den Frauen ohne Migräne. Diese vermehrte Ausschüttung jedoch erfolgte bei Einnahme der Antibabypille nicht. Sie trat ebenso nach den Wechseljahren nicht mehr ein.
Als mögliche Abhilfe gegen Migräne konnte also die Einnahme der Antibabypille diskutiert werden. Dafür seien aber noch weitere Untersuchungen notwendig. Außerdem gäbe es auch Fälle, bei denen die Migräneattacken hormonunabhängig eintreten. Dort scheinen also andere körperliche Ursachen zugrunde zu liegen, so die Studienverantwortlichen.
Raffaelli, B et al.
Sex hormones and Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) in women with migraine: a cross-sectional, matched cohort study
Neurology 4/2023; 100: 17.
Auf den Verpackungen von Muttermilch-Ersatzprodukten wird teilweise dafür geworben, dass diese einen gesundheitlichen Vorteil gegenüber dem Stillen haben sollen. Laut dem Ergebnis einer internationalen Studie scheint es aber an aussagekräftigen wissenschaftlichen Belegen für diesen vermeintlichen Benefit zu fehlen.
Von 2020 bis 2022 nahmen Wissenschaftler in weltweit 15 verschiedenen Ländern die gesundheits- und nährwertbezogenen Angaben auf entsprechender Säuglingsnahrung und den dazugehörigen Werbematerialien näher unter die Lupe. Darunter befanden sich Aussagen, die sich auf die vorteilhafte Entwicklung der sehr jungen Verbraucher bezieht. So fanden sich beispielsweise Angaben, die auf eine Unterstützung der Gehirnentwicklung, der Augen und des Nervensystems hindeuten. Oder es wurden Hinweise darauf gegeben, dass das jeweilige Produkt ein gesundes Immunsystem unterstütze und das Wachstum und die allgemeine Entwicklung stärke.
Die Studienverantwortlichen kamen zu dem Ergebnis, dass es lediglich zu 161 der 608 untersuchten Produkte entsprechende wissenschaftliche Belege gab. Davon wiesen lediglich 14 % den Status einer registrierten klinischen Studie auf. Ein Großteil dieser zitierten Studien jedoch war mithilfe privater Förderer aus der Nahrungsmittelindustrie in Auftrag gegeben worden. In Summe mangelte es bei 74 % der untersuchten Ersatzprodukte an jeglichen Studien, welche die Wirkversprechen hätten belegen können.
Vor diesem Hintergrund besteht von Expertenseite die zunehmende Forderung, dass mithilfe von stärkeren Regulierungen den unsachgemäßen Werbeaussagen entgegengesteuert wird. Der Rechtsrahmen müsse international verbessert und es müsste effektiver kontrolliert werden, ob derartige Vorgaben auch umgesetzt würden. Zudem müssten die gesundheitlichen Vorteile des Stillens stärker in den Vordergrund gerückt werden.
Rollins, N.
Poorly substantiated health claims on infant formula
BMJ 2/2023
Bei Long Covid handelt es sich um spezielle Symptome, die erst nach einer Coronaerkrankung in Erscheinung treten und noch lange danach bestehen bleiben. Diese Folgeerkrankung beziehungsweise Spätfolgen äußern sich im Körper auf unterschiedlichste Weise, bei einigen ist es beispielsweise die lang anhaltende Erschöpfung, bei anderen Beeinträchtigungen in der Lungen- oder Herzfunktion oder Einschränkungen der Geruchs- und Geschmackssinne und andere Personen haben mit extremen Veränderungen der Gehirnleistung oder gar psychischen Problemen zu tun. Die Lebensqualität all dieser ehemaligen Corona-Patienten wird auf diese Weise stark in Mitleidenschaft gezogen.
Ein deutsches Forscherteam konnte nachweisen, dass es bei Long Covid auch zur Schädigung der Leber kommen kann. Durch entsprechende Gewebeproben konnte bewiesen werden, dass das Coronavirus auch in den winzigsten Gefäßen in der Leber Schaden anrichten konnte. Daraufhin haben sich dort kleinste Gerinnsel, die sogenannten Thrombosen, bilden können. Derartige Verklumpungen mit geronnenem Blut können lebensgefährlich enden, wenn sie nicht frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Interessanterweise konnten die Forscher beobachten, dass diese Gerinnsel vor allem bei Patienten, die nicht stationär behandelt wurden, tödlich enden konnten. In den Krankenhäusern hingegen erhielten die Patienten vorbeugende Mittel zur Blutverdünnung, sodass sich die Thrombosen erst gar nicht ausbilden konnten. Möglicherweise wären derartige Therapeutika daher auch insgesamt für Long-Covid-Betroffene sinnvoll, um einen gesundheitsgefährdenden Verlauf dieser Krankheit zu verhindern. Um diesen Ansatz zu klären, stehen weitere Studien an, so die Forscher.
Neue Studie zur Covid-19 Forschung aus Bielefeld, Corona-Virus zerstört Mikrogefäße der Leber
Cell Biology Pressemitteilung 2/2022
Der Klimawandel bleibt nicht ohne Konsequenzen für alle Lebewesen. Für uns Menschen ändern sich dadurch die Lebensumstände. Vor allem auch für die Gesundheit verheißt er nichts Gutes. Dass die zunehmenden extremen Wetterereignisse und Naturkatastrophen wie Stürme, Brände oder Überschwemmungen, die immer häufiger vorhandenen Belastungen wie Trockenheit und Hitze bei uns psychische Beeinträchtigungen fördern, konnten Wissenschaftler jetzt belegen.Auch die indirekten Auswirkungen, wie die Unsicherheit in der Nahrungsmittelversorgung oder zunehmende Migrationsströme, lassen bei immer mehr Menschen die Diagnose von weiteren Formen einer Störung der psychischen Gesundheit zu.
Das Forscherteam wertete zahlreiche bereits vorhandene Studienergebnisse zu diesem Thema aus und konnte damit bestätigen, dass der Klimawandel nachweislich ein enorm belastender Faktor für unsere Psyche ist. Da sind zum einen die psychischen Gesundheitsstörungen, bei denen die Emotion in Mitleidenschaft gezogen wird. Betroffene wechseln ihre Stimmung über längere Zeit von der Form einer übermäßigen Trauer beziehungsweise Depression zu einer Hochstimmung beziehungsweise Manie.
Aus derartigen affektiven Störungen können zahlreiche weitere psychische Veränderungen wie Angsterkrankungen und posttraumatische Belastungsstörungen hervorgehen. Zum anderen können die direkten Belastungen wie die Hitze nicht nur körperlich, sondern auch psychisch sehr belastend sein. In entsprechenden Gebieten ist daher die Anzahl der Notfälle in der Psychiatrie nachweislich enorm angestiegen.
Die Studienverantwortlichen geben an, dass die Forschung hierzu noch Nachholbedarf hat, doch fest steht bereits jetzt, dass das Fortschreiten der Erderwärmung auch das gefährliche Potenzial für einen Anstieg der psychischen Erkrankung innehat. Besonders anfällige Gruppen wie Personen mit psychischen Vorbelastungen oder Kinder und Jugendliche bedürfen daher eines besonderen Schutzes. Auch in der gesamten Allgemeinbevölkerung ist davon auszugehen, dass sich der Klimawandel zu einer zunehmenden Belastung für das psychische Wohlbefinden etablieren könnte.
Walinski, A. et al.
The effects of climate change on mental health
Dtsch Arztebl Int 2023 2/2023: 117-124.
Rohe Lebensmittel wie das beliebte Mettbrötchen, aber auch Schinken, Rohmilch und Rohmilchkäse, Smoothies mit Tiefkühlbeeren oder kalt geräucherter Fisch sind hierzulande auf dem Esstisch oft anzutreffen. Hinzu kommen Momente während der Zubereitung einer Speise, in denen gerne von den noch rohen Lebensmitteln genascht wird, wie zum Beispiel vom angerührten Kuchenteig.
Wie eine Befragung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zeigt, wissen die wenigsten Verbraucher über die gesundheitlichen Risiken dieser unerhitzten Nahrungsmittel Bescheid. Immer noch ist vielen die Thematik um die möglicherweise darin enthaltenen krankmachenden Keime wie Salmonellen, Listerien und Campylobacter eher unbewusst.
Dass bei unsachgemäßer Lagerung, Küchenhygiene und Zubereitung der rohen Lebensmittel entsprechende Lebensmittelinfektionen drohen können, ist nur wenigen geläufig. Das ist ein Problem, weil es auch zahlreiche Personengruppen gibt, die für solche Infektionen besonders anfällig sein können, wie Kleinkinder, Menschen mit Vorerkrankungen oder im höheren Alter sowie werdende Mütter.
Jährlich werden hierzulande über 100.000 Infektionskrankheiten registriert, die auf der Basis von entsprechenden Erregern aus Lebensmitteln entstanden sind. Auch hier zeigt sich das Unwissen der Bevölkerung, denn während sich viele Menschen mit den Salmonellen, Listerien oder Noroviren durchaus auskennen, sind maximal ein Viertel von ihnen der ebenso gefährliche Campylobacter-Stamm oder die Escherichia coli-Bakterien bekannt. Möglicherweise könnte das der Grund dafür sein, dass deutschland- und europaweit die am häufigsten gemeldeten bakteriellen Lebensmittelerkrankungen auf diese Erreger zurückzuführen sind. Hier besteht folglich ein besonderer Aufklärungsbedarf.
Das BfR weist darauf hin, dass es zum Schutz vor einer Infektionsgefahr durch rohe Lebensmittel wichtig ist, sich küchenhygienisch umsichtig zu verhalten. Probleme könne es beispielsweise geben, wenn beim Zubereiten unsauber gearbeitet wird und die potenziellen Erreger aus den rohen Produkten auf die anderen Lebensmittel übersiedeln. Entsprechenden Risikogruppen wird angeraten, insbesondere tierische rohe Lebensmittel möglichst vor dem Verzehr ausreichend zu erhitzen, um eventuelle Keime abzutöten.
Fiack, S.
Rohe Lebensmittel: Gesundheitliche Risiken werden häufig unterschätzt
Pressemitteilung 2/2023
Der hohe Zuckergehalt in Softdrinks ist bekanntlich ein großer Risikofaktor und Treiber vieler Erkrankungen wie beispielsweise Adipositas und Diabetes. Aus diesem Grunde führte die Bundesregierung bereits 2015 eine Reduktionsstrategie ein, in der die Hersteller den Zuckergehalt ihrer Softdrinks bis 2025 freiwillig um 15 % reduzieren sollen.
Wie eine aktuelle Auswertung zeigt, wurde dieses Ziel bei Weitem verfehlt: Um lediglich 2 % konnte der durchschnittliche Zuckergehalt in Softdrinks im Verlauf der vergangenen sechs Jahre herabgesetzt werden. Andere Länder wie Großbritannien waren in dem gleichen Zeitraum hingegen durchaus fähig, diesen Zuckergehalt um fast 30 % zu senken, weil sie eine gesetzlich festgelegte Hersteller-Abgabe auf intensiv gezuckerte Lebensmittel eingeführt hatten.
Daraufhin war die Industrie also gezwungen, durch Rezepturveränderungen entsprechend zu reagieren. Übrigens: Über 50 Nationen weltweit sind ebenso erfolgreich mit ähnlichen offiziellen Reglementierungen und Steuererhöhungen, um den hohen Zuckergehalt entsprechender Lebensmitteln zu reduzieren. Hier in Deutschland jedoch konnte der Softdrink-Zuckergehalt in den vergangenen sechs Jahren lediglich von durchschnittlich 5,3 auf 5,2 Gramm gedrosselt werden.
Im Vergleich dazu schaffte Großbritannien eine Reduzierung von 5,3 auf 3,8 Gramm je 100 Milliliter Getränk. Auch hierzulande wird daher seitens der Mediziner und Verbraucherschützer von der Regierung gefordert, nicht weiterhin auf die freiwillige Kooperation der Firmen in dieser Sache zu hoffen, sondern auf effektivere Regelungen zu setzen.
von Philipsborn, P. ·et al.
Interim Evaluation of Germany’s Sugar Reduction Strategy for Soft Drinks: Commitments versus Actual Trends in Sugar Content and Sugar Sales from Soft Drinks
Annals of Nutrition and Metabolism 1/2023
Wird auf Speisen und Lebensmitteln angegeben, wie hoch deren CO₂-Fußabdruck ist, das heißt, wie viel CO₂ bei der Herstellung produziert wird, bewegt es die Verbraucher dazu, sich bewusster und nachhaltiger zu ernähren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die mit über 8.000 Mensabesuchern durchgeführt wurde. Darin wurden den Teilnehmern nicht nur angezeigt, wie sich ein Gericht preislich und inhaltlich kennzeichnet, sondern zusätzlich spezielle Angaben zum CO₂-Verbrauch gemacht.
Es wurde entweder angezeigt, wie hoch die Umweltkosten in Euro sind, die durch das Gericht verbucht würden, oder es wurde angegeben, welchen Anteil das Gericht an dem CO₂-Budget eines jeden Menschen ausmachen würde. Als dritte Variante wurde die CO₂-Emission in konkreter Gramm-Angabe gekennzeichnet. Zusätzlich erfolgte eine ergänzende visualisierte Darstellung mit den bekannten drei Ampelfarben. Es sollte also ermittelt werden, welche Darstellungsform zum CO₂-Fußabdruck die Kaufentscheidung der Mensabesucher am ehesten beeinflusst.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass die Mitteilung des umweltschädigenden Wertes in Euro-Angabe am effektivsten war, um das Verbraucherverhalten in eine umweltbewusstere und nachhaltigere Richtung zu überzeugen. Wurden diese Angaben zum CO₂-Ausstoß der jeweiligen Mahlzeiten nicht gemacht, so lag der effektive CO₂-Verbrauch durch die teilnehmenden Menübesucher rund 10 % höher. Die Studienverantwortlichen weisen darauf hin, dass es zur Verhaltensänderung der Verbraucher demnach sinnvoll sein könnte, sich für die CO₂-Angaben auf Lebensmitteln zu entscheiden, um zum Umweltschutz aktiv beizutragen.
Können CO₂-Angaben auf Lebensmitteln das Essverhalten beeinflussen?
Accounting for Transparancy, Pressemitteilung 1/2023
Viele Menschen schwören auf die gesundheitsfördernden Effekte des regelmäßigen Meditierens zur Entspannung, zur Stärkung der mentalen Gesundheit oder auch in der Schmerztherapie. Dass die speziellen Techniken, die unter anderem fester Bestandteil in der buddhistischen Lehre sind, auch positive Effekte auf weitere körperliche Funktionen haben, beweist eine chinesische Studie. Demnach sind die physiologischen Wirkungen der Meditation derart einzuschätzen, dass sie Blutwerte und die Zusammensetzung der menschlichen Darmflora positiv verändern.
Im Rahmen der Untersuchung wurden regelmäßige Blut- und Stuhlproben von buddhistischen Mönchen aus abgelegenen Klöstern in Tibet analysiert und mit entsprechenden Werten von Kontrollpersonen aus der gleichen Gegend verglichen. Die Mönche lebten im Durchschnitt bereits seit 19 Jahren in den Klostern und meditierten durchschnittlich zwei Stunden täglich.
Zum einen zeigte sich, dass sich die Eiweißzusammensetzung des Blutes der meditierenden Mönche derart positiv verändert hatte, dass das Risiko für Entzündungsreaktionen und einer damit zusammenhängenden Atherosklerose reduziert und auch der Blutzuckerspiegel vorteilhaft beeinflusst wurden. Zum anderen konnten die Forscher bessere Cholesterinwerte ermitteln, und das, obwohl die meisten Mönche zu viel Pfunde auf die Waage brachten und körperlich weniger aktiv waren als die Teilnehmer der Vergleichsgruppe.
Ein weiterer positiver Effekt des Meditierens stellte sich aufgrund der Stuhlanalysen dar: In der Darmflora der Mönche konnte ein höherer Anteil an wünschenswerten Darmbakterien nachgewiesen werden. Unter anderem trat ein besonderer Bakterienstamm hervor, der einen positiven Einfluss auf die Psyche habe, so die Studienverantwortlichen.
Eine bessere kognitive Leistungsfähigkeit und eine Verminderung von Angstzuständen könnten ebenso auf die positive Veränderung der Darmflora zurückzuführen sein. Um diese vorteilhafte Wirkung des Meditierens zu belegen, seien weitere Studien notwendig. Fest stehe jedoch, dass es vielen Menschen der modernen und von Stress dominierten Welt helfen könnte, um die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems zu stärken.
Wer sich das Zigarettenrauchen abgewöhnen möchte, kann für eine Übergangszeit auf eine große Zahl an alternativen Nikotinersatzprodukten zurückgreifen. Eine aktuelle Studie kommt zu dem Schluss, dass sich dafür nikotinhaltige E-Zigaretten erfolgreich einsetzen lassen und sich sogar besser eignen als Nikotinpflaster oder -kaugummis.
Eine Analyse von 78 Studien mit insgesamt mehr als 22.000 Teilnehmern ermittelte, dass das erste halbe Jahr des Verzichts erfolgreicher gemeistert werden konnte, wenn unterstützend zur Rauchentwöhnung anstatt von anderen Ersatzprodukten lieber E-Zigaretten mit Nikotin verwendet wurden. Nikotinhaltige E-Zigaretten bieten sich somit als ideales, unterstützendes Mittel für die ersten Wochen an.
Ein Vorteil dieser Zigaretten, in denen eine Flüssigkeit mit Nikotin sowie Aromastoffen verdampft wird, liegt darin, dass es nicht zur Verbrennung von Tabak und damit zur Inhalation entsprechender Schadstoffe kommt. Dieses Ergebnis darf allerdings nicht als Freibrief für E-Zigaretten verstanden werden, denn auch sie führen beim Genuss zu gesundheitlichen Risiken. Diese sind jedoch gemäß derzeitiger Erkenntnis bei Weitem nicht so hoch wie das Rauchen von Tabak. Nichtraucher sollten demnach nicht zu den E-Zigaretten greifen.
Um weiterführende Auskünfte über die langfristigen Auswirkungen von E-Zigaretten auf die Gesundheit zu erhalten, die über die bisher beobachteten wenigen Jahre hinausgehen, sind weitere Studienergebnisse abzuwarten.
Hartmann-Boyce, J. et al.
Electronic cigarettes for smoking cessation.
Cochrane Database of Systematic Reviews 2022 11/2022
Mit zunehmendem Alter steigt bei werdenden Müttern die Gefahr, von Komplikationen während der Schwangerschaft betroffen zu sein. Der Schwangerschaftsdiabetes tritt bei Frauen ab einem Alter von 45 Jahren zu 16 % auf, bei jüngeren Schwangeren bis zu einem Alter von 20 Jahren hingegen lediglich bei 2,5 %. Welche Auswirkungen ein Schwangerschaftsdiabetes auf die Gefäßgesundheit und eine mögliche Zuckerkrankheit des Typs II haben kann, zeigen Studienergebnisse, die aktuell zusammengetragen wurden.
