Das Altern verläuft nicht gleichmäßig, sondern in bestimmten Lebensabschnitten deutlich schneller. Forschende haben herausgefunden, dass es zwei kritische Jahrzehnte gibt, in denen der menschliche Körper besonders starke Veränderungen durchläuft. Für ihre Studie analysierten sie über einen Zeitraum von bis zu sieben Jahren biologische Proben von 108 Personen im Alter zwischen 25 und 75. Dabei untersuchten sie bestimmte Biomarker aus Blut, Speichel und Stuhl sowie die Zusammensetzung körpereigener Mikroorganismen.
Im Ergebnis zeigte sich, dass es rund um das 44. und 60. Lebensjahr bei über 80 % der Teilnehmer zu besonders ausgeprägten biologischen Veränderungen kam. Diese sogenannten Alterungsschübe deuten darauf hin, dass der menschliche Organismus in diesen Jahren deutlich schneller altert als sonst. Während sich in den 40ern vor allem der Fett- und Alkoholstoffwechsel wandelte, waren es in den frühen 60ern vor allem das Immunsystem und die Nierenfunktion, die sich stark veränderten. Auch Haut, Muskeln und Herz-Kreislauf-System waren in beiden Phasen betroffen.
Interessant ist dabei, dass diese Veränderungen nicht nur Frauen betreffen – etwa durch die Menopause –, sondern Männer gleichermaßen. Die Forschenden empfehlen deshalb, gerade in den 40ern und 60ern besonders auf die eigene Gesundheit zu achten. Wer sich ausreichend bewegt, auf Alkohol weitgehend verzichtet und insgesamt bewusst lebt, kann den beschleunigten Alterungsprozessen gezielt entgegenwirken und länger gesund bleiben.
Shen, X. et al.
Nonlinear dynamics of multi-omics profiles during human aging
Nature Aging 8/2024; 4: 1619–1634.
Eine gezielte Ernährung kann rheumatischen Erkrankungen vorbeugen und bestehende Beschwerden lindern. Ein gesunder Lebensstil mit ballaststoffreicher Kost und regelmäßigem Fischverzehr kann die Entzündungsneigung senken und möglicherweise den Ausbruch autoimmuner Erkrankungen verzögern. Auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs werde dadurch gesenkt.
Insbesondere sollten laut einer aktuellen Studie zu diesem Thema stark verarbeitete Lebensmittel gemieden werden. Denn Frauen mit hohem Konsum solcher Produkte zeigten ein um 56 % erhöhtes Risiko für entzündliche rheumatische Autoimmunerkrankungen. Auch zuckerhaltige Getränke steigern das Risiko, unter anderem auch für eine rheumatoide Arthritis.
Die Wissenschaftler hoben außerdem die Bedeutung von Vitamin D3 hervor. Eine tägliche Einnahme von 2000 IE über mehrere Jahre könne das Risiko für Autoimmunerkrankungen um etwa 22 % verringern. Der Effekt sei allerdings reversibel und trete nur bei langfristiger Einnahme ein. Der therapeutische Nutzen bei bereits bestehenden Erkrankungen ist hingegen weniger eindeutig. Fischölpräparate könnten hingegen Entzündungsprozesse dämpfen und die Krankheitsaktivität bei Rheuma senken.
Eine niederländische Studie zeigte, dass ein 16-wöchiges Programm mit pflanzenbasierter Ernährung, Bewegung und Stressabbau die Krankheitsaktivität bei rheumatoider Arthritis messbar reduzierte. Die Empfehlungen umfassen eine vollwertige Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten. Nüsse sollten in Maßen konsumiert, stark verarbeitete Lebensmittel gemieden werden. Fleisch und Milchprodukte sollten stark reduziert, fetter Fisch hingegen ein- bis zweimal pro Woche gegessen werden. Zucker und Alkohol gelten ebenfalls als entzündungsfördernd.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie empfiehlt seit 2023 eine ballaststoffreiche, fleischarme Ernährung mit viel Gemüse und Obst als unterstützende Maßnahme. Die mediterrane Kost gilt dabei als besonders evidenzbasiert und gesundheitsförderlich – nicht nur im Hinblick auf rheumatische Erkrankungen, sondern auch zur Vorbeugung häufiger Begleiterkrankungen.
Rossato, S. et al.
Ultraprocessed Food Intake and Risk of Systemic Lupus Erythematosus Among Women Observed in the Nurses’ Health Study Cohorts
Arthritis Care 6/2024
Regelmäßige Bewegung fördert nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Fitness im Alter. Eine aktuelle Studie zeigt: Bereits sechs Monate gezieltes Training verbesserten bei zuvor inaktiven älteren Erwachsenen die Reaktionsgeschwindigkeit und selektive Aufmerksamkeit – allerdings mit geschlechtsspezifischen Unterschieden.
Untersucht wurden 60 gesunde Menschen im Alter von 65 bis 69 Jahren, die seit mindestens zwei Jahren keinen Sport gemacht hatten. Sie absolvierten ein 24-wöchiges Programm mit wöchentlich 90 Minuten Fitness (Koordination, Kraft, Beweglichkeit, Ausdauer) und Freizeitsport wie Tanzen oder Ballsport. Die kognitiven Fähigkeiten wurden zu Beginn und am Ende geprüft.
Dabei zeigten sich interessante Unterschiede: Frauen starteten mit einer langsameren Reaktionszeit, verbesserten sich aber im Training so deutlich, dass der Unterschied zu den Männern am Ende statistisch nicht mehr relevant war. Männer dagegen profitierten besonders von der selektiven Aufmerksamkeit, also der Fähigkeit, sich trotz Ablenkung auf wichtige Reize zu konzentrieren.
Das Forschungsteam kommt zu dem Schluss, dass vielseitige körperliche Aktivität die geistige Leistungsfähigkeit im Alter stärken kann, aber nicht bei allen auf dieselbe Weise. Warum Männer und Frauen unterschiedlich reagieren, ist noch offen. Künftig könnte ein geschlechtsspezifisches Trainingskonzept sinnvoll sein.
Krumpolt M. et al.
Gender-specific improvements in cognitive resources : Impact of a multidimensional exercise program on healthy physically inactive older adults
Z Gerontol Geriatr 1/2025
Diabetische Fußgeschwüre bleiben durch Nervenschäden oft unbemerkt, heilen wegen schlechter Durchblutung schlecht und führen nicht selten zu Gewebeuntergang. Ihre Prognose ist nach wie vor nicht unbedingt positiv – und laut neuen Daten hängt das Sterberisiko nicht nur vom Alter, sondern auch vom Geschlecht ab. Die Sterblichkeit aufgrund eines diabetischen Fußes ist bekanntermaßen hoch.
Eine etwa fünfjährige Nachbeobachtung von 67 Patienten, die 2014 wegen eines diabetischen Fußsyndroms behandelt wurden, wurde im Rahmen des letzten Diabetes-Kongresses der Deutschen Diabetes Gesellschaft vorgestellt. Fast alle Studienteilnehmer im durchschnittlichen Alter von 80 Jahren litten an Typ-2-Diabetes, häufig begleitet von Bluthochdruck, Adipositas, Nierenfunktionsstörungen und massiver Eiweißausscheidung im Urin. In drei Viertel der Fälle war es nicht das erste Fußgeschwür, und 80 % wiesen eine periphere Durchblutungsstörung auf.
Es hatten sich also bereits mehrere Folgeerkrankungen eingestellt mit ohnehin eingeschränkter Lebenserwartung. Doch mit diabetischem Fuß verkürzte sich diese weiter: im Mittel auf nur 3,6 Jahre. Männer lebten nach der Diagnose durchschnittlich 3,9 Jahre, Frauen nur 2,3 Jahre, obwohl Frauen generell als langlebiger gelten. Jüngere Betroffene im Alter von unter 70 Jahren lebten im Mittel noch 6,5 Jahre. Bei näheren Betrachtungsweisen zeigte sich, dass das höhere Alter und weibliches Geschlecht die einzigen klaren Risikofaktoren für ein frühzeitiges Versterben beim diabetischen Fuß sind.
Die Zahlen verdeutlichen den dringenden Bedarf an frühzeitiger, vielseitiger Versorgung, einschließlich ambulanter, stationärer und häuslicher Betreuung. Besonders wichtig sei deshalb die konsequente Vorbeugung und Früherkennung, um Leben zu retten.
Diabetischer Fuß: Frauen sterben früher als Männer
Dtsch Arztbl 5/2025
Die Idee, dass Internetnutzung bei Älteren zu „digitaler Demenz“ führt, hält sich hartnäckig. Doch eine neue Analyse zeigt: Das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Ältere Menschen, die digitale Geräte wie Smartphone oder Computer regelmäßig nutzen, schneiden bei Gedächtnis- und Denkaufgaben besser ab.
Ein US-Forschungsteam hat Daten aus 57 Studien mit über 400.000 Personen über 50 Jahren ausgewertet. Im Ergebnis zeigte sich: Wer digitale Technologien nutzte, hatte ein um 42 % geringeres Risiko für geistigen Abbau. Die Forschenden nennen dazu einige mögliche Ursachen. Für ältere Nutzer bedeutet der Umgang mit neuen Geräten oft echte Denkarbeit – Bedienung lernen, Werbung ausblenden, Programme verstehen. Das fordert das Gehirn und hält es flexibel. Weiterhin ist bekannt, dass Einsamkeit als Risikofaktor für Demenz gilt.
Digitale Kommunikation, ob per Videoanruf, E-Mail oder Messenger, hilft, mit anderen in Kontakt zu bleiben. Das ist besonders wichtig für Menschen, die weniger mobil sind. Nicht zuletzt können Apps und Programme dabei helfen, den Alltag besser zu bewältigen, zum Beispiel durch Erinnerungen an Medikamente oder Termine. So bleiben ältere Menschen länger selbstständig. Kritisch sehen die Forschenden aber auch: Wer stundenlang nur passiv konsumiert – etwa beim endlosen Scrollen durch Social Media – profitiert davon wohl kaum.
Entscheidend ist, wie man die Technik nutzt: Aktiv, bewusst und geistig fordernd, dann kann sie helfen, das Gehirn fit zu halten. Ob digitale Medien tatsächlich vor Demenz schützen oder ob eher geistig fitte Menschen sie bevorzugt nutzen, ist bislang nicht ganz geklärt. Wahrscheinlich spielt beides eine Rolle.
Benge, J. F. et al.
A meta-analysis of technology use and cognitive aging
Nature Human Behaviour 4/2025
Bereits zwei Wochen westliche Ernährung können messbare Folgen für unsere Gesundheit haben. Das zeigt eine neue Studie aus Afrika und den Niederlanden. Die Forscher fanden heraus: Wer sich statt traditionell afrikanisch plötzlich nach westlichem Vorbild ernährt, also mit viel Zucker, Fett und stark verarbeiteten Lebensmitteln, bekommt Veränderungen im Stoffwechsel und Immunsystem schnell zu spüren. Das kann auf Dauer zu Entzündungen, Herzproblemen, Diabetes oder Infektionen führen.
Untersucht wurden 77 Männer in Tansania. Einige wechselten für zwei Wochen auf westliche Ernährung, andere zurück zur traditionellen afrikanischen Kost. Eine Gruppe trank außerdem täglich einen Liter Mbege – ein leicht alkoholisches Getränk aus Bananen. Die Forscher nahmen Blutproben und werteten die Veränderungen aus. Das Ergebnis: Die westliche Ernährung führte zu Entzündungszeichen im Blut, einer schlechteren Immunabwehr und einem unausgeglichenen Stoffwechsel.
Es wurden mehr schädliche Eiweiße gebildet und gesunde Stoffe wie Omega-3-Fettsäuren und Dopamin nahmen ab. Auch das Erbgut in den Zellen war betroffen: Es wurden mehr Gene aktiv, die mit Zellstress zu tun haben, und weniger, die die Abwehr stärken. Wer dagegen von westlicher zurück zu traditioneller Ernährung wechselte, zeigte bessere Werte – ebenso wie die Mbege-Trinker. Die Forscher waren überrascht, wie schnell sich der Körper anpasste – schon nach zwei Wochen gab es klare Unterschiede.
Die traditionelle afrikanische Ernährung, reich an pflanzlichen und natürlichen Lebensmitteln, wirkt ähnlich positiv wie die bekannte Mittelmeer- oder japanische Küche.
Temba, G.S. et al.
Immune and metabolic effects of African heritage diets versus Western diets in men: a randomized controlled trial
Nature Medicine 4/2025
Butter steht wegen ihres hohen Anteils an gesättigten Fettsäuren im Verdacht, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erhöhen. Eine aktuelle Studie zeigt zudem ein erhöhtes Sterberisiko durch Krebserkrankungen. Der Konsum pflanzlicher Öle wie Oliven-, Raps- oder Sojaöl war hingegen mit einer geringeren Sterblichkeit durch Krebs oder andere Erkrankungen verbunden.
Butter gilt als natürliche Fettquelle mit besonderem Geschmack, steht jedoch wegen ihres Gehalts an gesättigten Fettsäuren in der Kritik. Im Gegensatz dazu wird Olivenöl mit ungesättigten Fettsäuren als gesundheitsförderlich angesehen und mit einer längeren Lebensdauer assoziiert. Die neuesten Ergebnisse einer US-Studie stützen die Kritik an Butter. Teilnehmer mit dem höchsten Butterkonsum hatten eine um 15 % erhöhte Gesamtsterblichkeit im Vergleich zu denjenigen mit der geringsten Aufnahme.
Im Gegensatz dazu war ein hoher Verzehr pflanzlicher Öle mit einer um 16 % niedrigeren Gesamtmortalität verbunden. Laut dem Studienergebnis könnte der Ersatz von 10 Gramm Butter täglich durch die gleiche Menge pflanzlicher Öle die Gesamtsterblichkeit um 17 % senken. Dabei sank die Krebssterblichkeit um 17 %, während die Herz-Kreislauf-Sterberate keine nennenswerten Veränderungen erreichte. Die positive Wirkung zeigte sich nicht nur bei Olivenöl, sondern auch bei anderen pflanzlichen Ölen.
Zhang, Yu. et al.
Butter and Plant-Based Oils Intake and Mortality
JAMA Internat 3/2025
Krebspatienten in Deutschland sterben in den ersten Jahren nach der Diagnose öfter an Infektionen, Lebererkrankungen und Suizid als die Allgemeinbevölkerung. Dies zeigt eine aktuelle Auswertung von Krebsregisterdaten aus Baden-Württemberg. Die Studie analysierte die Todesursachen von 422.959 Krebspatienten, die zwischen 2013 und 2020 diagnostiziert wurden. Die häufigsten Diagnosen waren Brustkrebs (17 %), Prostatakrebs (14 %) und Darmkrebs (11 %).
Während des durchschnittlichen Beobachtungszeitraums von 2,8 Jahren verstarben 34 % der Patienten. 84 % der Todesfälle waren direkt auf die Krebserkrankung zurückzuführen, während 16 % andere Ursachen hatten. Die Forscher vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) betonen, dass nicht-krebsbedingte Todesursachen bei der Nachsorge stärker berücksichtigt werden sollten. Insbesondere Infektionen, Leberkrankheiten und Suizide traten bei Krebspatienten signifikant häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung.
Besonders betroffen war die Altersgruppe der 20- bis 64-Jährigen. Ihr Sterberisiko durch Infektionen war viermal höher als bei Gleichaltrigen ohne Krebs. Auch das kardiovaskuläre Risiko war in dieser Altersgruppe erhöht, während es bei älteren Patienten kaum Unterschiede zur Allgemeinbevölkerung gab. Die Studienverantwortlichen unterstreichen die Bedeutung einer umfassenden Betreuung, die neben der Kontrolle von Rückfällen auch Spätfolgen der Krebstherapie und psychische Belastungen einbezieht. Es wird eine verstärkte psychologische Unterstützung gefordert, um die erhöhte Suizidrate besser zu adressieren.
Gedenk, C. et al.
Todesursachenspezifische Mortalität in den ersten Jahren nach Diagnose einer Krebserkrankung
Epidemiologie 12/2024
Menschen, die regelmäßig nachsalzen, haben ein höheres Risiko, an Magenkrebs zu erkranken. Dies wurde bereits bei asiatischen Bevölkerungsgruppen nachgewiesen und bestätigt sich nun auch in westlichen Ländern. Eine britische Studie mit über 470.000 Erwachsenen untersuchte den Zusammenhang zwischen Salzkonsum und Magenkrebs. Diejenigen, die ihr Essen immer oder häufig nachsalzen, entwickelten im Schnitt 39 % häufiger Magenkrebs als Menschen, die selten oder nie nachsalzen.
Allerdings war der absolute Unterschied gering: 0,231 % der Viel-Salz-Esser erkrankten, verglichen mit 0,123 % der Wenig-Salz-Esser. Die Studie berücksichtigte Faktoren wie Ernährung, Rauchen und Alkoholkonsum. Auch nach Anpassung dieser Faktoren blieb das erhöhte Risiko bestehen. Besonders betroffen waren Männer, Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau und Personen mit hohem Alkoholkonsum oder Rauchvergangenheit.
Die Forschenden betonen, dass zu viel Salz das Risiko für Magenkrebs erhöht und fordern mehr Aufklärung über die Gefahren des Nachsalzens. Kampagnen mit verständlichen Botschaften könnten helfen, die Öffentlichkeit besser zu informieren. Weitere Untersuchungen sind nötig, um den Zusammenhang in anderen nicht-asiatischen Bevölkerungsgruppen zu bestätigen. Weltweit ist Magenkrebs eine der fünf häufigsten Krebsarten, mit besonders hohen Raten in Asien, Osteuropa und Lateinamerika.
Das Risiko steigt mit dem Alter, doch zunehmend sind auch Menschen unter 50 Jahren betroffen. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören Rauchen, Alkoholkonsum, Übergewicht und eine Infektion mit Helicobacter pylori.
Kronsteiner-Cicevic, J. et al.
Adding salt to food at table as an indicator of gastric cancer risk among adults: a prospective study
Gastric Cancer 4/2024; 27: 714–721.
Wie alt können Menschen noch werden? Eine neue US-Studie zeigt, dass die Lebenserwartung nur noch langsam steigt. Denn die Wahrscheinlichkeit, 100 Jahre alt zu werden, liegt bei Frauen bei maximal 15 % und bei Männern bei 5 %, sofern das Altern nicht wesentlich verlangsamt wird.
Die Wissenschaftler betrachten den Kampf um ein längeres Leben als weitgehend gewonnen. In wohlhabenden Ländern stieg die Lebenserwartung im 20. Jahrhundert um rund 30 Jahre – vor allem durch medizinische Fortschritte und eine bessere Gesundheitsversorgung. Zunächst profitierten jüngere Menschen, später auch ältere. Doch im 21. Jahrhundert flachte der Anstieg ab.
Das Forschungsteam analysierte Daten aus zehn Ländern, darunter Australien, Japan und die USA, zwischen 1990 und 2019. Dabei stellten sie fest, dass sich die Zunahme der Lebenserwartung spürbar verlangsamt hat. Frauen haben heute eine durchschnittliche 5,1-%-Chance, 100 Jahre alt zu werden, Männer nur 1,8 %. In Hongkong sind die Chancen am höchsten: Dort erreichen 12,8 % der Frauen und 4,4 % der Männer dieses Alter.
Die Studie zeigt, dass es immer schwieriger wird, die Lebenserwartung weiter zu verlängern. Die Forschenden sehen dies jedoch nicht als Rückschlag, sondern als Erfolg, da viele frühere Todesursachen überwunden wurden.
Olshansky, S.J. et al.
Implausibility of radical life extension in humans in the twenty-first century
Nature Aging 10/2024; 4: 1635–1642.
Der Einfluss der Ernährung auf die kognitive Gesundheit ist ein immer wichtigeres Thema in der Forschung. Eine aktuelle Studie deutet darauf hin, dass ein hoher Konsum von rotem Fleisch, besonders in verarbeiteter Form wie Bacon oder Wurst, das Risiko für Demenz erhöhen könnte. Im Gegensatz dazu scheinen pflanzliche Proteinquellen wie Nüsse und Hülsenfrüchte einen schützenden Effekt zu haben.
Ein Wissenschaftsteam untersuchte Daten aus zwei großen US-Studien. Insgesamt wurden 133.771 Personen, die zu Beginn der Studien demenzfrei waren, über bis zu 43 Jahre begleitet. Von ihnen entwickelten 11.173 eine Demenz. Teilnehmer, die täglich mindestens 21 g verarbeitetes rotes Fleisch konsumierten – etwa 2 Streifen Bacon oder eine Scheibe Wurst – hatten ein um 13 % höheres Demenzrisiko und eine um 14 % erhöhte Wahrscheinlichkeit für kognitive Beeinträchtigungen im Vergleich zu Personen mit einem sehr niedrigen Konsum (unter 7 g täglich).
Auch unverarbeitetes rotes Fleisch wie Steak oder Schweineschnitzel zeigte negative Effekte. Der tägliche Verzehr von mindestens 85 g war mit einem 16 % höheren Risiko für kognitive Beeinträchtigungen verbunden. Zudem beschleunigte sich bei hohem Konsum von verarbeitetem rotem Fleisch die kognitive Alterung um etwa 1,6 Jahre pro zusätzlicher Tagesportion.
Ein Ersatz von rotem Fleisch durch pflanzliche Proteinquellen wie Nüsse oder Hülsenfrüchte könnte laut der Studie das Demenzrisiko um 19 % senken, die kognitive Alterung um 1,37 Jahre verlangsamen und das Risiko subjektiver Beeinträchtigungen um 21 % reduzieren. Da es sich um Beobachtungsstudien handelt, kann keine direkte Ursache-Wirkung-Beziehung bestätigt werden.
Dennoch könnten Stoffwechselprodukte, die beim Abbau von rotem Fleisch im Darm entstehen, zu kognitiven Störungen beitragen, da sie mit der Ablagerung von speziellen Stoffen in Verbindung stehen – zentrale Faktoren bei der Entstehung von Alzheimer. Die Forschenden schlagen vor, den Konsum von rotem Fleisch in Ernährungsempfehlungen zu reduzieren, um die kognitive Gesundheit zu fördern.
Weitere Studien seien jedoch notwendig, um diese Ergebnisse in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zu bestätigen. Die Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung einer ausgewogenen, pflanzenbasierten Ernährung für den Schutz vor kognitivem Abbau und Demenz.
Yuhab, L. et al.
Long-Term Intake of Red Meat in Relation to Dementia Risk and Cognitive Function in US Adults
Neurology 2/2025
Eine ausgewogene Ernährung bleibt auch im hohen Alter essenziell für die Gesundheit. Besonders die richtige Nährstoffzufuhr kann Vitalität, Muskelkraft und die Lungenfunktion positiv beeinflussen. Mit steigendem Alter verändern sich die Ernährungsbedürfnisse erheblich. Der altersbedingte Abbau von Muskel- und Knochensubstanz sowie die verminderte Darmresorption beeinflussen die Ernährung stark.
Die schwächer werdende Muskulatur führt zu einem erhöhten Sturzrisiko, und die nachlassende Lungenfunktion steigert das Risiko für Lungenentzündungen. Zudem nimmt die Magensäureproduktion ab, und die Nieren scheiden verstärkt Proteine und Salze aus. Fruktose und Laktose können die Leber nur noch eingeschränkt verstoffwechseln.
Daher ist eine hohe Proteinzufuhr entscheidend, um Muskelschwund vorzubeugen. Während ein 100 kg schwerer Mann mittleren Alters etwa 70 g Protein pro Tag benötigt, braucht ein gleich schwerer Hochbetagter rund 200 g. Mit einer vegetarischen oder veganen Ernährung ist dies schwer zu erreichen. Zusätzlich sind Salz, Calcium, Kalium sowie B-Vitamine und Folsäure wichtige Bestandteile der Nahrung. Obst und Milchprodukte sollten in Maßen konsumiert werden.
Neben der Ernährung ist körperliche Aktivität essenziell. Widerstands- und Krafttraining wirken dem Muskelschwund entgegen, während spezielle Atemtrainingsgeräte die Lungenfunktion unterstützen. Der ideale Speiseplan für Hochbetagte setzt auf leicht verdauliche Lebensmittel. Empfehlenswert sind Mischbrot mit geringem Roggenanteil, gekochte Kartoffeln als Nährstofflieferant und Parboiled-Reis als alternative Kohlenhydratquelle.
Haferflocken mit Hüttenkäse oder Quark bilden ein nahrhaftes Frühstück, ergänzt durch bis zu drei Eier wöchentlich. Fleisch bleibt ein wichtiger Eiweißlieferant, wobei Rindfleisch besonders wertvoll ist, da es neben Proteinen auch Eisen, B-Vitamine und Folsäure enthält. Fettreiche Fischarten liefern Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und Calcium. Als pflanzliche Proteinquelle sind Kichererbsen besonders geeignet. Salate mit Essig oder Zitronensaft unterstützen die Magensäureproduktion, während Rapsöl wertvolle Fettsäuren liefert.