Frauen mit einem Schwangerschaftsdiabetes riskieren demnach eine um das Zweifache erhöhte Wahrscheinlichkeit, in den folgenden zehn Jahren von einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt betroffen zu sein. Weiterhin vervielfacht sich auch das Risiko um das Zehnfache, in den nachfolgenden 10 bis 25 Jahren an einem Diabetes Typ II zu erkranken.
Die Gefahr, dass sich mit dieser Krankengeschichte auch andere Probleme des Stoffwechsels ergeben können, wie beispielsweise Adipositas, ein Bluthochdruck oder Störungen des Zucker- und Fettstoffwechsels, nimmt durch einen Schwangerschaftsdiabetes ebenfalls zu.
Um diesen Spätfolgen möglichst vorzubeugen, sollten auch noch Jahre nach der Schwangerschaft wichtige Nachsorge-Untersuchungen durchgeführt werden, welche die ersten Anzeichen dieser möglichen Folgeerkrankungen frühzeitig erkennbar machen.
Kleinwechter, H.
Schwangerschaftskomplikationen spiegeln Gefäß-Risiko der Mutter wider
Info Diabetologie 4/2022; 16: 18-19.
Übergewicht ist ein ernst zu nehmendes Thema, da immer mehr Menschen in Deutschland davon betroffen sind und die Auswirkungen der überflüssigen Körperpfunde auf die Gesundheit bekanntermaßen sehr nachteilig sind. Es kommt zu einer enormen Einschränkung der Lebensqualität – nicht nur, weil Betroffene in der Gesellschaft häufig immer noch stigmatisiert werden, sondern weil unter anderem die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sich daraus Stoffwechselerkrankungen wie der Typ-2-Diabetes und viele weiteren Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems oder Krebserkrankungen bilden.
Wissenschaftler haben nun bestätigen können, dass die Ursache für die zunehmende Krankheitsanfälligkeit bei übergewichtigen Menschen mit der Größe der Fettzellen zusammenhängt: Je größer die Fettzellen, desto höher ist die Gefahr für das Entstehen von Erkrankungen.
Im Rahmen spezieller Untersuchungen unterschiedlich großer Fettzellen kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass deren Funktionen in Abhängigkeit von der Größe variieren und vergrößerte Zellen Stoffwechselerkrankungen begünstigen. So verbrauchen normale Fettzellen üblicherweise die zugeführte Energie, wohingegen große Fettzellen diese speichern. Durch die ungünstige Speicherung kommt es laut Aussage der Forscher zur Förderung von Entzündungen, wodurch der Grundstein für zahlreiche Erkrankungen gelegt werde.
Honecker, J. et al.
Transcriptome and fatty-acid signatures of adipocyte hypertrophy and its non-invasive MR-based characterization in human adipose tissue
eBioMedicine 5/2022
Demenz-Erkrankungen nehmen stark zu. Derzeit liegt die Betroffenenzahl hierzulande bei 1,7 Millionen und es wird davon ausgegangen, dass diese in den kommenden acht Jahren auf mindestens 2 Millionen ansteigen wird. Vor allem Frauen sind stärker betroffen, wohl auch deshalb, da sie in der Regel eine höhere Lebenserwartung haben.
Eine Alzheimer-Erkrankung kann nicht geheilt werden. Es ist also wichtiger denn je, entsprechende Maßnahmen zur Prävention zu entwickeln und dabei vielleicht auch ein Augenmerk auf geschlechtsspezifische Maßnahmen zu lenken. Um diesbezüglich zu hilfreichen Ergebnissen zu kommen, haben Wissenschaftler in Deutschland 34 Studien zu diesem Thema näher unter die Lupe genommen.
Im Ergebnis zeigte sich, dass es vor diesem Hintergrund für viele Menschen lohnenswert wäre, seinen Lebensstil zu verändern, das heißt, sich körperlich und geistig zu trainieren sowie auf soziale Kontakte und auf eine gesunde Ernährung mehr Wert zu legen. Die Wissenschaftler konnten die Auswirkungen, die entsprechende Veränderungen des Lebensstils auf die betroffenen Menschen haben können, ermitteln. Demnach besitzen diese Maßnahmen nachweislich ein Potenzial, die psychische Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten oder sogar zu erhöhen. Dieser positive Effekt zeigt sich eindeutig bei älteren Menschen, deren geistige Leistungsfähigkeit noch voll funktionsfähig ist.
Ein gesunder Lebensstil ist also eine wichtige Maßnahme zur Vorbeugung von Demenz-Erkrankungen. Dass Frauen im Vergleich zu den Männern stärker davon profitieren, könnte auch daran liegen, dass ihr Risiko in den meisten Fällen höher ist. Denn ältere Männer ab einem Alter von 60 Jahren bewegen sich im Durchschnitt mehr als Frauen und trainieren damit ihre körperliche Fitness.
Zülke, AE. et al.
Gender-Specific Design and Effectiveness of Non-Pharmacological Interventions against Cognitive Decline – Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials
Journal of Prevention of Alzheimer’s Disease 11/2022
Eine Studie des Netzwerks „Gesund ins Leben“ zeigt auf, dass Deutschland nicht so „stillfreundlich“ ist, wie es eigentlich sein sollte, um für die Mütter die Atmosphäre beim Stillen in der Öffentlichkeit zu verbessern. Im Jahr 2020 wurden 1.314 Personen, darunter 307 Mütter mit Kindern im Alter von maximal zwei Jahren befragt, um die Ergebnisse einer entsprechenden Befragung aus dem Jahr 2016 zu vergleichen.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass sich die Zahl der öffentlich stillenden Frauen seit 2016 erhöht hat. Insbesondere Personen mit höherem Bildungsstandard stillen grundsätzlich häufiger und tun es auch in der Öffentlichkeit, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Frauen mit niedrigerem Bildungsstandard beklagen sich häufiger über missmutige Reaktionen aus der Öffentlichkeit.
Offensichtlich ist die Akzeptanz bezüglich des öffentlichen Stillens in den vergangenen Jahren gesunken. Jede sechste Person ohne Kleinkind hat demnach ihre ablehnende Haltung dazu angegeben. Das mag wohl auch daran liegen, dass vielen Menschen – außer den Müttern – der positive gesundheitliche Nutzen des Stillens nicht bekannt ist und sie nicht einschätzen können, wie wichtig es ist, durch ihre Akzeptanz eine wohlwollende Stillatmosphäre zu bieten.
Um diesem Ziel näherzukommen, sei es wichtig, mehr Aufklärungsarbeit durchzuführen, damit sich das Basiswissen rund um das Thema „Stillen“ in der Bevölkerung hierzulande erhöht, speziell auch in den Gruppen mit geringerem Bildungsstand, so die Aussage der Studienverantwortlichen.
Lücke, S. et al.
Die gesellschaftliche Akzeptanz von öffentlichem Stillen im zeitlichen Vergleich: Erfahrungen und Einstellungen der Bevölkerung und stillender Mütter 2016 und 2020
Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz 10/2022; 65: 1188–1196.
Beim Diabetes mellitus Typ I handelt es sich in den meisten Fällen um eine genetisch bedingte Autoimmunkrankheit, die durch den Körper selbst verursacht wird. Wichtige Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die für die Produktion des Hormons Insulin verantwortlich sind, werden durch fehlerhafte Reaktionen des Immunsystems vernichtet, sodass der Zucker in unserem Blut nicht richtig reguliert und verstoffwechselt werden kann.
Wissenschaftler in Deutschland wollten nun wissen, wann genau es zu der Inaktivierung der wichtigen Insulin produzierenden Zellen kommt, um möglicherweise entsprechend frühzeitig mit einer Therapie ansetzen oder sogar die Zahl der Neuerkrankungen reduzieren zu können. Im Rahmen einer Langzeitstudie haben sie daher 1.000 Neugeborene ab dem vierten Lebensmonat, denen bereits ein erhöhtes Diabetes-Erkrankungsrisiko zugesprochen wurde, entsprechend näher unter die Lupe genommen. Dafür wurden die Blutzuckerwerte jeweils vor und nach dem Essen gemessen und das Blut gleichfalls auf das Vorhandensein der störenden Immunantikörper untersucht.
Im Ergebnis zeigte sich, dass sich die Zuckerkrankheit erst im Verlauf des ersten Lebensjahres manifestiert. Die Blutzuckerwerte scheinen kurz nach der Geburt sehr instabil, bis zum Alter von 1,5 Jahren normalisieren sie sich jedoch zunächst wieder. Danach ändert sich dieser dynamische Verlauf und die Blutzuckerwerte steigen wieder an. Es wird daher angenommen, dass erst dann die Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse fehlgeleitet werden und kein entsprechendes Hormon mehr ausgeschüttet wird.
Die Wissenschaftler erhoffen sich durch dieses neu entdeckte „Zeitfenster“ mehrere Ansatzmöglichkeiten, um vielleicht frühzeitig eingreifen zu können, damit es nicht zu der dauerhaften Schädigung der so wichtigen Zellen in der Bauchspeicheldrüse kommt. Auch um herauszufinden, welche möglichen weiteren Ursachen diesen folgenschweren Schaden anrichten, stehen weitere Untersuchungen an.
Warncke, K. et al.
Elevations in blood glucose before and after the appearance of islet autoantibodies in children
JCI 10/2022
Bekanntermaßen werden UV-C-Strahlen angewendet, um Flüssigkeiten und Oberflächen keimfrei zu machen. Infektiöse Erreger in Flüssigkeiten werden seit Jahren mit dieser Methode inaktiv gemacht. Ob diese Desinfektionsmethode auch bei dem Covid-19-Virus greift, wird seit längerem erforscht. In einer aktuell veröffentlichten Studie konnten jetzt Wissenschaftler aus Deutschland den Beweis dafür liefern, dass die UV-C-Strahlen auch in Aerosolen und damit auch in der Atemluft effektiv einsetzbar sind, um die darin enthaltenen Corona-Viren zu reduzieren beziehungsweise zu inaktivieren.
In einem Hochsicherheitslabor wurde ein Nebel, der mit den Covid-19-Viren kontaminiert war, freigesetzt. Im Gegenzug erzeugten die Wissenschaftler UV-C-Strahlung in einer klar definierten Intensität und nutzten weiterhin eine Methode, mit der sie messen konnten, ob und inwieweit sich die Viren weiterhin in der Luft vermehrten.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass bereits eine geringe Dosierung der Strahlung die Viruslast reduziert und der Einsatz von UV-C-basierten Luftreinigern eine hohe, wissenschaftlich belegte Wirkung auch beim Covid-19-Virus zeigt. Für eine erfolgreiche Umsetzung dieses Studienergebnisses in die Praxis sind weitere Forschungsprojekte notwendig.
Fest steht jedoch, dass diese UV-C-basierte Desinfektionsmethode unkompliziert über Raumlüfter einsetzbar wäre. Sie ist auch deshalb besonders interessant, weil ebenso andere mit der Atemluft übertragbare Viren und negative Umwelteinflüsse mit diesem bislang weltweit einzigartigen Verfahren reduziert werden könnten.
Ruetalo, N. et al.
Inactivation of aerosolized SARS-CoV-2 by 254 nm UV-C irradiation
Indoor Air 9/2022; 32(9): 13115.
Die Hälfte der Menschen hierzulande findet sich im Gesundheitssystem nicht gut zurecht und versteht Informationen zur Gesundheit und deren Anwendung nicht richtig. Diese Gesundheitskompetenz ist vor allem auch bei Menschen mit einer chronischen Erkrankung eher niedrig. Und das ist offensichtlich ein Problem, da insbesondere diese Betroffenengruppe sich möglichst gut auskennen und informiert mit ihrer Erkrankung umgehen sollte.
Laut Ergebnis des aktuell veröffentlichten Berichts, dem „Health Literacy Survey Germany“, vermissen 64 % der Bundesbürger ausreichende Informationen und Hilfestellungen bei der Suche nach speziellen medizinischen Anlaufstellen, die sie in ihrer gesundheitlichen Situation benötigen. Ihnen fällt es daher schwer, einen passenden Ansprechpartner, sei es in Form einer Arztpraxis, einer Klinik oder anderer medizinischer Institutionen, ausfindig zu machen.
57 % verzweifeln bereits am grundsätzlichen Verständnis des Gesundheitssystems und 74 % wissen nicht, wie sie die ihnen vorliegenden Gesundheitsinformationen zu verstehen haben. Dementsprechend ist mit 53 % die Zahl derer ebenfalls sehr hoch, die Probleme haben mit der richtigen Anwendung von gesundheitsrelevanten Informationen und Empfehlungen.
Welche Folgen diese mangelnde Gesundheitskompetenz auf die einzelnen Fachbereiche hat, zeigt ein Beitrag, der beim 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e.V. veröffentlicht wurde. So wird darauf hingewiesen, dass das Informationsdefizit unter anderem durch die mangelnde Zeit während der ärztlichen Sprechstunde hervorgerufen wird. Dieses eher kleine Zeitfenster würde vor allem durch die körperliche Untersuchung und Klärung der Behandlungsweise gefüllt.
Viel Gelegenheit für eine grundsätzliche Aufklärung des gesamten rheumatologischen Krankheitsbildes bliebe dabei jedoch nicht. Es sei daher besonders wichtig, dem Patienten zusätzliche Informationsmöglichkeiten anzubieten, sei es durch spezielle „Aufklärungs-Teams, durch eine Mitgliedschaft in einer passenden Selbsthilfeorganisation oder durch Bereitstellung von vielfältigen Informationsmaterialien.
Vor diesem Hintergrund wird grundsätzlich gefordert, dass das Gesundheitssystem mehr Zeit und Mittel für die „sprechende“ Medizin auch in Form von allgemeinen Infoveranstaltungen oder aufklärenden Patientenschulungen zur Verfügung stellt. Eine Möglichkeit könne es dabei sein, vermehrt digitale Beratungsformate zu entwickeln und beispielsweise in Form von professionellen Beratungs-Apps oder vergleichbaren Online-Formaten anzubieten, um die Erreichbarkeit der Patienten zu erhöhen.
Auf diese Weise käme man dem wichtigen Ziel näher, das Verständnis für die eigene Erkrankung zu erhöhen und damit die Korrespondenz zwischen Mediziner und Patienten erfolgreicher zu machen.
Wetzstein, J.
Gesundheitskompetenz verbessern – Was Rheumapatient:innen tun können
Pressemitteilung 9/2022
Bekanntermaßen ist zu viel Salz in der Ernährung nicht gut für die Herz-Kreislauf-Gesundheit. Das Kochsalz, auch unter der chemischen Bezeichnung Natriumchlorid bekannt, trägt die Verbindung Natrium in sich. Dieses Element ist bei einer zu hohen Aufnahme ein wichtiger Risikofaktor unter anderem für eine gefährliche Bluthochdruck-Erkrankung. Ein bedeutender Gegenspieler des Natriums ist das Element Kalium, weil es dazu beiträgt, dass vermehrt Natrium über die Niere aus unserem Körper ausgeleitet wird.
Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler aus den Niederlanden, die im Rahmen einer großangelegten Studie die Urinproben von etwa 25.000 Männern und Frauen im Alter zwischen 40 und 79 Jahren ausgewertet haben. Unter anderem ermittelten sie die jeweilige Ausscheidung und entsprechend auch die Aufnahme der beiden relevanten Verbindungen Natrium und Kalium. Zudem wurden die Blutdruckwerte gemessen, um einen möglichen Zusammenhang zwischen diesen Parametern zu ermitteln.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass sich bei Frauen eine höhere Kaliumzufuhr äußerst positiv auf den Blutdruck auswirkt. So führt jedes Gramm Kalium zu einer Reduzierung des systolischen Blutdrucks um 2,4mmHg. Diese Wirkung zeigte sich bei den männlichen Studienteilnehmern nicht. Die Frauen profitierten offensichtlich von diesem Einfluss, denn bei der 20-jährigen Nachbeobachtung konnte man erkennen, dass eine kaliumreiche Ernährung die Frauen nachweislich davor schützt, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.
Eine tägliche Zufuhr von 3,5 Gramm Kalium für einen Erwachsenen sowie ein Verzicht auf eine salzreiche Ernährung ist also nach wie vor maßgebend, um das Herz dauerhaft zu schützen. Ausnahmen bilden Betroffene einer Nierenerkrankung, da sie unter ärztlicher Aufsicht in besonderem Maße auf ihre Kaliumaufnahme achten müssen. Von Natur aus enthalten unter anderem Trockenfrüchte, Bananen, Kartoffeln und Avocado einen hohen Anteil an Kalium.
Wouda, R.D. et al.
Sex-specific associations between potassium intake, blood pressure, and cardiovascular outcomes: the EPIC-Norfolk study
European Heart Journal 8/2022; 30 (7): 2867–2875.
Viele Menschen mit wiederkehrenden Schmerzen schwören auf bestimmte Meditationstechniken, um ihre Beschwerden zu lindern. US-amerikanische Wissenschaftler konnten jetzt belegen, wie es überhaupt dazu kommt, dass solchen Schmerzpatienten meditativ geholfen werden kann. Sie konnten bestimmte Reaktionen im Gehirn ausmachen, die für die Schmerz reduzierende Wirkung einer sogenannten Achtsamkeitsmeditation verantwortlich sind.
Den Studienteilnehmern wurden an den Beinen durch Hitzeeinwirkung Schmerzen zugetragen. Die empfundene Intensität des Schmerzreizes sollten sie in einer Skala benennen beziehungsweise einordnen. In den folgenden 14 Tagen nahmen 50 % von ihnen an vier Tagen pro Woche an einem Meditationstraining teil, das jeweils 20 Minuten andauerte. Bei den Übungen zur Achtsamkeit ging es darum, dass die Teilnehmer zwar bestimmten Empfindungen und Reizen ausgesetzt waren, diese jedoch nicht mit dem eigenen Körper in Verbindung bringen sollten. Die anderen 50 % galten als Kontrollgruppe und widmeten sich in der gleichen Zeit einem Hörbuch.
In einer weiteren Studienphase wurde direkt beim Zufügen der Schmerzen meditiert, während die Referenzgruppe gebeten wurde, die Augen zu schließen. Daraufhin zeigte sich, dass die wahrgenommenen Schmerzen bei der Meditationsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe um etwa
30 % reduziert war. Mittels MRT-Messungen konnten entsprechende Gehirnareale ausfindig gemacht werden, die für diesen wünschenswerten Effekt verantwortlich sind.
Zum einen werden demnach die Schmerzsignale im Rausch einer Meditation nicht entsprechend weitergeleitet. Zum anderen werden dortige Bereiche, die für die Selbstwahrnehmung verantwortlich sind, meditativ regelrecht ausgeschaltet, ähnlich wie bei einer Vorstufe einer Bewusstlosigkeit. Diese Effekte einer Meditation waren eindeutig messbar. Die Studienautoren weisen darauf hin, dass entsprechende meditative Übungen ohne besondere Vorkenntnisse einfach und erfolgreich umzusetzen sind und vor allem denjenigen helfen, die Alternativen zur medikamentösen Therapie suchen.