Ein optimales Abendessen besteht aus Käse mit Mischbrot. Obst sollte aufgrund des hohen Fruktosegehalts nur in kleinen Mengen konsumiert werden, etwa ein geschälter Apfel pro Tag.
Netzer, NC. et al.
Position Paper: Nutrition and Physical Activity for the Very Old Human under the Aspects of Proper Muscular and Respiratory Functioning
Dtsch Z Sportmed 7/2024
Viele Menschen verbringen täglich Stunden mit ihrem Smartphone. Lange war unklar, ob die Strahlung gesundheitsschädlich sein könnte – insbesondere, ob sie das Risiko für Hirntumore erhöht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat nun die bisher umfangreichste Übersichtsarbeit mit mehr als 5.000 Studien veröffentlicht. Das Fazit: Es gibt Entwarnung. Strahlung begleitet uns ständig: von der Sonne, dem Erdmagnetfeld oder Mikrowellen.
Einige Arten wie UV- und radioaktive Strahlen sind gefährlich, aber gilt das auch für die hochfrequenten Wellen der Mobiltelefone? Frühere Studien zeigten bereits, dass Handystrahlung das Erbgut nicht direkt verändern kann, da ihre Energie dafür zu gering ist. Offen blieb, ob indirekte Effekte wie Wärmeentwicklung oder Änderungen im Hirnstoffwechsel das Krebsrisiko erhöhen könnten.
2011 stufte die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) Handys aufgrund begrenzter Daten als „möglicherweise krebserregend“ ein. Damals konnte absolute Unbedenklichkeit nicht bestätigt werden, jedoch fehlten starke Hinweise auf ein tatsächliches Risiko. Die aktuelle Übersicht zeigt nun klar: Weder häufige noch jahrzehntelange Handynutzung erhöht das Risiko für Hirntumore oder andere Kopf-Tumoren wie Augenkrebs oder Krebserkrankungen im Gehör.
Trotz der exponentiell gestiegenen Zahl an Mobilfunknutzenden blieb die Rate solcher Tumore konstant. Die Studienlage belegt damit, dass Mobiltelefone auch bei intensiver Nutzung keine Gefahr für Gehirn, Augen oder Ohren darstellen.
Karipidis, K. et al.
The effect of exposure to radiofrequency fields on cancer risk in the general and working population: A systematic review of human observational studies – Part I: Most researched outcomes.
Science Direct 8/2024
Übergewicht ist für über 20 % der Darmkrebserkrankungen verantwortlich, wie eine Analyse des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) zeigt. Bisherige Schätzungen gingen von nur 10 % aus, doch die Wissenschaftler, fanden mithilfe der DACHS-Studie neue Erkenntnisse. Die Studie, eine der weltweit größten zum Darmkrebs, untersuchte methodische Unklarheiten, die in früheren Arbeiten unzureichend berücksichtigt wurden. Wichtige Fragen in diesem Zusammenhang, die bislang noch nicht ausreichend geklärt waren, wurden nun neu bewertet, um aktuelle Aussagen zu einem möglichen Einfluss von Übergewicht auf das Risiko von Darmkrebs zu erhalten.
Im Ergebnis zeigte sich, dass sich der geschätzte Einfluss von Übergewicht auf 23,4 % erhöhte.
Laut Aussagen der Forscher wird das Risiko von Übergewicht für Krebsarten wie Darm- und Brustkrebs noch immer unterschätzt. Angesichts steigender Übergewichts-Zahlen fordern sie stärkere Präventionsmaßnahmen, um vermeidbare Risiken besser zu adressieren.
Die DACHS-Studie umfasste Daten von 7.098 Darmkrebspatienten und 5.757 Kontrollpersonen ähnlichen Alters und Geschlechts. Umfangreiche Informationen zu Lebensstil und Körpergewicht in verschiedenen Lebensphasen wurden analysiert, um präzisere Risikobewertungen zu ermöglichen.
Mandic, M. et al.
Overcoming underestimation of the share of colorectal cancer cases attributable to excess weight: a population-based study
Obesitiy 12/2024
Laut einem internationalen Forscherteam könnten innerhalb der nächsten 25 Jahre die weltweiten Krebsfälle um 77 % und die Todesfälle durch Krebs um 90 % zunehmen. Insbesondere Länder mit niedrigem Einkommen werden von dieser besorgniserregenden Entwicklung betroffen sein.
Im Jahr 2022 wurden die Daten zu 36 Krebsarten aus 185 Ländern näher unter die Lupe genommen. Auf dieser Basis wurden künftige Entwicklungen bis 2050 abgeschätzt. Der erwartete Anstieg wird vor allem durch eine Verdreifachung der Krebsdiagnosen und Todesfälle in Ländern mit geringen und mittleren Einkommen vorangetrieben. In wohlhabenden Ländern wird ebenfalls ein Zuwachs erwartet, jedoch in deutlich geringerem Umfang.
Die Prognosen gehen davon aus, dass bis 2050 weltweit 35,5 Millionen Menschen an Krebs erkranken könnten – ein Anstieg um 76,6 % im Vergleich zu den geschätzten 20 Millionen Fällen im Jahr 2022. Die krebsbedingten Todesfälle könnten von 9,7 Millionen auf 15,5 Millionen ansteigen, was einer Zunahme von 89,7 % entspricht.
In Ländern mit geringem Einkommen könnten die Krebsfälle um 142,1 % und die Todesfälle um 146,1 % zunehmen. In Ländern mit hohem Einkommen wird ein Anstieg von 41,7 % bei den Diagnosen und
56,8 % bei den Todesfällen erwartet. Schon 2022 waren Männer häufiger von Krebs betroffen als Frauen, sowohl in Bezug auf die Neuerkrankungen als auch auf die Sterblichkeit. Diese Differenz wird sich laut den Forschenden bis 2050 weiter verstärken und einen Unterschied von bis zu 16 % erreichen.
Bizuyayehu, H.M.
Global Disparities of Cancer and Its Projected Burden in 2050
JAMA Netw. Open 11/2024
Frauen, die regelmäßig größere Mengen Milch trinken, weisen ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und andere Herz-Kreislauf-Leiden wie die Koronare Herzkrankheit (KHK) auf, bei der Ablagerungen die Blutgefäße des Herzens verengen. Bei Männern konnte dieser Zusammenhang nicht nachgewiesen werden.
Anders sieht es bei fermentierten Milchprodukten wie Joghurt, Kefir oder Käse aus, die offenbar weniger problematisch sind. In diesen Produkten wird der Milchzucker (Laktose) bereits durch Mikroorganismen abgebaut. Eine mögliche Ursache für die negativen Effekte bei Frauen könnte die Laktose selbst sein: Während der Verdauung wird sie in Glukose und Galaktose zerlegt.
Studien zeigen, dass Galaktose oxidativen Stress auslösen kann, die Zellen schädigt und Entzündungen in den Blutgefäßen hervorruft. Mit der Zeit können diese Prozesse die Gefäße versteifen und verengen, was zu Arteriosklerose führt – einer der Hauptauslöser für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Frauen scheinen Galaktose langsamer abzubauen als Männer, was ihr höheres Risiko erklären könnte.
Eine schwedische Langzeitstudie mit über 100.000 Teilnehmenden untersuchte die Auswirkungen von fermentierter Milch. Im Ergebnis zeigte sich, dass Frauen, die täglich 400 ml fermentierte Milch konsumierten, ein 5 % höheres Risiko für KHK hatten als diejenigen, die nur 100 ml tranken. Bei 600 ml stieg das Risiko auf 12 %, bei 800 ml auf 21 %. Für Vollmilch, Milch mit mittlerem Fettgehalt und fettarme Milch waren die Ergebnisse ähnlich.
Zudem entdeckten die Wissenschaftler bei Frauen mit hohem Milchkonsum veränderte Konzentrationen zweier Enzyme im Blut. Beide Stoffe spielen eine wichtige Rolle bei der Steuerung von Blutdruck und Durchblutung und könnten eine weitere Ursache für die erhöhte Krankheitsanfälligkeit sein. Vor dem Hintergrund dieser Untersuchungsergebnisse empfehlen die Studienverantwortlichen nun, häufiger zu fermentierten Milchprodukten wie Joghurt oder Buttermilch zu greifen. Gleichzeitig sollte der Verzehr von nicht-fermentierter Milch eingeschränkt werden, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken.
Michaëlsson, K. et al.
Non-fermented and fermented milk intake in relation to risk of ischemic heart disease and to circulating cardiometabolic proteins in swedish women and men: Two prospective longitudinal cohort studies with 100,775 participants
BMC Medicine 11/2024
Viele Frauen denken bei Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Gelenkschmerzen nicht an die Wechseljahre. Doch diese ersten Symptome der Hormonumstellung können beschwerlich sein und die Lebensqualität beeinträchtigen. Ein Besuch beim Gynäkologen hilft den betroffenen Frauen häufig weiter.
Ab etwa Mitte 40 setzt bei Frauen die Wechseljahresphase ein – die Produktion der weiblichen Hormone sinkt. Während manche Frauen dies kaum bemerken, leidet etwa ein Drittel unter so starken Symptomen, dass sie den Alltag erheblich beeinträchtigen.
Was oft übersehen wird: Die Hormone Östrogen und Progesteron beeinflussen viele Funktionen im Körper. Die hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren wirken sich daher auf den gesamten Organismus aus. Neben Hitzewallungen und Schweißausbrüchen treten häufig auch Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Erschöpfung, Stressanfälligkeit, Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Herzrasen auf. Diese frühen Anzeichen werden oft nicht erkannt, und viele Frauen suchen Arzt für Arzt auf und dennoch wird keine organische Ursache gefunden.
Zu wenige Frauen wissen, dass die Wechseljahresbeschwerden sehr vielfältig sind und sich von Frau zu Frau mit unterschiedlichen Symptomen zu erkennen geben. Ein Frauenarztbesuch hilft, die Ursachen der Beschwerden abzuklären und andere Erkrankungen auszuschließen. Eine Hormonersatztherapie (HRT) kann erwogen werden, wenn die Symptome den Alltag beeinträchtigen, da sie den Hormonmangel ausgleicht. Laut Aussage zahlreicher ärztlicher Fachgesellschaften gilt sie übrigens als erfolgreichste Therapiemaßnahme bei entsprechenden Wechseljahresbeschwerden.
Zudem kann aber auch eine Ernährungsumstellung helfen, die hormonbedingte, veränderte Körperzusammensetzung zu berücksichtigen und einer Gewichtszunahme vorzubeugen. Auch Methoden zur Entspannung sowie regelmäßige körperliche Aktivität können hilfreich sein, um Wechseljahresbeschwerden zu reduzieren und damit das allgemeine Wohlbefinden zurückzuerhalten.
Faubion, S. et al.
The 2022 hormone therapy position statement of The North American Menopause Society
Menopause 7/2022
Laut dem Ergebnis einer Online-Befragung haben mindestens 20 % der Teilnehmer ein erhöhtes Herzalter. Der Gesundheitstest zeigt, dass vor allem Männer im Vergleich zu ihrem tatsächlichen Alter ein deutlich älteres Herzalter haben. Genauer gesagt, hat jede elfte Frau und jeder siebte Mann ein um mehr als fünf Jahre erhöhtes Herzalter, was ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt bedeutet.
Zwei Risikofaktoren sind besonders bei der Gruppe mit einem Herzalter, das über fünf Jahre über dem tatsächlichen Alter liegt, auffällig: hohe Cholesterinwerte und Rauchen. 52 % der betroffenen Männer und 38 % der Frauen rauchen, während in der Vergleichsgruppe ohne erhöhtes Herzalter nur 6 % der Männer und 7 % der Frauen Raucher sind.
Mithilfe eines sogenannten Online-Herzalter-Rechners wurde das Herzalter von über 720.000 Menschen erfasst. Insgesamt wurden Daten von 441.416 Frauen (63 %) und 258.159 Männern (37 %) ausgewertet. Vor dem Hintergrund dieser besorgniserregenden Ergebnisse sowie anlässlich des vergangenen Weltherztages am 29. September dieses Jahres ist es wichtiger denn je, die Initiative der Bundesregierung, zur Prävention und Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu fördern und das sogenannte „Gesundes-Herz-Gesetz“ umzusetzen.
Dieses Gesetz wurde im August dieses Jahres beschlossen. Es sieht vor, Einladungen zu Tests für Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht und Fettstoffwechselstörungen zu verschicken. Zudem soll es per Gutschein Beratung zu Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Alkohol und Rauchen in Apotheken gewähren, unter anderem mit möglichen weiteren Untersuchungen zur Prävention beim Arzt.
Stiftung: Jeder Fünfte hat erhöhtes Herzalter und Infarktrisiko
Ärzteblatt 9/2024
Vor kurzem haben Wissenschaftler in Deutschland festgestellt, dass mit zunehmendem Alter die Koordination zwischen zellulären Prozessen nachlässt. Damit die diversen Abläufe in unserem Körper funktionieren, wird in den Zellen streng reguliert, wann und welche Proteine für bestimmte Prozesse produziert werden.
Es wurde bereits vermutet, dass diese Genregulation im Alter schlechter funktioniert, aber die genaue Veränderung dieser körpereigenen Steuerung und Koordination zwischen den Prozessen war bisher unklar.
Im Rahmen einer Studie konnte nun aufgezeigt werden, dass die Regulation von Genen, die am selben Prozess beteiligt sind, im Alter relativ stabil bleibt. Allerdings verschlechtert sich die Abstimmung zwischen den verschiedenen Genen und damit verbundenen Prozessen.
Die Studie analysierte Genregulationsveränderungen in acht menschlichen Geweben im Alter von 20 bis 80 Jahren, basierend auf mehreren tausend Datensätzen aus drei Datenbanken. Durch ihr Modell untersuchten die Wissenschaftler die Veränderung des Genregulationsnetzwerks im Alter und stellten überraschend fest, dass die Steuerung der meisten Gene nicht nachlässt. Anders verhält es sich jedoch mit dem Zusammenspiel zwischen den lebensnotwendigen Prozessen und deren verantwortlichen Gene.
Somit ist das Altern unter anderem wohl nicht nur auf die Veränderung der Zellen unseres Körpers an sich zurückzuführen, sondern auch auf die nachlassende Koordination der Zellen untereinander.
Leote, A.C. et al.
Loss of coordination between basic cellular processes in human aging
Natura aging 9/2024
Einschlafprobleme und unregelmäßige Aufwachzeiten sind häufige Begleiterscheinungen des Alterns. Dass solche Schlafstörungen gesundheitliche Risiken bergen, ist bekannt. Eine Studie hat gezeigt, dass eine schlechte Schlafqualität auch das Risiko für die Entwicklung von Arteriosklerose erhöhen kann.
Die 2.032 Studienteilnehmer im durchschnittlichen Alter von 69 Jahren waren zu Beginn der Untersuchungen nicht von einer Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems betroffen. Für die Dauer von drei Jahren ermittelte ein am Handgelenk angelegtes Messgerät die Schlafdauer und die Zeiten des Einschlafens. Diese individuellen Angaben wurden durch die Informationen eines jeweiligen Schlaftagebuchs sowie durch spezielle Messungen, beispielsweise bezüglich der Atmung und der Herzfrequenz ergänzt.
Es zeigte sich, dass es Teilnehmer gab, deren Schlafdauer von Tag zu Tag teilweise um zwei Stunden variierte. Auch bezüglich der Einschlafzeiten bei einzelnen Personen gab es ähnlich große Unterschiede. Mögliche weitere Einflussfaktoren wie Geschlecht, Alter, Körpergewicht, Bildung, Arbeitszeiten und -einkommen, der Genuss von Alkohol oder Nikotin sowie das Bewegungs- und Ernährungsverhalten wurden berücksichtigt.
Im Ergebnis bestätigte sich, dass bei den Teilnehmern, deren Schlafdauer sich innerhalb einer Woche um mindestens zwei Stunden veränderte, eindeutig mehr Anzeichen für ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko zu erwarten waren. So konnten bei ihnen mehr gefährliche Ablagerungen in der Halsschlagader und Kalkablagerungen in den Herzarterien beobachtet werden.
Unregelmäßige Einschlafzeiten, die täglich um bis zu 90 Minuten verändert waren, wirkten sich ebenfalls negativ auf die Ausbildung entsprechender Plaques aus. Variierten diese Zeiten um maximal 30 Minuten, so wurde das damit verbundene erhöhte Risiko für eine Arteriosklerose nicht beobachtet.
Full, K.M. et al.
Sleep Irregularity and Subclinical Markers of Cardiovascular Disease: The Multi-Ethnic Study of Atherosclerosis
J Am Heart Assoc . 2/2023
Krebs wird zunehmend zur häufigsten Todesursache bei Menschen mit Typ-2-Diabetes. Besonders hoch ist das Risiko für Krebserkrankungen des Verdauungstrakts, der Niere, Leber und der Blase.
Das Auftreten von Brust-, Lungen- und Darmkrebs bei Typ-2-Diabetikern liegt hingegen im Vergleich zu Stoffwechselgesunden lediglich auf einem leicht angestiegenen Niveau.
Diabetes und Krebs teilen bestimmte Risikofaktoren wie Alter, Fehlernährung, Adipositas (Übergewicht) und Bewegungsmangel. Auch verbindet beide Krankheiten eine chronische Entzündung. Denn Fettgewebe produziert bei Gewichtszunahme mehr entzündungsfördernde Stoffe, was das Wachstum von Körperzellen begünstigt.
Ein US-Krebsregister zeigte von 1995 bis 2014 einen Anstieg adipositasbasierender Krebsformen wie Kolorektal (Darm und Mastdarm)-, Uterus (Gebärmutter)-, Gallenblasen-, Nieren- und Pankreaskarzinomen (Bauchspeicheldrüsenkrebs). Vor allem bei jüngeren Menschen nehmen entsprechende Krebsarten zu, da sich auch die Rate von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen zwischen 1980 und 2014 verdoppelte und bei Erwachsenen um 60 % anstieg.
Adipositas erhöht somit allgemein das Krebsrisiko, aber bei adipösen Diabetikern steigen die Risiken für bestimmte Krebsformen noch weiter. Insulinresistenz mit hohen Insulin- und IGF-1-Spiegeln kann die Tumorentstehung fördern. Auch ein dauerhaft erhöhter Blutzucker und gestörte Immunfunktionen gelten als krebsbegünstigend. So erhöhen beispielsweise Verbindungen der Blutglukose mit Bindegewebsbestandteilen die Ausbreitung von Tumorzellen.
Schlenger, R.
Krebs und Diabetes mellitus: Gemeinsame Risikofaktoren bieten Ansatz für Prävention
Ärzteblatt 7/2024
Laut Ergebnis einer aktuellen Studie haben die Kinder von übergewichtigen Müttern ein erhöhtes Risiko, im ersten Lebensjahr an unerwartetem Kindstod (SUDS) zu sterben. Obwohl das individuelle Risiko gering ist, könnte in den USA jeder 20. plötzliche Kindstod mit den Gewichtsproblemen der Mutter zusammenhängen.
Jährlich sterben in den USA etwa 3.400 Säuglinge zwischen dem 7. Lebenstag und dem ersten Geburtstag ohne erkennbare Krankheit. Teilweise handelt es sich dabei auch um versehentliches Ersticken im Bett und andere ungeklärte Todesfälle. Ein Forscherteam analysierte die Daten von 18,85 Millionen Kindern, die zwischen 2015 und 2019 nach der 28. Schwangerschaftswoche in den USA geboren wurden. Unter ihnen starben 16.545 Kinder im ersten Lebensjahr an SUDS, was einem Auftreten von 0,88 pro 1.000 Lebendgeburten entspricht.
Im Ergebnis zeigte sich, dass offensichtlich eine klare Verbindung mit dem Body-Mass-Index (BMI) der Mutter besteht. Je stärker die werdende Mutter übergewichtig war, desto mehr stieg das Risiko für einen plötzlichen Kindstod an. Im Vergleich zu normalgewichtigen Schwangeren ist das Risiko bei stark Übergewichtigen etwa um das Doppelte erhöht. Obwohl das Risiko für das einzelne Kind gering bleibt, ist der Anteil der SUDS-Fälle, die auf mütterliche Adipositas zurückzuführen sind, relativ hoch.
Die genauen verursachenden Mechanismen sind unklar. Es wird vermutet, dass auch nächtliche Atmungsaussetzer, die sogenannte Schlafapnoe, während der Schwangerschaft eine Rolle spielen könnte, da diese unter anderem mit Risiken wie folgenschweren Schwangerschaftserkrankungen, nachgeburtlichen Blutungen und Frühgeburten verbunden sind. Die Entwicklung von Gehirn und Herz-Kreislauf-System der Säuglinge könnte auf diese Weise beeinträchtigt werden. Stoffwechselstörungen, die mit Adipositas einhergehen, könnten ebenfalls die erste Weiterentwicklung der Kinder negativ beeinflussen und damit den unerwarteten Kindstod begünstigen.
Mallawaarachchi, S. et al
Early Childhood Screen Use Contexts and Cognitive and Psychosocial Outcomes: A Systematic Review and Meta-analysis
JAMA Pediatr 8/2024
Etwa 80 % der Kinder überleben eine Tumordiagnose länger als 15 Jahre. Dennoch entwickeln sie oft früher als die Allgemeinbevölkerung Alterserscheinungen aufgrund chronischer, teilweise lebensbedrohlicher Krankheiten und Behinderungen. Frühere Studien zeigten, dass eine pflanzenreiche Ernährung Altersprozessen entgegenwirkt. Nun wurden mögliche Zusammenhänge für Überlebende von pädiatrischen Krebserkrankungen untersucht.
Die 3.322 Teilnehmer einer Studie hatten mindestens 5 Jahre nach ihrer Kindheitskrebserkrankung überlebt und waren zu Studienbeginn durschnittlich 31 Jahre alt. Sie nahmen an Befragungen zu physischen und psychosozialen Funktionen sowie an regelmäßigen medizinischen Untersuchungen teil. Außerdem wurde ihr Ernährungsverhalten erfasst.
Dies ist die erste klinische Studie, die eine mögliche Verbindung zwischen pflanzlicher Ernährung und Alterungsprozessen bei Überlebenden von pädiatrischen Krebserkrankungen untersucht, erklärt das Forschungsteam. Ein hoher Verzehr von Gemüse, besonders dunkelgrünem Gemüse, sowie Nüssen und Samen war mit einem signifikant geringeren Risiko für vorzeitiges Altern verbunden. Auch nach Berücksichtigung von Faktoren wie Body-Mass-Index, Alter, Geschlecht und sozioökonomischem Status blieben diese Vorteile bestehen.
Die Autoren empfehlen, diese Ergebnisse in die Nachsorge und Ernährungsberatung für Krebsüberlebende einzubeziehen. In Deutschland erkranken jährlich etwa 2.200 Kinder und Jugendliche an Krebs, was bedeutet, dass statistisch bei einem von 330 Neugeborenen bis zum 18. Lebensjahr eine Krebserkrankung diagnostiziert wird.
Wang, M. et al.:
Plant foods intake and risk of premature aging in adult survivors of childhood cancer in the St Jude Lifetime Cohort
J Clin Oncol 1/2024; 42: 1553–62.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weiterhin die häufigste Todesursache weltweit. Um Herz und Arterien gesund zu halten, sind Fitness und Muskelkraft entscheidend. Eine aktuelle Studie hat nun den Zusammenhang zwischen körperlicher Fitness und Muskelkraft in der Jugend und Atherosklerose im späteren Leben untersucht.
Zwei große Untersuchungen flossen in die Studie ein, sodass die Daten von etwa 40.000 Männern und Frauen im Alter von 50 bis 64 Jahren einbezogen wurden. In den 70er- und 80er-Jahren ermittelten Ärzte die Muskelkraft (Kniestreck-, Handgriff- und Ellenbogenbeugekraft) und die Fitness mithilfe eines Fahrrad-Ergometers. Zudem wurde der Gesundheitszustand des Herz-Kreislaufsystems medizinisch erfasst.
Im Ergebnis zeigte sich, dass höhere Fitness- und Muskelkraft in der Jugend mit weniger verengten Blutgefäßen und weniger verkalkten Plaques im Alter verbunden sind. Männer mit durchschnittlicher bis hoher Fitness in der Jugend hatten ein bis zu 22 % geringeres Risiko für entsprechende Gefäßverengungen. Je weniger die Studienteilnehmer in jungen Jahren sportlich aktiv waren, desto häufiger traten im Alter atherosklerotische Ereignisse auf. Interessanterweise bieten sehr hohe Fitnesswerte möglicherweise weniger Schutz als eine moderat hohe Fitness. Diese Studie zeigt jedoch eindeutig, dass eine angemessene Fitness und Muskelkraft in der Jugend lebensverlängernd sein können.
Herraiz-Adillo, Á. et al.
Physical fitness in male adolescents and atherosclerosis in middle age: a population-based cohort study. BJSM 2024; 58: 411-420.
BJSM 2/2024; 58: 411-420.
Bereits im antiken Griechenland galt Knoblauch als Heilmittel. Hippokrates, der Vater der westlichen Medizin, empfahl ihn für verschiedene Beschwerden. Heute bestätigt die Wissenschaft die gesundheitlichen Vorteile von Knoblauch, besonders bei Herzkrankheiten.
Eine Studie zeigt, dass der tägliche Verzehr von Knoblauch die Arterienfunktion bei Herzkranken maßgeblich verbessern kann. Dies unterstreicht die Bedeutung von Knoblauch für die Herzgesundheit. Es ist ebenfalls wissenschaftlich belegt, dass Knoblauch den Cholesterinspiegel senken und eine Arteriosklerose verlangsamen kann.
Dies deutet darauf hin, dass Knoblauch als ergänzende Behandlung bei Arteriosklerose, eine führende Todesursache weltweit, dienen könnte. Eine weitere Untersuchung ergab, dass Knoblauch den systolischen und diastolischen Blutdruck signifikant senken und damit das Schlaganfallrisiko herabsetzen kann.
Zusammengefasst ist Knoblauch nicht nur ein leicht zugängliches Lebensmittel, sondern auch ein potenzielles Mittel gegen Herzkrankheiten, da es den Cholesterinspiegel senken und den Blutdruck regulieren kann, wodurch das Risiko für Schlaganfall und Herzkrankheiten verringert wird. Während eine ausgewogene, pflanzenbasierte Ernährung weiterhin die beste Prävention und Behandlung für Herzkrankheiten bleibt, zeigt Knoblauch, dass kleine Ernährungsänderungen einen großen Unterschied machen können.
Varshney, R. et al.
Knoblauch und Herzkrankheit
Journal of Nutrition 2/2021; 146: 416S-421S.
Salzreiche Ernährung kann das Magenkrebsrisiko erhöhen, wie Untersuchungen in Asien gezeigt haben. Dort sind salzige Lebensmittel wie eingelegtes Gemüse, gesalzener Fisch und salzhaltige Würzsaucen bekanntermaßen weit verbreitet. Ob dies auch für Europa gilt, haben Forschende der Universität Wien anhand von Daten von über 470.000 Erwachsenen aus der UK-Biodatenbank untersucht. Im Ergebnis zeigte sich dann: Personen, die häufig nachsalzen, hatten ein um 40 % höheres Magenkrebsrisiko.
Im Beobachtungszeitraum von elf Jahren entwickelten 640 der Studienteilnehmer eine Magenkrebs-Erkrankung. Auch unter Berücksichtigung der Lebensstilfaktoren, möglicher vorhandener Erkrankungen oder der sozioökonomischen Faktoren zeigte sich ein entsprechend erhöhtes Risiko bei einer salzreichen Kost. Magenkrebs ist weltweit die fünfthäufigste Krebsart und betrifft Männer häufiger als Frauen. Das Risiko steigt mit dem Alter, jedoch nimmt die Krankheit mittlerweile auch bei unter 50-Jährigen zu. Ein häufiger Auslöser für Magenkrebs ist der Magenkeim Helicobacter pylori.
Etwa 30 % der Erwachsenen sind infiziert, oft unbemerkt. Eine salzreiche Ernährung schädigt die Magenschleimhaut und macht sie anfälliger für Helicobacter pylori. Menschen mit häufigen Magenschleimhautentzündungen oder nahen Verwandten mit Magenkrebs sollten sich testen lassen. Antibiotika können das Risiko senken. Neben einer salzreichen Ernährung sind weitere Risikofaktoren bekannt.
Dazu gehören vor allem der übermäßige Genuss von Alkohol und Zigaretten, Übergewicht sowie eine fleischlastige Ernährung. Pflanzenreiche Kost hingegen vermag das Risiko herabzusetzen. Kaffee und Tee beeinflussen das Magenkrebsrisiko laut aktuellem Wissen nicht.
Kronsteiner-Gicevic, S. et al.
Adding salt to food at table as an indicator of gastric cancer risk among adults: a prospective study.
Gastric cance 4/2024
Eine aktuelle internationale Studie zeigt, dass ein erhöhter Körperfettanteil das Risiko für Darmkrebs erhöht. Ein Forscherteam von verschiedenen Institutionen, darunter die Weltgesundheitsorganisation (WHO) untersuchte den Zusammenhang zwischen verschiedenen Körperformen und dem Darmkrebsrisiko. Insbesondere wurde die Rolle bestimmter Gene in verschiedenen Körpergeweben und deren Einfluss auf das Darmkrebsrisiko analysiert.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass Personen mit Adipositas, die entweder einen hohen Körperfettanteil oder eine vermehrte Fettansammlung im Bauchbereich aufwiesen, ein über 10 % höheres Risiko für Darmkrebs hatten. Mit einer speziellen Analyse konnte ermittelt werden, dass es zwischen diesen beiden Adipositas-Formen genetische Zusammenhänge gibt. Interessanterweise scheint es einzelne Gene zu geben, die sowohl in Bereichen des Gehirns als auch in dem Fettgewebe eine stärkere Aktivität zeigen und über weitere Mechanismen mit dem erhöhten Darmkrebsrisiko in Verbindung gebracht werden könnten.
In der bislang umfangreichsten Studie zu diesem Thema flossen die genetischen Daten einer UK Biobank ein: Entsprechende genetische Untersuchungen und Gewebeproben von 800 Personen mit und ohne Darmkrebs wurden auf diese Weise näher unter die Lupe genommen, um diesen möglichen Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen Körperformen und den Genen auf das Darmkrebsrisiko herzustellen.
Perouchet-Nory, L. et al.
Tissue-specific genetic variation suggests distinct molecular pathways between body shape phenotypes and colorectal cancer
ScienceAdvances 4/2024
Die flexible Sigmoidoskopie, auch bekannt als „kleine Darmspiegelung“, ist eine kostengünstigere und weniger aufwendige Alternative zur Koloskopie, der vollständigen Dickdarmspiegelung. Sie bietet daher eine vielversprechende Methode zur Darmkrebsvorsorge, was man bislang nicht vermutet hatte. Obwohl sie bisher weniger häufig angewendet wird als die Koloskopie, haben Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums ihre Wirksamkeit neu bewertet und festgestellt, dass ihr präventives Potenzial oft unterschätzt wurde.
Die Analyse zweier großer Studien ergab, dass eine flexible Sigmoidoskopie im Alter zwischen 55 und 64 Jahren das Risiko für Mastdarm- und untere Dickdarmkrebsarten um fast zwei Drittel reduzieren kann. Die Sigmoidoskopie konzentriert sich auf den Mastdarm und die unteren Abschnitte des Dickdarms, was für die Patienten weniger belastend ist und keine umfangreiche Vorbereitung erfordert. Diese Vorteile könnten die Akzeptanz der Untersuchung erhöhen und mehr Menschen zur Darmkrebsvorsorge motivieren.
Frühere Studien haben gezeigt, dass die Sigmoidoskopie das Auftreten von Darmkrebs um 21 % und von Tumoren im unteren Dickdarm um 32 % reduzieren kann. Die Sterblichkeit durch Darmkrebs konnte um 20 % gesenkt werden. Neue Auswertungen zeigen jedoch einen noch größeren präventiven Effekt der Sigmoidoskopie: mit einer Reduktion des Darmkrebsrisikos um 41 % und einer Verhinderung von Tumoren der unteren Dickdarmabschnitte um 66 %!
Angesichts dieser Ergebnisse könnte die „kleine Darmspiegelung“ als wichtige Ergänzung zur Darmkrebsvorsorge betrachtet werden, was zu einer effektiveren Prävention von Darmkrebs führen würde.
Brenner, H. et al.
The underestimated preventive effects of flexible sigmoidoscopy screening: Re-analysis and meta-analysis of randomized trials.
European Journal of Epidemiology 4/2024
Der Alterungsprozess beeinflusst den Bedarf an Mikronährstoffen und ihre Aufnahme nach dem Essen. Ein Mangel an Mikronährstoffen ist bei Älteren verbreitet (v. a. hinsichtlich Vitamin B12, Vitamin D und E sowie Folsäure) und erhöht das Risiko u. a. für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Bisher war unklar, wie schnell und in welchem Ausmaß Mikronährstoffe bei älteren Menschen ins Blut gelangen.
Im Rahmen einer Studie in Deutschland gingen Wissenschaftler der Frage nach, wie sich der Bedarf an bestimmten Mikronährstoffen mit zunehmenden Lebensjahren verändert. Die Bioavailability of Micronutrients in Elderly (BioMiEL)-Studie untersuchte die alters- und zeitabhängige Geschwindigkeit und das Ausmaß, mit der bestimmte Mikronährstoffe nach einer Interventionsmahlzeit bzw. einem Nahrungsergänzungsmittel ins Blut gelangen.
Die Studie schloss 43 gesunde Personen ein, darunter 21 junge (Durchschnittsalter: 26,9 Jahre) und 22 ältere Männer und Frauen (Durchschnittsalter: 66,8 Jahre). Die Wissenschaftler analysierten die Basiskonzentrationen verschiedener Nährstoffe im Blut der Teilnehmer. Anschließend erhielten die Teilnehmer eine Testmahlzeit (mikronährstoffreicher Brotaufstrich auf zwei Scheiben Weizentoast und einem Smoothie). Die Veränderungen der Nährstoffkonzentrationen wurden über sechs Stunden im 90-Minuten-Takt gemessen.
Die Studienergebnisse zeigten höhere Zink-Grundkonzentrationen im Serum in der jungen Gruppe, wohingegen Kupfer, Selen, das Kupfer-Zink-Verhältnis, Vitamin D und Vitamin E (α- und γ-Tocopherol) bei den älteren Teilnehmern höher waren. Bei Eisen gab es keine altersbedingen Unterschiede in den Basiskonzentrationen. Altersbedingte Unterschiede nach dem Verzehr der Testmahlzeit wurden bei Selen, Kupfer und Iod aufgezeigt. Die Variabilität, d. h. die dynamischen Veränderungen der Mikronährstoffkonzentrationen im Blut, von Zink und Vitamin C nach dem Essen wies eine deutliche Abhängigkeit von der Zeit, jedoch nicht vom Alter auf.
Laut Studienautoren ist jedoch die Individualität für den größten Teil der Varianz als Erklärung heranzuziehen. Für Vitamin A (Retinol) und α-Tocopherol konnten weder zeit- noch altersabhängige Unterschiede festgestellt werden. Die Variabilität von γ-Tocopherol nach der Mahlzeitenaufnahme zeigte ebenfalls keine altersspezifischen Unterschiede. Bei Eisen gab es nach dem Essen erhebliche Veränderungen der Mikronährstoffkonzentrationen im Blut, vornehmlich bei älteren Teilnehmern.
Die Studie liefert grundlegende Erkenntnisse zur postprandialen Verfügbarkeit von Mikronährstoffen (im Serum und Plasma) und betont die Bedeutung zusätzlicher Forschungsarbeiten, um ein tiefgreifendes Verständnis zu erlangen. Laut der Studienautoren liefern diese Ergebnisse weiterhin erste Ansatzpunkte für die Implementierung zielgerichteter Maßnahmen zur Vorbeugung und Milderung von Mikronährstoffmängeln bei älteren Menschen sowie zur Unterstützung einer optimalen Gesundheit und des Wohlbefindens während des gesamten Lebensverlaufs.
Pellowski, D. et al.
Postprandial Micronutrient Variability and Bioavailability: An Interventional Meal Study in Young vs. Old Participants.
Nutrients 2/2024; 16(5): 625.
Neue Studien zeigen, dass bestimmte Gene einen Einfluss auf den Bluthochdruck haben. Dieser Einfluss ist bereits früh im Leben erkennbar und führt im Alter zu einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Forscher aus Norwegen haben über tausend genetische Varianten identifiziert, die den Blutdruck beeinflussen. Diese wurden in sogenannten Risiko-Scores näher beschrieben beziehungsweise eingruppiert und dann mit Blutdruckwerten in verschiedenen Altersgruppen in einen möglichen Zusammenhang gebracht. 6.800 Kinder nahmen an der Studie teil. Diejenigen mit einem höheren genetischen Risiko hatten bereits im Vorschulalter erhöhte Blutdruckwerte im Vergleich zu Kindern mit niedrigerem Risiko. Ähnliche Ergebnisse wurden bereits bei Erwachsenen gefunden.
Teilnehmer mit einem höheren genetischen Risiko hatten ein deutlich erhöhtes Risiko für Bluthochdruck und eine höhere Sterblichkeitsrate im Vergleich zu denen mit einem niedrigeren Risiko. Dies galt insbesondere für Teilnehmer, die keine blutdrucksenkenden Medikamente einnahmen. Die Ergebnisse zeigen, dass die genetischen Risiko-Scores eine wichtige Rolle bei der Früherkennung von Bluthochdruck und der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen können.
Es wird betont, dass eine rechtzeitige und konsequente Kontrolle und Therapie des Blutdrucks durch Medikamente auch bei Menschen mit erhöhtem genetischen Risiko das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eindeutig herabsetzen können.
Ovretweit, C. et al.
Polygenic risk scores associate with blood pressure traits across the lifespan
Preventive Cardiology 11/2023
Weichmacher erhöhen die Dehnbarkeit von Kunststoffen, so beispielsweise auch von Lebensmittelverpackungen. Somit können Plastikflaschen und Folienverpackungen entsprechende chemische Stoffe, wie beispielsweise die Phthalate, zugesetzt sein, die sich wiederum auf das Lebensmittel übertragen könnten. Vor allem Heranwachsende sind gefährdet und auch in der Schwangerschaft sind derartige Verbindungen besonders problematisch, weil sie zu einem geringeren Geburtsgewicht oder zu Frühgeburten führen können.
US-Wissenschaftler haben anhand von Urinproben schwangerer Frauen untersucht, wie sich deren Konsum hoch verarbeiteter Nahrungsmittel auf die Menge von aufgenommenem Diethylhexylphthalat (DEHP) – einem besonders schädlichen Weichmacher – auswirkt. Sie kamen zu dem Schluss, dass jeder um 10 % höhere Verzehr solcher Lebensmittel die DEHP-Konzentration im Körper um 13 % ansteigen lässt.
Vor diesem Hintergrund wurden in Europa bereits strengere Richtlinien für Phthalate eingeführt. Insbesondere die Verwendung von DEHP ist stark zurückgegangen. Die gemessenen Aufnahmemengen lagen bereits 2019 deutlich unter der Höchstmenge. Untersuchungen haben ergeben, dass die Konzentrationen von Phthalaten in zubereiteten Lebensmitteln ebenfalls absteigend sind.
Die Grenzwerte werden bei Kindern offenbar nur selten überschritten. Bezüglich der kürzlich benannten erhöhten Mengen eines Weichmacher-Abbauproduktes im Kinderurin tut sich den Wissenschaftlern noch ein kleines Rätsel auf, vornehmlich deshalb, weil der verursachende Weichmacher seit 2023 nicht mehr ohne weiteres eingesetzt werden darf. Vorsicht wird auch aus diesem Grunde speziell bei importierten Lebensmitteln und Spielzeug geboten aufgrund ihres oftmals noch erhöhten Gehalts an kritischen Weichmachern.
Hierzulande beziehungsweise europaweit sind viele Weichmacher nicht mehr erlaubt. Erst vor kurzem gab es seitens des Bundesinstitutes für Risikobewertung neue Vorschriften für die Hersteller: Maximal 0,6 mg pro kg Lebensmittel dürfen aus dem Kunststoff in das jeweilige Lebensmittel diffundieren. Dies entspricht einer sehr geringen Menge ohne Risiko für die Gesundheit.
Jeder Verbraucher sollte jedoch bedenken: Je höher der Verarbeitungsgrad eines Lebensmittels, desto höher ist der mögliche Anteil an ungesunden und unnatürlichen Inhaltsstoffen und desto nachteiliger die Auswirkungen auf die allgemeine, dauerhafte Gesundheit!
Baker, H. et al.
Ultra-processed and fast food consumption, exposure to phthalates during pregnancy, and socioeconomic disparities in phthalate exposures
Environment International 1/2024
Der britische König Charles sprach öffentlich über seine Prostataoperation, die aufgrund einer gutartigen Vergrößerung der Prostata, einer zufällig entdeckten Krebserkrankung, durchgeführt wurde. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) begrüßt diese Offenheit, da sie das Bewusstsein für Prostataerkrankungen stärkt. Demnach sei es wichtig, zwischen gutartiger Prostatavergrößerung, Prostataoperation und Prostatakrebs zu unterscheiden. Aufklärung über diese Themen kann Ängste abbauen.
Die gutartige Prostatavergrößerung (BPH) ist keine Krebserkrankung. Sie tritt häufiger im Alter auf und betrifft die Prostata, eine Drüse unterhalb der Blase, die an der Samenflüssigkeitsproduktion beteiligt ist. Symptome der BPH umfassen vermehrten Harndrang, Schwierigkeiten beim Wasserlassen und schwachen Urinabfluss. Obwohl die BPH nicht lebensbedrohlich ist, kann sie die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, darunter Medikamente und operative Eingriffe. Betroffene sollten alles Weitere vom Arzt abklären lassen.
Symptome des unteren Harntraktes schüren oft unbegründete Ängste vor Krebsrisiken bei betroffenen Männern. In einer Studie der Technischen Universität München wurde kürzlich untersucht, wie Männer ab einem Alter von 45 Jahren ihr Prostatakrebsrisiko selbst einschätzen und ob sie häufig zu große Sorgen machen. Es wurde dabei nochmals betont, dass entsprechende Symptome des unteren Harntraktes nicht direkt mit einem höheren Prostatakrebsrisiko verbunden sind.
Der Vorteil von prominenten Fällen, die sich öffentlich zu ihren urologischer Erkrankungen bekennen, ist der, dass den Menschen dadurch mehr Anreiz für die urologische Krebsfrüherkennung gegeben wird. In Deutschland ist Prostatakrebs mit fast 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr und etwa 15.000 Todesfällen die häufigste diagnostizierte Krebserkrankung bei Männern. Die DGU betont die Wichtigkeit einer frühzeitigen Diagnose und angemessenen Behandlung, um Leben zu retten und fortgeschrittene Stadien der Erkrankung zu vermeiden.
Sie empfiehlt daher die Umsetzung eines organisierten Prostatakrebs-Screenings auf Kosten der gesetzlichen Krankenkassen. Die Basis dieser Untersuchung sollte die Messung eines prostataspezifischen Antigens (PSA) sein, um das Erkrankungsrisiko zu bestimmen. Auf diese Weise könnten möglicherweise unnötige Eingriffe verhindert und eine gezielte
Der britische König Charles sprach öffentlich über seine Prostataoperation, die aufgrund einer gutartigen Vergrößerung der Prostata, einer zufällig entdeckten Krebserkrankung, durchgeführt wurde. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) begrüßt diese Offenheit, da sie das Bewusstsein für Prostataerkrankungen stärkt. Demnach sei es wichtig, zwischen gutartiger Prostatavergrößerung, Prostataoperation und Prostatakrebs zu unterscheiden. Aufklärung über diese Themen kann Ängste abbauen.
Die gutartige Prostatavergrößerung (BPH) ist keine Krebserkrankung. Sie tritt häufiger im Alter auf und betrifft die Prostata, eine Drüse unterhalb der Blase, die an der Samenflüssigkeitsproduktion beteiligt ist. Symptome der BPH umfassen vermehrten Harndrang, Schwierigkeiten beim Wasserlassen und schwachen Urinabfluss. Obwohl die BPH nicht lebensbedrohlich ist, kann sie die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, darunter Medikamente und operative Eingriffe. Betroffene sollten alles Weitere vom Arzt abklären lassen.
Symptome des unteren Harntraktes schüren oft unbegründete Ängste vor Krebsrisiken bei betroffenen Männern. In einer Studie der Technischen Universität München wurde kürzlich untersucht, wie Männer ab einem Alter von 45 Jahren ihr Prostatakrebsrisiko selbst einschätzen und ob sie häufig zu große Sorgen machen. Es wurde dabei nochmals betont, dass entsprechende Symptome des unteren Harntraktes nicht direkt mit einem höheren Prostatakrebsrisiko verbunden sind.
Der Vorteil von prominenten Fällen, die sich öffentlich zu ihren urologischer Erkrankungen bekennen, ist der, dass den Menschen dadurch mehr Anreiz für die urologische Krebsfrüherkennung gegeben wird. In Deutschland ist Prostatakrebs mit fast 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr und etwa 15.000 Todesfällen die häufigste diagnostizierte Krebserkrankung bei Männern. Die DGU betont die Wichtigkeit einer frühzeitigen Diagnose und angemessenen Behandlung, um Leben zu retten und fortgeschrittene Stadien der Erkrankung zu vermeiden.
Sie empfiehlt daher die Umsetzung eines organisierten Prostatakrebs-Screenings auf Kosten der gesetzlichen Krankenkassen. Die Basis dieser Untersuchung sollte die Messung eines prostataspezifischen Antigens (PSA) sein, um das Erkrankungsrisiko zu bestimmen. Auf diese Weise könnten möglicherweise unnötige Eingriffe verhindert und eine gezieltere Therapie vorgeschlagen werden.
Ihnen, B.-C.
Aufklärung über Prostataerkrankungen hilft, Ängste abzubauen
Pressemitteilung 2/2024
re Therapie vorgeschlagen werden.
Ihnen, B.-C.
Aufklärung über Prostataerkrankungen hilft, Ängste abzubauen
Pressemitteilung 2/2024
Gemeinsam genutzte Termine bei ärztlichem Fachpersonal spornen die erkrankten Personen an, aktiv an der Beratung teilzunehmen. Der Nutzen für beide Parteien sei damit größer, so das Ergebnis einer Studie aus Berlin. Im Gesundheitswesen wird die Einzelbetreuung oft als ideal angesehen, da allgemein davon ausgegangen wird, dass individuelle Betreuung das Behandlungsergebnis verbessert. Auch wenn die Form einer gemeinsamen Betreuung bislang auf Kritik stieß, scheint sie für den Behandlungserfolg vorteilhafter zu sein.
Im Rahmen einer dreijährigen Studie mit 1.000 Betroffenen einer Glaukom-Behandlung teilte man die Teilnehmer in Gruppen mit je fünf Personen ein. Dabei hatte jeder Teilnehmer vier Beratungstermine zu absolvieren. Mittels Protokollierung versuchten die Studienverantwortlichen, genauere Angaben zum jeweiligen Engagement der Patienten zu erhalten. In der Auswertung zeigte sich, dass aufgrund dieser Gruppenkonstellation jeder einzelne Teilnehmer über 30 % mehr Fragen während der Sitzungen stellte und 8 % mehr Kommentare von sich gab als solche Personen in einer Einzelsitzung. Auch die allgemeine Aufmerksamkeit und das Interesse schien in der Gruppe höher zu sein.
Vor dem Hintergrund dieses Ergebnisses wird nun diskutiert, in der Therapie von Krankheiten mehrere solcher Gruppen-Dienstleistungsmodelle anzubieten, um auf diese Weise den Therapieerfolg zu befeuern. Sich gemeinsam in eine Beratung einzubringen führe dazu, das Engagement der Teilnehmer zu erhöhen und somit die Dienstleistungen des Gesundheitswesens qualitativ zu verbessern.
Buell, R.W. et al.
Shared Service Delivery Can Increase Client Engagement: A Study of Shared Medical Appointments
Pubs online 9/2023
Laut einer Analyse der Barmer Krankenkasse leiden inzwischen sieben Prozent der Bevölkerung in Deutschland an Schlafstörungen, was einem Anstieg von 36 Prozent von 2012 bis 2022 entspricht. Im vergangenen Jahr waren es sechs Millionen Menschen, die von Schlafstörungen betroffen waren. Diese maßgebliche Gesundheitsbeeinträchtigung nimmt bei allen Menschen im Alter von über 20 Jahren zu.
Die Ursachen für Schlafstörungen können auf den Beruf oder Stress im Privatleben zurückzuführen sein oder bei Frauen u. a. an den Wechseljahren liegen. „Schlafstörungen erhöhen das Risiko für Übergewicht, Schlaganfall, Demenz und Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, so die Aussage der Krankenkasse. Andauernde Störungen in der Schlafdauer und im Schlafrhythmus sollten unbedingt vom Arzt abgeklärt werden, da sie auch erste Signale einer Depression sein können.
Bei den 20- bis 29-Jährigen nahm die Betroffenheit von Schlafstörungen während des Beobachtungszeitraums um fast 50 % zu, bei den 40- bis 49-Jährigen um 40 %. Die Gruppe der Über-60-Jährigen leidet nach wie vor am häufigsten unter einem beeinträchtigten Schlaf.
Sechs Millionen Menschen in Deutschland mit Schlafstörungen
Ärzteblatt 10/2023
Viele Hintergrundinformationen zum Thema „Schlaf und Schlafstörungen“ finden Sie im Gesundheitslexikon.
Die Wettertemperaturen und die Tage mit extremer Hitze nehmen bekanntlich zu. Welche Auswirkungen diese Witterungsveränderungen zukünftig auf die Gesundheit der Menschen, speziell auf Herz-Kreislauf-bedingte Todesfälle haben wird, wurde im Rahmen einer US-amerikanischen Studie untersucht.