Riegner, G. et al.
Disentangling self from pain: mindfulness meditation-induced pain relief is driven by thalamic-default mode network decoupling
Pain 7/2022
Vor zwei Jahren wurde in Singapur das erste Produkt aus Stammzellen-Fleisch in Form von Chicken-Nuggets zugelassen. Hierzulande darf dieses außerhalb eines lebenden Organismus hergestellte Fleisch für den menschlichen Verzehr jedoch noch nicht seinen Einsatz finden. Ob und wann sich das ändern wird, ist verständlicherweise auch davon abhängig, ob die Deutschen es akzeptieren und auch tatsächlich konsumieren würden. Dieser Frage ging ein Wissenschaftlerteam aus Osnabrück nach.
Die Herstellung von In-vitro-Fleisch erfolgt aus den Muskelstammzellen von Rind und Schwein. Mittels spezieller biotechnologischer Verfahren findet eine Vermehrung statt, um das fleischähnliche Produkt zu erhalten. In-vitro-Fleisch ist aufgrund des verringerten Einsatzes von Wasser und anderen wichtigen Umweltressourcen nachhaltiger. Diskussionsbedarf gibt es allerdings bei Verfechtern des Tierwohls, weil den Tieren dennoch Stammzellen entnommen werden müssen.
500 erwachsene Männer und Frauen wurden im Rahmen der Akzeptanzstudie befragt. Nach Auswertung der Fragebögen zeigte sich, dass der Bekanntheitsgrad von In-Vitro-Fleisch noch sehr gering ist: 68 % der Befragten konnten keine Auskunft über dieses Produkt geben. Nach entsprechender Aufklärung konnten sich jedoch 65 % vorstellen, ein entsprechendes Burger-Produkt zu testen.
Die Hälfte der Befragten würde es sich auch kaufen wollen. 47 % würden herkömmliches Fleisch sogar zunehmend durch In-vitro-Fleisch ersetzen und somit entsprechende alternative Burger-Patties essen wollen. Hintergrund für eine mögliche Skepsis ist oftmals noch der Respekt vor dem neuartigen Herstellungsverfahren. Hier ist noch entsprechende Aufklärungsarbeit wünschenswert.
Dupont, J. et al.
Acceptance of Cultured Meat in Germany—Application of an Extended Theory of Planned Behaviour
Foods 1/2022; 11(3): 424.
Kleinste Kunststoffteilchen mit einem Durchmesser unter 5 mm, sogenannte Mikroplastik, machen bekanntermaßen auch vor dem menschlichen Organismus nicht halt. Im Blut, im Stuhl und in der Plazenta waren Wissenschaftler diesen Partikeln bislang bereits auf der Spur gekommen. Ob sie sich jedoch auch in menschlichen Organen ansammeln, war bisher ungeklärt.
Wissenschaftler in Hamburg haben nun feststellen können, dass sich diese Partikel in menschlichem Lebergewebe anreichern können. Sie haben sechs unterschiedliche Mikroplastik-Typen bei Betroffenen einer Leberzirrhose nachgewiesen. Bei Menschen ohne Lebererkrankung war dieses nicht der Fall, weder in der Leber, in der Niere noch in der Milz.
Bisher war es schwierig, die kleinen Kunststoffteilchen im Gewebe zu erkennen. Aufgrund einer neuen Methode, in der ein spezielles Nachweisverfahren mittels Einfärbung zum Einsatz kommt, war die Identifikation möglich. Basis der Untersuchungen waren entsprechende Proben von Leber-, Nieren- und Milzgewebe, die sowohl einigen Leberkranken als auch einer gesunden Kontrollgruppe entnommen wurden.
Weiterer Forschungsbedarf besteht in diesem Zusammenhang, da bisher lediglich angenommen werden kann, dass das Mikroplastik über einen speziellen Mechanismus, der bei den Patienten einer Leberzirrhose häufig gestört ist, aus dem Darminnern aufgenommen wird. Ebenso müsse geklärt werden, welche Auswirkungen das auf den Krankheitsverlauf hat, so die Aussage der Studienverantwortlichen.
Lemm, S.
UKE-Forschende weisen Mikroplastik in menschlicher Leber nach
idw-Nachrichten 7/2022
Immer wieder klagen Long-COVID-Patienten über plötzliche Probleme mit ihrer Konzentrationsfähigkeit und über allgemeine Störungen ihrer Gedächtnisleistung. Wissenschaftler aus Hannover haben jetzt herausfinden können, dass es einen Zusammenhang zwischen solchen Gehirnstörungen und einer überstandenen Corona-Infektion geben könnte.
Im Rahmen einer Studie erhielten sie den Beleg, dass dieser Erkrankung häufiger eine veränderte Eiweißstruktur spezieller Gehirn-Nervenzellen folgt. Demnach seien vermehrt derart veränderte Proteine nachgewiesen worden, die man auch von Patienten einer Alzheimer- oder Parkinson-Erkrankung kennt.
Weiterhin scheinen bestimmte Immunzellen des Gehirns, die für die Abwehrfunktion im Gehirn verantwortlich sind, auch noch lange nach der COVID-Erkrankung messbar zu sein. Vergangene Studien bestätigten bereits, dass kleinste Mengen des Virus auch in Gehirnregionen nachweisbar waren, sodass dort entsprechende Immunantworten aktiviert wurden.
All diese Veränderungen in der Struktur des Gehirns könnten dafür verantwortlich sein, dass die Betroffenen auch noch lange nach der Erkrankung unter zeitweiligen Störungen der Gedächtnisleistung und der Konzentration leiden. Um zu diesem Ergebnis zu kommen, führten die Wissenschaftler zunächst Untersuchungen bei Syrischen Goldhamstern durch, die eine SARS-CoV-2-Infektion überstanden hatten. Weiterhin kamen andere spezielle Untersuchungen bei Long-COVID-Patienten zu ähnlichen Ergebnissen und bestätigten, dass es zu entsprechenden Gehirnveränderungen auch noch nach der Erkrankung kommen kann.
Fast 70 % der COVID-19-Patienten haben mit neurologischen Beeinträchtigungen zu tun, die sich in Form von Gedächtnisstörungen, aber auch Schlafstörungen, Schwindelgefühl und Kopfschmerzen, depressiven Verstimmungen und Angstzuständen sowie allgemeiner Müdigkeit äußern können. Diese Symptome bleiben bei manchen Betroffenen auch noch lange nach der Erkrankung bestehen oder treten dann erst auf. Für die Nennung konkreter ursächlicher Zusammenhänge zwischen COVID-19 und der Veränderung wichtiger Prozesse im Gehirn sind weitere Studien angedacht.
Käufer, S. et al.
Microgliosis and neuronal proteinopathy in brain persist beyond viral clearance in SARS-CoV-2 hamster model
EBioMedicine 5/2022
Wie ist unser Wissensstand bezüglich Sexualität, sexueller Gesundheit oder sexuell übertragbarer Krankheiten? Dies ist nur eine Auswahl an sexualbezogenen Themen, die uns beschäftigen. Um herauszufinden, zu welchen sexuellen Themen die Deutschen womöglich weiteren Aufklärungsbedarf haben und wo eventuell Präventionsmaßnahmen für eine bessere sexuelle Gesundheit erforderlich sind, kam es im Rahmen einer Studie zu einer Befragung von fast 5.000 erwachsenen Menschen hierzulande.
Weil die sexuelle Gesundheit sehr große Auswirkungen auf unser Wohlbefinden und unsere Zufriedenheit hat, schien es den Verantwortlichen des Instituts für Sexualforschung, Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie in Hamburg wichtig, diese Befragung zu veranlassen. Im Fragenkatalog wurden unter anderem Themen zur sexuellen Einstellung, zum sexuellen Verhalten, zur Partnerschaft und Liebe, zur sexuellen Befriedigung, zur Schwangerschaft und zur sexuellen Gewalt durchleuchtet.
Als zentrales Ergebnis konnten die Verantwortlichen auf diese Weise feststellen, dass es bezüglich sexuell übertragbarer Erkrankungen durchaus noch Nachholbedarf gibt. Zwar sind die meisten Menschen über das HIV-Virus mittlerweile gut aufgeklärt, doch bezüglich anderer gefährlicher sexuell übertragbarer Erkrankungen wie zum Beispiel der Chlamydien, Genitalwarzen und Trichomoniasis hapert es in der Deutschen Bevölkerung. Hier wäre eine entsprechende Aufklärungsarbeit angebracht.
Ein weiteres Ergebnis bestärkt wieder einmal, wie eng verbunden die sexuelle Gesundheit mit dem allgemeinen Gesundheitszustand der Menschen ist. Bei denjenigen, die ihren gesundheitlichen Status als „mäßig“ und „unzufrieden“ einstuften, beobachtete man eine eindeutige Abnahme der sexuellen Aktivität. Auf der anderen Seite führte eine Unzufriedenheit bezüglich des Sexuallebens zu einem nachlassenden gesundheitlichen Wohlbefinden.
Die Studie zeigt ebenso auf, wie wichtig insbesondere für Menschen mit Migrationshintergrund die sexuelle Aufklärungsarbeit ist. Hier scheinen sich zu den Themen wie „übertragbare Krankheiten“ oder „Verhütung“ größere Wissenslücken zu zeigen als bisher angenommen. Eine Fokussierung der sexuellen Beratung auf diese Bevölkerungsgruppe in unserem Land sei daher ebenso wichtig, so die Studienverantwortlichen.
Lemm, S.
Sexuelle Gesundheit wichtig für Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit | Abschluss der GeSiD-Studie
idw-Nachrichten 6/2022
Wer als Mann dauerhaft stark übergewichtig ist, riskiert neben zahlreichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen auch seine Fruchtbarkeit. Denn die Spermienkonzentration wird durch die überflüssigen Pfunde stark beeinträchtigt. Wem es aber gelingt, sein Körpergewicht dauerhaft zu reduzieren, dessen Spermienzahl kann wieder auf das Doppelte angehoben werden, so das Ergebnis einer aktuellen Studie.
56 Männer mit starkem Übergewicht (Body-Mass-Index: 32 bis 43) im Alter zwischen 16 und 65 Jahren nahmen an der Studie teil. Über acht Wochen wurde ihre Kalorienzufuhr auf 800 Kilokalorien gemäßigt, sodass sie durchschnittlich 16,5 Kilogramm Körpergewicht verlieren konnten. In einer weiteren achtwöchigen Nachbeobachtungszeit sollten die Studienteilnehmer ihr Gewicht weiterhin unter Kontrolle behalten und nicht wieder zunehmen.
Am Ende dieser Zeit wurde eine Messung zur Konzentration und Anzahl der Spermien durchgeführt.
Es zeigte sich, dass es zu einer 50-prozentigen Erhöhung der Spermienkonzentration und zu einem Anstieg der Spermienzahl um 40 % gekommen war. In den folgenden drei Monaten kontrollierte ein Viertel der Studienteilnehmer das Körpergewicht durch ein zugewiesenes Medikament, ein anderes Viertel nahm an einem moderaten Sport-Programm teil und erhielt ebenso ein gewichtsreduzierendes Medikament.
Ein weiteres Viertel unterzog sich ebenfalls diesem Sporttraining und nahm gleichzeitig ein vermeintlich gewichtsreduzierendes Medikament mit Placebo-Effekt ein. Die letzte Gruppe verhielt sich gewohnt bewegungsträge wie vor Beginn der Studie und nahm ebenfalls das Placebo-Medikament ein.
Mit diesen Maßnahmen erzielten die Teilnehmer der Gruppe zwei eine weitere Gewichtsreduzierung, während die der Gruppen eins und drei eine Gewichtskonstanz erreichten. In der Gruppe vier hingegen sammelten sich wieder 50 % der zuvor verlorenen Körperpfunde an. Nach der erneuten Messung zur Spermienqualität zeigte sich, dass die vierte Gruppe, die ihr reduziertes Körpergewicht nicht halten konnte, bezüglich der Spermienkonzentration und -zahl wieder erhebliche Einbußen einnehmen musste.
Das war bei den ersten drei Gruppen nicht der Fall. Die Studie bestätigt also, dass die hohe Anzahl an Übergewichtigen hierzulande dafür mitverantwortlich sein könnte, dass 15 % der Paare bezüglich ihres Kinderwunsches erfolglos sind.
Andersen, E. et al.
Sperm count is increased by diet-induced weight loss and maintained by exercise or GLP-1 analogue treatment: a randomized controlled trial Human Reproduction
Hum Reprod 5/2022
Die ersten Lebensjahre sind bekanntermaßen besonders entscheidend für die Ausprägung der kognitiven, sozialen und emotionalen Kompetenz von Heranwachsenden. Welchen Einfluss spezielle Stressfaktoren in deren Umfeld, unter anderem auch bereits während der Schwangerschaft, auf diese Entwicklung haben, untersuchte ein Wissenschaftler-Team in Deutschland. Sie analysierten entsprechende Daten, die von 373 Mutter-Kind-Paaren seit Beginn der Schwangerschaft bis zum zehnten Lebensjahr des Kindes gesammelt wurden.
Anhand von Fragebögen erfassten die Studienverantwortlichen die Angaben der Mütter zu ihrem eigenen Stressempfinden und zu möglichen Verhaltensproblemen ihres Nachwuchses. Auf diese Weise versuchten sie einen Zusammenhang entsprechender möglicher Stressfaktoren auf das Kindesverhalten zu erforschen. Ebenso untersuchten sie, ob Kinder mit Geschwistern gegebenenfalls weniger mit Verhaltensproblemen konfrontiert waren, weil ihre Brüder oder Schwestern möglicherweise die negativen sozialen Umweltfaktoren der Mütter ausgleichen konnten.
Im Ergebnis zeigte sich, dass ein erhöhtes Stressniveau der werdenden Mutter zu häufigeren Verhaltensproblemen der Kinder beitrug. Sorgen, Traurigkeit, Anspannung, zu wenig soziale Kontakte der Mutter zeigten sich sieben bis zehn Jahre später in einem problematischen Verhalten des Kindes. Interessanterweise können offensichtlich ältere Geschwister diesen negativen Zusammenhang abpuffern und die gesunde Entwicklung ihrer jüngeren Familienmitglieder fördern.
Dieses geschehe unter anderem dadurch, dass diese ihnen wichtige Eckpfeiler für eine gute soziale Kompetenz mit auf den Weg geben, indem sie sie dabei unterstützen, ihre eigenen Gefühle und Gedanken preiszugeben, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Mit anderen Worten: Die älteren Geschwister helfen auf bewusste und unbewusste Weise, dass sich Mutter sowie Bruder oder Schwester erfolgreicher mit den möglichen Stresssituationen und den eigenen Bedürfnissen auseinandersetzen können.
Amici, F. et al.
Maternal stress, child behavior and the promotive role of older siblings , 29 April 2022,
BMC Public Health 4/2022; 22(1): 863.
Wer über eine längere Zeit zu wenig Schlaf bekommt, bei dem scheinen sich schnell zusätzliche Pfunde insbesondere in Form von Bauchfett anzusammeln. Diese schon lange diskutierte These konnte jetzt bestätigt werden. Im Rahmen einer Studie wurden die Schlafgewohnheiten von zuvor acht Stunden pro Tag bei den 12 Teilnehmern im Alter von 19 bis 39 Jahren absichtlich dahingehend verändert, dass sie für die Dauer von zwei Wochen nur vier Stunden schlafen durften.
Nach einer mehrtägigen Erholungsphase mit ausreichend Schlaf wurde dieser Vorgang wiederholt, wobei jeweils immer ein wechselnder Teil der Probanden als Kontrollgruppe diente und bis zu neun Stunden schlafen durfte. Im Schlaflabor wurde die tatsächliche Schlafdauer exakt festgehalten. Die Ernährungsgewohnheiten sollten die Teilnehmer im Verlauf der Studie bewusst nicht verändern.
Im Ergebnis zeigte sich, dass der 14-tägige Schlafentzug zu einer durchschnittlichen Gewichtszunahme der Studienteilnehmer um 500 g führte. Denn sie hatten in dieser Zeit nachweislich mehr Kalorien aufgenommen als zuvor beziehungsweise als in der Kontrollphase. Vornehmlich wurden mehr eiweiß- und fettreiche Lebensmittel verzehrt. Da die Teilnehmer zudem während ihres Schlafentzugs keine zusätzlichen Kalorien verbrauchten, war die Gewichtszunahme vorauszusehen.
Interessanterweise sammelten sich die überflüssigen Pfunde insbesondere in Form von Bauchfett an. Laut den Aussagen von Kardiologen ist vor allem diese Form des Körperfetts für die Gesundheit unseres Herz-Kreislauf-Systems so gefährlich. Nach dem Schlafentzug wiederum normalisierte sich die Kalorienzufuhr bei den Teilnehmern rasch wieder, ebenso wie das Körpergewicht. Das Ergebnis dieser Studie zeigt, wie wichtig ausreichender und regelmäßiger Schlaf für unseren Körper und unsere Gesundheit ist.
Covassin, N. et al.
Effects of Experimental Sleep Restriction on Energy Intake, Energy Expenditure, and Visceral Obesity
J Am Coll Cardiol. 4/2022; 13: 1254–65 .
Wie wichtig unser Darm und dessen Ökosystem mit seinen vielen Bakterien, Viren und Pilzen für unsere Gesundheit ist, das ist mittlerweile gut bekannt. Jetzt haben Wissenschaftler aufzeigen können, dass die Zusammensetzung der Darmflora mit der Entstehung von entzündlichen rheumatischen Erkrankungen zusammenhängt.
Laut Aussagen der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e. V. tragen viele Rheumapatienten auch eine genetische Veranlagung für diese Erkrankung mit sich, doch nicht immer kommt sie dann auch zum Ausbruch. Hier scheint die Zusammensetzung der Darmflora eine mitentscheidende Rolle zu spielen. Denn es konnten spezielle schädliche Bakterienstämme identifiziert werden, die zum Ausbruch und Verlauf des rheumatischen Krankheitsbildes beitragen.
So scheinen spezielle Darmbewohner wie Enterokokken und Lactobazillen, wenn sie durch eine vorhandene beeinträchtigte Barriere der Darmschleimhaut hindurchtreten, zu anderen Organen zu wandern und dort die bekannten Entzündungen auszulösen. Als Gegenspieler in der Darmflora agieren sogenannte Clostridiales-Stämme, die wichtig sind für den Schutz der Schleimhautbarriere und zu einer gesunden, gestärkten Darmflora beitragen.
Im Rahmen einer Studie nun konnten die Wissenschaftler aufzeigen, dass die Konzentration dieser schützenden Darmbewohner bei Rheuma-Patienten herabgesetzt war und sich die schädigenden Bakterienstämme ungünstig vermehrt hatten. Auch weitere nachteilige Kreuzreaktionen einzelner Bakterienstämme konnten analysiert werden, die dazu führten, dass unerwünschte immunologische Prozesse eintraten und die entzündlichen rheumatischen Schübe ausgelöst wurden.
Die Studienverantwortlichen weisen darauf hin, dass dieses Forschungsergebnis wichtige Therapieansätze bei Rheuma aufgezeigt hätte. So könnten beispielsweise entsprechende ernährungstherapeutische Ansätze dabei helfen, um für ein gesundes Milieu der Darmflora zu sorgen. Auch könnten spezielle Medikamente gegen die unerwünschten Darmbakterien zum Einsatz kommen und Abhilfe schaffen.
Redanz, S. et al.
Die Rolle des Mikrobioms bei Lupus und Antiphospholipidsyndrom.
Z Rheumatol 4/2022
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) führt halbjährlich Befragungen zu gesundheitlichen Verbraucherthemen bei 1.000 Privatpersonen durch. Im aktuellen Ergebnisbericht heißt es, dass über die Hälfte der Befragten ab einem Alter von 16 Jahren ein großes Interesse an Gesundheitsfragen hat und fast 80 % betonen, wie wichtig ihnen entsprechende wissenschaftlich gesicherte Informationen dazu sind, die vom Staat angeboten werden sollten.
In der Rangliste der wichtigsten gesundheitlichen Risiken gaben die meisten an, dass ihnen bestimmte Nährstoffe wie Zucker, Fett und Salz am meisten Sorge bereiten. Auf dem zweiten Platz der „Sorgenliste“ stehen die möglichen negativen Auswirkungen einer ungesunden Lebensweise. An Platz „Drei“ lassen sich die Risiken wiederfinden, die von unerwünschten Inhaltsstoffen und vom Rauchen ausgehen. Hier machen sich die Befragten vor allem Sorge darüber, dass sie darüber nicht ausreichend und angemessen informiert werden.
Grundsätzlich stuft über die Hälfte der befragten Verbraucher unsere Lebensmittel als „sicher“ ein.
Das größte Vertrauen in Sachen Verbraucherinformation wird mit 71 % den Verbraucherzentralen und vergleichbaren unabhängigen Organisationen zugesprochen. Aber auch die neutralen Bereiche der Wissenschaft genießen bei 69 % der Befragten größtes Vertrauen. Behörden, Ministerien und Nichtregierungsorganisationen wird zu je 30 % vertraut, wobei öffentliche Portale aus der Medienbranche, der Politik und Wirtschaft lediglich 20 % der Verbraucher ausreichend vertrauenswürdig erscheinen.
Um herauszufinden, wie sensibel die Verbraucher über bestimmte, aktuell sehr brisante Themen informiert sind, wurden die Teilnehmer unter anderem bezüglich des sogenannten Bisphenol A (BPA) interviewt. Ihm wird eine ungesunde, hormonähnliche Eigenschaft nachgesagt, dennoch ist er in zahlreichen Alltagsgegenständen wie Plastikflaschen, Konserven oder Spielsachen enthalten. Überraschenderweise war nur 29 % der Befragten diese Verbindung überhaupt bekannt und 93 % wünschten sich diesbezüglich mehr Verbraucherinformationen.
Verbraucher-Monitor
BFR-Monitor 2/2022
Menschen mit Übergewicht haben bekanntermaßen ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für beispielsweise Brustkrebs, Gebärmutter-, Nieren- und Darmkrebs oder Speiseröhrenkrebs. Bezüglich Darmkrebs lässt sich aufgrund einer aktuell veröffentlichten Studie sogar sagen, dass die Anzahl der Lebensjahre, welche die Betroffenen im übergewichtigen Zustand verbracht haben, maßgeblich mitbestimmt, wie hoch das Risiko für eine Darmkrebserkrankung ist. Demnach erkranken langfristig übergewichtige Menschen fast 2,5-mal so häufig an Darmkrebs wie normalgewichtige. Dauerhaftes Übergewicht ist somit ein zentraler Mitverursacher von Darmkrebs.
Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums nahmen entsprechende Daten von etwa 10.000 Teilnehmern näher unter die Lupe. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen waren an Darmkrebs erkrankt und wurden im Rahmen einer weiteren Studie bereits seit 2003 begleitet. Bei den anderen Teilnehmern handelt es sich um eine zufällig ausgewählte Kontrollgruppe ohne Darmkrebserkrankung. Unter anderem wurde das Körpergewicht seit deren 20. Lebensjahr dokumentiert und damit auch die Anzahl der Lebensjahre, welche die Studienteilnehmer mit Übergewicht durchlebten.
Mit der Auswertung konnte belegt werden, dass adipöse Menschen mit jedem Lebensjahr Übergewicht ein zunehmend hohes Risiko haben, an Darmkrebs zu erkranken. Ausschlaggebend ist es daher also nicht, ob man in einer einmaligen Messung als übergewichtig eingestuft wird, sondern wie lange man es ist und um wie viele überschüssige Körperpfunde es sich handelt. Zurückzuführen ist dieser negative Effekt wohl darauf, dass Fettgewebe spezielle Wachstumsfaktoren für Krebs wie beispielsweise bestimmte Hormone und entzündungsfördernde Verbindungen triggert. Je länger der Körper diesem Einfluss ausgesetzt ist, desto folgenschwerer ist es für den Gesundheitszustand der Betroffenen.
Die Studienverantwortlichen kommen zu dem Schluss, dass die Rolle des Übergewichts als möglicher Darmkrebs-Risikofaktor bislang unterschätzt wurde. Als wichtige Präventionsmaßnahme gelte es daher, auch junge, übergewichtige Menschen frühzeitig für die ganzheitlichen Modelle zur Gewichtsreduzierung zu gewinnen.
Xiangwei, L. et al.
Risk of Colorectal Cancer According to Lifetime Excess Weight.
Jama Onkol 5/2021; 3: 501.
Viele Menschen genießen gerne zur späteren Abendstunde noch ein reichhaltiges Essen, obwohl es bekanntermaßen aus gesundheitlicher Sicht nicht zu empfehlen ist. Doch was passiert da eigentlich genau in unserem Stoffwechsel, dass der Blutzuckerspiegel in einem solchen Fall gerne seine Kontrolle verliert? Im Rahmen einer Studie mit 845 Teilnehmern gingen US-Wissenschaftler dieser Frage nach. Insbesondere interessierte sie dabei, welche Bedeutung das Schlafhormon Melatonin dabei hat.
Nachdem die Männer und Frauen eine achtstündige Fastenzeit eingelegt hatten, sollten sie eine Zuckerlösung kurz vor dem Zubettgehen zu sich nehmen. An einem anderen Tag wiederholten sie diese Maßnahme, wobei sie die Zuckerlösung sehr viel früher am Abend und somit einige Stunden vor der Nachtruhe tranken.
Bei einer jeweils anschließenden zweistündigen Kontrolle der Blutzuckerwerte beobachteten die Wissenschaftler, welche Auswirkungen die jeweiligen Abendmahlzeiten auf den Stoffwechsel hatten. Sie stellten fest, dass der Blutzuckerwert durch die spätere Mahlzeit bei nahezu allen Studienteilnehmern aus der Norm geraten ist. Ein entsprechend starker Anstieg des Blutzuckerspiegels war bei einer Mahlzeit zur früheren Abendstunde nicht zu beobachten.
Zurückzuführen ist die ungünstige Auswirkung der späteren Abendmahlzeit wohl auf eine vermehrte Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin pünktlich zur Schlafenszeit. Seine Konzentration ist zur späten Abendstunde mindestens dreimal so hoch, wie wenige Stunden zuvor. Da dieser Botenstoff offensichtlich die Bildung und Ausschüttung des Hormons Insulin – der wichtigste Botenstoff für einen gut funktionierenden Zuckerstoffwechsel – ausbremst, lässt sich seine ungünstige Wirkung auf den Blutzuckerspiegel auch entsprechend begründen.
Interessanterweise scheint es laut Studienergebnis eine bestimmte genetisch definierbare Personengruppe zu geben, bei der dieser ungünstige Effekt des Melatonins besonders groß ist. Bei diesen Menschen lassen sich an den Zellen bestimmte Rezeptoren für das Melatonin nachweisen, welche diesem Hormon somit eine noch größere Fläche zum Andocken bieten. Das Risiko für einen gestörten Zuckerstoffwechsel durch späte Abendmahlzeiten ist bei ihnen besonders hoch.
Ein häufig gestörter Blutzuckerspiegel, so also auch durch zu spätes Abendessen, kann auf Dauer zum Typ-2-Diabetes und zu Übergewicht führen. Daher ist es ratsam, einige Stunden vor dem Zubettgehen möglichst nichts mehr zu essen.
Garaulet, M. et al.
Interplay of Dinner Timing and MTNR1B Type 2 Diabetes Risk Variant on Glucose Tolerance and Insulin Secretion: A Randomized Crossover Trial.
Diabetes Care 1/2022
Plastikpartikel und deren Auswirkungen auf die Umwelt und den Menschen werden intensiv diskutiert. Seitens der Forschung gibt es hinsichtlich des Risikos, welches von Mikroplastik ausgeht, noch einige offene Fragen. Seitens der Bevölkerung gehen mindestens 90 % davon aus, dass die Folgen für unsere Gesundheit äußerst negativ sind. Laut dem Ergebnis einer Umfrage des Deutschen Institutes für sozial-ökologische Forschung ist die Bevölkerung noch etwas mehr besorgt über die Risiken für die Umwelt als über die gesundheitlichen Risiken, die von der Fülle an Mikroplastik ausgeht.
Von den 1.027 befragten Studienteilnehmern scheinen vor allem Frauen sowie alle Menschen ab einem Alter von 50 Jahren sensibler zu reagieren, wenn es um die Risikowahrnehmung bezüglich der Plastikpartikel geht. Männer sowie allgemein jüngere Menschen scheinen diesbezüglich etwas weniger besorgt zu sein. Verständlicherweise zeigen sich auch umweltbewusste Menschen besorgter über die Folgen von Mikroplastik und ebenfalls auch solche, die über die Medien gut über dieses Thema informiert sind.
Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass die Besorgnis seitens der Bevölkerung größer ist, als sie nach derzeitigem wissenschaftlichen Stand bestätigt werden kann. Grundsätzlich weisen die Forscher darauf hin, dass Mikroplastik mittlerweile überall in der Natur verbreitet ist, sogar auch in den Staubpartikeln unserer Atemluft. Neben den möglichen Auswirkungen auf die Lebewesen im Wasser scheint derzeit das langfristige Risiko für Mensch und Umwelt noch nicht klar erforscht zu sein.
In vielen Medienberichten wird Mikroplastik dennoch bereits als besonders schädlich und hochgiftig tituliert. Besonders gefährlich sind dabei neben den Mikroplastik-Partikeln bestimmte Chemikalien, die sich aus den Plastikprodukten herauslösen. Gemeinsam mit dem Mikroplastik stellen diese Inhaltsstoffe ein Risiko für Mensch und Umwelt dar, welches derzeit noch nicht richtig kalkuliert werden kann.
Kramm, J. et al.
Explaining risk perception of microplastics: Results from a representative survey in Germany.
Global Environmental Change 3/2022
Das Thema „Corona-Schutzimpfung“ wird nach wie vor intensiv diskutiert. Möglicherweise befördert das Ergebnis einer Studie der Universität Marburg etwas Licht in diese zeitweise undurchsichtige Diskussion. Denn für viele Menschen sind eventuelle Nebenwirkungen einer Impfung der Grund dafür, sich dagegen zu entscheiden.
Um herauszufinden, ob die zeitweise auftretenden Impfreaktionen wie Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen tatsächlich auf das Spritzen der Impfstoffe zurückzuführen ist, wurden 12 bereits vorhandene Studien beziehungsweise die dort ermittelten Daten von 44.000 Menschen näher unter die Lupe genommen.
Ein Teil der Studie bestand darin, das Auftreten möglicher Nebenwirkungen zu beobachten, wenn zum einen ein zuständiger Impfstoff oder zum anderen lediglich ein Scheinpräparat ohne Wirksamkeit gespritzt wurde. Auf diese Weise hat man Angaben dazu erhalten können, ob es sich bei möglichen Impfnebenwirkungen eventuell um einen sogenannten „Nocebo-Effekt“ handeln könnte, das heißt eine negative Auswirkung, die auftritt, weil der Impfling eine entsprechende Erwartungshaltung hatte.
Bei der Auswertung der Einzelstudien kam man zu dem Schluss, dass es sich bei den leichten Nebenwirkungen wie Abgeschlagenheit und schmerzendem Kopf in über 70 % der Fälle um derartige Nocebo-Effekte handelt. Im Speziellen heißt es, dass 35 % der mit einer Kochsalzlösung geimpften Gruppe von den Nebenwirkungen betroffen waren, während dies bei den gegen Corona Geimpften bei 46 % der Fall war.
Ein entsprechender Nocebo-Effekt ist allein auf die Erwartung einer negativen Wirkung zurückzuführen. In einem solchen Fall kommt es zu einer Reaktion, indem körpereigene Botenstoffe, welche die Symptome wie Kopfschmerzen oder Abgeschlagenheit auslösen können, nachweislich ausgeschüttet werden. Abhilfe könnten hier ausführliche Beratungsgespräche leisten, in denen die potenziellen Impflinge über einen möglichen Nocebo-Effekt aufgeklärt würden. Denn offensichtlich scheinen entsprechend informierte Menschen auch tatsächlich weniger häufig von den unschönen Nocebo-Effekten betroffen zu sein.
Haas, JW. et al.
Frequency of Adverse Events in the Placebo Arms of COVID-19 Vaccine Trials: A Systematic Review and Meta-analysis
JAMA Network Open 1/2022
Jedes Jahr erfolgt seitens des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) eine Berichterstattung darüber, wie es sich mit der Sicherheit unserer Lebensmittel und anderer Artikel unseres täglichen Gebrauchs verhält. Der aktuelle Bericht resultiert aus den Kontrollen der Überwachungsbehörden, die 2020 etwa 360.000 Betriebe und fast 600.000 Erzeugnisse näher unter die Lupe genommen hatten.
In der Zusammenfassung heißt es unter anderem, dass in 9 % der untersuchten Weizenmehle aus Mühlenbetrieben potenziell krankmachende Bakterien gefunden wurden. Vor diesem Hintergrund wird darauf hingewiesen, dass angerührter Teig nicht roh verzehrt werden sollte, denn erst nach dem Backvorgang werden die möglicherweise enthaltenen Bakterienstämme abgetötet.
Ein weiterer Hinweis im Bericht bezieht sich auf den Verzehr von Wild, denn bei 72 % des untersuchten Wildfleisches wurde gesundheitsschädigendes Blei aus einer entsprechenden Jagdmunition nachgewiesen. Kindern, gebärfähigen Frauen und Schwangeren wird der Verzehr von Wildfleisch nur mit besonderer Vorsicht empfohlen.
Besorgniserregend sind die Werte bei vorgeschnittenem Obst, denn in 25 % der entsprechenden Betriebe war die Hygiene unzureichend. Besonders negativ aufgefallen waren den Kontrolleuren auch die Inhaltsstoffe in Sportlernahrung, denn in 44 % der analysierten „Pre-Workout-Booster“ wurden Zusätze nachgewiesen, welche die Gesundheit gefährden.
Auch das Thema „Weichmacher“ spielt nach wie vor eine bedeutende Rolle bei der Risikobewertung diverser Artikel. Doch hier gibt es bei Holzspielzeug eine erfreuliche Entwicklung: Lediglich bei nur noch 1,4 % der eingesetzten Holzlacke wurde der bedenkliche Grenzwert der Phthalate überschritten.
Alarmierend sind auch die Gehalte an Schwermetallen in den untersuchten Gesichtsmasken: Bei 69 % der online bestellten Hautpflegeartikel und bei 46 % der im Geschäft erworbenen entsprechenden Gesichtsmasken wurden die Grenzwerte für die Schwermetalle Arsen, Blei und Cadmium eindeutig überschritten.
Präsentation „Lebensmittelsicherheit in Deutschland“
Pressemitteilung 12/2021
FFP2-Masken sind in der Corona-Pandemie nicht wegzudenken. Dass sie unsere körperliche Leistungsfähigkeit so gut wie gar nicht beeinträchtigen, haben vergangene Untersuchungen bereits gezeigt. Ob das Tragen der FFP2-Masken auch für die geistige Leistungsfähigkeit so gut verträglich ist, haben Wissenschaftler der TU Berlin untersucht. Sie gingen vor allem der Frage nach, ob die geistige Leistung der Maskenträger in Schule und Büro unverändert blieb und ließen 44 Studienteilnehmer mentale Aufgaben durchführen – zum einen ohne Maske und im Vergleich dazu „maskiert“.
Bei der Auswertung zählten nicht nur die Ergebnisse, die die Teilnehmer beispielsweise beim Kopfrechnen erzielten, sondern auch bestimmte gemessene Vitalitätsparameter wie der Herzschlag und Herzfrequenz, die O2-Blutsättigung usw. Im Ergebnis zeigte sich, dass die geistige Leistungsfähigkeit mit und ohne Maske unverändert blieb. Entsprechende Rechenaufgaben beispielsweise wurden gleichermaßen gut gemeistert.
Die gemessenen Eckdaten zu den gesundheitlichen Werten wiesen außerdem darauf hin, dass die Probanden in dieser Prüfungssituation auch mit Maske gleichwertig mental arbeiteten und durch das Tragen der Maske offensichtlich keinem zusätzlichen Stress ausgesetzt waren. Die Studienverantwortlichen weisen daher darauf hin, dass sich durch das Tragen einer FFP“-Maske der Atemrhythmus zwar nachweislich verändert und man das Gefühl hat, dass einem die Luft eher „ausgeht“, doch diese Werte ließen sich durch entsprechende Messungen der Vitalitätsparameter nicht bestätigen und seien daher eher subjektiv.
Spang, R. et al.
The tiny effects of respiratory masks on physiological, subjective, and behavioral measures under mental load in a randomized controlled trial
Scientific Reports 10/2021
Laut dem aktuellen Ergebnis einer Umfrage des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) genießen Lebensmittel, die hierzulande gekauft werden können, aus Sicht der Verbraucher einen hohen Sicherheitsstandard. Über 50 % der Deutschen vertrauen demnach darauf, dass die nationale Lebensmittelüberwachung gut funktioniert und die Lebensmittel als „sicher“ einzustufen sind. Bei Spielzeug oder Drogerieartikeln hingegen ist das Vertrauen der Bundesbürger nicht so groß.