Die zusätzlichen kardiovaskulär bedingten Todesfälle, die an besonders heißen Tagen zwischen den Jahren 2008 und 2019 dokumentiert worden waren, flossen als Basis in die Studie ein. Denn es ist bekannt, dass Temperaturen über 30 °C bei vielen Personengruppen wie ältere Menschen, Bewohner einer Stadt und weitere Risikogruppen eine extreme Belastung für das Herz-Kreislaufsystem sind. Eine erhöhte Anzahl an Todesfällen ist die Folge.
Während des Studienzeitraums herrschte in den USA an durchschnittlich 54 Tagen pro Jahr eine Extremhitze von über 32,2 °C. Die Forscher gehen davon aus, dass der Klimawandel zu einer höheren Anzahl entsprechender jährlicher Hitzetage führen wird: In den kommenden Jahrzehnten würden mindestens 71 bis sogar 80 Hitzetage pro Jahr auf die US-Bevölkerung zukommen. Laut Aussagen der Wissenschaftler lässt sich dieser Entwicklungstrend auch auf Länder in Europa übertragen.
Mithilfe weiterer Beobachtungen und Berechnungen kommen sie zu der Vorhersage, dass in der Zeitspanne von 2036 bis 2065 auch die Anzahl der Herz-Kreislauf-Todesfälle von 1.600 auf etwa 4.300 und schlimmstenfalls fast 5.500 ansteigen wird. Diese dem Klimawandel bedingte Sterberate würde sich also um 50 bis sogar 75 % erhöhen.
Khatana, S.A.M. et al.
Projected Change in the Burden of Excess Cardiovascular Deaths Associated With Extreme Heat by Midcentury (2036–2065) in the Contiguous United States
Circulation 10/2023
Eine Krebserkrankung stellt für die Betroffenen eine starke Belastung dar. Eine Studie aus China zeigt nun auf, dass eine zeitgleich vorhandene Diabetes-Erkrankung offensichtlich das Sterberisiko erhöht.
Die Daten von fast 60.000 Menschen, die aus dem taiwanischen Krebsregister stammten und durch Zahlen aus der Krankenversicherung und dem Sterberegister ergänzt wurden, flossen in die Studie ein. Es handelte sich dabei um Patienten von Darmkrebs, dem häufig auftretenden kolorektalem Karzinom. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen wurde wieder gesund, bei etwa 9.500 Fällen kam es zu einem Wiederauftreten nach vermuteter Heilung, 21.031 Patienten verstarben während des Studienzeitraums.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass die Krebspatienten, die von einer bereits fortgeschrittenen Diabetes-Erkrankung betroffen waren und es mit entsprechenden daraus resultierenden Komplikationen, wie zum Beispiel Schädigungen an den Netzhäuten der Augen, Fußkomplikationen sowie Nieren- und Herzschädigungen zu tun hatten, ein erhöhtes Sterberisiko hatten im Vergleich zu den Nicht-Diabetikern.
Genauer gesagt: Die ohnehin angestiegene Mortalität, die sich aus der Krebserkrankung ergibt, erhöht sich durch das Vorhandensein der diabetischen Komplikationen um weitere 41 %. Hinzu kommt, dass sich offensichtlich auch die Rückfallrate bei bereits genesenen, ehemaligen Darmkrebspatienten durch eine parallele Diabetes-Erkrankung um bis zu 11 % erhöht. Um zu klären, weshalb es zu diesem Zusammenhang zwischen Diabetes und der einhergehenden erhöhten Sterblichkeit bei Darmkrebs kommt, seien weitere Untersuchungen notwendig, so die Aussage der Studienverantwortlichen.
Hsu, Hsin-Yin, et al.
Diabetic severity and oncological outcomes of colorectal cancer following curative resection: A population-based cohort study in Taiwan
Cancer 10/2023
Eine Hormonersatztherapie kann bei Frauen in den Wechseljahren sehr hilfreich sein. Sie kann den sinkenden Östrogenspiegel ausgleichen und somit den möglicherweise einhergehenden Hitzewallungen, Verstimmtheiten, Schlafstörungen und dem Abbau von Knochenmasse vorbeugen. Weitere positive Einflüsse wie eine Verringerung des Risikos für Darmkrebs sind denkbar.
Im Rahmen einer österreichischen Studie konnte nun aufgezeigt werden, dass die Kombination einer Ersatztherapie mit Östrogen und Progesteron auch dazu beitragen kann, die Alterung von bestimmten Körperzellen zu reduzieren. Ausgenommen von dieser positiven Wirkung sind jedoch Betroffene einer Brustkrebserkrankung.
Untersucht wurden fast 2.000 Proben, die mit einem Gebärmutterhalsabstrich genommen wurden. Bei ihnen wurde mittels spezieller Untersuchungen der DNA (Erbinformation) ermittelt, inwieweit der Alterungsprozess dieser speziellen, sogenannten Epithelzellen vorangeschritten war und wie sich dieser im Fall einer Hormonersatztherapie verändert hatte. Dieser zelluläre Alterungsprozess wird unter anderem beeinflusst durch den Lebensstil sowie die Umweltbedingungen der jeweiligen Frauen.
Je weiter er fortgeschritten ist, desto höher ist das Erkrankungsrisiko für Krebserkrankungen der Brust, des Gebärmutterhalses oder der Eierstöcke. Auch die allgemeine Sterberate der Betroffenen wird durch den zellulären Alterungsprozess beeinflusst. Nach der Analyse der Proben zeigte sich, dass die verantwortlichen Zellen weniger langsam alterten, sofern die betroffenen Frauen eine Hormonersatztherapie durchgeführt hatten. Auch kam die Studie zu dem Schluss, dass diese positive Wirkung zunahm, wenn die beiden Hormone über einen längeren Zeitraum entsprechend ersetzt wurden.
Barret, J.E. et al.
Susceptibility to hormone-mediated cancer is reflected by different tick rates of the epithelial and general epigenetic clock
Genome Biology 2/2022
Probiotische Lebensmittel mit entsprechendem Gehalt an probiotisch wirkenden Bakterienstämmen nehmen mittlerweile bekanntlich einen großen Stellenwert in der Gesundheitsprävention ein. Laut aktuellen Aussagen der Wissenschaft sollte ihr Einsatz nun auch bei Betroffenen einer Parkinson-Erkrankung zunehmend in Betracht gezogen werden.
Der Morbus Parkinson ist nach dem Morbus Alzheimer die zweithäufigste Erkrankung neurodegenerativer Art. Von den Menschen im Alter von über 60 Jahren sind 1 % davon betroffen. Es werden zwar immer erst die typischen Symptome wie das Zittern, der sogenannte Tremor, gesehen, wobei es jedoch häufig auch im Magen-Darmtrakt zu Beeinträchtigungen und Komplikationen kommen kann.
70 % der Betroffenen beispielsweise leiden an einer Verstopfung, da die wichtigen Darmbewegungen nur eingeschränkt funktionieren. Interessanterweise machen sich diese ersten Anzeichen häufig bereits viele Jahre vor den anderen typischen Symptomen einer Parkinson-Erkrankung bemerkbar.
Vor diesem Hintergrund ziehen es Mediziner mittlerweile in Betracht, einen vorteilhaften Einfluss auf die verantwortlichen neurologischen Veränderungen im Gehirn auch über die Darm-Hirn-Achse nehmen zu können. Bislang sind zwar wenige aussagekräftige Studien zu einer positiven Auswirkung von Probiotika in diesem Zusammenhang veröffentlicht, dennoch sind unterschiedliche Belege für eine entsprechende Wirksamkeit vorhanden.
So zeigte eine aktuelle Zusammenfassung verschiedener Studien in diesem Bereich auf, dass Probiotika bei den Verstopfungssymptomen von Parkinson-Patienten hilfreich sein können, um die Darmbewegungen wieder zu erhöhen. Außerdem konnten weitere positive Einflussmechanismen der Darmbewohner auf entsprechende Erkrankungen des Zentralnervensystems beobachtet werden. Berücksichtigt werden müssen dabei jedoch immer mögliche Wechselwirkungen mit den Medikamenten, welche die Betroffenen einnehmen müssen.
Weitere Forschungsarbeiten belegen, dass in den Probiotika grundsätzlich ein besonderes Potenzial steckt, um die Langlebigkeit der Menschen zu erhöhen. Bestimmte Bakterienstämme im Darm scheinen im Alter ausgeprägter und für die Gesundheit der älteren Generation besonders vorteilhaft zu sein. Dazu zählten unter anderem auch einzelne Bifidobakterium-Stämme, denen daher als sogenannte „next generation probiotics“ bereits eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Um das aus wissenschaftlicher Sicht besser beurteilen zu können, stehen weitere Untersuchungen an.
Lenzen-Schulte, M.
Parkinson, COVID-19 und Anti-Aging: Neue Indikationen für Probiotika
aerzteblatt.de 11/2022
Auch wenn die Sterberate bei einer krankhaften Herzschwäche, der sogenannten Herzinsuffizienz, in den letzten Jahren absteigend ist, ist die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Allgemeinen sehr hoch. Vor diesem Hintergrund bleibe es laut Aussagen der Deutschen Herzstiftung e.V. notwendig, in der Prävention von Herzerkrankungen noch aktiver zu werden. Entsprechende Vorsorge- und Aufklärungsmaßnahmen müssten bereits im Kindesalter angesetzt werden, um entsprechende gesundheitliche Risiken frühzeitiger erkennen zu können.
Interessanterweise scheint die Sterberate aufgrund einer Herzinsuffizienz regional sehr unterschiedlich zu sein. Denn in den östlichen Bundesländern sterben mehr Menschen an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung und aufgrund eines Herzinfarktes als in den westlichen Bundesländern. Sachsen-Anhalt führt diesbezüglich die Liste an. Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen folgen auf „Rang Zwei und Drei“ eines plötzlichen Todes basierend auf einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Demgegenüber steht Hamburg als Bundesland mit der vergleichbar niedrigsten Sterberate. Aber auch in Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg scheint die Sterblichkeit aufgrund von Herzerkrankungen weitaus geringer zu sein.
Zurückzuführen sind diese regionalen Unterschiede womöglich auf sozioökonomische Faktoren wie beispielsweise Einkommen, Beschäftigung, Bildung, Wohnort, Familienstand. Hinzu kommt, dass das durchschnittliche Bevölkerungsalter in diesen östlichen Bundesländern höher ist. Nicht zuletzt scheint auch die Versorgung der bereits erkrankten ostdeutschen Menschen aufgrund einer vergleichsweise geringeren Anzahl an Fachärzten eingeschränkter zu funktionieren als bei Patienten in vielen westdeutschen Regionen. Um jedoch noch konkretere Angaben zu den Ursachen machen zu können, seien weitere Analysen notwendig, so die Aussage der Experten.
Wie gut versorgt Ihre Region Herzpatienten?
Herzbericht 8/2023
Dass Übergewicht in vielerlei Hinsicht das Risiko für Krebserkrankungen erhöht, ist bekannt. Welchen Einfluss die dauerhaften überflüssigen Körperpfunde auf die Entstehung von Nierenzellkarzinom haben, betonen das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), die Deutsche Krebshilfe sowie die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) in einem aktuellen Bericht anlässlich der fünften nationalen Krebsprävention-Woche.
Jährlich erkranken hierzulande fast 15.000 Menschen neu an einem gefährlichen Nierenzellkarzinom, das auch als Nierenkarzinom oder Adenokarzinom der Niere bezeichnet wird. Es ist die häufigste Form einer Krebserkrankung der Nieren, die in den meisten Fällen von den Kanälen der Harnröhre ausgeht. Sie stellt somit eine häufige Art von urologischen Tumorerkrankungen dar und ist nicht selten auf starkem Übergewicht der Betroffenen zurückzuführen.
50 % der Fälle von Gebärmutter- und Nieren- oder Speiseröhrenkrebs wird durch eine entsprechende Adipositas ausgelöst. Vor diesem Hintergrund ist es besonderes wichtig, im Rahmen der Krebsprävention vor allem auch auf das Körpergewicht der Menschen einzugehen. Denn je niedriger das Übergewicht, desto geringer fällt das Risiko für ein Nierenkarzinom aus, so die Aussage der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU).
Ebenso wie das Rauchen, das übrigens auch erhebliches Potenzial für die Entstehung eines Nierentumors hat, ließen sich die übermäßigen Pfunde auf der Personenwaage relativ einfach vermeiden durch entsprechende gesundheitliche Maßnahmen. Den weiteren Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder aber einer chronischen Niereninsuffizienz hingegen könne man nicht so „einfach“ begegnen. Daher ist es wichtig, an diesem wichtigen Hebel der vermeidbaren Risikofaktoren zu ziehen und die Bevölkerung auch über den dramatischen Einfluss von Übergewicht auf die Nierengesundheit besser aufzuklären.
Ihnen, B.C.
DGU mahnt anlässlich der Krebspräventionswoche: Bei Übergewicht steigt auch das Risiko für ein Nierenzellkarzinom
DGU Pressebericht 9/2023
Laut des Deutschen Herzberichts 2022 ist seit dem Jahr 2011 ein sinkender Trend bezüglich der Sterblichkeit an Koronarer Herzkrankheit (KHK) zu beobachten. Bei einer KHK sind die Herzkranzgefäße als Folge einer Atherosklerose verengt und verkalkt. Die folgenden Durchblutungsstörungen können Schmerzen, Herzrhythmusstörungen, Herzmuskelschwäche und den plötzlichen Herztod auslösen.
Dass dieser Sterblichkeits-Trend rückläufig ist, ist auf verbesserte Maßnahmen in der Prävention, Rehabilitation und Therapie zurückzuführen, so die Angaben im Herzbericht, der von der Deutschen Herzstiftung und einzelnen Fachgesellschaften herausgegeben wird. Dennoch bleiben entsprechende Erkrankungen des Herzens hierzulande die häufigste Ursache für stationäre Aufenthalte, und die KHK kann weiterhin als die „Todesursache Nummer 1“ der Deutschen tituliert werden.
Im Bericht stellt sich konkret dar, dass im Jahr 2021 durchschnittlich 129,7 Menschen pro 100.000 Einwohner an KHK verstorben sind. Tod durch einen Herzinfarkt fanden 48,1 Menschen pro entsprechender Einwohnerzahl. Besorgniserregend sei es, dass es im Jahr 2021 zu vergleichsweise zunehmenden Todesfällen durch Herzrhythmusstörungen sowie Erkrankungen der Herzklappen gekommen ist.
Diese steigende Tendenz hält weiterhin an, so die Autoren des Berichts. Vor diesem Hintergrund sei es ebenso wichtig, entsprechende Risikopatienten präventiv zu begleiten und noch besser mit effektiven und schnellen Wiederbelebungsmaßnahmen vertraut zu sein. Insbesondere Letzteres scheint für viele Menschen eine besondere Herausforderung zu sein, denn viele Laien sehen sich nicht ausreichend vorbereitet, um im Ernstfall mit einer lebensrettenden Herzdruckmassage behilflich zu sein. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hätte Deutschland diesbezüglich Nachholbedarf.
Richter-Kuhlmann, E.
Versorgung Herzkranker in Deutschland: Gut, aber nicht optimal
https://www.aerzteblatt.de/archiv/234315/Versorgung-Herzkranker-in-Deutschland-Gut-aber-nicht-optimal 9/2023
Anlässlich des vergangenen „Welt-Alzheimer-Tages“ berichtete die Deutsche Gesellschaft für Neurologie über die Vorteile vieler bekannter Impfungen gegen bakterielle und virale Infektionen auch, um das Risiko für eine Alzheimer-Erkrankung zu reduzieren. Ob also gegen Tetanus, gegen Gürtelrose, gegen Pneumokokken oder ob gegen die Grippe – wer sich impfen lässt, scheint gleichzeitig auch besser vor Alzheimer gewappnet zu sein.
Im Rahmen einer Studie wurden die gesammelten Informationen zahlreicher Patientendatenbanken näher unter die Lupe genommen. Hinsichtlich jeder der genannten Impfung der über 65-jährigen Patienten erfolgte jeweils eine Einteilung in zwei Gruppen. Die eine Gruppe umfasste die geimpften Studienteilnehmer und eine weitere die ungeimpften. Alle Teilnehmer waren zu Beginn der Studie nicht von einer Demenz betroffen. Ihr gesundheitlicher Zustand bezüglich Alzheimer wurde für die Dauer von acht Jahren beobachtet.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass sich bei entsprechend geimpften Personen im Vergleich zu der jeweils nicht geimpften Personengruppe deutlich seltener eine Alzheimer-Erkrankung ausgebildet hatte. Durch die Impfungen gegen Tetanus, Pneumokokken & Co. konnte das Risiko für die Entstehung einer Alzheimer-Erkrankung somit nachweislich um bis zu 30 % herabgesetzt werden, so die Studienverantwortlichen.
Das Impfen könnte also eine wichtige Möglichkeit sein, um präventiv gegen Alzheimer vorzugehen. Für die Ausarbeitung entsprechender konkreter Empfehlungen sei es daher wichtig, weitere Studien zu diesem Thema durchzuführen. Die Betroffenheit von Alzheimer ist auch in Deutschland sehr hoch. Somit ist auch der Bedarf jeglicher Vorsorgemaßnahmen sehr bedeutend.
Harris, K. et al
The Impact of Routine Vaccinations on Alzheimer’s Disease Risk in Persons 65 Years and Older: A Claims-Based Cohort Study using Propensity Score Matching.
J Alzheimers Dis 8/2023
Die Ernährungsprinzipien aus dem Mittelmeerraum wirken bekanntermaßen vorbeugend auf zahlreiche Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, des Stoffwechsels oder beispielsweise auch auf Darmkrebs. Dass eine entsprechende mediterrane Ernährung, das heißt ein hoher Verzehr von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkorngetreide und Nüssen sowie der Vorzug von Fisch und Geflügel vor Rind-, Schweine-, Lamm- und Ziegenfleisch und der Verzicht auf Zucker und tierische Fette, auch einen wichtigen Nutzen bei Rheuma hat, konnte jetzt belegt werden.
Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh) berichtet, dass die mediterrane Ernährungsweise allen Betroffenen eine grundlegende ergänzende Maßnahme sein sollte, um die messbaren rheumatischen Beschwerden sowie das allgemeine Befinden zu verbessern. Insbesondere sei der Verzicht auf tierische Fette in diesem Zusammenhang sehr effektiv, da man dem Körper auf diese Weise weniger Stoffe mit entzündungsfördernder Wirkung zuführe. Weiterhin seien die zu bevorzugenden pflanzlichen Öle, Nüsse oder Fischportionen wichtig, da sie mit ihrem hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren entzündungshemmend wirken.
Laut Aussage der DGRh ließen sich diese positiven Effekte bislang zwar nur durch eine geringe Anzahl an wissenschaftlichen Studien belegen. Sie fundieren maßgeblich jedoch auch auf jahrelangen positiven Erfahrungen, die mit Betroffenen gesammelt werden konnten. Es wird darauf hingewiesen, dass eine entsprechende Ernährungstherapie keinesfalls die medikamentöse Therapie ersetzen kann, sondern einen hohen therapiebegleitenden Nutzen hat.
Voormann, A.J.
Mediterrane Kost, Antientzündliche Diät, Fasten: Wie Ernährung die Rheumatherapie unterstützen kann
Pressemitteilung 6/2023
Im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn Österreich und Schweiz wird die Lebenserwartung hierzulande etwas niedriger angesetzt. Regional gesehen fällt hier in Deutschland die sogenannte „vermeidbare Sterblichkeit“ zudem sehr unterschiedlich aus. Je weiter man nach Süden und Osten schaut, desto höher ist die Anzahl solcher Todesfälle, die durch ein schlechtes Gesundheitsverhalten und ein vielleicht ineffektives Gesundheits- und Versorgungssystem hervorgerufen wird.
Durch mehr Maßnahmen zur Vorbeugung und durch eine optimierte Behandlung könnte die Lebenserwartung in diesen Regionen deutlich höher ausfallen, so das Ergebnis einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Lausanne. Über 100 Regionen in Deutschland sowie im deutschsprachigen Raum Österreichs und der Schweiz wurden diesbezüglich näher unter die Lupe genommen.
In Summe lag die Anzahl der vermeidbaren Todesfälle zwischen den Jahren 2017 und 2019 bei den Frauen in Deutschland bei 13 % und bei den Männern bei 24 %. Schaut man genauer hin, so sind vor allem Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt sowie Ostfriesland, das Ruhrgebiet und Saarland stärker von der vermeidbaren Sterblichkeit betroffen. Das mag unter anderem auf den dort vorherrschenden wirtschaftlichen Strukturwandel zurückzuführen sein, so die Studienautoren. In der Schweiz, in Südtirol sowie in Österreich liegt die Anzahl der vermeidbaren Todesfälle deutlich niedriger. Hier in Deutschland also gäbe es durchaus noch Potenzial, um die Lebenserwartung ebenso zu erhöhen.
Interessanterweise seien in vielen Bereichen des Gesundheitssystems hierzulande die finanziellen Ausgaben im internationalen Vergleich sehr hoch. Dennoch zeigt sich nicht der wünschenswerte Effekt auf die vermeidbaren Todesfälle. Nachholbedarf gäbe es vor allem bei den präventiven Maßnahmen, um beispielsweise den Alkohol- und Nikotinkonsum zu reduzieren. Zusätzlich würden im innereuropäischen Vergleich die Früherkennungsmaßnahmen nicht ausreichend umgesetzt, was in Konsequenz einen schlechteren Behandlungserfolg nach sich zieht.
Die Farbe unserer Iris wirkt sich nicht nur auf unser Äußeres aus, sondern offensichtlich auch auf unsere Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen des Auges, so berichtet die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG).
Unsere Augenfarbe wird durch den Gehalt an Melanin bestimmt, den Farbstoff, dem wir auch unsere Haar- und Hautfarbe verdanken. Betroffene des Albinismus, bei dem das Pigment Melanin nicht gebildet wird, haben folglich eine ganz helle bis farblose Iris. Hierzu ist bekannt, dass der Mangel am Melanin-Farbstoff, der übrigens ebenso in der Netzhaut benötigt wird, die Entwicklung und Funktion dieses wichtigen Augenhintergrundes beeinträchtigt und somit das Risiko für Sehstörungen erhöhen kann.
Auch Menschen, die nicht am Albinismus leiden, aber doch sehr helle Augen haben, sind anfälliger für Krankheiten, die vor allem aus einer starken Belastung mit UV-Licht resultieren. Denn Melanin schützt nicht nur unsere Hautoberfläche vor intensivem Sonnenlicht, sondern auch unser Auge. Je geringer der Gehalt an Melanin in unserer Iris und somit in der Netzhaut ist, desto höher ist das Risiko für ein Melanom im Auge.
Braunäugige Menschen aus Afrika beispielsweise tragen also einen sehr viel höheren Schutz vor dieser seltenen Krebserkrankung in sich als blauäugige Nordeuropäer. Auch eine altersabhängige Makuladegeneration kann bei helläugigen Menschen früher auftreten als bei dunkeläugigen.
Offensichtlich ist es jedoch nicht ausschließlich von Vorteil, dunkle Augen zu haben. Denn Augenerkrankungen wie beispielsweise der Graue Star, bei dem es sich um eine Trübung der Linsen handelt, scheinen eher bei braunäugigen Menschen aufzutreten. Bei ihnen heizt sich die Augenkammer durch die dunklere Irisfarbe mehr auf, weil das Sonnenlicht vermehrt absorbiert wird.
Dieser Anstieg der Temperatur stellt ein erhöhtes Risiko für den Grauen Star dar. Ebenso konnte belegt werden, dass es bei einer notwendigen Hornhauttransplantation bei dunkeläugigen Betroffenen eher zu Komplikationen kommt als bei helläugigen, weil die hohe Melaninkonzentration die immunologischen Reaktionen möglicherweise beeinträchtigt.
Hayashi, T. et al.
Effect of Iris Color on the Outcome of Descemet Membrane Endothelial Keratoplasty.
Cornea 7/2020; 39(7): 846-850.
Immer wieder stehen zwei Begriffe im Raum, wenn es darum geht, nachlassende geistige Fähigkeiten zu definieren. Während die einen eine entsprechende Krankheit als „Demenz“ titulieren, sprechen die anderen von „Alzheimer“. Was tatsächlich hat es mit diesen Begriffen auf sich?
Wie die Alzheimer Forschung Initiative e.V. berichtet, handelt es sich bei einer Demenz um einen Überbegriff für unterschiedliche geistige und kognitive Beeinträchtigungen. Dieses sogenannte Syndrom erhielt seinen Namen aus der lateinischen Sprache: „demens“ und besagt „weg vom Geist“ beziehungsweise „ohne Geist“.