Etwas bedenklich sehen die Deutschen einzelne Lebensmittel bezüglich ihrer Nährstoffzusammensetzung. Sie bemängelten einen oftmals zu hohen Anteil an Zucker, Fett oder Salz, der eigentlich vermeidbar wäre. Andere wiederum sind beunruhigt über unerwünschte Fremdstoffe in zunehmend vielen Lebensmitteln. 57 % gaben an, dass ihnen der hohe Gehalt an Mikroplastik Sorge bereite, und auch Themen wie zunehmende Antibiotikaresistenzen führen bei 48 % zur Skepsis gegenüber betroffenen Lebensmitteln.
Grundsätzlich scheinen sich weniger Menschen für Verbraucherthemen rund um die Gesundheit zu interessieren. Zu Beginn dieses Jahres beeinflussten solche Themen bei noch 65 % der Bevölkerung den Lebensstil, jetzt ist dies nur bei 56 % der Fall. Interessanterweise geben zwei von fünf der befragten Bundesbürger an, gut über die Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen sowie die Folgen eines möglichen Defizits informiert zu sein.
BfR
BfR Verbraucher-Monitor 08/21
BFR Verbraucher-Monitor 8/2021
Seit langem ist bekannt, dass übergewichtige Patienten einer Typ-2-Diabetes ein Nachlassen der Krankheitssymptome erzielen können, indem sie abnehmen. Hier gilt die Erkenntnis, dass eine dauerhafte Reduzierung des überschüssigen Körpergewichts um 10 kg die Chance, dass die Diabetes-Erkrankung nachlässt, um 50 % erhöht.
Interessanterweise bestätigt eine Studie aus England nun, dass dieser gesundheitliche Profit ebenso auch bei normalgewichtigen Typ-2-Diabetes-Patienten zu erwarten ist. 25 normalgewichtige Diabetes-Patienten im durchschnittlichen Alter von 58 Jahren nahmen an der Studie teil, 23 von ihnen hatten Diabetes-Typ-2. Die Hälfte der Studienteilnehmer erhielt zunächst für zwei Wochen eine Niedrig-Kalorien-Diät mit 800 kcal pro Tag.
Anschließend wurde das Gewicht für die Dauer von mindestens einem Monat stabil gehalten, um danach je nach gesundheitlicher Daten der einzelnen Teilnehmer in zwei weiteren Zyklen diese Maßnahme zur Gewichtsintervention zu wiederholen. Am Ende hatten die Betroffenen einen durchschnittlichen Gewichtsverlust von 11,8 % . Dieser war insbesondere darauf zurückzuführen, dass der Körperfettanteil erheblich abnahm, was weitere Optimierungen bezüglich der Blut-Fettwerte und anderer gesundheitlicher Parameter mit sich brachte.
Die Forscher schließen daraus, dass der Diabetes-Typ-2 nicht ausschließlich durch Übergewicht verursacht wird, sondern auch entstehen kann, wenn die Betroffenen trotz Normalgewicht individuell zu viel Körperpfunde auf die Waage bringen und sich an unsichtbarer Stelle, wie zum Beispiel an der Leber oder Bauchspeicheldrüse, zu viel Fett einlagert.
Sie stellten vor diesem Hintergrund die Faustregel für ein optimales Körpergewicht beziehungsweise den idealen Bauchumfang auf, der lautet, dass sich letzterer idealerweise seit dem Alter von 21 Jahren nicht vergrößert haben sollte. Wer diesen Maßstab nicht einhalte, erhöhe das Risiko, an Diabetes zu erkranken, weil der Bauchfettgehalt trotz Normalgewicht zu hoch wäre.
Al-Mrabeh, A. et al.
Pathophysiological changes during weight-loss induced remission of type 2 diabetes in non-obese people
EASD Abstract 9/2021
Immer mehr Menschen leiden unter chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED), die sich in Form von schubweise auftretenden Bauchschmerzen, Durchfällen oder sogar Blutabgängen äußern. Internationale Wissenschaftler versuchten die näheren ernährungsbedingten Ursachen für diese Entwicklung herauszufinden.
Sie werteten dafür notwendige Daten von etwa 116.000 Menschen im Alter von 35 bis 70 Jahren, die in mehreren Ländern im Zeitraum von 2003 bis 2016 gesammelt wurden, aus. Dabei legten sie besonderes Augenmerk auf den Verzehr von Fertigprodukten mit einem sehr hohen Verarbeitungsgrad.
Diese Lebensmittel zeichnen sich zudem aus durch einen hohen Gehalt an Zucker, Fett, Salz sowie Zusatzstoffen und einem häufigen Defizit an wichtigen Vital- und Ballaststoffen. Während des Studienzeitraums erkrankten 90 Teilnehmer an der Morbus Crohn-Erkrankung, einer chronischen Entzündung des Magen-Darm-Traktes, und 377 an Colitis ulcerosa, einer chronischen Entzündung des Dickdarms.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass der Verzehr von hoch verarbeiteten Lebensmitteln einen deutlichen Einfluss auf die Bildung von entzündlichen Darmerkrankungen hat. Denn Studienteilnehmer mit einem täglichen Fertigprodukte-Verzehr von einer bis vier Portionen hatten ein um über 67 % erhöhtes Risiko für derartige Erkrankungen im Vergleich zu denen, die höchstens eine Portion davon täglich zu sich nahm.
Im Extremfall, also bei fünf täglichen Portionen hoch verarbeiteter Lebensmittel, steigt das Risiko sogar auf 83 %! Vor allem bei der Erkrankung Morbus Crohn scheint dieser Zusammenhang eindeutig. Weitere Einflussfaktoren wie beispielsweise das Alter wurden bei den Berechnungen im Vorfeld berücksichtigt.
Um dieses Ergebnis zu stützen, sind weitere Studien notwendig. Dennoch weisen die Studienverantwortlichen bereits jetzt darauf hin, dass insbesondere der hohe Verarbeitungsgrad von Lebensmitteln, wie beispielsweise Fertigpizza, Konservenkost, Fertigbackwaren, süße Fertigmüslis, Wurstwaren und gezuckerte Getränke, ein entscheidender Mitverursacher für chronische Entzündungen im Darm ist.
Chun-Han, L. et al.
Ultra-processed Foods and Risk of Crohn’s Disease and Ulcerative Colitis: A Prospective Cohort Study
Clin Heper Gastro 8/2021
Betroffene einer Parkinson Erkrankung haben zunehmend Probleme, flüssig und kontrolliert zu gehen. Aus medizinischer Sicht haben sich unterschiedliche Methoden herauskristallisiert, die den Betroffenen solcher Gangstörungen helfen können. Wie bekannt und wie hilfreich solche Laufstrategien sind, untersuchten Wissenschaftler in den Niederlanden.
Von den 4324 Teilnehmer hatten 35 % entsprechende Schwierigkeiten beim Gehen und etwa
50 % berichteten von einem oder mehreren Stürzen im Jahr zuvor. Als Geh-Strategien bieten sich beispielsweise das taktgebende Zählen im Kopf oder ein begleitender Metronom als externer Taktgeber an. Anderen Personen wiederum hilft es, für eine bessere Balance notwendige Kurven nicht zu eng zu gehen.
Weiterhin scheinen zahlreiche Methoden zur Entspannung die mentale Gesundheit insofern positiv zu beeinflussen, dass mögliche Gangstörungen besser gemeistert werden können. Wieder andere Betroffene benötigen Vorbilder, um zu sehen, wie sie sich beim Gehen bewegen müssen, oder sie müssen schlimmstenfalls auf andere Geh-Techniken oder alternative Fortbewegungsmittel wie das Fahrrad ausweichen.
Die Auswertung einer Befragung ergab, dass all diese alternativen Strategien lediglich 4 % der Teilnehmer bekannt waren. Lediglich 50 % waren immerhin die taktgebenden Strategien bekannt. Hier sehen die Studienverantwortlichen enormen Aufklärungsbedarf, zumal über 75 % der Betroffenen im Rahmen der Studie angaben, dass sie die balancehaltenden Maßnahmen sehr hilfreich fanden.
Andere wiederum bevorzugten solche Strategien, welche den mentalen Zustand stärken. Da die einzelnen Techniken also unterschiedlich gut wirken und es keine einheitliche Lösung für alle Parkinson-Betroffene mit entsprechenden Gangstörungen gibt, ist eine umfangreiche Aufklärung zu den einzelnen Therapieansätzen besonders wichtig, so die Wissenschaftler.
Tosserams, A. et al.
Perception and Use of Compensation Strategies for Gait Impairment by Persons With Parkinson Disease
Neurology 9/2021
Viele Menschen sind von einer chronisch-entzündlichen Erkrankung des Zahnhalteapparates betroffen. Verursacht wird diese Volkskrankheit in der Regel durch eine unzureichende Zahnhygiene, infolgedessen sich ein bakterieller Zahnbelag bildet. Die resultierenden entzündlichen Veränderungen bilden nicht nur den Grundstein für einen späteren Zahnverlust, sondern können auch andere gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen, die nicht nur mit dem Zahnapparat zu tun haben.
So zeigt beispielsweise das Ergebnis einer US-amerikanischen Studie, dass Fertilitätsstörungen möglicherweise auch auf eine vorangegangene chronische Parodontitis zurückzuführen sein könnten.
Über 2.700 Frauen mit längerem unerfüllten Kinderwunsch nahmen an einer entsprechenden Befragung teil. Bis zum Zeitpunkt der Studie hatten sie sich noch keiner Behandlung bezüglich ihrer Fruchtbarkeit unterzogen.
In dem Fragenkatalog ging es darum, zu erfahren, wie es um die Zahngesundheit der Frauen steht. Außerdem wurde die Zahl der anschließend eingetretenen Schwangerschaften registriert. Aus diesen Informationen basierend haben die Forscher versucht, entsprechende Rückschlüsse zu einem möglichen Zusammenhang dieser beiden Parameter zu ziehen.
Unter den Studienteilnehmerinnen waren 10 %, die von ihrer Parodontitis berichten konnten, und 11 % hatten sich auch bereits mindestens einmal dazu therapieren lassen. 3 % der Befragten berichteten, dass eine entsprechende Entzündung dazu geführt hatte, dass sich die betroffenen Zähne bereits gelockert hatten.
Mit der Auswertung kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass die chronischen Entzündungs- reaktionen an den Zähnen die Wahrscheinlichkeit beeinträchtigen, später schwanger zu werden. Frauen mit einer Parodontitis-Diagnose riskierten demnach eine um 11 % herabgesetzte Wahrscheinlichkeit, bei Kinderwunsch auch tatsächlich Erfolg zu haben.
Je schwerer die Parodontitis gewesen war, desto höher dieser Wert. Denn bei den Patientinnen, bei denen die entzündlichen Prozesse im Zahnapparat sogar zur Lockerung der Zähne geführt hatte, konnten die Forscher eine Reduzierung der Fertilität um 29 % ermitteln. Es sind weitere Studien geplant, um einen kausalen Zusammenhang zwischen der Zahngesundheit und der weiblichen Fruchtbarkeit zu bestätigen.
Bond, J.C. et al.
Self-reported periodontitis and fecundability in a population of pregnancy planners
Hum Reprod. 7/2021; 19;36(8): 2298-2308.
Einige Bevölkerungsgruppen vertragen eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus besser als andere. Das ist bekannt und begründet unter anderem den Zustand, dass es auch bei der Impfung Prioritätengruppen gibt. Wissenschaftler in Deutschland haben nun herausgefunden, welche eine der möglichen Ursachen dafür sein kann.
Es scheint demnach einen Zusammenhang zwischen der früheren Erkrankung an harmlosen Erkältungscoronaviren und einem natürlichen immunologischen Schutz vor dem gefährlicheren SARS-CoV2-Virus zu geben. Derartige Erkältungscoronaviren sind seit langem bekannt. Sie zirkulieren im menschlichen Körper und sind Verursacher von etwa 30 % aller Erkältungen. Sie dürfen allerdings nicht mit dem neuartigen Coronavirus verwechselt werden.
Die Forscher fanden in einer Studie mit über 800 Teilnehmern heraus, dass sich bei einzelnen Menschen, die noch nie am SARS-CoV2-Virus erkrankt waren, Immunzellen nachweisen ließen, die den Virus erkannten und entsprechend schneller eine schützende Immunantwort geben konnten. Zurückzuführen sei das möglicherweise darauf, dass die vorangegangenen leichteren Erkältungsviren das Immunsystem derart formt.
Die damit ausgebildeten T-Helferzellen können dann das Coronavirus schneller abwehren, obwohl sie sich mit ihm zuvor noch nicht auseinandergesetzt hatten. Offensichtlich sind sich einzelne Strukturen in der Oberfläche des harmloseren Virus und des Coronavirus sehr ähnlich.
Diese sogenannte Kreuzimmunität könnte laut Aussagen der Wissenschaftler ein Grund dafür sein, dass es bei den Menschen zu unterschiedlichen COVID-19-Verläufen kommt und dass die COVID-Impfung bei den Menschen unterschiedlich schnell und stark anschlägt. Dieser Vorteil, der sich aus dem beschriebenen immunologischen Gedächtnis ergibt, ist bei jüngeren Menschen stärker ausgeprägt als bei älteren. Auch vor diesem Hintergrund sei es notwendig, eine dritte Auffrischungsimpfung zuerst auch bei der älteren Generation durchzuführen, so die Wissenschaftler.
Loyal, L. et al.
Pre-existing common cold coronavirus-cross-reactive CD4+ T cells enhance SARS-CoV-2 immune responses upon infection and vaccination
Science 8/2021
Dänische Wissenschaftler konnten belegen, dass übergewichtige Menschen ein bis zu dreifach erhöhtes Risiko haben, von einem chronischen Husten betroffen zu sein. Je höher der Body-Mass-Index, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die unangenehmen Krankheitssymptome ausbilden.
Bisher ist belegt, dass aus einer Adipositas Folgeerkrankungen wie ein Diabetes mellitus, Herz-Kreislauferkrankungen, Asthma oder spezielle Lungenerkrankungen entstehen können. Unabhängig davon haben Wissenschaftler im Rahmen einer Studie erforscht, ob ein permanentes Zuviel an Körperpfunden einen direkten Einfluss auf ein chronisches Husten hat.
Die Daten von über 33.000 erwachsenen Menschen in Dänemark, die nicht von Asthma und weiteren Lungenerkrankungen betroffen und von denen 17 % übergewichtig waren, flossen in die Studie ein. Die Studienteilnehmer unterzogen sich speziellen medizinischen Untersuchungen und beantworteten vorbereitete Fragebögen, auch um den gesundheitlichen Zustand zu ermitteln.
Fast 8 % der übergewichtigen Studienteilnehmer gaben an, seit über zwei Monaten von einem Husten betroffen zu sein während diese Zahl bei den Normalgewichtigen bei 4,2 % lag. Mögliche Ursachen für die eindeutige Risikoerhöhung bei den adipösen Menschen könnten sein, dass diese bewegungsträger waren und folglich eine schlechter ausgebildete Funktion der Lunge haben im Vergleich zu normalgewichtigen Menschen.
Außerdem könnten Refluxkrankheiten der Speiseröhre und des Magens die Ursache dafür sein, weil sie durch Übergewicht begünstigt werden und zum chronischen Hustenreiz führen können. Die Wissenschaftler weisen speziell darauf hin, dass es auch durch den erhöhten Druck im Bauchraum infolge von Übergewicht dazu kommen kann, dass Magensäure in die Speiseröhre gedrängt wird und dadurch der Hustenreiz begünstigt wird.
Landt EM at al.
Risk and impact of chronic cough in obese individuals from the general population
Thorax 7/2021
Häufig wiederkehrende Schmerzattacken und Übelkeit machen den Betroffenen einer Migräne das Leben schwer. Es gibt neben der medikamentösen Therapie viele weitere unterschiedliche Ansätze, mit denen die Lebensqualität der Patienten verbessert werden kann.
US-Wissenschaftler haben jetzt feststellen können, dass im Rahmen einer möglichen Ernährungsumstellung auch die verzehrten Fettsäuren einen wichtigen Einflussfaktor darstellen. Demnach sollten Migränepatienten Fischöle solchen pflanzlichen Ölen mit einem hohen Gehalt an Linolsäure, wie beispielsweise im Sonnenblumenöl vorhanden, vorziehen.
182 Menschen, die mindestens an fünf Tagen pro Monat von Migräneanfällen betroffen waren, nahmen an der Studie teil. In drei Gruppen unterteilt konsumierten sie für die Dauer von vier Monaten jeweils klar definierte Mengen an pflanzlicher Linolsäure und Fettsäuren aus Fischöl. Zeitgleich wurden gesundheitliche Daten ermittelt. Unter anderem wurde die Häufigkeit und Intensität der Migräneattacken dokumentiert.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass ein herabgesetzter Linolsäureverzehr dazu führte, dass die Migränepatienten pro Tag weniger mit entsprechenden Kopfschmerzen belastet wurden. Auch bezogen auf den Monat wurden weniger Tage mit unangenehmen Migräneattacken verbracht. Ebenso zeigte sich, dass die Studiengruppen mit einem höheren Fischölverzehr ihre Migräne besser im Griff hatten.
Es wird angenommen, dass vor allem die im Fischöl enthaltenen Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) dazu führen, dass eine höhere Menge von speziellen schmerzlindernden Stoffwechselprodukten im Blut ausgebildet wird.
Diese vom Körper selbst produzierten Verbindungen führen dazu, dass weitere entzündungshemmende Prozesse im Körper ausgelöst werden. Die pflanzliche Linolsäure hingegen besitzt eher die Eigenschaft, dass Stoffe gebildet werden, die weitere Entzündungen fördern. Besonders linolsäurehaltig sind beispielsweise Distel- und Traubenkernöl sowie Öle aus Weizenkeimen, Maiskeimen oder aus Sonnenblumen.
ERamsden, C. et al
Dietary alteration of n-3 and n-6 fatty acids for headache reduction in adults with migraine: randomized controlled tria
BMJ 7/2021
Immer wieder wird aktuell diskutiert, ob Covid-19-Infizierte infolge ihrer Erkrankung eine Immunität entwickeln und somit später mit entsprechenden Antikörpern sowie weiteren körpereigenen Reaktionen eine erneute Infektion abwehren können. Dieser Frage sind unter anderem Wissenschaftler in Lübeck nachgegangen und haben über 400 Corona-Patienten mit entsprechenden Untersuchungen begleitet.
Mittels Blutuntersuchungen wurde bei den Studienteilnehmern die Konzentration spezieller Antikörper und wichtiger Botenstoffe gemessen, die für die Ausbildung einer schützenden Abwehrfunktion maßgeblich sind. Sofern derartige Zellen des Immunsystems nicht vorhanden sind, kann man nicht von einer Antikörper-Reaktion und damit von einer wünschenswerten Immunität ausgehen.
Die Wissenschaftler konnten auch noch 10 Monate nach der Coronavirus-Erkrankung bei den Studienteilnehmern mindestens 50 % der sogenannten Anti-SARS-CoV-2 IgG Antikörper und der weiteren wichtigen Botenstoffe nachweisen. Sie folgern daraus, dass sich die Immunantwort in einem ausreichenden Maße vollzogen hat und der Schutz vor einer Neuerkrankung mindestens 10 Monate gewährleistet ist.
Schiffner, J. et al.
Long-term course of humoral and cellular immune responses in outpatients after SARS-CoV-2 infection
medRxiv 6/2021
Sind nahe Verwandte bereits von einer Glaukom-Erkrankung, vielen vielleicht besser bekannt als Grüner Star, betroffen, so sollte man auf einen mäßigen Kaffeegenuss achten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, in die entsprechende Daten von über 120.000 Menschen im Alter von 39 bis 73 Jahren einflossen. Berücksichtigt wurden deren Angaben bezüglich ihres Konsums von koffeinhaltigen Erfrischungsgetränken und Kaffee.
Aus medizinischer Sicht wurde außerdem überprüft, ob eine genetische Vorbelastung für eine Glaukom-Erkrankung vorlag. Nach drei Jahren erfolgte eine Messung und Untersuchung des Sehvermögens aller Teilnehmer.
Im Ergebnis zeigte sich, dass solche Studienteilnehmer, welche die Risiko-Gene einer Glaukom-Erkrankung in sich trugen, ein fast um das Vierfache erhöhtes Risiko für diese Erkrankung hatten, wenn sie mehr als 321 Milligramm Koffein pro Tag zu sich nahmen; das entspricht etwa einer Menge von mindestens drei Tassen Kaffee. Bei Teilnehmern mit einer geringen oder keiner genetischen Vorbelastung führte das Koffein nicht zu einer derart erhöhten Wahrscheinlichkeit, einen Grünen Star auszubilden.
Die Studienverantwortlichen weisen darauf hin, dass bei etwa ein Viertel der Studienteilnehmer das Glaukom-Risiko-Gen nachgewiesen werden konnte. Von einer genetischen Vorbelastung sind also recht viele Menschen betroffen.
Kim, J. et al.
Intraocular Pressure, Glaucoma, and Dietary Caffeine Consumption
Ophthalmology 6/2021; 128 (6): 866-876.
Wie wichtig auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie persönliche Kontakte sind, zeigt das Ergebnis einer aktuellen neurowissenschaftlichen Studie der Universität Jena. Die Wissenschaftler wollten herausfinden, unter welchen Bedingungen sich das menschliche Gehirn neue Gesichter am besten einprägen kann.
Denn die Fähigkeit, Gesichter wiederzuerkennen und deren Vertrautheit zu gewinnen, ist für uns Menschen überlebenswichtig. Ein persönlicher Umgang und ein gutes soziales Zusammenleben können nur funktionieren, wenn unser Gehirn vertraute Gesichter abspeichert und wieder abrufen kann. Allein während der Kinder- und Jugendjahre lernen wir im Durchschnitt 5.000 Gesichter kennen und können sie von neuen Gesichtern unterscheiden.
Die Forscher ermittelten nun, unter welchen Bedingungen unser Gehirn diese Vertrautheit durch die Gesichterwiedererkennung am besten aufbaut. Zu diesem Zweck wurde einem Drittel der Studienteilnehmer Fotos von prominenten Unbekannten vorgelegt. Einem weiteren Drittel wurde eine TV-Sendung mit ihnen noch unbekannten Darstellern gezeigt. Und bei dem letzten Drittel der Studienteilnehmer erfolgte ein persönliches Treffen mit unbekannten Personen.
Für eine spätere Auswertung wurden die Gehirnaktivitäten aller drei Gruppenmitglieder gemessen. Bei der Auswertung zeigte sich, dass es schon nach einer halben Sekunde zu den notwendigen Veränderungen in unserer Gehirnaktivität kommt, die Voraussetzung dafür ist, dass wir uns neue Gesichter gemerkt haben. Dieser wichtige Prozess als Bedingung dafür, dass neue Gesichter als bekannt wahrgenommen werden, funktioniert messbar besser, wenn uns der neue Kontakt persönlich von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht.
Beim Sehen im TV erfolgte der Prozess etwas langsamer, während lediglich die Betrachtung von Fotos diesbezüglich am ineffektivsten war. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die persönlichen Kontakte vor dem Hintergrund einer gehaltvollen sozialen Kompetenz besonders wichtig sind. Sie sind nach wie vor die beste Voraussetzung, um eine gute und dauerhafte zwischenmenschliche Vertrautheit aufzubauen.
Ambrus, GG et al.
Getting to know you: emerging neural representations during face familiarization
Journal Neurosci 5/2021
Eine Neurodermitis beziehungsweise atopische Dermatitis führt bei den Betroffenen zu Hautveränderungen und -reizungen, die je nach Ausprägungsgrad sehr unangenehm sein können. Hinzu kommen nicht selten Schlafstörungen, Aufmerksamkeitsdefizite und Probleme in der Gedächtnisleistung. Vor allem bei Kindern mit einer atopischen Dermatitis kann sich mit einer bis zur dreifach erhöhten Wahrscheinlichkeit dadurch eine Lernstörung entwickeln.
Zu diesem Ergebnis kam eine US-amerikanische Studie, in deren Rahmen entsprechende Daten von über 2.400 Kindern im Alter von zwei bis 17 Jahren, die über einen Zeitraum von 10 Jahren gesammelt wurden, näher unter die Lupe genommen wurden.
Die Auswertung zeigte, dass sich bei den Betroffenen der Schweregrad einer atopischen Dermatitis nachweislich negativ auf die Entwicklung der schulischen Leistungen auswirkte. In Summe hatte sich bei 8,2 % der jungen Studienteilnehmer eine solche Lernschwäche während des Studienzeitraums ausgebildet. Vor allem bei Kindern mit einer schweren Form der Hauterkrankung wurde häufiger ein beeinträchtigtes Lernverhalten festgestellt als bei solchen mit einer leichten atopischen Dermatitis.
Aus den gesammelten Daten konnten die Studienverantwortlichen folgende Prognose errechnen: Bei Kindern mit einer leichten atopischen Dermatitis erhöhte sich das Risiko für eine Lernstörung um das 1,7-Fache, bei einem mittleren Erkrankungsgrad um das 2,1-Fache und bei den schwer betroffenen Kindern sogar um das 3,1-Fache im Vergleich zu solchen Kindern ohne entsprechendes Hautproblem.
Wichtige Einflussfaktoren wie beispielsweise Alter, Geschlecht und Elternhaus oder das Vorhandensein weiterer möglicher Erkrankungen fanden bei der Auswertung Berücksichtigung.
Wan, J. et al.
Association of Atopic Dermatitis Severity With Learning Disability in Children
JAMA Dermatol 4/2021
Laut Hinweisen der Weltgesundheitsorganisation finden derzeit zahlreiche wichtige Impfungen in vielen Ländern weltweit aufgrund der Coronapandemie nicht statt. Über 200 Millionen Menschen, insbesondere die heranwachsenden, verpassen daher die so wichtigen Impfkampagnen gegen Masern, Polio oder Gelbfieber und sind somit den teilweise lebensgefährlichen Erregern dieser Krankheiten ungeschützt ausgesetzt, so auch die Aussage des Kinderhilfswerks Unicef.
Insbesondere in den Schwellen- und Entwicklungsländern ist die Verteilung der Impfstoffe auch aufgrund von aktuell unterbrochenen Lieferungen erschwert, so dass weniger Impfungen durchgeführt werden können. In vielen Ländern wurde die Impfkampagne coronabedingt komplett gestoppt, und andernorts zeigen sich auch viele Eltern zurückhaltender bezüglich der Impfung ihrer Kinder. Folglich kam es beispielsweise in jüngster Vergangenheit bereits vermehrt zu Masernausbrüchen in entsprechenden Regionen.
Vor diesem besorgniserregenden Hintergrund rufen die Gesundheitsorganisationen dazu auf, zu den ursprünglichen Impfmustern zurückzukehren, damit nahezu alle Kinder und Jugendlichen die so wichtigen Impfungen tatsächlich erhalten. Damit auch die Zahl der Kinder ohne jeglichen Impfschutz effektiv reduziert wird, müssten Industrieländer und Pharmaunternehmen die notwendigen Impfkampagnen unterstützen.
WHO: Millionen Kinder verpassen wegen Corona wichtige Impfungen
Ärzteblatt 4/2021
Anlässlich der Schilddrüsenwoche im vergangenen April wurden Hinweise laut, dass viele Betroffene einer Diabetes-Erkrankung des Typs I gleichzeitig auch an einer speziellen Form der Schilddrüsenunterfunktion, der sogenannten Hashimoto-Thyreoiditis erkranken. Diese besondere Form einer Autoimmunerkrankung führt dazu, dass die Schilddrüse dauerhaft entzündet ist und folglich nicht ausreichend Hormone produziert. Als Folge ist der Stoffwechsel beeinträchtigt, die Leistungsfähigkeit eingeschränkt und es kann zu psychischen und kognitiven Einbußen kommen.
Da der Verlauf der Hashimoto-Schilddrüsenunterfunktion sehr schleichend ist, wird die Beeinträchtigung der Schilddrüsenfunktion nicht selten erst spät nachgewiesen, obwohl sich die Antikörper gegen die Schilddrüse bereits lange zuvor gebildet haben. Durch die tägliche Gabe des fehlenden Hormons
L-Tyroxin kann die Krankheit erfolgreich behandelt werden.
Laut Aussagen von Medizinern haben Diabetiker bekanntermaßen bereits ein höheres Risiko für psychische Erkrankungen, was unter anderem auf eine beeinträchtigte Durchblutung einzelner Gehirnregionen zurückzuführen ist. Kommt dann noch eine Hashimoto-Thyreoiditis hinzu, könnten die psychischen und kognitiven Probleme noch verstärkt werden. Entsprechend weist das Ergebnis einer aktuellen Studie darauf hin, dass Diabetes-Patienten, die auch von der speziellen Schilddrüsenunterfunktion betroffen waren, psychisch labiler waren als Typ-I-Diabetiker ohne eine Hashimoto-Thyreoiditis.
Vor diesem Hintergrund ist es besonders wichtig, bei solchen Patienten, die beide Krankheiten in Kombination zeigen, auch die psychische Gesundheit näher unter die Lupe zu nehmen. Es müsste in der Umkehr bei depressiv verstimmten Diabetikern auch die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass eine parallel vorhandene Unterfunktion der Schilddrüse ein maßgeblicher Verstärker dafür sein könnte.
Eckert, A., et al.
Are psychiatric disorders associated with thyroid hormone therapy in adolescents and young adults with type 1 diabetes?
Journal of Diabetes 12/2020
Bereits das vergangene Jahr könnte man als Rekordjahr der Zecken bezeichnen. Wie Wissenschaftler der Universität Hohenheim berichten, stieg die Zahl der meldepflichtigen Hirnhautentzündung, der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), auf den höchsten Stand seit 2001 an. Es ist davon auszugehen, dass uns dieser Trend auch in diesem und in den kommenden Jahren begleiten wird.
Zurückzuführen sind diese Zecken-Rekordwerte auf die vorteilhaften Bedingungen, auf die die kleinen Sauger zunehmend treffen. Zum einen werden pandemiebedingt die Erholungsgebiete hierzulande vermehrt genutzt. Da finden die Zecken zunehmend Angriffsflächen, um an menschliches Blut zu gelangen. Zum anderen führt der Klimawandel dazu, dass sich die Zecken weiter ausbreiten werden. Wärmere Temperaturen auch im Winter geben den kleinen Krabbeltieren ein größeres Zeitfenster, um aktiv zu sein.
Besonders dramatisch ist die Lage südlich des sogenannten Zecken-Äquators nahe dem Deutschen Mittelgebirge. Im Vergleich zum nördlicheren Teil Deutschlands ist die Zahl dort extrem in die Höhe geschnellt. Baden-Württemberg verzeichnete 2020 damit vor Bayern die häufigsten FSME-Betroffenen. Je weiter man sich in den Süden bewegt, desto exponentieller ist der Anstieg der Fallzahlen. Im Norden in Richtung Skandinavien hingegen zeigen sich vergleichsweise unveränderte Daten zum Auftreten der Zecken. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass man heute mehr oder weniger überall im Land mit Zecken rechnen muss.
Auch müsse man zunehmend neue Erkrankungsbilder annehmen. Neben FSME sind demnach auch weitere Krankheiten in Deutschland festgestellt worden, die über spezielle Zecken aus fernen Ländern durch die Zugvögel bei uns verbreitet wurden. Auch aufgrund der weiteren, hierzulande bereits lange bekannten Borreliose, die ebenfalls durch Zecken übertragen werden kann, sollten Naturliebhaber als wichtige Vorsorgemaßnahme auf entsprechende Kleidung achten und den Körper regelmäßig nach den kleinen Tieren absuchen. Gegen FSME bietet sich zudem die Schutzimpfung an, von der bisher lediglich 20 % der Deutschen Gebrauch machen.
Neuer FSME-Höchststand 2020: Experten befürchten langfristig steigenden Trend
Pressemitteilung 3/2021
Die im Fisch enthaltenen Omega-3-Fettsäuren sind aufgrund ihrer gesundheitsfördernden Wirksamkeit wohlbekannt, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie entzündungshemmende Eigenschaften besitzen. Im Rahmen einer britischen Studie konnte belegt werden, dass diese Fettsäuren dazu beitragen könnten, das Asthmarisiko von Kindern zu reduzieren.
Bereits seit den 90er Jahren wurden von etwa 4.500 Kindern mittels Befragungen der Eltern und medizinischer Untersuchungen der Kinder wiederholend aufschlussreiche Daten zu den Ernährungsgewohnheiten bis zum siebten Lebensjahr und unter anderem zu den genetischen Voraussetzungen der Kinder gesammelt und ausgewertet. Diese Angaben wurden ins Verhältnis gesetzt zu einer möglicherweise aufgetretenen Asthmaerkrankung der Kinder im Alter von 11 oder 14 Jahren.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass sich die Wahrscheinlichkeit, bis zu diesem Alter eine Asthmaerkrankung zu entwickeln, scheinbar reduzierte, wenn bei den Kindern in ihren frühen Lebensjahren regelmäßig Fisch auf dem Speiseplan stand. Interessanterweise trifft dieser wünschenswerte Zusammenhang nur für solche Kinder zu, bei denen ein bestimmtes genetisches Muster vorzufinden ist. Nach Aussage der Studienverantwortlichen ist dieses entscheidende Erbmaterial jedoch bei sehr vielen Heranwachsenden vorhanden.
Demnach nimmt ein spezielles Gen, das sogenannte FADS2, vor diesem Hintergrund eine dominierende Position ein. Bei mindestens 50 % der jungen Studienteilnehmer konnte es in einer speziellen Variante nachgewiesen werden. Es führt offensichtlich dazu, dass im Körper weniger Omega-3-Fettsäuren bereitgestellt werden. Dieses konnte über geringere Gehalte im Blut nachgewiesen werden.
Wer also diese ungünstige Genvariante in seinem Körper trage, für den sei es besonders hilfreich, eine möglicherweise nicht ausreichend vorhandene Menge an Omega-3-Fettsäuren durch einen frühzeitigen Fischverzehr auszugleichen. Denn bei einem Viertel der Kinder mit diesem zutreffenden Genmuster, die regelmäßig Fisch gegessen hatten, zeigte sich ein um die Hälfte reduziertes Asthmarisiko im Vergleich zu denjenigen, die kaum Fischmahlzeiten bekamen. Um dieses Studienergebnis zu festigen, sind nach Aussagen der Wissenschaftler weitere Studien notwendig.
Talaei, M. et al.
Intake of n-3 polyunsaturated fatty acids in childhood, FADS genotype, and incident asthm
European Respiratory Journal 1/2021
Man sieht sie immer häufiger, die Schutzscheiben, die nicht nur im Kassenbereich der Supermärkte, sondern in vielen anderen Bereichen des öffentlichen Lebens Einzug halten. Und da uns das Corona-Virus noch einige Zeit begleiten wird, werden die Trennwände zunehmend eingesetzt werden, so beispielsweise auch in Schulen und Besprechungsräumen.
Vor diesem Hintergrund hat die Deutsche Physikalische Gesellschaft untersucht, ob die Trennwände auch tatsächlich den Schutz vor einer Ansteckung mit dem Covid-19-Virus erhöhen können. In den aktuellen Forschungsergebnissen heißt es demnach, dass die Trennwände eine sehr verlässliche Hilfe im Kampf gegen das Virus sind und ihr Aufbau zukünftig in einem noch größeren Rahmen erfolgen sollte. Bei optimaler Ausrichtung der Schutzscheiben ermöglichten sie, dass sich zwei Personen ohne das Tragen der manchmal lästigen Masken für eine gewisse Zeit nebeneinander ohne Mindestabstand aufhalten könnten.
Dieses sei verständlicherweise dort sehr hilfreich, wo die Mimik einen wichtigen Beitrag zur verständnisvollen Kommunikation leiste, wie beispielsweise während des Schulunterrichts oder bei Verhandlungsgesprächen. Insbesondere in den Schulen könnten die Trennwände eine sehr gute Ergänzung darstellen, wenn zusätzlich die Empfehlungen zum regelmäßigen Lüften einbezogen würden.
Als besonders hilfreich erklärt die Deutsche Physikalische Gesellschaft, wenn zusätzlich zu den Schutzwänden der Einsatz von Raumluftreinigern und Ventilatoren in konsequenter und nachhaltiger Weise gefördert würde.
www.physikkonkret.de/zusatzinfosTrendwende durch Trennwände – Schutzscheiben vermindern das Risiko von Corona-Infektionen
Physikonkret 3/2021
Die vegane Ernährungsweise liegt im Trend. Immer mehr Menschen verzichten auf den Verzehr von tierischen Lebensmitteln, um das Tierwohl, die Umwelt und/oder die eigene Gesundheit zu schützen. Doch ob eine vegane Ernährungsweise auch tatsächlich als gesundheitsbewusst gilt, wird in der Wissenschaft immer wieder diskutiert. Eine aktuelle Studie, die vom Bundesinstitut für Risikobewertung in Auftrag gegeben wurde, gibt Hinweise darauf, dass durch eine vegane Ernährungsweise die Gesundheit und Stabilität der Knochen aufs Spiel gesetzt werden könnte.
An der Studie nahmen 72 Personen teil, von denen sich die Hälfte vegan ernährte. Weitere Parameter wie Alter, Nikotingenuss, Bildungsstand, Körpergewicht, körperliche Aktivität oder der Konsum von Alkohol wurden erfragt und bei der Auswertung berücksichtigt. Mithilfe von Ultraschalluntersuchungen sollte ermittelt werden, inwiefern sich die vegane Ernährungsweise auf die Knochendichte auswirkt. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Ultraschallwerte bei den Veganern schlechter ausfielen als bei den Mischköstlern. Ein erster Hinweis auf eine herabgesetzte Knochengesundheit war damit gegeben.