Beim Alzheimer nun handelt es sich um die Hauptform einer Demenz, von der etwa 75 % der Demenzerkrankten betroffen sind. Insbesondere der Denkprozess sowie das Erinnerungsvermögen sind fortschreitend beeinträchtigt. Betroffene haben es auch zunehmend schwer, sich in der Zeit und im Raum zurechtzufinden. Daneben gibt es weitere Formen einer Demenz, bei denen unter anderem eher die Sozialkompetenz oder die persönliche Entwicklung gestört sind.
Um die speziellen Unterformen einer Demenz mit ihren unterschiedlichen Ursachen individuell therapieren zu können, ist also eine korrekte Diagnose besonders wichtig.
Demenz hat viele Gesichter – Alzheimer und Demenz sind nicht das Gleiche
Presseportal Alzheimer Forschung e.V. 6/2023
Wir Menschen sollten einer sozialen Isolation frühzeitig gegensteuern, denn sie hat womöglich einen negativen Einfluss auf die kognitive Leistungsfähigkeit sowie auf die allgemeine Funktion des Gehirns.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie aus Deutschland, in der mithilfe von medizinischen Tests und Befragungen der 1.900 Teilnehmer ein möglicher Zusammenhang zwischen der sozialen Kontakthäufigkeit und der Gehirnleistung erforscht werden sollte. Unter Berücksichtigung des jeweiligen Gesundheitsstatus versuchten die Studienverantwortlichen Angaben zur Struktur des Gehirns und der entsprechenden Gedächtnisleistung und geistigen Flexibilität zu machen.
Im Ergebnis zeigte sich, dass es bei Menschen ab einem Alter von 50 Jahren, die über wenige soziale Kontakte verfügen, zu einer vorzeitigen Reduzierung der grauen Substanz im Gehirn kommen kann. Sobald diese Substanz abgebaut wird, sind negative Folgen für zahlreiche Funktionen im Gehirn sowie im gesamten Zentralnervensystem zu erwarten.
Damit scheint bewiesen, dass der Lebensstil mitsamt der sozialen Kontakte einen bedeutenden Einfluss auf kognitive Einschränkungen haben. Entsprechende Maßnahmen, um diesem fortschreitenden Prozess entgegenzusteuern, seien daher frühzeitig umzusetzen, so die Leiterin der Studie. Auch im Hinblick auf die zunehmende Anzahl an Demenzerkrankungen scheint diese Studie bedeutungsvoll zu sein, da nun weitere Gewissheit darüber besteht, dass auch die soziale Isolation ein Treiber dieser weit verbreiteten Krankheit sein kann.
Lammer, L. et al.
Impact of social isolation on grey matter structure and cognitive functions: A population-based longitudinal neuroimaging study.
eLife 6/2023
Es ist bekannt, dass Betroffene einer Krebserkrankung häufiger mit Vitamin D unterversorgt sind. So konnte beispielsweise eine aktuelle Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums aufzeigen, dass fast 60 % der Patienten einer Darmkrebserkrankung einen Vitamin-D3-Mangel hatten. Im Vergleich dazu kommt dieser Mangel in der durchschnittlichen Bevölkerung nur bei etwa 15 % vor. Im gleichen Zuge konnten die Wissenschaftler feststellen, dass eben diese Unterversorgung den Krankheitsverlauf und das Risiko, daran zu sterben, nachteilig beeinflusst.
Gibt es vor diesem Hintergrund also Anlass zur Annahme, dass Vitamin D einen Schutz vor Krebs unterstützt oder zu einem positiven Verlauf einer Krebserkrankung beiträgt? Dieser Frage gingen die Wissenschaftler nach und analysierten 14 Studien zu diesem Thema, die mit fast 105.000 Studienteilnehmern bereits durchgeführt wurden.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass eine ausreichende Vitamin-D3-Versorgung zwar nicht vor einer Krebserkrankung schützt, jedoch das Risiko für einen entsprechend frühzeitigen Tod von Krebspatienten um 12 % herabsetzen könne. Wichtig dabei sei es jedoch, dass das Vitamin D3 täglich in einer Menge von 400 bis 4.000 IU (Internationalen Einheiten) zugeführt würde und nicht in Form von sehr hohen Dosen höchstens einmal pro Monat.
Einen besonderen gesundheitlichen Profit von einer täglichen Vitamin-D-Gabe hätten Krebspatienten im Alter von mindestens 70 Jahren. Idealerweise hatten sie auch bereits vor ihrer Krebserkrankung mit der Ergänzung des Vitamins begonnen. Zurückzuführen sei dieser positive Effekt möglicherweise auf ein bestimmtes Hormon, welches auf Vitamin-D3 angewiesen ist und den Wachstum des Tumors verlangsamen kann. Für weiterführende Angaben und Empfehlungen seien jedoch weitere Untersuchungen notwendig, so die Studienverantwortlichen.
Kuznia, S. et al.
Efficacy of vitamin D3 supplementation on cancer mortality: Systematic review and individual patient data meta-analysis of randomised controlled trials.
Ageing Research Reviews, 6/2023
Wissenschaftler der Universität Magdeburg fanden heraus, dass bestimmte Muster in unseren Erbanlagen ein Risiko für die Entstehung einer Magenkrebserkrankung darstellen. Sie nahmen zehn europaweite Studien, in denen bereits Untersuchungen zum Genmuster der betroffenen Magenkrebspatienten durchgeführt wurden, näher unter die Lupe. Dabei konnten einzelne DNA-Abschnitte und -Varianten ausfindig gemacht werden, die in direktem Zusammenhang mit der Krebserkrankung lagen.
In Summe flossen die Daten von fast 6.000 Magenkrebs-Patienten in die Studie ein, die mit denen von 11.000 gesunden Teilnehmern verglichen wurden. Zusätzlich analysierte man Proben vom Magengewebe von 360 erkrankten Personen. Im Ergebnis zeigte sich, dass fünf Abschnitte der DNA identifiziert werden konnten, die mit der Entstehung einer Magenkrebserkrankung in Verbindung stehen. Dabei stellte sich heraus, dass diese Risikogene in der Blutgruppe 0 weniger vorkommen, jedoch aber in der Blutgruppe A. Somit sei die letztere Blutgruppe laut Aussagen der Studienverantwortlichen möglicherweise einem größeren Risiko für eine Magenkrebserkrankung ausgesetzt.
Heiß, T. et al.
Dissecting the genetic heterogeneity of gastric cancer
eBioMedicine 6/2023
Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) und das Max-Planck-Institut für demografische Forschung berichten, dass es um die Lebenserwartung hierzulande im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern nicht so gut aussieht. Vor allem aufgrund einer eher mangelhaften Präventionsstrategie im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen scheinen die Deutschen vergleichsweise hinterherzuhinken.
Auch die Diagnose und damit auch die Behandlung von insbesondere kardiovaskulären Erkrankungen erfolge nicht immer frühzeitig, was die durchschnittliche Lebenserwartung ebenso verkürzt. Laut Ergebnis einer aktuellen Erhebung machen kardiovaskuläre Erkrankungen etwa 33 % der Todesursachen in Deutschland aus.
Speziell scheint es hier in Deutschland nicht so gut zu funktionieren, dass Risiko-Patienten einer Arteriosklerose ihre Cholesterinwerte auf ein gesundes Level bringen. Weiterhin erfolgen zu wenig Maßnahmen, um eine erblich bedingte Hypercholesterinämie bereits in jungen Lebensjahren erkennen zu können. Auch hat sich hierzulande die Maßnahme der Grippe-Impfung bei Herz-Patienten noch nicht ausreichend durchgesetzt, obwohl man weiß, dass eine Grippeinfektion für diese Zielgruppe ein erhöhtes Infarktrisiko bedeutet.
Grundsätzlich könnte auch eine regelmäßige Untersuchung der Herz-Kreislauf-Gesundheit zumindest ab einem Alter von 50 Jahren helfen, um die Lebenserwartung zu erhöhen. Eine weitere wichtige Maßnahme könnte es hierzulande sein, dass die Bevölkerung besser vorbereitet würde, um in Notfällen effektivere Erste-Hilfe-Maßnahmen leisten zu können, so die Studienverantwortlichen. In den anderen westeuropäischen Ländern werden diese eigentlich gängigen Maßnahmen laut Aussage der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Herz-Kreislaufforschung e.V. offensichtlich bereits besser umgesetzt als hier in Deutschland.
Lebenserwartung: Deutschland in Westeuropa unter den Schlusslichtern
Pressemitteilung 5/2023
Im Rahmen einiger Erkrankungen der Leber und bei Krebs ist es manchmal unumgänglich, eine Operation zur Entfernung betroffener Leberpartien durchzuführen. Glücklicherweise verfügt der menschliche Körper über die Fähigkeit, entsprechendes Lebergewebe nachzubilden und damit zu ersetzen. Wissenschaftler der Universität in München haben herausgefunden, dass für diesen wichtigen biologischen Reparatur-Mechanismus eine gesunde Darmflora sehr bedeutend ist.
Mittels menschlicher Gewebeproben und entsprechender Leberzellen konnte bewiesen werden, dass die Regeneration von Lebergewebe besser und effektiver funktioniert, wenn gewisse Bakterien in unserem Darm vorhanden sind. Unsere Darmflora setzt sich bekanntermaßen aus einem Mikrobiom mit zahlreichen Typen von Bakterien zusammen. Darunter befinden sich viele wünschenswerte Stämme, die für unsere Verdauung wichtig sind, weil sie unter anderem Kohlenhydrate verstoffwechseln.
Während dieses natürlichen Prozesses, der tagtäglich in einer gesunden Darmflora stattfindet, entstehen bestimmte Fettsäuren, die an anderer Stelle in unserem Körper dringend benötigt werden. So auch in der Leber. Denn die dort enthaltenen Zellen sind auf derartige Fettsäuren angewiesen, um sich mit dem Ziel ihres Wachstums teilen zu können. Folglich spielen also die Darmbakterien eine wichtige Rolle, damit Lebergewebe wachsen und somit repariert werden kann.
Dieses Forschungsergebnis muss laut Aussagen der Studienverantwortlichen noch durch weitere Studien untermauert werden. Fest steht jedoch, dass es bei zukünftigen operativen Eingriffen lohnenswert wäre, einen Blick auf die bestehende Darmflora der betroffenen Patienten zu lenken und diese gegebenenfalls durch therapeutische Maßnahmen oder durch eine angepasste Ernährungsweise zu unterstützen.
Yin, Y. et al.
Gut microbiota promote liver regeneration through hepatic membrane phospholipid biosynthesis
Journal of Hepatology 4/2023; 4: 820-835.
Bisher ist den meisten Menschen die wichtige Bedeutung der Harnsäure im Rahmen einer Gicht-Erkrankung geläufig. Wird diese Verbindung, die bei der Verstoffwechselung von sogenannten Purinen entsteht, nicht ausreichend von der Niere abgebaut, so lagert sich diese eher unlösliche Verbindung in Form von Kristallen in unserem Gewebe ab. Schmerzende Entzündungsreaktionen, können die Folge sein.
Unser Körper ist nicht auf die Zufuhr von Purinen angewiesen, weil er diese wichtigen Stoffe selbst produzieren kann. Da aber viele Lebensmittel derartige Purine enthalten, gibt es in manchen Fällen eine Überversorgung, sodass der natürliche Abbaumechanismus nicht hinterherkommt. Folglich reichert sich möglicherweise zu viel Harnsäure an.
Schwedische Wissenschaftler haben nun feststellen können, dass sich ein erhöhter Harnsäurespiegel bei Menschen im mittleren Lebensalter ebenfalls auch nachteilig auf die Gesundheit unseres Herzens auswirken kann. Dass sie das Herz-Kreislaufsystem schädigen können, war bekannt, denn Bluthochdruck oder Diabetes wurden bereits als mögliche Folgeerkrankungen diagnostiziert. Jetzt gibt es zudem Hinweise darauf, dass zu viel Harnsäure im Körper das Risiko für einen Herzinfarkt aufgrund von verstärktem Vorhofflimmern im Herzen erhöhen kann.
Die gesundheitlichen Daten von 339.604 herzgesunden Teilnehmern im Alter von etwa 45 Jahren flossen in die Studie ein. Etwa 26 Jahre später lag die Betroffenenzahl für Vorhofflimmern bei 13,7 %. Hier konnten die Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen erhöhten Harnsäurewerten viele Jahre zuvor herstellen: Je höher diese Werte waren, desto stärker erhöhte sich das Risiko für ein später auftretendes Vorhofflimmern und damit auch für einen folgenden Herzinfarkt.
Um einen genaueren Zusammenhang verstehen zu können, bedarf es noch weiterer Untersuchungen.
Fest steht jedoch, dass erhöhte Harnsäurewerte ein Risiko für Vorhofflimmern darstellen können und damit einen schlechten Einfluss auf die Gesundheit unseres Herzens ausüben.
Ding, M. et al.
Elevated Uric Acid Is Associated With New-Onset Atrial Fibrillation: Results From the Swedish AMORIS Cohort
J Am Heart Assoc . 2/2023
Schlechtes Einschlafen und Aufwachen zu unterschiedlichen Zeiten – das sind typische Begleiterscheinungen des Alterns. Dass mit einem derartigen unregelmäßigen Schlaf gesundheitliche Risiken verbunden sind, ist bekannt. Jetzt konnte eine US-amerikanische Studie zeigen, dass sich eine ungünstige Schlafqualität auch nachteilig auf die Entstehung einer Arteriosklerose-Erkrankung auswirken kann.
Die 2.032 Studienteilnehmer im durchschnittlichen Alter von 69 Jahren waren zu Beginn der Untersuchungen nicht von einer Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems betroffen. Für die Dauer von drei Jahren ermittelte ein am Handgelenk angelegtes Messgerät die Schlafdauer und die Zeiten des Einschlafens. Diese individuellen Angaben wurden durch die Informationen eines jeweiligen Schlaftagebuchs sowie durch spezielle Messungen, beispielsweise bezüglich der Atmung und der Herzfrequenz ergänzt.
Es zeigte sich, dass es Teilnehmer gab, deren Schlafdauer von Tag zu Tag teilweise um zwei Stunden variierte. Auch bezüglich der Einschlafzeiten bei einzelnen Personen gab es ähnlich große Unterschiede. Mögliche weitere Einflussfaktoren wie Geschlecht, Alter, Körpergewicht, Bildung, Arbeitszeiten und -einkommen, der Genuss von Alkohol oder Nikotin sowie das Bewegungs- und Ernährungsverhalten wurden berücksichtigt.
Im Ergebnis zeigte sich, dass bei den Teilnehmern, deren Schlafdauer sich innerhalb einer Woche um mindestens zwei Stunden veränderte, eindeutig mehr Anzeichen für ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko gemessen werden konnten. So konnten bei ihnen mehr gefährliche Ablagerungen in der Halsschlagader und Kalkablagerungen in den Herzarterien beobachtet werden. Unregelmäßige Einschlafzeiten, die täglich um bis zu 90 Minuten verändert waren, wirkten sich ebenfalls negativ auf die Ausbildung entsprechender Plaques aus. Variierten diese Zeiten um maximal 30 Minuten, so wurde das damit verbundene erhöhte Risiko für eine Arteriosklerose nicht beobachtet.
Full, K.M. et al.
Sleep Irregularity and Subclinical Markers of Cardiovascular Disease: The Multi-Ethnic Study of Atherosclerosis
J Am Heart Assoc . 2/2023
Männer, die an Prostatakrebs erkrankt waren und eine erfolgreiche Therapie hinter sich haben, sollten möglicherweise vermehrt auf eine Ernährung mit pflanzlichen Produkten achten. Denn laut dem Ergebnis einer US-amerikanischen Studie kann die Wahrscheinlichkeit, dass die Krebserkrankung zurückkehrt, reduziert werden, indem weniger tierische Lebensmittel und stattdessen häufiger Salat, Gemüse & Co. verzehrt werden.
Über 2.000 Männer mit der Diagnose Prostatakrebs in unterschiedlich fortgeschrittenem Erkrankungsstadium nahmen an der Studie teil. Nach Abschluss ihrer Therapiemaßnahmen wurden sie für die Dauer von etwa sieben Jahren beobachtet. In dieser Zeit machten sie unter anderem Angaben bezüglich ihrer Ernährungsweise. Mithilfe einer Auflistung von unterschiedlichsten Nahrungsmitteln wurde durch deren Ankreuzen unter anderem ermittelt, wie häufig tierische und pflanzliche Produkte verzehrt wurden.
Gegen Ende der Studiendauer waren 169 Studienteilnehmer erneut von einer Prostatakrebserkrankung betroffen. Bei der Auswertung ergab es sich, dass dieses Rückfall-Risiko um etwa 50 % herabgesetzt werden konnte, sofern sich die Betroffenen vor allem pflanzenbasiert ernährt hatten im Vergleich zu denjenigen, bei denen eher selten pflanzliche Nahrungsmittel auf den Speisetellern anzufinden waren.
Interessanterweise konnten die Studienverantwortlichen einen weiteren positiven Einflussfaktor auf das erneute Krankheitsrisiko ermitteln: Sportlich aktive Männer, die sich drei Stunden in der Woche aktiv körperlich bewegten, beispielsweise durch das Walken, hatten ein um fast 60 % herabgesetztes Risiko für ein wiederholtes Auftreten ihrer Krebserkrankung. Um diese wichtigen Zusammenhänge zwischen einer pflanzlichen Ernährung sowie einer gesteigerten sportlichen Fitness bei ehemaligen Prostatakrebs-Patienten festigen zu können, sind weitere Untersuchungen notwendig, so die Studienautoren.
Liu, V. et al.
Associations between plant-based diets and risk of disease progression in men with prostate cance
American Society of Clinical Oncology 2/2023
Wissenschaftler in Deutschland haben Patienten, die ihre Darmkrebserkrankung überlebt haben, befragt, wie es um ihre Erinnerung an ihren Krankheits- und Behandlungsverlauf steht. Da glücklicherweise immer mehr Patienten ihre Krebserkrankung langfristig überstehen, ist die Bedeutung einer erfolgreichen Krebsnachsorge sehr groß.
Mit den Ergebnissen ihrer Studie erhoffen sich die Verantwortlichen, auf mögliche negative Erinnerungen therapeutisch besser reagieren und auf diese Weise die Lebensqualität ehemaliger Krebspatienten verbessern zu können. Etwa sechs Jahre nach ihrem Therapiebeginn wurden die Studienteilnehmer bezüglich ihrer Erfahrungen mit der Krebserkrankung sowie mit den entsprechenden Therapiemaßnahmen und der Art und Weise, wie sie durchgeführt wurden, befragt.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass über 33 % der Teilnehmer eine besonders Erinnerung an starke psychische Belastung teilten. An zweiter Stelle der schlimmen Erfahrungen lag mit 17 % eine problematische Verdauung mit einem Unwohlsein beim Stuhlgang. 16 % gaben an, sich besonders negativ an den Prozess ihrer Krebsdiagnose erinnern zu müssen. Solche Patienten, die mittels eines sogenannten Stomas, das heißt einer künstlich hergestellten Öffnung am Körper zur Behandlung der Krebserkrankung, therapiert wurden, haben diese Methode mehrheitlich als besonders belastend in Erinnerung behalten.
Positiv haben sich die ehemaligen Patienten an ihre veränderten Lebensprioritäten während und nach der Therapiephase erinnert. Sie gaben an, dass es besonders wichtig sei, bei den Betroffenen einer Krebserkrankung im Rahmen der Therapie vor allem an ihren Kampfgeist zu appellieren.
Auch nach vielen Jahren also sind die speziellen Erinnerungen an den Krankheitsverlauf und die begleitenden Therapien bei den Betroffenen sehr gegenwärtig. Insbesondere die psychische Belastung steht dabei im Vordergrund und sollte in der Therapieplanung und -durchführung sowie auch in der Krebsnachsorge intensiver behandelt werden.
Völkel, V. et al.
Colorectal cancer survivors’ long-term recollections of their illness and therapy up to seven years after enrolment into a randomised controlled clinical trial
BMC Cancer 2/2023; 23: 149.
In der Europäischen Union (EU) leiden etwa 30 Millionen Menschen an einer seltenen Erkrankung. Sie wird als „selten“ eingestuft, wenn höchstens fünf von 10.000 Menschen davon betroffen sind. Insgesamt gibt es derzeit mindestens 6.000 solcher seltenen Erkrankungen in der EU. Interessanterweise ist in den meisten Fällen dabei auch die Leber in Mitleidenschaft gezogen, wodurch die Leberfunktion massiv beeinträchtigt und in der Folge auch die Lebenserwartung herabgesetzt werden kann.
Problematisch wird es, wenn die seltenen Erkrankungen aufgrund unklarer Symptome nicht so einfach diagnostiziert werden können. Folglich kann mit einer passenden Therapie manchmal erst spät passgenau therapiert werden, so die Aussage der Deutschen Leberstiftung. Da viele seltene Erkrankungen bereits im Kindesalter auftreten, ist es wichtig, diese auch zeitnah zu erkennen, um die damit einhergehenden Funktionsstörungen der Leber frühzeitig zu behandeln und aufzuhalten.
Die Kenntnis um seltene Lebererkrankungen nehme stetig zu, sodass Betroffene auch auf neue Optionen in der Therapie für ein gesundes langes Leben hoffen können, so die Stiftung.
Kalus, R.
„Selten sind Viele“ – Seltene Erkrankungen können auch die Leber schädigen
Pressemitteilung 2/2023
Im Rahmen einer US-amerikanischen Studie konnte aufgezeigt werden, dass sich Verletzungen am Kopf nachteilig auf das Sterberisiko auswirken. Über 13.000 Personen im durchschnittlichen Alter von 54 Jahren zu Beginn der Studie wurden für einen Zeitraum von 27 Jahren entsprechend beobachtet. In dieser Zeit ereignete sich bei 18,4 % von ihnen eine Kopfverletzung, häufig in leichter Form, die mithilfe von Krankenhausdiagnosen bestätigt oder von den Betroffenen selbst dokumentiert wurde.
Die Sterbefälle im Verlauf der Studienzeit wurden mit möglichen Kopfverletzungen in Zusammenhang gebracht. Dabei stellte sich heraus, dass sich das Risiko für einen späteren vorzeitigen Tod nachweislich durch vergangene Kopfverletzungen erhöht. Es spielt vor allem eine Rolle, wie schwer die Kopfverletzungen waren und wie oft sie im Laufe des Lebens aufgetreten waren. Die Studienverantwortlichen betonen jedoch, dass auch bereits leichte Kopfverletzungen entsprechende negative Langzeitfolgen für die Gesundheit hätten und das Sterberisiko erhöhten.
Vor dem Hintergrund dieses Ergebnisses wird nun empfohlen, zum einen vorbeugende Gesundheitsmaßnahmen zur Vermeidung von Verletzungen am Kopf auszuarbeiten und anzubieten. Zum anderen sollten weitere Maßnahmen in der Therapie von Kopfverletzungen etabliert werden, damit das daraus resultierende erhöhte Langzeitrisiko in Richtung geringerer Lebenserwartung herabgesetzt werden könnte.
Elser, H. et al.
Head Injury and Long-term Mortality Risk in Community-Dwelling Adults
JAMA Neurol. 1/2023
Immer wieder kursiert in der Wissenschaft die These, dass es eine Verbindung zwischen Virusinfektionen und einer späteren Hirnerkrankung geben könnte. Im Rahmen einer Studie wurden nun die Daten von 300.000 finnischen Bürgern näher unter die Lupe genommen, von denen 26.000 an einer degenerativen Erkrankung des Gehirns wie die Alzheimer-Erkrankung, dem Morbus Parkinson oder einer weiteren schweren Erkrankung des Nervensystems betroffen waren. Die Forscher ermittelten, ob die betroffenen Teilnehmer in den Jahren zuvor stationär aufgrund einer schweren Viruserkrankung vorstellig gewesen waren.
Im Ergebnis zeigte sich, dass in zunächst 45 Fällen eine entsprechende Vorerkrankung erfolgt war. Bei etwa 50 % von ihnen konnte der Zusammenhang zwischen einer Viruserkrankung und der neurodegenerativen Veränderung bestätigt werden. Fast 6 % der Patienten dieser seltenen Erkrankung zeigten Jahre später das Morbus Alzheimer-Erkrankungsbild. In der Allgemeinbevölkerung liegt dieser Wert deutlich niedriger.
Eine entsprechende Verbindung einer Viruserkrankung zur Demenz trat hauptsächlich dann auf, wenn die Viren in das Gehirn eintreten konnten. Interessanterweise trat die neurodegenerative Erkrankung in den meisten Fällen recht kurzfristig innerhalb des ersten folgenden Jahres auf. Aufgrund dieser sehr kurzfristigen körperlichen Reaktion stehen einige Wissenschaftler dem herausgearbeiteten Zusammenhang zwischen einer Virusinfektion und dem erhöhten Risiko für eine Demenz eher skeptisch gegenüber.
Denn derzeit wird davon ausgegangen, dass es vom Beginn der Morbus Alzheimer- oder der Morbus Parkinson-Erkrankung bis zum Auftreten erster Symptome einer sehr viel längeren Zeitspanne bedarf. Vor diesem Hintergrund stehen weitere Untersuchungen an, um die Annahme zu bestätigen, dass es eine Verbindung zwischen einer schweren Virusinfektion und degenerativen Gehirnerkrankungen gibt.
Levine, K. et al.
Virus exposure and neurodegenerative disease risk across national biobanks
Neuron 1/2023
Wie wichtig eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D ist, zeigt das Ergebnis einer australischen Studie. Demnach hat bereits eine leichte Unterversorgung zur Folge, dass die Betroffenen vorzeitig aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs oder Erkrankungen der Atemwege sterben könnten.
Zunächst wurden die Blutproben von fast 308.000 Menschen im Alter zwischen 37 und 73 Jahren, welche zwischen 2006 und 2010 gesammelt wurden, auf ihre genetische Zusammensetzung untersucht. Auf diese Weise konnte man im ersten Schritt erkennen, welche Gene die Vitamin-D-Bildung und Konzentration im Körper der Studienteilnehmer beeinflussen. Auf diese Weise konnte Aufschluss darüber gewonnen werden, welches angeborene Risiko sie für eine Vitamin-D-Unterversorgung mitbrachten.
Ebenso wurde die Anzahl der Todesfälle während des Studienzeitraums festgehalten und in Verbindung gebracht mit dem angeborenen Risiko einer Vitamin-D-Unterversorgung. Parallel wurden auch die tatsächlichen Vitamin-D-Werte im Blut gemessen und mit dem Sterberisiko in Beziehung gesetzt.
Im Ergebnis zeigte sich, dass Menschen mit einem genetisch bedingten Risiko für einen Vitamin-D-Mangel auch eine erhöhte Ausprägung für einen vorzeitigen Tod hatten, sofern sie ihre Vitamin-D-Versorgung nicht verbessert hatten. Im Speziellen erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, aufgrund einer Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems oder der Atemwege beziehungsweise aufgrund einer Krebserkrankung früher zu sterben. Das ist ein Beweis dafür, dass das Vitamin D im ganzen Körper in allen Zellen und damit für die unterschiedlichsten Körperfunktionen gebraucht wird.
Dieser Zusammenhang konnte auch zu den direkt gemessenen Vitamin-D-Blutwerten hergestellt werden. Denn Studienteilnehmer mit einem Vitamin-D-Spiegel von unter 25 nmol/l zeigten ein um 36 % erhöhtes Sterberisiko im Vergleich zu denen, deren Vitamin-D-Blutwerte doppelt so hoch waren. Ab einem Wert von 50 nmol/l wurde das Sterberisiko nicht mehr negativ beeinflusst. Vor diesem Hintergrund sollte einem Vitamin-D-Mangel daher unbedingt durch eine zusätzliche Ergänzung dieses wichtigen Vitamins entgegengesteuert werden, so die Wissenschaftler.
Meyer, R.
Vitamin-D-Mangel: Erhöhtes Sterberisiko
Dtsch Ärztbl 10/2022; 119(46): A-2012 / B-1669: 2012.
Eine häufige Ursache für Sehstörungen, die mit dem Alter einhergehen, ist eine sogenannte Makuladegeneration, bei der bestimmte Teile der Netzhaut abgebaut werden. Unscharfes Sehen und schlimmstenfalls eine Sehbehinderung oder Erblindung sind die Folge der nicht heilbaren Erkrankung. Es wird davon ausgegangen, dass es europaweit etwa 67 Millionen Betroffene einer altersabhängigen Makuladegeneration gibt und der Erkrankungstrend für die kommenden Jahre ansteigend ist. Es gibt Möglichkeiten, um den Verlauf zu verlangsamen und die Sehschärfe zu erhöhen, doch noch wichtiger sind effektive Maßnahmen, um diesem altersbedingten Sehverlust vorzubeugen.
Im Rahmen einer Studie konnte nun aufgezeigt werden, dass erhöhte Blutzucker- und Cholesterinwerte das Risiko für die Entstehung einer Makuladegeneration ansteigen lassen. Denn entsprechende schädigende Lipid- und Eiweißablagerungen sind sehr häufig bei einer entsprechenden Erkrankung der Netzhaut erkennbar. Eine erfolgreiche Therapie unter anderem mit Lipid- und Cholesterinsenkern leistet somit auch einen wichtigen Beitrag, um das Sehvermögen der Betroffenen im Alter möglichst zu erhalten.
Zu diesem Ergebnis kam ein Abgleich von 14 Studien, an denen insgesamt über 38.000 Menschen ab einem Alter von 50 Jahren teilgenommen hatten. Etwa 9.000 von ihnen waren von einer Makuladegeneration betroffen. Die Studienteilnehmer wurden medikamentös gegen ihre erhöhten Cholesterin-, Blutzucker- oder Rheumawerte therapiert. Bei der Auswertung der Studie bestätigte sich der positive Einfluss dieser Maßnahmen auch auf das Risiko einer Makuladegeneration.
Mithilfe der Cholesterinsenker könne das Risiko um etwa 15 % und mittels Blutzucker senkender Medikamente um etwa 22 % herabgesetzt werden, so die Studienverantwortlichen. Für zusätzliche aufklärende Informationen seien noch weitere Studien notwendig. Entsprechende positive Auswirkungen zeigten die Rheumamittel nicht.
Mauschitz, M.M. et al.
Association of lipid-lowering drugs and antidiabetic drugs with age-related macular degeneration: a meta-analysis in Europeans
BJ Opthalmology, online first 10/2022
Zur kalten Jahreszeit wird die Schutzimpfung vor dem Influenzavirus wieder aktuell diskutiert. Durch die verstärkten Hygienemaßnahmen der vergangenen Jahre gegen das Corona-Virus ist unser Immunsystem weniger trainiert und es wird befürchtet, dass es aus diesem Grunde zu einer stärkeren Grippewelle kommen könnte. Die wissenschaftliche Datenlage zeigt, dass eine vorbeugende Grippeschutzimpfung unser Immunsystem zu ungefähr 30 bis 40 Prozent davor schützt, wegen einer Grippe in medizinische Behandlung zu müssen. Außerdem reduziert sie die Ansteckungsgefahr für andere.
Zur Vorbeugung wird insbesondere Personen im Alter von über 60 Jahren sowie Risikogruppen empfohlen, sich für eine Impfung gegen Influenza zu entscheiden. Das Deutsche Krebsforschungszentrum weist aktuell erneut darauf hin, dass auch Betroffene einer Krebserkrankung, welche bereits therapiert wird, nicht auf die Grippeschutzimpfung verzichten und sie nicht aussetzen sollten.
Eine derartige Schutzimpfung, die mit Totimpfstoffen erfolgt, ist absolut sicher, so die Wissenschaftler. Wie effektiv die Schutzimpfung ist, hängt zwar davon ab, inwieweit das Immunsystem durch die jeweilige Krebsbehandlung beeinflusst ist. Aber auch bei geringerer Wirksamkeit ist sie unbedingt zu empfehlen. Denn ohne Impfung riskiert ein angesteckter Patient einen schwereren Verlauf einer Grippeerkrankung, was wiederum den Krebstherapie-Erfolg abschwächen könnte.
Schwerer Influenzaverlauf bei Krebserkrankung: Auch während der Therapie ist die Influenzaimpfung sinnvoll
Dtsch Ärztbl 10/2022
Mit zunehmendem Alter nehmen die Funktionen unserer Muskeln ab, es erhöht sich das Risiko für Krankheiten und folglich das Risiko zu sterben. Wie wichtig es ist, frühzeitig dieser natürlichen Abnahme der Lebensqualität durch entsprechende Maßnahmen gegenzusteuern, zeigt das Ergebnis einer Studie aus Deutschland. Sie zeigt, dass es sich auch im höheren Lebensalter unbedingt lohnt, diesem körperlichen Abbau durch Sport und eine gezielte Ernährung zu begegnen.
Es ist bekannt, dass mit zunehmendem Alter spezielle Entzündungsprozesse in unserem Körper zunehmen, die unter anderem dafür verantwortlich sind, dass Wachstumsfaktoren gehemmt und Muskeleiweiß abgebaut wird. Als Folge stellen sich abnehmende Funktionen der Muskeln ein. Die Betroffenen werden anfälliger für Stürze und für chronische Bewegungsbeeinträchtigungen, was wiederum zu einer erhöhten Sterblichkeit führt.
Die Studienverantwortlichen wollten ermitteln, ob sich durch ein spezielles Ernährungs- und ein regelmäßiges Bewegungsprogramm mit Kraft- und Ausdauerübungen für die Dauer von acht Wochen der beschriebene Alterungsprozess verzögern lässt. Alle Teilnehmer führten während des Studienzeitraums entsprechende Ernährungsprotokolle und Trainingstagebücher. Am Ende wurden spezielle Tests und Untersuchungen gemacht, um Aussagen zu der Effektivität dieser Maßnahmen treffen zu können.
Im Ergebnis zeigte sich, dass Menschen jeden Alters – insbesondere wohl auch die Männer – von Sport- und Ernährungsmaßnahmen profitieren, weil sich ihre Muskelleistung nachweislich verbessert und die Entzündungswerte herabgesetzt werden können. Vornehmlich durch die Kombination dieser beiden Maßnahmen, bei der aus ernährungsphysiologischer Sicht vor allem eiweißreiche Lebensmittel wie fettarmer Magerquark, mageres Rindfleisch oder Hähnchenbrust, Forelle, Lachs und Eier sowie pflanzliche Produkte aus Soja, Mais und Hülsenfrüchten, Mandeln und Kürbiskernen einen Schwerpunkt bilden, ist ein hoher gesundheitlicher Effekt auch im Alter zu erwarten.
Des Weiteren sollte Wert auf eine ausreichende Versorgung mit den Omega-3-Fettsäuren aus beispielsweise Lachs, Hering und Matjes, Lein-, Raps- und Weizenkeimöl sowie Erdnüssen oder beispielsweise aus Chiasamen gelegt werden, so die Studienverantwortlichen.
Haß, U. et al.
Effects of an Omega-3 Supplemented, High-Protein Diet in Combination with Vibration and Resistance Exercise on Muscle Power and Inflammation in Old Adults: A Pilot Randomized Controlled Trial.
Nutrients 10/2022; 14(20: 4274.
Menschen mit Übergewicht, die von einer Multiple Sklerose betroffen sind, müssen sich offenbar auf einen ungünstigeren Verlauf der Erkrankung einstellen, sodass es schneller zu körperlichen Behinderungen kommen kann.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, bei der die Daten von 1.066 Patienten einer Multiplen Sklerose über 22 Behandlungszentren hierzulande erfasst und ausgewertet wurden. Sie beinhalten gesundheitliche Parameter, die seit Erkrankungsbeginn zu den einzelnen Patienten gesammelt wurden. Bei einer Multiplen Sklerose (MS) handelt es sich um eine chronische Erkrankung des Zentralnervensystems, die fortschreitende körperliche Beeinträchtigungen hervorruft. 15 % der Patienten waren zu Beginn ihrer Erkrankung adipös beziehungsweise übergewichtig. Sie hatten zu diesem Zeitpunkt ein durchschnittliches Alter von 33 Jahren und unterlagen noch keinen erheblichen körperlichen Behinderungen.
Mit Fortschreiten der Erkrankung zeigte sich bei den übergewichtigen Patienten ein schlechterer Verlauf, denn bereits nach einem Jahr machten sich bei ihnen zunächst kleinste Behinderungen bemerkbar, während dieser Zustand bei den normal gewichtigen Patienten erst etwa ein halbes Jahr später eintrat. Nach sechs Jahren litten doppelt so viele übergewichtige Patienten wie normalgewichtige Patienten an fortgeschrittenen Beeinträchtigungen.
Die Studienverantwortlichen gehen davon aus, dass grundsätzlich bei Menschen mit Übergewicht in den mittleren Lebensjahren ein erhöhtes Risiko besteht, eine Demenz durch einen Verlust der grauen Hirnsubstanz zu entwickeln. Die Abnahme der Gehirnsubstanz würde bei Adipositas-Betroffenen dadurch hervorgerufen werden, dass bei ihnen der Stoffwechsel auf vielfältige Weise entgleist und chronische Entzündungen ausgelöst werden. Diese gestörten Abläufe könnten auch für einen schlechteren Krankheitsverlauf bei MS verantwortlich sein.
Lutfullin, I. et al.
Association of obesity with disease outcome in multiple sclerosis
J Neurol Neurosurg Psychiatry 11/2022
Viele Frauen in den Wechseljahren sind mit einer Hormonersatztherapie sehr gut beraten, auch wenn in seltenen Fällen Nebenwirkungen auftreten können. Einer Studie aus Dänemark zur Folge könnte eine systemische Hormonzufuhr über Tabletten oder Hormonpflaster von einem erhöhten Depressionsrisiko begleitet werden, insbesondere in den ersten paar Jahren nach Therapiebeginn. Werden die Hormone hingegen lokal eingesetzt, das heißt direkt über die Scheide oder die Gebärmutter, so scheint sich das Risiko eher zu reduzieren.
Die Daten von über 800.000 Frauen ab einem Alter von 45 Jahren flossen in die Studie ein. Besonderes Augenmerk wurde auf die Einnahme möglicher Hormonersatzpräparate – ob systemisch oder lokal – gelegt. Somit kam bei etwa 190.000 Studienteilnehmerinnen eine entsprechende Therapie zum Einsatz. Bei etwa 13.000 von ihnen entwickelte sich während des Beobachtungszeitraums von 11 Jahren eine Depression.
Bei näherer Analyse dieses Zusammenhangs zeigte sich, dass vornehmlich Frauen, die vor ihrem 50. Lebensjahr mit einer systemischen Einnahme der Hormone Östrogen und/oder Progestin (synthetische Varianten der Gestagene) begonnen hatten, vor allem innerhalb des darauf folgenden Jahres von einer Depression betroffen waren. Wenn diese Ersatzhormone allerdings lokal eingesetzt wurden, war dieses erhöhte Depressionsrisiko nicht zu beobachten. Frauen, die erst nach ihrem 54. Lebensjahr mit einer entsprechenden lokalen Therapie begonnen hatten, zeigten sogar ein verringertes Risiko, an einer Depression zu erkranken.
Wium-Andersen, M.K. et al.
Association of Hormone Therapy With Depression During Menopause in a Cohort of Danish Women
Jam Netw Open 11/2022; 1(5): 11.
Sich in den Arm zu nehmen ist nicht nur eine Floskel zur Begrüßung, sondern tut nachweislich gut, auch um gegen den Alltagsstress eine ausgeglichene Balance für Körper und Geist zu finden. Und wer sich gut aufgehoben fühlt und innerlich ausgeglichen ist, dem ist dieser Gemütszustand auch durch seine positive Ausstrahlung anzusehen.
Insbesondere Frauen tut es bei besonderen Belastungen und Stress-Situationen gut, sich von ihrem Partner umarmen zu lassen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Bochum. 38 Liebespaare nahmen an der Untersuchung teil und sollten sich einer Stresssituation unterziehen, indem sie jeweils mit einer Hand jeden Partners für die Dauer von drei Minuten in eiskaltes Wasser greifen sollten.
Die Hälfte der Paare sollten sich vor diesem Stresstest umarmen, die andere Hälfte nicht. Mittels unterschiedlicher Messungen wurden daraufhin gewisse Stressindizien gemessen, wie beispielsweise der Spiegel des Stresshormons Cortisol. Im Ergebnis zeigte sich, dass sich die Umarmungen vor allem bei den Frauen positiv auf den zugefügten Kältestress auswirkten.
Denn bei ihnen wurde ein geringerer Cortisol-Spiegel im Speichel gemessen als bei den Frauen, die zuvor keine Umarmung genossen hatten. Ihr Stresslevel nahm nahezu unmittelbar ab und eine akute Stressreaktion blieb bei ihnen aus oder konnte zumindest eindeutig verringert werden. Auch die Männer sind offensichtlich empfänglich für derartige Umarmungen, weil sie einfach guttun.
Doch sie verhelfen ihnen womöglich nicht unbedingt zu mehr Stressresistenz und innerer Ausgeglichenheit. Um die Ursache dafür herauszufinden, stehen weitere Untersuchungen an.
Berretz, G. et al.
Romantic partner embraces reduce cortisol release after acute stress induction in women but not in men.
Plos One 5/2022
Deutschlandweit sind 250.000 Menschen an Morbus Parkinson erkrankt, das sind 0,3-0,5 % der Bevölkerung. Mit zunehmendem Alter nimmt das Risiko für diese Nervenkrankheit zu. In der Gruppe der über 60-Jährigen liegt die Zahl der Betroffenen bei 1 % und in der Gruppe der über 80-Jährigen bei
1,5-2 %.
Da sich diese Erkrankung, bei der die für die Bewegung zuständigen Gehirnzellen degenerieren, nicht so einfach diagnostizieren lässt, ist die Freude über einen möglichen neuartigen Schnelltest auf Basis eines einfachen Hautabstrichs groß. Bislang muss man für die Diagnose die ersten Anzeichen einer Parkinson-Erkrankung richtig zu deuten wissen und die Betroffenen mehrere Nerventests, eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) durchlaufen lassen.
Zu den Vorboten zählen insbesondere das Zittern, verlangsamte Bewegungsabläufe, verkürzte Muskelbewegungen, die unter anderem eine eingeschränkte Schrittlänge zur Folge haben, eine zunehmende Ausdruckslosigkeit im Gesicht, Beschwerden beim Schlucken oder auch eine leisere Stimmgebung.
In dem jetzt vorgestellten Schnelltest lässt sich offensichtlich schon lange bevor die ersten äußerlichen Anzeichen auftreten, durch einen Hautabstrich innerhalb weniger Minuten eine Morbus Parkinson-Erkrankung erkennen. Das Ergebnis stützt sich dabei auf die chemische Zusammensetzung der Hauttalg-Schicht der potenziellen Patienten, dessen molekulare Zusammensetzung sich offensichtlich messbar verändert. Das jeweilige Laborergebnis basiert demnach auf speziellen Biomarkern, die sich bei einer entsprechenden Diagnose innerhalb von drei Minuten zu erkennen geben.
In der Erprobungsphase dieses Diagnoseverfahrens wurden 79 entnommene Talg-Proben von Parkinson-Patienten mit denen von 71 gesunden Patienten verglichen. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Trefferquote des Schnelltests zuverlässig hoch ist.
Sarkar, D. et al.
Paper Spray Ionization Ion Mobility Mass Spectrometry of Sebum Classifies Biomarker Classes for the Diagnosis of Parkinson’s Disease. .
Journal of the American Chemical Society 7/2022
Oft kommt es vor, dass wir in unserer Tätigkeit – sei es im Beruf oder im Familienalltag – unterbrochen werden. Was bedeutet das für unsere Leistung und unsere Aufmerksamkeit, wenn wir die Arbeit anschließend weiterführen wollen?
Wissenschaftler kamen im Rahmen einer Studie des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung zu dem Ergebnis, dass Menschen höheren Lebensalters stärker von einer Arbeitsunterbrechung beeinträchtigt werden als jüngere Menschen. Ihre Leistung leidet demnach mehr darunter und es fällt ihnen schwerer, dieses Defizit wieder aufzuholen.
Im Verlauf der Studie erhielten die Teilnehmer Gedächtnisaufgaben, bei denen sie zwischenzeitlich mit der Beantwortung einfacher oder etwas anspruchsvollerer Rechenaufgaben „gestört“ wurden. Um diese Situation erfolgreich zu meistern, speichert unser Arbeitsgedächtnis die relevanten Informationen zur ursprünglichen Aufgabe kurzfristig ab, damit sie nach der Unterbrechung schnell wieder abrufbar sind. Dieses gelingt entsprechend dem Studienergebnis den jüngeren Menschen besser als den älteren.
Im jüngeren Alter also können wir demnach externe Reize, die uns veranlassen, unsere Arbeit zu unterbrechen, besser wegstecken und umgehend wieder vergessen. Sehr schnell können wir unsere ursprüngliche Arbeit somit wieder effektiv weiterführen. Im höheren Alter hinterlässt diese Unterbrechung jedoch größere Spuren, unabhängig davon, ob der Anlass zur Unterbrechung und die entsprechenden Informationen wichtig oder eher unwichtig waren.
Das Gedächtnis hängt also länger an dieser Unterbrechung fest und blockiert damit gewisse Funktionen des Arbeitsgedächtnisses, um die ursprüngliche Tätigkeit hoch konzentriert wieder aufzunehmen. Die Wissenschaftler konnten dafür im Gehirn entsprechende Anzeichen nachweisen.
Rösner, M. et al.
Aging impairs primary task resumption and attentional control processes following interruptions
Behavioural Brain Research 7/2022
Es gibt viele mögliche Gründe, weshalb Männer im Durchschnitt drei Jahre weniger leben als Frauen. Das könnte daran liegen, dass sie ihr Leben vielleicht risikoreicher gestalten, einen nicht so gesunden Lebensstil führen wie die Frauen oder bei der Einnahme von Arzneimitteln etwas zurückhaltender sind.
Eine weitere Ursache könnte sein, dass ihnen das Hormon Östrogen in geringeren Mengen zuteil wird, welches unter anderem auch für seine schützende Wirkung auf die Herzgesundheit bekannt ist, oder dass den Männern vielleicht eine geringere natürliche Immunabwehr zugesprochen wird. Wissenschaftler kamen jetzt einem weiteren Grund für die kürzere Lebenserwartung der Männer auf die Spur, denn offensichtlich verändert sich mit zunehmendem Alter das Erbmaterial der weißen Blutkörperchen, da deren Y-Chromosomen verloren gehen.
Durch diesen Chromosomenverlust in entsprechenden Blutstammzellen werden spezielle gesundheitliche Veränderungen hervorgerufen, die sich auch auf die Lebenserwartung auswirken. Im Rahmen einer Studie konnte beobachtet werden, dass Männer, bei denen nur noch 60 % der entsprechenden Stammzellen mit Y-Chromosomen bestückt waren, ein um 41 % erhöhtes Sterblichkeitsrisiko hatten.
Umgerechnet heißt das, dass sich bei ihnen die zu erwartenden Lebensjahre um 5,5 reduzierten. Ein entsprechender Verlust der Chromosomen wirkt sich demnach vor allem nachteilig auf Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems aus, sodass es häufiger durch Bluthochdruck, Herzerkrankungen und durch Herzversagen zum vorzeitigen Tod kommt.
Weitere Untersuchungen sollen klären, inwieweit zukünftig vorbeugende Therapiemaßnahmen angeboten werden können, um betroffene Männer vor diesen erblich bedingten Schäden des Herz-Kreislaufsystems zu schützen.
Soichi, S. et al.
Hematopoietic loss of Y chromosome leads to cardiac fibrosis and heart failure mortality
Science 7/2022; 377: 292-297.
Die Schadstoffe in den Innenräumen, in der Luft draußen und im Wasser nehmen nachweislich Jahr für Jahr zu. Welche Folgen diese Umweltverschmutzung aus den Bereichen der Industrie, aus dem Verkehr sowie aus der Landwirtschaft für unsere Gesundheit hat, wurde von einem Wissenschaftlerteam in Deutschland untersucht.
Das Ergebnis war alarmierend, denn die Zahl der Menschen, die infolge der Umweltverschmutzung vorzeitig sterben, hat seit dem Jahr 2000 um über 60 % zugenommen. Weltweit ist also jeder sechste Todesfall auf Schadstoffe in der Umwelt zurückzuführen. Insbesondere nimmt die Schwermetallbelastung einen großen Anteil an dieser traurigen Sterbestatistik. So führt beispielsweise die Belastung mit Blei häufiger zum Tod als eine Malaria-Erkrankung.
Verständlicherweise können nicht alle Länder über einen Kamm geschoren werden. Es zeigt sich, dass einkommensschwache Regionen ganz besonders von den umweltbedingten Todesfällen betroffen sind, wie beispielsweise Indien. Das sehr enge Zusammenleben der Menschen, das vornehmliche Heizen und Kochen der Innenräume mit Kohle und die hohe Wasser- und Luftbelastung sind wichtige Gründe dafür.
In Europa hingegen ist die Situation auch aufgrund wichtiger Umweltvorschriften und Regularien sehr viel besser. Wohl aber auch deshalb, weil viele Firmen ihre industrielle Produktion in die fernen Länder auslagern, in denen die Löhne sehr viel niedriger und die Arbeitsbedingungen sehr viel schlechter sind. Die Zahl der umweltbedingten Todesfälle ist daher europaweit vergleichsweise gering.
Fuller, R. et al.
Pollution and health: a progress update
Lancet Planet Health 6/2022; 6(6): 535-547.