In einem weiteren Schritt wurden wichtige Biomarker sowohl im Blut als auch im Urin gemessen, über die man Schlussfolgerungen über die Gesundheit der Knochen ziehen kann. Auch wurden damit wichtige Nährstoffe identifiziert, die für den Knochenstoffwechsel wichtig sind. Dabei machten sie 12 Biomarker ausfindig, die einen besonderen Einfluss auf die Knochengesundheit hatten, darunter beispielsweise die Aminosäure Lysin, Leucin, Omega-3-Fettsäure, die Vitamine A und B6 sowie Kalzium und Magnesium.
Bei diesen Vitalstoffen fielen die Werte im Vergleich zu den Mischköstlern etwas schlechter aus, was der Grund dafür sein könnte, dass die Knochengesundheit der Veganer messbar beeinträchtigt war. Auch frühere Studienergebnisse weisen darauf hin, dass bei einer rein pflanzlichen Ernährungsweise eine Unterversorgung mit einigen Vitalstoffen riskiert wird, die unter anderem wichtig für den Knochenaufbau sind. Weitere Studien zu diesem Thema sind geplant.
Menzel, J. et al.
Vegan Diet and Bone Health – Results from the Cross-Sectional RBVD Study
Nutrients 1/2021; 13(2): 685.
Auch wenn Erkrankte des COVID-19-Virus keine typischen Anzeichen mehr haben und eigentlich genesen zu sein scheinen, gibt es offensichtlich neurologische Symptome, die noch einige Zeit anhalten können. Dazu gehören das chronische Erschöpfungssyndrom, Störungen in der Konzentration und in der Gedächtnisleistung sowie Schmerzen und Schlafmangel. Sie können bis zu mehrere Monate andauern.
So zeigte beispielsweise eine Studie aus den Niederlanden, dass extreme Erschöpfungszustände, die sogenannte Fatigue, bei 87 % der Covid-19-Patienten auch noch drei Monate nach der Erkrankung auftrat. Weitere spätere Komplikationen scheinen laut erster Untersuchungsergebnisse zudem die Kurzatmigkeit, Schmerzen und Schlafstörungen zu sein. Interessanterweise traten diese Symptome lange nach der Erkrankung auch bei Patienten auf, die zuvor milde Krankheitsverläufe hatten, so ein Ergebnis einer britischen Studie.
Bei Patienten mit schwerem Verlauf der Krankheit scheinen die neurologischen Folgesymptome jedoch noch länger anzudauern und hartnäckiger zu sein. Aus diesem Grunde sei die Lebensqualität in den Folgemonaten einer Erkrankung besonders eingeschränkt. Gemäß einer französischen Studie berichteten 89 % der Covid-19-Patienten auch noch drei Monate später über Schmerzen, 47 % über eine andauernde Muskelschwäche und den daraus resultierenden Einbußen in der Mobilität und 42 % über Angstgefühle und massive depressive Verstimmungen.
Im Sinne einer möglichst schnellen Beschwerdefreiheit sei eine neurologische Nachbetreuung von ehemaligen Covid-19-Patienten somit unabdingbar, so die Deutsche Gesellschaft für Neurologie.
Albers, B.
Die fünf häufigsten neurologischen Folgen von COVID-19
idw-Informationsdienst Wissenschaft 1/2021
Kinderwunschbehandlungen nehmen trotz der Corona-Pandemie nicht ab. Der Wunsch nach einem Familiennachwuchs ist größer als die Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus. Wie das Deutsche Register für Kinderwunschbehandlungen zeigt, waren entsprechende Behandlungen im vergangenen Jahr wieder auf Rekordniveau. Demnach war in Summe am Ende des Jahres 2020 eine Zunahme der Kinderwunschbehandlungen um 9,3 % erkennbar. Lag die Zahl der Behandlungen 2019 bei etwa 99.000, erzielte sie 2020 einen Wert von über 108.000 Behandlungen.
Wie es zu dieser positiven Entwicklung der Behandlungszahlen trotz Corona kommen konnte, lässt sich mit folgenden Fakten erklären. Zunächst scheinen die behandelnden Zentren das Vertrauen der Kinderwunschpatienten durch ihr überzeugendes Hygienekonzept gewonnen zu haben, sodass der Kinderwunsch eindeutig größer war als die Bedenken, sich mit dem Virus anzustecken.
Weiterhin scheinen die sonst häufig vorhandenen begrenzenden Faktoren wie Zeit und finanzielle Mittel aufgrund der Pandemie weggefallen zu sein. Die Investitionen in eine Kinderwunschbehandlung ließen sich für die Betroffenen daher leichter umsetzen.
Auch aus wissenschaftlicher Sicht scheint es derzeit keinen Anlass dafür zu geben, aufgrund der Pandemie auf eine Schwangerschaft zu verzichten, weil sich bisher keine Gründe zur entsprechenden Besorgnis aufzeigen lassen. Was die Frage bezüglich einer Impfempfehlung für Schwangere angeht, ist die aktuelle Datenlage noch nicht ausreichend aussagekräftig. Vom Robert-Koch-Institut gehen diesbezüglich weder belastbare Bewertungen noch Empfehlungen aus.
DIR Sonderauswertung Covid-19
Deutsches IVF-Register-Mitteilung 1/2021
Während in vielen Ländern dieser Erde die Schulkinder zu klein sind, bringen sie in anderen Ländern zu viele Pfunde auf die Körperwaage. Zurückzuführen ist dies auf eine mangelhafte Qualität und Quantität der Ernährung und die jeweils vorherrschenden Lebensbedigungen, die zwischen den ärmeren und den reicheren Nationen stark variieren. In einer groß angelegten Studie, an der über 65 Millionen Heranwachsende im Alter von 5 bis 19 Jahren aus etwa 200 Ländern teilnahmen, wurden Daten bezüglich der Körpergröße und des Gewichts ausgewertet, die ab 1985 bis 2019 gesammelt wurden.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass sich die Körpergröße bei gleichaltrigen Teenagern der einzelnen untersuchten Länder um bis zu 20 Zentimeter unterscheiden kann. Als Beispiel können Mädchen aus Bangladesch im Alter von 19 Jahren genannt werden, deren Körpergröße lediglich die Maße von 11-jährigen Mädchen aus den Niederlanden erreichten.
Das Wachstum der Kinder ist demnach im extremsten Fall bei den Mädchen um acht Jahre und bei den Jungen um sechs Jahre verzögert. Bezüglich der Körpergröße lagen die Länder des nördlichen und mittleren Europas vorne. Die Länder im Süden und Südosten Asiens sowie in Ostafrika und Lateinamerika belegten vornehmlich die hintersten Plätze der Größentabelle, denn dort waren die 19-Jährigen am kleinsten.
Auch hinsichtlich des Körpergewichts gab es aufschlussreiche Erkenntnisse, denn die jungen Erwachsenen der pazifischen Inseln, des Nahen Ostens, der USA und Neuseelands zeigten den höchsten Körpermassenindex (BMI), während bei solchen aus den südasiatischen Staaten die geringsten BMI-Werte gemessen wurden. Der Durchschnitt der Kinder in den „reichsten“ Ländergruppen brachte im Extremfall circa 25 Kilogramm mehr Körpergewicht auf die Waage als der der „ärmeren“ Länder.
Interessanterweise entwickelten sich die großen Unterschiede bezüglich Körpergröße und Körpergewicht in einigen Ländern erst ab dem Schulalter von sechs Jahren. Zuvor zeigten die Kinder eine gesunde Entwicklung. Die Studienverantwortlichen schlussfolgern daraus, dass vor allem Schulkinder hinsichtlich einer ausgewogenen Ernährung mehr Unterstützung benötigen.
Demnach müssten in den Schuleinrichtungen mehr nahrhafte Lebensmittel, beispielsweise mit Hilfe von staatlich geförderten Essensgutscheinen und speziellen Ernährungsprogrammen, verfügbar sein. Auf der anderen Seite seien ernährungspädagogische Programme für die Eltern und Heranwachsenden der einkommensstärkeren Länder wichtig, um das andere Problem, nämlich das der vielen übergewichtigen Kinder, in den Griff zu bekommen.
Height and body-mass index trajectories of school-aged children and adolescents from 1985 to 2019 in 200 countries and territories: a pooled analysis of 2181 population-based studies with 65 million participants
Lancet 11/2020; 396: 1511–24.
Wie die Deutsche Hochdruckliga berichtet, wirkt sich ein Bluthochdruck, der nicht entsprechend therapiert wird, besonders nachteilig auf den Verlauf einer COVID-19-Erkrankung aus. Betroffene haben demnach ein erhöhtes Risiko, dass das Virus bei ihnen zu einem schweren Krankheitsverlauf führt.
Diese Aussage ist vor dem Hintergrund besorgniserregend, dass hierzulande etwa 33 % der Erwachsenen und sogar fast 50 % der Erwachsenen ab 60 Jahren von zu hohen Blutdruckwerten betroffen sind. Eine aktuelle Studie lässt nun den Schluss zu, dass diese Betroffenen allein aufgrund ihres Bluthochdrucks zur Risikogruppe gehören, sofern sie nichts mit Hilfe entsprechender Medikamente dagegen tun.
Durch Abstriche bei Betroffenen und Nichtbetroffenen einer COVID-19-Erkrankung konnte dargelegt werden, dass bei Patienten einer arteriellen Hypertonie die immunologischen Entzündungsreaktionen ausgeprägter waren als bei den Nicht-Bluthochdruckpatienten. Dieses hat bei den Hypertonikern zur Folge, dass der Körper länger und intensiver gegen das Virus zu kämpfen hat, und dementsprechend das Risiko einer schweren Atemwegsinfektion stark erhöht ist.
Die Wissenschaftler kamen zu einem weiteren wichtigen Ergebnis, denn offensichtlich führte eine Therapie des Bluthochdrucks beispielsweise mit Hilfe der gängigen ACE-Hemmer nachweislich dazu, dass das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs eingedämmt werden konnte und nur wenig größer war als das der Menschen mit gesunden Blutdruckwerten.
Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse ist es den Forschern besonders wichtig darauf hinzuweisen, dass aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie ein möglicher Bluthochdruck nicht nur erkannt, sondern auch adäquat behandelt werden muss.
Trump, S. eta al.
Hypertension delays viral clearance and exacerbates airway hyperinflammation in patients with COVID-19.
Nature 12/2020
Die Atmung eines Menschen im Schlaf sagt viel über seinen Gesundheitszustand aus. Weicht die Atmungsfrequenz vom Normalwert von 12- bis 18-mal pro Minute stark ab, so kann das ein Hinweis auf gesundheitliche Beeinträchtigungen sein. Teilweise ist diese nächtliche Atemfrequenz in Bezug auf Herzprobleme sogar aussagekräftiger als ein veränderter Herzschlag.
Um sich dieser hohen Aussagekraft der Atmung bei der Früherkennung von Erkrankungen zunutzezumachen, versuchen Wissenschaftler andere Methoden als die des herkömmlichen Schlaflabors ausfindig zu machen. So könnte die Atemfrequenz ohne den entsprechend größeren Aufwand vielleicht sogar zuhause und in Eigenregie gemessen werden.
Ein Forscherteam untersuchte bei etwa 400 Patienten, die im Schlaflabor der Charité Berlin mit den herkömmlichen Geräten unter nächtlicher Beobachtung standen, ob ein parallel angelegtes Bewegungsarmband vergleichsweise aussagekräftig ist, um den Atemrhythmus zu bestimmen. Die Messungen funktionieren ebenso wie beim Fitnessarmband, nur sind die Ergebniswerte genauer und können direkt auf eine spezielle Software übertragen werden.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass die auf diese Weise gemessenen nächtlichen Bewegungen sehr gute Angaben zur Atemfrequenz zuließen. Sobald die Bewegungen allerdings zu intensiv wurden, ließen sich keine zuverlässigen Werte bezüglich der Atmung messen. Für die Wissenschaftler ist das Studienergebnis Beleg genug, dass die Bewegungsarmbänder in bestimmten Nachtabschnitten ideal geeignet wären, um unkompliziert aber recht zuverlässig zur Früherkennung diverser Volkskrankheiten beizutragen.
Leube, J. et al.
Reconstruction of the respiratory signal through ECG and wrist accelerometer data.
Scientific Reports 9/2020
Immer mehr Menschen verzichten auf den Verzehr von Fleisch. Eine vegetarische oder gar vegane Ernährung ist gut für das Klima und für das Wohl der Tiere. Auch der Gesundheit tut der Fleischverzicht gut, wenn man es richtig macht und auf eine ausreichende Vitalstoffversorgung achtet, damit es nicht zur Mangelversorgung kommt.
Eine Langzeitstudie aus Großbritannien kommt nun zu dem Ergebnis, dass die untersuchten Veganer möglicherweise ein um etwa 40 % erhöhtes Risiko für Knochenbrüche haben. Untersucht wurden über einen Zeitraum von etwa 18 Jahren die Ernährungsgewohnheiten und einige gesundheitliche Parameter von über 55.000 Studienteilnehmern.
Insbesondere im Bereich der Hüfte kam es nicht nur bei den Veganern, sondern auch bei den Vegetariern zu häufigeren Knochenbrüchen im Vergleich zu Menschen, die nicht auf Fleisch verzichteten. Die Verantwortlichen räumen zwar ein, dass in der Studie nicht eingehend untersucht wurde, ob die betroffenen Personen häufiger stürzten und daher die Knochenbrüche rührten. Fest steht jedoch, dass unter bestimmten Umständen bei einer fleischlosen Ernährung die Festigkeit der Knochen eingebüßt wird.
So ist es bei einer überwiegend pflanzlichen Ernährungsweise wichtig, für alternative Protein- und Kalzium-Lieferanten zu sorgen. Wichtige Eiweiße können beispielsweise durch den Verzehr von Hülsenfrüchten, Sojaspeisen, bestimmten Getreidesorten, Nüssen und Samen aufgenommen werden. Zusätzlich bieten sich bei „Nicht-Veganern“ auch Milchprodukte und Eier an.
Die Calzium-Versorgung sollte durch Alternativen wie bestimmte Kohlsorten oder Rucolasalat, Tricksenfeigen und Mandeln, Nüsse und Samen und nicht zuletzt durch calziumreiches Mineralwasser gewährleistet werden. Auch weitere wichtige Vitalstoffe wie das Vitamin D oder die Omega-3-Fettsäuren sind für einen stabilen Knochenaufbau wichtig und sollten mit der täglichen Ernährung ausreichend aufgenommen werden.
Um keine gesundheitlichen Einschränkungen zu riskieren, sollten Interessierte sich also ausreichend mit den Hintergründen einer fleischlosen Ernährung beschäftigen und für eine ausreichende alternative Nährstoffzufuhr sorgen.
Tammy Y. N. Tong et al.
Vegetarian and vegan diets and risks of total and site-specific fractures: results from the prospective EPIC-Oxford study.
BMC Med 11/2020; 18(1): 353.
Auf dem Sofa sitzen und einen Film schauen, dabei den Laptop auf dem Schoß, um zu surfen und nebenbei noch Nachrichten per Handy verschicken… Für immer mehr Menschen gehört ein derartiges Medien-Multitasking zum Alltag dazu. Doch ist das gesund oder schadet dieses intensive Medienverhalten womöglich dem Gedächtnis?
Dieser Frage gingen US-amerikanische Wissenschaftler nach und führten mit 80 jungen Erwachsenen eine Studie durch. Zum einen wurde abgefragt, wie häufig die Studienteilnehmer entsprechendes Medien-Multitasking betrieben. Zum anderen wurden verschiedene Gedächtnisübungen durchgeführt und zeitgleich die Pupillenerweiterungen und Hirnwellen mittels eines Elektroenzephalogramms gemessen. Eine eingeschränkte Gedächtnisleistung wie beispielsweise eine mögliche Unachtsamkeit oder abschweifende Gedanken lassen sich mit dieser Messmethode gut wiedergeben. In weiteren Tests wurde das Aufmerksamkeitsvermögen der Teilnehmer gemessen.
Im Ergebnis zeigte sich, dass sich das auffällige Medien-Multitasking nachteilig auf die Aufmerksamkeit und die durchgeführten Gedächtnis-Tests auswirkt. Sicherlich seien weitere Studien in diesem Zusammenhang notwendig, doch bereits jetzt liegt diese Schlussfolgerung nahe. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass unsere Gedächtnisleistung insbesondere davon abhänge, wie stark wir unsere Aufmerksamkeit auf ein Ziel fokussieren können und wie wenig wir uns von anderen Faktoren und Einflüssen ablenken lassen.
Unser Gedächtnis ist demnach besonders auf eine zielgerichtete Informationsverarbeitung angewiesen, um gut funktionieren zu können. Diese Grundvoraussetzung scheint beim Media-Multitasking wohl eher nicht gegeben zu sein.
Madore, C. et al.
Memory failure predicted by attention lapsing and media multitasking
Nature 10/2020; 587: 87–91
Schon lange wird das Leben oder der häufige Aufenthalt auf einem Bauernhof insbesondere für Kleinkinder mit Asthmarisiko empfohlen. Es ist erwiesen, dass Kinder vom Bauernhof ein geringeres Asthmarisiko haben als solche, deren Leben nicht vornehmlich zwischen den Tieren und Feldern stattfindet.
Ein Forscherteam in München ist der Frage nachgegangen, welche speziellen Mechanismen hinter dieser Schutzwirkung stehen. Sie untersuchten Stuhlproben von über 700 Kindern im Alter von zwei Monaten bis einem Jahr, die auf einem Bauernhof lebten. Sie setzten ihr Augenmerk somit auf die Zusammensetzung der Darmflora der Kleinen.
Da der Darm unser wichtigstes Immunorgan ist, kommt es maßgeblich darauf an, welche speziellen Bakterien angesiedelt sind. Insbesondere im ersten Lebensjahr reift dieses wichtige Darm-Mikrobiom heran und wird wichtiger Begleiter im gesamten Leben. Bei der Auswertung der Proben ergab sich, dass die bauernhofspezifischen Einflüsse wie beispielsweise der häufige Kontakt mit Tieren und deren Umfeld dazu führt, dass sich die Darmflora der Kleinkinder vorteilhafter entwickelt und deren Reifungsprozess effektiver ist.
Auf diese Weise wird eine bessere Voraussetzung für ein gut funktionierendes Immunsystems gegeben und damit ein gewünschter Schutzeffekt vor Asthma gefördert. Die Wissenschaftler geben zwar auch die Ernährung wie beispielsweise das Stillen des Nachwuchses als wichtigen Einflussfaktor für den Aufbau einer immunstarken Darmflora an, doch scheint die Umwelt, in der die Kleinkinder aufwachsen, mindestens ebenso einflussreich zu sein.