In bestimmten Gehirnregionen des Menschen kann man im Laufe der Lebensjahre gut erkennen, ob die kognitive Leistung möglicherweise aufgrund altersbedingter Hirnschädigungen beeinträchtigt ist. Diese „weiße Hirnsubstanz“, die sogenannten „White Matter Hyperintensities“, lässt sich offensichtlich bei Frauen nach der Menopause häufiger nachweisen als bei gleichaltrigen Männern, während vor den Wechseljahren diese Befunde bei beiden Geschlechtern relativ identisch ausfielen. Derartige Gewebsschäden im Gehirn deuten auf ein erhöhtes Risiko für eine Demenzerkrankung und einen Schlaganfall hin.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, in der die entsprechenden Daten von 2.000 Frauen und 1.400 Männern im Alter zwischen 30 und 95 Jahren näher unter die Lupe genommen wurden. Die weiße Hirnsubstanz zeigte zum einen bei den Frauen nach Abschluss ihrer letzten Regelblutung ein größeres Ausmaß als bei Männern.Zum anderen erkannten die Wissenschaftler, dass ebenso Studienteilnehmer beider Geschlechter mit der Diagnose eines Bluthochdrucks häufiger von derartigen Hirnschädigungen betroffen waren.
Die Ursachen für die geschlechterspezifische Entwicklung der weißen Hirnsubstanz könnten unter anderem darin liegen, dass die körpereigene Bildung des weiblichen Hormons Östrogen mit zunehmendem Alter abnimmt und nach den Wechseljahren komplett eingestellt wird. Ob dieses Hormon tatsächlich einen entsprechenden Schutz für die Gehirnsubstanz darstellt, muss im weiteren Verlauf der Studie untersucht werden.
Lohner, V. et al.
Relation between sex, menopause, and white matter hyperintensities: the Rhineland Study,
Nerology 6/2022
Es kommt schon einmal vor, dass man kurzzeitig Dinge vergisst. Doch wenn des Öfteren bereits im mittleren Lebensalter um die 50 Jahre entsprechende Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis auftreten, dann könnte es sich dabei um einen Vorboten einer Demenz-Erkrankung handeln. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums in Zusammenarbeit mit der Uni Heidelberg und dem saarländischen Krebsregister. Sie werteten entsprechende Daten von 6.190 Teilnehmern im Alter zwischen 50 und 75 Jahren aus.
In einem Fragebogen sollten diese Personen angeben, wie sie die Fähigkeiten ihres Kurz- und Langzeitgedächtnisses wahrnehmen und bewerten würden. Innerhalb der folgenden 17 Jahre nach der Befragung wurde beobachtet, ob es zu einer Demenzerkrankung gekommen war. Statistische Auswertungen führten auf diese Weise zu dem Schluss, dass ein problematisches, lückenhaftes Kurzzeitgedächtnis in dieser Altersgruppe darauf hindeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, in späteren Jahren eine Demenzerkrankung zu entwickeln, um das Doppelte erhöht ist.
Insbesondere für die sogenannte vaskuläre Demenz, die am zweithäufigsten vorkommt und auf Störungen der Durchblutung im Gehirn zurückzuführen ist, scheint sich dieser Zusammenhang deutlich darzustellen. Frühzeitige Beeinträchtigungen beim Merken deuten möglicherweise wohl auch auf eine Alzheimer-Erkrankung hin, der zweithäufigsten Demenz-Form.
Da das Kurzzeitgedächtnis somit in der Altersgruppe ab 50 eindeutig als wichtiger Vorbote für eine erst Jahre später eintretende Demenz fungieren kann, ist es wichtig, darauf frühzeitig durch entsprechende Vorsorgemaßnahmen zu reagieren, so die Studienverantwortlichen. So sollte speziell auch besonderes Augenmerk auf mögliche Gefäßerkrankungen gelegt werden, die unter anderem für die Durchblutungsstörungen im Gehirn verantwortlich sind.
Möllers, T. et al.
Subjective short-term memory difficulties at ages 50-75 predict dementia risk in a community-based cohort followed over 17 years.
Age and Aging 6/2022
Eine Erkrankung der Leber sollte möglichst im frühen Stadium erkannt werden, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden, die durch die Zerstörung von funktionsfähigem Lebergewebe, die sogenannte Leberzirrhose, hervorgerufen wird. Leider wissen viele Menschen wenig darüber, wie wichtig dieses Organ für die Gesundheit und damit auch eine entsprechende Vorsorge ist.
Im Rahmen einer Studie konnte nun nachgewiesen werden, wie notwendig ein strukturiertes Vorsorgeprogramm für die Lebergesundheit und damit für den Gesundheitsstatus des Menschen ist. Bei 80 % der Studienteilnehmer konnte dadurch eine folgenschwere Lebererkrankung vermieden werden. Neben bisherigen Routineuntersuchungen wurden neue Untersuchungsmethoden zur Vorsorge einer Leberzirrhose aufgenommen, die sich inzwischen auch für die hausärztliche Anwendung sehr erfolgreich einsetzen lassen. Dieses war bisher noch nicht der Fall gewesen und eine entsprechend gut umsetzbare Versorgung betroffener Patienten war somit noch nicht ausreichend verfügbar gewesen.
Da die Leberzirrhose das Organ immer mehr vernarben und damit funktionsunfähig macht, handelt es sich um das Endstadium vieler Lebererkrankungen, an der weltweit über 1,3 Millionen Menschen pro Jahr sterben müssen. Bei drei von vier Patienten macht sich die Erkrankung bedauerlicherweise erst durch schwere Symptome bemerkbar, wenn bereits viele Komplikationen und unwiderrufliche Folgeerscheinungen aufgetreten sind. Ursachen der Leberzirrhose sind häufig Alkoholmissbrauch, eine Hepatitis und weitere Lebererkrankungen, eine Fettleber beispielsweise infolge falscher Ernährung und Bewegungsmangel, oder auch eine erbliche Veranlagung und spezielle Medikamenteneinnahme.
Mithilfe von Blutuntersuchungen ließen sich im Rahmen der Studie spezielle Hinweise auf eine Entzündung der Leber feststellen. Bei fast 11.900 Patienten wurden zwischen den Jahren 2018 und 2021 seitens der Hausärzte derartige Messungen durchgeführt. Lagen die Werte dieser speziellen Marker zu hoch, gab es eine Überweisung zum Facharzt, der bei 80 % der weiter untersuchten Verdachtsfälle frühzeitig eine Leberzirrhose diagnostizierte.
Die Studie konnte leider auch aufzeigen, dass 50 % der Patienten mit Verdachtsfall den Facharzt trotz Empfehlung nicht aufsuchten. Hier ist also erheblicher Aufklärungsbedarf vorhanden, um den Menschen die Wichtigkeit einer gesunden Leber für ihr weiteres Leben zu verdeutlichen.
Labenz, C. et al.
Structured Early detection of Asymptomatic Liver Cirrhosis: Results of the population-based liver screening program SEAL
Journal of Hepatology 4/2022
Wie das Deutsche Krebsforschungszentrum berichtet, könnte die Anreicherung von Lebensmitteln mit Vitamin D helfen, um europaweit die Zahl der krebsbedingten Sterbefälle um 13 % zu reduzieren. Ein Mangel an Vitamin D begünstigt nicht nur Erkrankungen des Knochen- und Muskelapparates, sondern erhöht auch die Infektionsanfälligkeit und wirkt sich bei anderen Erkrankungen negativ aus. Durch eine gezielte Vitamin-D-Zufuhr können entsprechende Mangelerscheinungen nachweislich ausgeglichen werden.
Im Rahmen einer Studie wurden Datenbanken über krebsbedingte Todesfälle entsprechend näher unter die Lupe genommen und mit weiteren gesammelten Daten zur Lebensmittelanreicherung mit Vitamin D und bereits belegten positiven Einflüssen von Vitamin D auf die Krebssterberaten ausgewertet. Auf diese Weise erhielten die Wissenschaftler einen fundierten Zugang zu der Frage, wie viele krebsbedingte Todesfälle rechnerisch hätten vermieden werden können, wenn die Betroffenen mit einer ausreichenden Menge an Vitamin D versorgt worden wären.
Im Ergebnis zeigte sich, dass die jährlichen krebsbedingten Todesfälle bereits in den europäischen Ländern, wo eine Lebensmittelanreicherung mit Vitamin D gängig und zugelassen ist, nachweislich reduziert werden konnte. Würde man diese Vitamin-D-Anreicherung auf alle Länder Europas, die im Rahmen der Studie ausschlaggebend waren, ausbreiten, so könnten bis zu 130.000 Krebstodesfälle vermieden werden, so die Studienautoren. In Summe könnten also europaweit etwa 13 % solcher frühzeitigen Todesursachen verhindert werden.
Während im Kindesalter die zusätzliche Vitamin-D-Gabe weit verbreitet ist, liegt bei vielen Menschen, insbesondere des mittleren und höheren Lebensalters, eine Vitamin-D-Mangelversorgung vor. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Studie des Krebsforschungszentrums sei es daher wichtig, die Empfehlung zur Vitamin-D-Anreicherung von Lebensmitteln zu überdenken. Um einem Mangel entgegenzutreten, helfe es auch, sich zwei- bis dreimal wöchentlich für circa 12 Minuten den Sonnenstrahlen auszusetzen, da der Körper auf diese Weise das Vitamin D selbst produzieren kann.
Niedermaier, T. et al.
Vitamin D food fortification in European countries: The underused potential to prevent cancer deaths.
European Journal of Epidemiology 5/2022
Bei einer Herzschwäche, auch Herzinsuffizienz genannt, ist das Herz ist nicht mehr in der Lage, den Körper ausreichend mit Blut und daher mit lebenswichtigem Sauerstoff zu versorgen. Überlastungsbedingte Luftnot oder geschwollene Beine sind mögliche Anfangssymptome. Im Rahmen einer Studie der Universitätsklinik Würzburg konnte nun belegt werden, dass die Langzeitüberlebensrate bei unverheirateten betroffenen Patienten niedriger ist. Als wichtiger Grund für diesen Zusammenhang wird genannt, dass verheiratete Menschen von einer stärkeren sozialen Unterstützung ihres Ehepartners profitieren und ein größeres Vertrauen darin haben, mit der Krankheit zu leben und sie auf lange Sicht zu bewältigen.
So heißt es beispielsweise, dass es allein bei der Medikamenteneinnahme hilfreich sei, auf die Unterstützung des Ehepartners zurückzugreifen oder die eigenen Verhaltensweisen auf diese Weise positiv beeinflussen zu lassen. Alleinlebende Patienten haben es womöglich in dieser Hinsicht etwas schwerer. 1.022 Patienten, bei denen zwischen den Jahren 2004 und 2007 eine Herzinsuffizienz festgestellt worden war, nahmen an der Studie teil. 63 % von ihnen waren verheiratet und 37 % unverheiratet.
Mithilfe spezieller Fragen, die auf Betroffene einer Herzinsuffizienz zugeschnitten waren, wurden Angaben zur Lebensqualität gesammelt. So stellte man unter anderem Fragen zur Hobbygestaltung, Aktivitäten in der Freizeit, mit oder ohne Freunden und zur Familie. Ebenso sollten die Teilnehmer einschätzen, wie hoch sie ihre Selbstwirksamkeit, das heißt ihre Fähigkeit, erfolgreich auf Komplikationen und gesundheitliche Verschlechterungen zu reagieren, einschätzten.
Während der zehnjährigen Nachbeobachtung starben 67 % der Studienteilnehmer, wobei die unverheirateten unter ihnen ein um 60 % erhöhtes Todesrisiko hatten. Die Studienverantwortlichen führen diese Zahl darauf zurück, dass den nicht in einer Partnerschaft lebenden Menschen die ausreichende soziale Unterstützung fehlte. Schließlich kam auch bereits mit der Befragung zum Ausdruck, dass ihre Selbstwirksamkeit geringer war als die der verheirateten Betroffenen.
Für einen Behandlungserfolg einer Herzinsuffizienz mit einer hohen Langzeitüberlebensrate sei es laut Aussagen der Wissenschaftler daher besonders wichtig, das soziale Umfeld der Betroffenen zu stärken und ausreichend mit einzubeziehen, so beispielsweise durch Selbsthilfegruppen. Ein weiterer Therapieschritt müsse sein, das Selbstvertrauen sowie das Maß an Selbstversorgung zu stärken, um den Betroffenen den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern.
Linkamp, K.
Herzinsuffizienz: Verheiratete leben länger
Pressemitteilung 5/2022
Eine ungesunde Ernährungsweise ist bei etwa 20 % der Weltbevölkerung die Ursache eines vorzeitigen Sterbens. Folgenschwere Probleme scheinen dabei vor allem ein mangelnder Verzehr von Obst, Gemüse, Vollkorn-Lebensmitteln und Milchprodukten zu sein. Um herauszufinden, welche sozialen Faktoren möglicherweise die Ursache für das Ernährungsfehlverhalten sein könnten, wurde eine Studie mit Erwachsenen in einem Alter von über 65 Jahren durchgeführt. 1.678 Personen nahmen an einer entsprechenden schriftlichen Befragung teil.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass hierzulande bei den älteren Erwachsenen vor allem mangelnde körperliche Aktivität, ein niedriges Bildungsniveau und ein erhöhter Alkoholverzehr die Haupt-Risikofaktoren für ein riskantes Ernährungsverhalten darstellen. Weiterhin scheinen vor allem Männer sehr anfällig für ungesunde Ernährungsgewohnheiten zu sein, so die Wissenschaftler. Dieses Ergebnis lässt sich wohl auf viele einkommensstarke europäische Länder übertragen. Im Rahmen einer Gesundheitsprävention bis ins hohe Alter ist es daher wichtig, auf diese Ungleichheit der sozialen Faktoren einzuwirken, um das Ernährungsverhalten der älteren Generation erfolgreich zu verändern.
Geigl, C. et al.
Social Factors of Dietary Risk Behavior in Older German Adults: Results of a Multivariable Analysis.
Nutrients 1/2022; 14: 1057.
Die Rolle unserer Darmflora für unsere Gesundheit ist immens. Im Rahmen einer aktuellen Studie konnte belegt werden, dass dieses komplexe Ökosystem im Darm mit seinen zahlreichen Bakterien und weiteren Mikroorganismen auch einen wichtigen Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf einer Alzheimer-Demenz haben könnte.
300 Personen nahmen an der Studie teil, wobei ein Drittel von ihnen keine Beeinträchtigung des Gedächtnisses hatte, ein weiteres Drittel leichte Beeinträchtigungen und das letzte Drittel bereits die Diagnose einer leicht-gradigen Alzheimer-Erkrankung erhalten hatten. Mithilfe spezieller Messmethoden konnten die Wissenschaftler genauere Angaben zu der Zusammensetzung der Darmflora bei den Studienteilnehmern machen.
Im Ergebnis zeigte sich, dass sich diese bei der Gruppe der Alzheimer-Patienten von der Darmflora der gesunden Kontrollgruppe unterschied. Zum einen setzte sie sich in geringem Maße aus erkennbar anderen Bakterienstämmen zusammen und zum anderen konnten in ihrer Darmflora auch differenzierte Stoffwechselprozesse gemessen werden. Anhand des Darmmilieus also lassen sich Betroffene einer Alzheimer-Erkrankung identifizieren, so die Studienverantwortlichen.
Weiterhin betonen sie, dass vor dem Hintergrund dieses Studienergebnisses die Möglichkeit bestünde, in der Alzheimer-Therapie auch bei der Darmflora anzusetzen. Um diesen Ansatz zu stärken, seien jedoch weitere Untersuchungen notwendig.
Laske, C. et al.
Signature of Alzheimer’s Disease in Intestinal Microbiome: Results From the AlzBiom Study.
Frontiers in Neuroscience 4/2022
In den letzten 50 Jahren ist die durchschnittliche Lebenserwartung hierzulande von 70 auf 81 Jahren angestiegen. Was die ältere Generation sich wünscht, um die späten Lebensjahre auch bei bester Gesundheit selbstbestimmt und mit möglichst großer Aktivität genießen zu können, zeigt das Ergebnis einer Studie der SRH Fernhochschule für Prävention und Gesundheitspsychologie.
„Occupational Well-Being“ ist in diesem Zusammenhang der Kernbegriff, welcher beschreibt, dass im idealen Fall unsere Handlungen konform gehen mit unseren Bedürfnissen und somit verständlicherweise zu einem hohen Maß an Wohlbefinden beitragen. Welche Aktivitäten und Beschäftigungen zu einem entsprechend erfüllten Lebensabend führen, wurde mittels Befragungen der älteren Zielgruppe ermittelt.
So gaben viele der Befragten den Wunsch an, möglichst viele Angebote für körperliche Bewegung und für soziale Kontakte erhalten und annehmen zu können. Auch ist es ihnen besonders wichtig, sich möglichst selbst versorgen zu können und auch geistig aktiv zu sein. Spaziergänge, Unternehmungen, der Besuch von familiären Ereignissen, Reisen, Musik hören, Lesen und das Aufnehmen von Informationen über das Zeitgeschehen seien dabei besonders wichtig. Mit entsprechenden Angeboten könne das Wohlbefinden und die Lebensqualität maßgeblich angehoben werden, auch wenn der Alltag der Betroffenen bereits durch Krankheiten begleitet würde, so die Studienautorin.
Aktivitäten und sinnvolle Beschäftigungen sind der älteren Generation heute wichtiger als früher, daher müsse auch aufgrund des steigenden Anteils an älteren Menschen an der Gesamtbevölkerung besonderes Augenmerk auf entsprechende zusätzliche Angebote gelegt werden. Dieses Bedürfnis hat die Weltgesundheitsorganisation bereits 2016 festgehalten und zu zunehmenden Investitionen in der Altenpflege und -versorgung aufgerufen. Ebenso sei es wichtig, dass diesen entsprechenden Angeboten auch eine angemessene Infrastruktur zur Seite stehe, um den Interessierten bestehende Unsicherheiten zu nehmen.
Zum „Occupational Well-Being“ trage maßgeblich bei, dass die betagten Menschen selbst in der Lage bleiben, möglichst selbstbestimmt ihr Aussehen zu pflegen und Ruhephasen einzulegen. Auch den eigenen Garten zu versorgen oder sich um ein Haustier zu kümmern, steigert ihr Wohlbefinden. Hemmend hingegen wirken leider oftmals psychische Probleme wie Vergesslichkeit, Trauer oder depressive Verhaltensweisen.
Studie zu Aktivitäten, die das Wohlbefinden der älteren Generation positiv beeinflussen
idw-online 3/2022
Der Genuss von Kaffee hatte lange Zeit einen negativen Ruf, weil das enthaltene Koffein unter anderem den Blutdruck erhöht und zu Beeinträchtigungen des Herzrhythmus führen kann. Mittlerweile haben sich die Ansichten bezüglich der gesundheitlichen Folgen des Koffeins geändert, da es durchaus auch positive Effekte bei der Vorbeugung und Behandlung bestimmter Krankheiten haben kann.
Koffein gehört zu der Wirkstoffgruppe der Methylxanthine. Diese werden unter anderem erfolgreich bei Erkrankungen der Atemwege eingesetzt, weil sie die Atemmuskulatur unterstützen und zur Erweiterung der Atemwege führen. Wie eine Studie der Hochschule für Gesundheit und Ernährungstherapie in Leverkusen zeigt, scheinen sie ebenso eine schützende Wirkung auf neurodegenerative Erkrankungen, insbesondere auch bei der Entstehung und dem Verlauf einer Alzheimer-Erkrankung, zu haben.
Die Forscher konnten zeigen, dass bestimmte biochemische Prozesse, die der Alzheimer-Erkrankung vorausgehen, durch Koffein positiv beeinflusst werden können. Denn die gefährlichen Plaques im Gehirn werden unter anderem dadurch verursacht, dass bestimmte Eiweißverbindungen freigesetzt werden und sich ungünstigerweise in bestimmten Gehirnregionen ablagern.
Im Rahmen einer Studie konnten sie nun belegen, dass dieser Vorgang durch die Gruppe der Methylxanthine teilweise aufgehalten werden kann. Ein ähnlicher positiver Effekt konnte auch auf bestimmte Blutfettwerte, die bei der Entstehung einer Alzheimer-Erkrankung ebenso bedeutend sind, festgestellt werden. Die Wissenschaftler weisen daher darauf hin, dass das Koffein in Verbindung mit einer gesunden Ernährungsweise ein wichtiger Eckpfeiler in der Vorsorge und dem Verlauf einer Alzheimer-Erkrankung sein könnte.
Janitschke, D. et al.
Methylxanthines Induce a Change in the AD/Neurodegeneration-Linked Lipid Profile in Neuroblastoma Cells
Int. J. Mol. Sci. 8/2021; 23(4): 2295.
Die Suche nach möglichen Ansätzen bei der Therapie einer Alzheimer-Erkrankung brachte Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums zu der Erkenntnis, dass die Krankheit bereits 17 Jahre vor Ausbruch am Blutbild – speziell an einem bestimmten darin enthaltenen Eiweiß – erkennbar sein könnte.
Normalerweise macht sich die Alzheimer-Erkrankung erst durch Symptome wie Vergesslichkeit bemerkbar. Tatsächlich aber hat die Erkrankung bereits sehr viele Jahre zuvor ihren Lauf genommen und die Schädigungen des Gehirns, auf die diese Erkrankung zurückzuführen ist, haben bereits lange stattgefunden und lassen sich nicht mehr umkehren.
Um dieser schleichenden und lange unbemerkten Krankheitsentstehung frühzeitig entgegenwirken und die krankhaften Gehirnveränderungen möglichst im Keim ersticken zu können, scheint es sich zu lohnen, ganz besonders auf ein spezielles Protein im Blut mit der Bezeichnung GFAP zu achten.
Im Rahmen einer Studie wurden entsprechende Blutprobenergebnisse, die von Alzheimer-Patienten bereits bis zu 20 Jahre vor Ausbruch der Erkrankung gesammelt werden konnten, ausgewertet. Diese Daten wurden mit solchen Analyseergebnissen verglichen, die man von Menschen ohne Demenz gewinnen konnte. Im Ergebnis kristallisierte sich der konkrete Biomarker heraus. Es wurden außerdem noch zwei weitere Vorboten im Blut gefunden. Im Vergleich zum GFAP-Spiegel schien deren Vorhersagekraft jedoch nicht so eindeutig zu sein.
Für weitere möglichen Angaben zur Krankheitsvorhersage bei Alzheimer sind weitere Studien notwendig. So wäre es beispielsweise wichtig zu erfahren, ab welcher Konzentration des speziellen Proteins von dem späteren Auftreten einer Alzheimer-Erkrankung ausgegangen werden muss.
Stocker, H. et al.
Association of plasma biomarkers, P-tau181, glial fibrillary acidic protein, and neurofilament light, with intermediate and long-term clinical Alzheimer’s disease risk: Results from a prospective cohort followed over 17 years
Alzheimer & Dementia 3/2022
Krebserkrankungen sind bekanntermaßen auch deshalb so lebensgefährlich, weil sich Metastasen bilden können und sich mit ihnen der Krebs im Körper auf Wanderschaft begibt. Über Lymph- oder Blutbahnen können sie sich auf gesundes Gewebe ansiedeln und die Zellen ebenfalls gefährlich verändern.
Wissenschaftler der Charité in Berlin haben nun herausgefunden, dass Statine, das sind bekannte Wirkstoffe, um den Cholesterinspiegel zu senken, die Ausbildung von Metastasen verhindern könnten. Sie scheinen einen bestimmten Antreiber als wichtige Schlüsselfunktion für die Metastasierung eines Tumors auch bereits in kleineren Mengen zu hemmen.
Zu diesem Ergebnis kam eine Studie, in der unter anderem die gesundheitlichen Daten von über 300.000 Patienten, die regelmäßig zur Cholesterinsenkung Medikamente mit Statinen eingenommen haben, näher unter die Lupe genommen wurden. Mit der Auswertung zeigte sich, dass die Häufigkeit für Krebs bei den Menschen mit regelmäßiger Statin-Einnahme im Vergleich zur Gesamtbevölkerung um 50 % reduziert war. Die Wissenschaftler raten jedoch unbedingt davon ab, bevor nicht weitere klinische Studien zu diesem Zusammenhang erfolgt sind, jetzt krebsvorbeugend Statine zum Einsatz kommen zu lassen.
Bjoern-O Gohlke et a.l
Real-world Evidence for Preventive Effects of Statins on Cancer Incidence: A Trans-Atlantic Analysis
Clinical and Translational Medicine 2/2022
Ein Typ-2-Diabetes kündigt sich langsam an durch Anzeichen wie Müdigkeit, ständiger Durst, häufiges Wasserlassen oder eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen. In solchen Fällen sollten sich Betroffene durch medizinische Untersuchungen absichern, ob die Ursache dafür ein sogenannter Prädiabetes sein könnte. Der Blutzuckerspiegel und die Glukosetoleranz sind dann bereits leicht gestört und würde weiter aus den Fugen geraten, wenn dieser Stoffwechselstörung nicht sofort entgegengesteuert wird.