Im Rahmen der Studie konnten zudem vermehrt solche Bakterien im Stuhl der Bauernhof-Kleinkinder nachgewiesen werden, die aufgrund ihrer Produktion einer wichtigen Fettsäure den Schutz vor Asthma erhöhen könnten. Es zeigt sich somit wieder einmal, wie wichtig eine gesunde Darmflora für die allgemeine Gesundheit ist, und dass insbesondere im ersten Lebensjahr durch entsprechende Strategien auf deren gute Ausreifung geachtet werden sollte.
Depner, M. et al.
Maturation of the gut microbiome during the first year of life contributes to the protective farm effect on childhood asthma
Nature Medicine 11/2020
Bei einer Diabetes-Erkrankung ist es besonders wichtig, die Therapie- und Lebensstilempfehlungen umzusetzen, ansonsten könnten die Betroffenen einen Teil ihrer kostbaren Lebenszeit einbüßen. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler der Universität in Manchester. Demnach kann ein Typ-1-Diabetes sieben bis achte Lebensjahre kosten, sofern der Stoffwechsel nicht durch entsprechende Maßnahmen unter Kontrolle gehalten wird.
Beim Typ-2-Diabetes können die Patienten bis zu zwei Lebensjahre verlieren. Eine Therapienachlässigkeit der Betroffenen wirkt sich folglich nachweislich negativ auf die verbleibenden Lebensjahre aus. Die Forscher werteten die Daten von nationalen Sterberegistern sowie die des Nationalen Diabetes-Audits des Jahres 2015 aus, um Aufschluss über die Mortalitätsrate von Diabetikern zu erhalten.
Diese Zahlen wurden mit den Sterbedaten von vergleichbaren „gesunden“ Personen in Bezug gesetzt, um die Anzahl der Lebensjahre zu errechnen, die Diabetiker infolge ihrer Erkrankung verloren haben. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Sterberate beider Diabetes-Gruppen in Summe um etwa 32 % höher lag als die der Bevölkerungsgruppe ohne einen Diabetes.
Für einen fast 43-jährigen Mann mit Diabetes Typ 1 wurde beispielsweise eine weitere Lebenserwartung von etwa 33 Jahren errechnet, während ein gleichaltriger Nichtdiabetiker mit weiteren 40 Lebensjahren zu rechnen habe. Umgerechnet bedeutet dies, dass ein Diabetiker des Typs 1 von 7,6 weniger Lebensjahren ausgehen muss im Vergleich zu Nicht-Diabetikern. Beim Typ-2-Diabetiker reduzieren sich die zu erwartenden Restlebensjahre um durchschnittlich 1,7 Jahre im Vergleich zu den Nicht-Diabetikern.
Ausschlaggebend für diese alarmierenden Zahlen waren wohl die nachgewiesenen schlecht eingestellten Blutzuckerspiegel der betroffenen Patienten, die eigentlich aufgrund der Therapieempfehlungen besser sein könnten. Demnach haben es viele Diabetiker selbst in ihrer Hand, ob die Erkrankung lebensverkürzende Ausmaße annimmt, indem sie sich strikter an die Therapieempfehlungen halten und zusätzlich ihren Lebensstil entsprechend verändern. Therapiemuffel müssen also laut Studienergebnis nachweislich mit einer Lebensjahr-Einbuße zahlen.
Heald, A et al.
Estimating life years lost to diabetes: outcomes from analysis of National Diabetes Audit and Office of National Statistics data.
Cardiovascular Endocrinology & Metabolism 6/2020
In den vergangenen Monaten haben viele von uns zu spüren bekommen, wie ungünstig es teilweise ist, den beruflichen Alltag vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie mit dem Familienleben optimal zu vereinbaren. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) berichtet, dass bei entsprechenden Arbeitsmodellen und beruflichen Überlastungen unzureichender Schlaf nahezu vorgegeben ist. Der Ruf nach weniger beruflicher Überlastung durch beispielsweise variierende Arbeitszeitmodelle wird daher auch seitens der Schlafwissenschaftler immer lauter.
Ansonsten geraten die Betroffenen schnell in einen Teufelskreis: Wer wenig schläft, ist körperlich und geistig nicht fit, macht Fehler und gleitet möglicherweise ab in ein Stimmungstief. Die Ergebnisse im Job sind dadurch ineffektiver und die Betroffenen geraten immer mehr unter Druck, was wiederum eine schlechte Schlafqualität zur Folge hat.
Die berufliche Überbelastung sei demnach mehr denn je eine ernst zu nehmende Ursache für schlechten Schlaf. Nicht zuletzt fordere auch die zunehmende Digitalisierung körperliche Ressourcen zu teilweise unmöglichen Tageszeiten ab, die häufig nicht zum natürlichen physiologischen Tagesrhythmus der Arbeitnehmer passe, so die DGSM. Schlafstörungen seien nicht selten die Folge.
Neben neuartigen Arbeitszeitmodellen sollte zusätzlich von den Arbeitnehmern auf zwischenzeitliche Erholungsphasen geachtet werden, in denen zum Beispiel kurze Entspannungsübungen oder eine einfache Auszeit den Druck nehmen können.
Auf unnötige Lichtbelästigungen zu Nachtzeiten und auf eine ausgewogene nährstoffreiche Ernährung sei ebenfalls zu achten, um die innere Uhr möglichst im Gleichgewicht zu halten und damit besser gegen den Alltagsstress gewappnet zu sein. Es gibt viele Ansatzpunkte, um einen besseren Schlaf garantieren zu können, aktuell scheint aber die veränderte und angehobene berufliche Belastung ein wichtiger Verursacher für Schlafmangel zu sein.
Bei schlechtem und zu kurzem Schlaf sollte man immer auf eine berufliche Überlastung schauen
Pressemitteilung DGSM 9/2020
Coronabedingt kennen wir alle mittlerweile den Begriff „Aerosole“, die kleinsten Tröpfchen in unserem Atem, die durch den Raum fliegen und möglicherweise Überträger des Virus sein können. Jetzt gerade im Herbst stellt sich die Frage, wie sich die Aerosole bei trockener Raumluft verhalten. Sicher ist, dass sie sich draußen an der frischen Luft schnell verteilen und somit das Risiko einer möglichen Ansteckung unter freiem Himmel um das 18-Fache reduziert ist.
Deutsche und indische Wissenschaftler untersuchten vor diesem Hintergrund, welchen Einfluss die Luftfeuchtigkeit auf das Verhalten der Aerosole hat. Sie stützten ihre Untersuchungen auf zehn Studien, die sich bereits mit dieser Thematik befasst haben, und kamen zu dem Ergebnis, dass eine geringe Luftfeuchtigkeit zwar zu einer schnelleren Austrocknung der kleinen Atemtröpfchen führt, dieses aber nicht unbedingt zu einer Eindämmung der Viren führt.
Die Forscher beobachteten nämlich, dass sich die Viren bei trockener Luft, das heißt bei einer Luftfeuchtigkeit von weniger als 40 %, noch ungünstiger ausbreiten als bei hoher Luftfeuchtigkeit. Das liegt zum einen daran, dass die infizierten Tröpfchen zwar kleiner, aber auch leichter werden und sich damit weiter im Raum verbreiten könnten. Zum anderen beeinträchtigt eine trockene Luft den Abwehrmechanismus unserer Nasenschleimhäute und die Viren haben es leichter, diesen natürlichen Schutz zu passieren.
Im Gegenzug dazu nehmen die kleinen Atemtröpfchen bei einer hohen Luftfeuchtigkeit zusätzlich Wasser aus der Luft auf. Damit werden sie schwerer und sinken hinab auf den Boden, wo sie nicht so leicht eingeatmet werden.
Ahlawat, A. et al.
An Overview on the Role of Relative Humidity in Airborne Transmission of SARS-CoV-2 in Indoor Environments.
Aerosol Air Qual. Res. 7/2020; 20: 1856–1861.
Es ist nicht neu, dass Antibiotika nachteilige Nebenwirkungen für die Darmgesundheit, insbesondere für die Darmflora, haben können. Wie eine aktuelle Studie berichtet, könnte eine häufige Einnahme dieser Medikamentengruppe dafür mitverantwortlich sein, dass die Zahl der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) so hoch ist.
Hierzulande sind etwa 320.000 Menschen von einer derartigen Darmerkrankung betroffen, wozu beispielsweise Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa gehören. Charakteristika sind dauerhafte oder phasenweise Entzündungen der Darmschleimhaut, welche sich unter anderem durch Bauchschmerzen oder Durchfall bemerkbar machen. Neben einer entsprechenden erblichen Vorbelastung, einer unausgewogenen Ernährung oder Nikotingenuss (Tabakkonsum) stehen nun auch Antibiotika als mögliche Verursacher im Visier der Wissenschaftler.
Ein schwedisches Forscherteam hatte die Daten von fast 24.000 Betroffenen einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung näher unter die Lupe genommen. Besonderes Augenmerk wurde dabei auch auf eine mögliche Einnahme von Antibiotika gelegt. Im Vergleich dazu wurden entsprechende Daten von fast 120.000 darmgesunden Menschen, unter anderem auch Geschwister der ersten Personengruppe herangezogen.
Im Ergebnis zeigte sich, dass die Studienteilnehmer mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung im Gegensatz zur gesunden Teilnehmergruppe in den Zeiten zuvor beinahe doppelt so häufig Antibiotika eingenommen hatten. Je zahlreicher demnach Antibiotika verschrieben wurden, desto höher war das Risiko, eine chronisch-entzündliche Darmkrankheit zu entwickeln.
Interessanterweise scheint sich die Einnahme von Breitbandantibiotika, also solche Medikamente, die gegen ein breites Spektrum an Bakterien aufgestellt sind, besonders nachteilig auf die Darmgesundheit auszuwirken.
Nguyen, L.H. et al:
Antibiotic use and the development of inflammatory bowel disease: a national case-control study in Sweden
The Lancet Gastroenterology & Hepatology 8/2020
Wechseljahresbeschwerden zeigen sich bei vielen Frauen durch Hitzewallungen. Es wird angenommen, dass diese unangenehmen Schweißausbrüche auf Fehlregulierungen des vegetativen Nervensystems zurückzuführen sind.
Im Rahmen einer Studie wurden Untersuchungsergebnisse von über 23.000 Frauen, dessen Herz-Kreislauf-System mit Beginn der Untersuchungen gesund war, näher unter die Lupe genommen, um mögliche gesundheitliche Auswirkungen der Hitzewallungen ausfindig zu machen.
Bei der Auswertung der Daten zeigte sich, dass solche Frauen mit starken Hitzewallungen unter einem um mindestens 50 % erhöhten Risiko für nicht tödlich verlaufende Herz-Kreislauf-Erkrankungen litten. Das heißt, Herz-Kreislauf-Probleme wie ein Herzinfarkt, ein Schlaganfall oder weitere Krankheiten der Herzkranzgefäße traten bei diesen Frauen sehr viel häufiger auf als bei denjenigen ohne derartige Wechseljahresbeschwerden. Dabei war es unerheblich, wie oft und wie lange die Hitzewallungen jeweils andauerten. Ausschlaggebender war die Intensität dieser Beschwerden.
Dieser unangenehme Nebeneffekt der Wechseljahresbeschwerden begründet sich darauf, dass die Fehlregulierungen im vegetativen Nervensystem auch einen nachteiligen Effekt auf die Regulation des Blutdrucks haben kann. Sobald dieser daraus folgend zu hoch wird, erhöht sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Außerdem nimmt in den Wechseljahren bekanntlich der Östrogenspiegel ab, dem wiederum ein schützender Effekt für die Herzgesundheit zugesprochen wird.
Zhu, D. et al.
Vasomotor Menopausal Symptoms and Risk of Cardiovascular Disease: A pooled analysis of six prospective studies.
AJOG. 6/2020
Immer mehr Menschen leiden unter der erworbenen Diabetes-Typ-2-Erkrankung. In vielen Fällen ist ein ungesunder Lebensstil die Ursache, die zu eindeutigem Übergewicht beziehungsweise einer Adipositas geführt hat. Der normale Stoffwechsel verändert sich folglich in der Form, dass auch der Insulinstoffwechsel fehlgeleitet und die Zuckerkrankheit erworben wird.
Um von einer solchen Diabetes-Erkrankung wieder in einen gesunden Normalzustand zu gelangen, scheint es hilfreich zu sein, sein Übergewicht massiv um einige Kilos zu reduzieren. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie mit fast 150 Teilnehmern, die übergewichtig waren (mit einem durchschnittlichen BMI von 35kg/m2) und bereits seit mindestens zwei Jahren an einem Diabetes erkrankt waren. Viele der Studienteilnehmer wurden bereits mit Antidiabetika medikamentös eingestellt.
Über den Zeitraum von einem Jahr wurde bei der Hälfte von ihnen das Körpergewicht drastisch reduziert, sie nahmen im Schnitt 12 kg pro Jahr mithilfe von speziellen Diätmaßnahmen ab. Die Kontrollgruppe wurde entsprechend vorgegebener Leitlinien behandelt und verlor am Ende jährlich durchschnittlich 4 kg an Körpergewicht.
Nach Untersuchung der Stoffwechselparameter konnten die Studienverantwortlichen feststellen, dass am Ende der Studie über 30 % der ersten Gruppe einen normalen Stoffwechsel zurückerlangt hatte und nicht mehr unter einer Diabetes-Erkrankung litt. Bei der Kontrollgruppe schafften es lediglich 4 %. Eine radikale Ernährungsumstellung unter ärztlicher Anleitung, die zu einer Gewichtsreduzierung um mindestens 10 kg führt, garantiert den betroffenen demnach eine um 50 % erhöhte Chance, ihren gesunden Blutzuckerspiegel wiederzuerlangen und damit ihren Diabetes wieder loszuwerden.
Taheri, S. et al.
Effect of intensive lifestyle intervention on bodyweight and glycaemia in early type 2 diabetes (DIADEM-I): an open-label, parallel-group, randomised controlled trial
Lancet 6/2020; 8: 477-489
Jeder fünfte Deutsche ist von Bluthochdruck, von erhöhten Werten der Blutfette und des Blutzuckers sowie von Übergewicht im Bereich des Bauchs betroffen. Bei einer Kombination dieser vier Gesundheitsrisiken spricht man von einem „Metabolischen Syndrom“. Diese weitverbreitete Zivilisationskrankheit ist hauptverantwortlich für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und lässt das Herzinfarkt- sowie das Schlaganfall-Risiko um das Doppelte bis Dreifache ansteigen.
Das Ergebnis einer international angelegten Ernährungsstudie mit über 150.000 Teilnehmern aus 21 Ländern kam jetzt zu dem Schluss, dass der Konsum von Milchprodukten möglicherweise vor dem metabolischen Syndrom und seinen negativen Folgen schützen könnte.
Etwa 40% der Studienteilnehmer waren von einem metabolischen Syndrom betroffen. Alle füllten ein Ernährungsprotokoll aus, um mögliche Rückschlüsse des Ernährungsverhaltens auf die Entstehung des metabolischen Syndroms ziehen zu können. Bereits schnell zeigte sich, dass dessen Betroffenheit auch davon abhing, wie viel Milchprodukte auf dem Speiseplan standen.
Ein täglicher Verzehr von zwei Portionen Milchprodukte, wie beispielsweise ein Glas Milch und ein 244 g-Joghurt oder eine 15 g-Scheibe Käse und ein Teelöffel Butter, reduzierten das Risiko für das Syndrom um 24 %. Interessanterweise scheint es dabei wichtig zu sein, auf vollfette Milchprodukte zurückzugreifen, so die Forscher.
Weitere Untersuchungsergebnisse legen den Schluss nahe, dass sich der Milchproduktkonsum auch direkt auf die Entstehung der Einzelkomponenten wie Bluthochdruck und erhöhte Blutzuckerwerte, also Diabetes, auswirken könnte. Personen, die diesbezüglich ursprünglich gesunde Werte hatten, entwickelten im Studienverlauf von neun Jahren erhöhte Blutdruck- und Blutzuckerwerte.
Sofern die Teilnehmer in diesem Zeitraum jedoch die zwei Portionen Milchprodukte verzehrten, verringerte sich das Erkrankungsrisiko um 11 bzw. 12 % im Vergleich zu Studienteilnehmern ohne Milchprodukte-Verzehr. Um Schlüsse für mögliche Vorsorgemaßnahmen gegen die steigende Rate an Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch einen entsprechenden Milchverzehr ziehen zu können, stehen weitere großangelegte Studie an.
Bhavadharini, B. et al.
Association of dairy consumption with metabolic syndrome, hypertension and diabetes in 147 812 individuals from 21 countries.
BMJ 5/2020
Wie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) berichtet, wird jede fünfte Krebsneuerkrankung hierzulande durch das Rauchen von Tabak verursacht. Zwar ist die Anzahl der Raucher rückläufig, im internationalen Vergleich ist ihre Rate in Deutschland allerdings noch mit 26,4 % bei den Männern und 18,6 % bei den Frauen sehr hoch.
Auch sieht es bei uns hinsichtlich der Tabakkontrollmaßnahmen und eines längst überfälligen Werbeverbotes vergleichsweise schlecht aus, so dass immer noch viel zu viele Menschen in Deutschland tabakbedingt an Krebs erkranken. Laut Aussagen des DKFZs könnten drei wichtige Maßnahmen helfen, um viele Krebsfälle zu vermeiden.
Mit Hilfe von Modellrechnungen gelang den Forschern eine interessante, wegweisende Prognose:
Würde die derzeitige, lückenhafte Tabakkontrollpolitik so weiterlaufen wie bisher, gäbe es für 2050 eine Raucherquote von 14,8 (für die Männer) und von 10,2 (für die Frauen). Sollte es jedoch gelingen, den Tabakkonsum durch die drei Maßnahmen wie „jährliche Steuererhöhungen um 10 % über einen Zeitraum von zehn Jahren“, „ein umfassendes Tabakwerbeverbot“ sowie „eine einheitliche neutrale Verpackung für alle Zigarettenmarken“ zu reduzieren, so läge die Raucherquote in 30 Jahren nur noch bei 9,7 beziehungsweise 6,7 %!
Aus diesen Zahlen ließ sich weiterhin errechnen, dass es im Jahr 2050 bei den Männern 14 % und bei den Frauen 12 % weniger Krebsfälle geben würde, die durch Tabakgenuss verursacht sind. Auf Personenzahlen in Deutschland bezogen bedeutet das, dass die genannten drei Maßnahmen über eine Million Menschen innerhalb der nächsten 30 Jahre vor einer Krebserkrankung schützen könnten.
Zudem weisen die Studienverantwortlichen darauf hin, dass eine entsprechende Tabakkonsum-Reduzierung selbstverständlich einen weiteren sehr positiven Effekt auf zahlreiche andere Erkrankungen haben würde, die ebenso durch das Rauchen verursacht werden.
Gredner, T. et al.
Impact of tobacco control policies on smoking-related cancer incidence in Germany 2020 to 2050 – a simulation study Cancer Epidemiology 2020.
Biomarkers & Prevention 5/2020