Laut einer Studie des Deutschen Diabetes-Zentrums zieht diese Vorphase des Typ-2-Diabetes bereits erhöhte Risiken für unterschiedliche Folgeerkrankungen nach sich. Somit ist also auch ein Prädiabetes als gesundheitskritisch anzusehen. Im Rahmen der Studie wurden zahlreiche Analysen und Einzelstudien, die sich mit einem solchen möglichen Zusammenhang beschäftigt haben, ausgewertet. Im Ergebnis zeigte sich, dass bei einem Prädiabetes das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall, Demenz, Nieren- und Krebserkrankungen erhöht ist. Deshalb sollte diese Diabetes-Vorstufe nicht tatenlos hingenommen werden, da sie folgebedingt auch zu einer vorgezogenen Sterblichkeit führen könnte.
Damit es nicht so weit kommt und sich die Diabetes-Erkrankung erst gar nicht manifestiert, sollten die Betroffenen spätestens zu diesem Zeitpunkt damit beginnen, ihren Lebens- und Ernährungsstil zu verändern. Dieses könnte beispielsweise bedeuten, sich gesünder, ausgewogener und abwechslungsreicher zu ernähren und durch regelmäßige sportliche Betätigung überschüssiges Körpergewicht oder ungesund verteilte Fettpolster zu reduzieren. Diese einfach umzusetzenden Maßnahmen fördern nachweislich einen gesunden Blutzuckerspiegel und auch das bereits erhöhte Risiko für Folgeerkrankungen könnte auf diese Weise wieder herabgesetzt werden.
Schliesinger, S. et al.
Prediabetes and risk of mortality, diabetes-related complications and comorbidities: umbrella review of meta-analyses of prospective studies.
Diabetologia 2/2022; 65(2): 275-285.
Die Beschwerden sind ähnlich eines Herzinfarktes, die Ursache liegt jedoch nicht in verstopften und verengten Herzgefäßen, sondern einer Erkrankung des Herzmuskels – in einem solchen Fall spricht man vom „Broken-Heart-Syndrom“. Weil sich dabei die linke Herzkammer verformt und einer japanischen Tintenfisch-Falle „Tako-Tsubo“ ähnelt, wird die Erkrankung in wissenschaftlichen Kreisen „Takotsubo-Syndrom“ (TTS) bezeichnet. In der Regel ist der Verlauf gutartig und die Herzkammer kann sich wieder regenerieren, doch es besteht auch die Möglichkeit, dass es zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen oder zum plötzlichen Herztod kommt.
Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) haben nun herausgefunden, dass zum einen Hirnerkrankungen wie Schlaganfall, Hirnblutungen oder epileptische Anfälle die Auslöser für ein solches Broken-Heart-Syndrom sein können und zum anderen der Verlauf dieser Herzerkrankung bei einer entsprechenden neurologischen Vorerkrankung oftmals schwerer ist. Offensichtlich ist eine starke Verbindung zwischen Gehirn und Herzen vorhanden, die diesen gegenseitigen Einfluss begründet.
Bereits wenige Tage nach einer Hirnerkrankung kann es laut Studienergebnis in jedem fünften bis sechsten Fall zu einem Broken-Heart-Syndrom kommen. Insbesondere bei Männern ist dieses Risiko erhöht, obwohl diese Herzerkrankung üblicherweise vorzugsweise bei Frauen ab einem Alter von 50 Jahren auftritt. Bisher war man eher außerdem davon ausgegangen, dass das Broken-Heart-Syndrom durch negative emotionale Ereignisse oder intensiven körperlichen Stress, wie es beispielsweise bei sehr belastenden Schmerzen der Fall ist, ausgelöst wird.
Cammann, VL et al.
Clinical correlates and prognostic impact of neurologic disorders in Takotsubo syndrome.
Sci Rep. 12/2021; 11(1): 23555.
Dass industriell verarbeitete Lebensmittel wie Tütensuppen, Fertigpizza, Fruchtjoghurt oder süße Müsli-Fertigmischungen nicht unbedingt zu einer gesunden Ernährungsweise gehören, ist bekannt. Dass es für derartige, weit verbreitete Produkte jedoch auch eine besondere Risikogruppe gibt, fanden nun Wissenschaftler in Italien heraus. Demnach sollten sich insbesondere Menschen, die bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben, im Konsum solcher Fertiglebensmittel zurückhalten.
Laut Studienergebnis haben Betroffene, bei denen das Herz-Kreislaufsystem bereits gesundheitlich beeinträchtigt ist, ein um über 60 % erhöhtes Risiko, einen weiteren Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, sofern Fertigprodukte regelmäßig auf ihrem Speiseplan stehen und sie somit als „Hochkonsumenten“ eingestuft wurden. Auch die Wahrscheinlichkeit für einen daraus resultierenden früheren Tod scheint sich erheblich zu erhöhen.
Über 1.100 Menschen, die an einer entsprechenden Herz-Kreislauf-Erkrankung vorerkrankt waren, nahmen für die Dauer von zehn Jahren an der Studie teil. Es wurde dabei dokumentiert, wie häufig hoch verarbeitete Lebensmittel verzehrt wurden. Derartige Lebensmittel lassen sich unter anderem durch die Verwendung von Inhaltsstoffen kennzeichnen, deren Einsatz bei der frischen Zubereitung einer Speise entfallen, wie zum Beispiel Farbstoffe, Konservierungsmittel, Geschmacksverstärker, Trenn- und Konservierungsmittel, Süßstoffe, gehärtete Fette, Zucker und bestimmte verarbeitete Zuckerstoffe sowie Proteine.
Wer sich von den Studienteilnehmern mit einem Anteil von 11 % und mehr von hoch verarbeiteten Lebensmitteln ernährte, galt im Rahmen der Studie als „Hochkonsument“ und bei einem Anteil von weniger als 4,7 % sprachen die Wissenschaftler von einem entsprechenden niedrigen Verzehr. Das Studienergebnis dient wieder einmal der wichtigen Erkenntnis, wie gesund es ist, selbst frisch zu kochen – und das nicht nur für Herz-Kreislauf-Vorerkrankte, sondern für alle Menschen, so die Studienverantwortlichen.
Bonaccio. M. et al.
Ultra-processed food intake and all-cause and cause-specific mortality in individuals with cardiovascular disease: the Moli-sani Study
European Heart Journal 11/2021
Wer an Covid-19 erkrankt ist, kann im schlimmsten Fall einen schweren Verlauf haben, bei dem die Lunge so stark geschädigt wird, dass sie nicht mehr funktioniert. Betroffene können nicht mehr ausreichend Sauerstoff aus der Luft aufnehmen und müssen unterstützend beatmet werden oder im schlimmsten Fall an einer künstlichen Lunge, einer so genannten ECMO, angeschlossen werden. Wissenschaftler in Deutschland konnten nun im Rahmen einer Studie bestätigen, worauf das Lungenversagen zurückzuführen ist.
In einem aktuellen Ergebnis heißt es, dass die Lunge nach Befall mit dem Corona-Virus derart vernarbt und dadurch in ihrer Struktur in großem Maße zerstört wird, dass sie ihren Dienst versagt. Dieses Lungenversagen erhöht die Sterblichkeit um circa 50 %, so die Wissenschaftler. Zurückzuführen sei die extreme Vernarbung des Lungengewebes unter anderem auf eine Fehlleitung des Immunsystems, verursacht durch das Covid-19-Virus: Sogenannte Makropagen, das sind wichtige Fresszellen unserer Immunantwort, die beispielsweise im Normalfall auch für die Wundheilung und die Abwehr von schädigenden Erregern zuständig sind, führen demnach ihre immunologische Arbeit nicht so durch, wie sie es normalerweise tun.
Das führt zur Zerstörung der Lungenbläschen, zur Verdickung der Wände und zu gefährlichen Kollagen-Ablagerungen. Das Narbengewebe nimmt auf diese Weise in gefährlichem Maße zu. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass Patienten, die diesen schweren Covid-19-Verlauf überlebt haben, eine Chance haben, dass sich die Vernarbung weitestgehend zurückbildet. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, dass sich das geschädigte, vernarbte Lungengewebe selbst repariert. Es würden aber in jedem Fall restliche Vernarbungen bestehen bleiben, so die Wissenschaftler.
Wendisch, D. et al.
SARS-CoV-2 infection triggers profibrotic macrophage responses and lung fibrosis.
Cell 11/2021
Derzeit wird viel über die Legalisierung von Cannabis diskutiert. In Politik und Wissenschaft gibt es sowohl Befürworter als auch Gegner einer möglichen Umsetzung, die Droge regulär in einem Geschäft kaufen zu können. Im Zusammenhang mit dieser Debatte wurde aktuell das Ergebnis einer kanadischen Studie veröffentlicht, welches darauf hindeutet, dass der Cannabis-Konsum das Risiko für einen Herzinfarkt bei jungen Erwachsenen erhöht.
Die erfragten Daten von 33.000 Menschen im Alter zwischen 18 und 44 Jahren flossen in die Studie ein. 17 % der entsprechenden Studienteilnehmer hatten in dem Monat vor Studienbeginn Cannabis konsumiert. Der Großteil von Ihnen (75 %) gehörte zu den regelmäßigen Nutzern dieser Droge. Begleitende Risikofaktoren der überwiegend männlichen Konsumenten wie häufiges Tabak- oder E-Zigarettenrauchen oder ein möglicherweise erhöhter Alkoholkonsum wurden bei der Datenauswertung berücksichtigt und entsprechend herausgerechnet.
Die Studienverantwortlichen kamen zu dem Schluss, dass junge Erwachsene, die gelegentlich Cannabis einnahmen, ein um das 1,5-fache erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt haben im Vergleich zu den Cannabis-Abstinentlern. Je häufiger der Konsum von Cannabis, desto weiter steigt laut Ergebnis der Studie das Risiko an.
Weshalb es zu diesem negativen Effekt auf die Gesundheit des Herzens kommt, sollen nun weitere Untersuchungen klären. Die Wissenschaftler regen aber bereits jetzt an, nicht nur aufgrund der bisher bekannten nachteiligen Auswirkungen auf die Psyche vor dem regelmäßigen Konsum von Cannabis zu warnen, sondern Cannabis auch als Risikofaktor für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems zu titulieren. Grundsätzlich wird vor einem Anstieg des Cannabis-Konsums aus gesundheitlicher Sicht gewarnt.
Ladha, K. et al.
Recent cannabis use and myocardial infarction in young adults: a cross-sectional study
CMAJ 9/2021
Die Lockdowns der vergangenen Monate haben in unserer Gesellschaft Spuren hinterlassen – so auch bei der Therapie von Krebserkrankungen. Laut dem Ergebnis eines weltweiten Forschungsnetzwerkes haben die coronabedingten Einschränkungen dazu geführt, dass bei jedem siebten Patienten der häufigsten 15 Tumorerkrankungen die notwendige lebensrettende Operation nicht durchgeführt wurde.
Die Auswertung von mehr als 20.000 entsprechenden Daten, die von etwa 5.000 Chirurgen weltweit gesammelt wurden, weist auf die stark beeinträchtigte Versorgung der Krebspatienten hin. Auffallend war dabei, dass notwendige Krebsoperationen gemäß den örtlich vorherrschenden Corona-Maßnahmen vertagt wurden.
Im Durchschnitt wurden demnach wichtige Operationen um 5,3 Monate nach hinten verschoben. Bei 15 % der Patienten fand die Operation überhaupt nicht statt. Dass es zu diesen operativen Einschränkungen kam, lag nachweislich nicht daran, dass die Betroffenen selbst an Covid-19 erkrankt waren. Diese eingeschränkte medizinische Versorgung hatte insbesondere bei einer weit fortgeschrittenen Krebserkrankung sowie bei ohnehin gesundheitlich eingeschränkten Patienten schlimme Auswirkungen.
Auch in den eher ärmeren Ländern hatten die Patienten besonders unter den für sie geschlossenen Operationssälen zu leiden. Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, dass zukünftig auch unter Pandemiebedingungen Krebsoperationen in voller Kapazität durchführbar bleiben, so die Studienverantwortlichen.
COVIDSurg Collaborative
Effect of COVID-19 pandemic lockdowns on planned cancer surgery for 15 tumour types in 61 countries: an international, prospective, cohort study
The Lancet 11/2021; 22 (11): 1507-1517.
Weltweit liegt die Erkrankungsrate an Darmkrebs bei Männern deutlich höher als bei Frauen. Hierzulande erkranken jährlich über 55.000 Menschen daran. Bei den Männern sind es jährlich 46 Neuerkrankungen pro 100.000 Menschen und bei den Frauen 28 Neuerkrankungen. Woran das liegen kann, versuchten Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums zu ergründen.
Es gibt bekanntlich mehrere Risiko- und Schutzfaktoren für die Entstehung von Darmkrebs. Weibliche Geschlechtshormone wirken sich beispielsweise vorbeugend aus. Bezugnehmend auf das männliche Geschlecht hingegen weiß man, dass hier häufiger zur Zigarette gegriffen und mehr rotes Fleisch verzehrt wird, was das Risiko für Darmkrebs steigern kann.
Im Rahmen einer Studie des Krebsforschungszentrums sollte nun geklärt werden, ob es noch weitere Faktoren als Erklärungsansatz für die große Krebsrisiko-Differenz zwischen Mann und Frau gibt. Dafür nahmen Forscher die Ergebnisse einer Darmspiegelung von etwa 16.000 Teilnehmer näher unter die Lupe.
Sie berücksichtigten dabei sämtliche Faktoren, die bekanntlich Einfluss auf das Krebsrisiko haben, wie Alter, erbliche Vorbelastung, Diabetes, frühere Koloskopie, Einnahme von bestimmten Medikamenten, Zigaretten- und Alkoholkonsum, Körpergewicht und -größe, sportliche Aktivität, Ernährungsgewohnheiten und einen möglichen Einsatz von Hormonersatz-Therapien bei Frauen.
Mit der Auswertung der Ergebnisse zeigte sich, dass bei den Männern doppelt so häufig eine Darmkrebserkrankung diagnostiziert wurde als bei den Frauen. Weshalb dieser großer Unterschied jedoch auftritt, bleibt zum Teil immer noch offen und begründet den weiteren Forschungsbedarf in dieser Sache.
Fest steht, dass die differenzierte Hormonausstattung der Frau – unter anderem infolge einer Schwangerschaft, einer hormonellen Empfängnisverhütung, aufgrund des Menstruationszyklus etc. – eine zentrale Rolle spielt, so die Wissenschaftler. Sie betonen, dass es gerade deshalb, weil man die genauen Ursachen nicht kennt, besonders wichtig sei, dass Männer die zahlreichen empfohlenen Maßnahmen zur Darmkrebsvorsorge wahrnehmen, um eine mögliche Erkrankung frühzeitig zu erkennen.
Niedermaier, T. et al.
To what extent is male excess risk of advanced colorectal neoplasms explained by known risk factors? Results from a large German screening population
International Journal of Cancer 2021 7/2021
Der Schlaganfall ist hierzulande nach Herz- und Krebserkrankungen die dritthäufigste Todesursache. Schon seit langem empfehlen Mediziner, den täglichen Konsum an Kochsalz auf eine Menge von unter 6 Gramm täglich zu kontrollieren, um das Herzinfarkt- und das Schlaganfall-Risiko zu reduzieren. Von dieser Empfehlung sind die Europäer laut Aussage der Weltgesundheitsorganisation jedoch mit ihrem täglichen durchschnittlichen Verzehr von 8 bis 19 g leider noch weit entfernt.
Dass der negative Einfluss eines hohen Natrium-Konsums in Form von Speisesalz tatsächlich so immens ist, bestätigte eine aktuelle Studie mit über 20.000 Teilnehmer*innen in China. Diese dörflich lebenden Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie fast keine salzhaltigen verarbeiteten Lebensmittel verzehren. Sie sind somit perfekt geeignet, um ihren Salzverzehr über einen längeren Zeitraum einfacher zu kontrollieren.
50 % dieser Personen erhielten ein natriumreduziertes Salz, um den Natriumverzehr um ein Viertel herabzusetzen, während bei den anderen der Natriumverzehr nicht reduziert wurde. Mit der Auswertung bestätigte sich die positive Wirkung des kontrollierten Natrium- bzw. Salzverzehrs: In der Gruppe mit reduzierter Natriumzufuhr nahm während der Studiendauer von fast fünf Jahren die Zahl der Schlaganfälle um 14 % und die der Todesfälle um 12 % ab.
Insbesondere für Personen mit erhöhtem Risiko für Schlaganfall ist eine Reduktion der Natriumzufuhr also sehr sinnvoll, so die Studienverantwortlichen. Sie weisen jedoch auch darauf hin, dass der Salzverzehr pro Tag nicht unter 3 g liegen sollte, um eine Basisversorgung mit Natrium nicht zu unterschreiten. Von einer Unterversorgung kann in Deutschland im Regelfall jedoch nicht ausgegangen werden, weil sich nicht nur im Salzstreuer, sondern indirekt auch in vielen verbreiteten Lebensmitteln, die wir täglich verzehren, Speisesalz befindet, so beispielsweise im Brot, im Aufschnitt sowie in Fertigprodukten.
Neal, B. et al.
Effect of Salt Substitution on Cardiovascular Events and Death
N Engl J Med 9/2021; 385: 1067-1077.
Regelmäßige körperliche Bewegung ist in vieler Hinsicht wichtig für unseren Körper und beugt insbesondere auch gefährlichen Durchblutungsstörungen vor. Doch was genau bedeutet es, wenn Menschen zu wenig auf eine körperliche Auslastung achten und zahlreiche Stunden am Tag im Sitzen verbringen?
Kanadische Wissenschaftler fragten vor diesem Hintergrund die Studienteilnehmer im Alter von mindestens 40 Jahren, welche gesundheitlich nicht vorbelastet waren, nach der Anzahl der Stunden, die sie im Laufe ihrer Freizeit sitzend verbrachten. Dazu zählten beispielsweise die Stunden auf dem Schreibtischstuhl, vor dem Computer, die Zeiten am Küchentisch oder auf dem Sofa.
Die jobbedingten Momente im Sitzen wurden in die Addition der Stunden nicht miteinbezogen. Es zeigte sich bei der Auswertung, dass die Befragten durchschnittlich vier Stunden in ihrer Freizeit sitzend verbrachten. In einem weiteren Schritt ermittelten die Studienverantwortlichen das Auftreten von Schlaganfällen, von denen die Studienteilnehmer in den folgenden Jahren betroffen waren. Die meisten Schlaganfälle ereigneten sich im Durchschnitt etwa 5,6 Jahre nach der Befragung.
Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass sich die tägliche Sitzdauer sowie eine mangelhafte körperliche Bewegung vor allem in einer bestimmten Altersgruppe nachteilig auf das Schlaganfallrisiko auswirkt. Für Menschen im Alter von unter 60 Jahren, die körperlich wenig aktiv waren und zudem täglich über acht Stunden ihrer Freizeit im Sitzen verbrachten, wurde ein um das 4,5fache erhöhtes Risiko für Schlaganfall ermittelt im Vergleich zu denen, die lediglich vier entsprechende Stunden sitzend verbrachten.
Interessanterweise hob sich dieses erhöhte Risiko in der gleichen Altersklasse wieder auf, sobald das hohe Sitzpensum durch sportliche Aktivitäten ausgeglichen wurde. Außerdem scheint das viele Sitzen im höheren Alter dem Herz-Kreislaufsystem nicht so schlecht zu bekommen, denn bei den über 60-Jährigen reduzierte sich dieser negative Einfluss der häufigen Sitzerei auf das Schlaganfallrisiko wieder. Weitere Studien sind notwendig, um zu klären, weshalb es vor allem bei der Generation „U60“ zu diesem erhöhten Risiko kommt.
Joundi, R et al.
Association Between Excess Leisure Sedentary Time and Risk of Stroke in Young Individuals
Stroke 8/2021
Viele Menschen wissen nach einem Blick auf ihre Beine, dass sie von einer chronischen Venenschwäche betroffenen sind. Diese sogenannte chronisch-venöse Insuffizienz (CVI) zeigt sich durch Veränderungen der Venen sowie der angrenzenden Haut. Ist man bisher davon ausgegangen, dass es sich dabei eher um ein klar definiertes Problem der Venen und womöglich auch um ein ästhetisches Problem handelt, zeigt das Ergebnis einer Studie aus Deutschland jetzt, dass es auch maßgebliche Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System und sogar auf die Sterblichkeitsrate der Betroffenen hat.
Mindestens 40 % der Menschen im Alter von über 40 Jahren leiden unter einer chronischen Venenschwäche, die sich durch Ödeme, Veränderungen der Haut oder sogar durch offene Wunden an den Beinen kenntlich macht. Je älter die Generation, desto häufiger tritt dieses Venenleiden auf. In der Gruppe der 70- bis 80-Jährigen sind sogar über 60 % betroffen. Zudem ist es etwas mehr ein weibliches als ein männliches gesundheitliches Problem.
Im Rahmen der Studie konnte anhand der Daten von über 14.000 Studienteilnehmern aufgezeigt werden, dass die Patienten einer entsprechenden chronisch-venösen Insuffizienz ein um etwa 50 % erhöhtes Risiko haben, im Verlauf ihres Lebens von einer schweren Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems betroffen zu sein im Vergleich zu Menschen ohne ein derartiges Venenleiden.
Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, ein geschwächtes Herz oder Herzrhythmusstörungen könnten für sie also zu einer zusätzlichen gesundheitlichen Belastung werden. Die Studien- verantwortlichen betonen dabei, dass sich daraus für diese Betroffenengruppe außerdem ein nachweislich erhöhtes Gesamtsterblichkeitsrisiko ergibt.
Demnach stieg die Sterblichkeit im Verlauf der sechsjährigen Beobachtung um das 1,7-Fache an im Vergleich zu den Nichtbetroffenen des chronischen Venenleidens. Daher sollte die venöse Erkrankung zukünftig auch als Vorbote einer möglicherweise folgenschweren Herz-Kreislauf-Erkrankung besonders ernst genommen werden.
Prochaska, JH et al.
Chronic venous insufficiency, cardiovascular disease, and mortality: a population study.
Eur Heart J. 8/2021
Noch zu wenig Menschen haben sich bisher gegen das Corona-Virus impfen lassen. Die Impfmüdigkeit bereitet aufgrund der derzeitigen vierten Welle Sorge und wirkt sich auch auf bestimmte Risikogruppen besonders nachteilig aus. So weisen Wissenschaftler der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie darauf hin, dass die zunehmend hohe Infektionszahl für Menschen mit Herzerkrankungen besonders gefährlich werden kann.
Demnach erklären sie, dass Herzkreislauferkrankte, die sich das Covid-19-Virus einfangen, ein zwei- bis dreifach höheres Risiko haben, dass die Corona-Erkrankung einen schweren Verlauf zeigt oder sogar tödlich endet. Für Betroffene einer Herzkreislauferkrankung, die bereits stationär behandelt werden, kann sich das vorzeitige Sterberisiko sogar um das 11-Fache erhöhen.
Trotz einer Impfung ist eine Covid-19-Infektion möglich, doch Betroffene einer Herzkreislauferkrankung profitieren offensichtlich nicht unbedingt von dem durch die Impfung herbeigeführten Schutz vor einem schlimmen Krankheitsverlauf.
Denn es konnte nachgewiesen werden, dass beispielsweise Herzinsuffizienz-Betroffene trotz Impfung ein um das maximal Fünffache erhöhtes Risiko haben, aufgrund von Covid-19 im Krankenhaus betreut zu werden im Vergleich zu herzgesunden, geimpften Patienten.
Grundsätzlich ist laut Aussagen der Mediziner davon auszugehen, dass eine Impfung bei Herzkreislauferkrankten etwas ineffektiver ist als bei Herzgesunden. Nicht zuletzt deshalb appellieren sie an die Bevölkerung und an die politisch Verantwortlichen, alles daranzusetzen, dass sich die Impfquote zum Schutz aller Menschen kurzfristig erhöht.
Böhm, M.
Kardiologen beunruhigt durch niedrige Impfquote – Herzerkrankte sind besonders gefährdet
idw-Informationsdienst Wissenschaft 7/2021
Immer mehr Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an Demenz oder müssen Einbußen bei ihrer Gedächtnisleistung erfahren. Wie das Ergebnis einer vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn veröffentlichten Studie zeigt, könnten wir dieser unliebsamen Entwicklung entgegensteuern, indem wir uns gesund ernähren mit einem hohen Anteil an Obst und Gemüse, mit wichtigen pflanzlichen Ölen und Samen, mit einem hohen Anteil an Fisch und möglichst wenig rotem Fleisch.
Kurzum, eine entsprechende mediterrane Kost könnte vor den unterschiedlichsten Formen einer Demenz schützen. In bereits mehreren Studien konnte belegt werden, dass sowohl ein gesunder Lebensstil als auch eine gesundheitsbewusste Ernährungsweise sich positiv auf den Erhalt der kognitiven Leistung auswirken.
In Anlehnung daran haben aktuell Wissenschaftler die Daten von über 500 Teilnehmern im durchschnittlichen Alter von 70 Jahren der sogenannten DELCODE-Studie näher unter die Lupe genommen. Über einen Zeitraum von mehreren Jahren wurden bei den Studienteilnehmern Tests zur Gedächtnisleistung durchgeführt und zusätzlich entsprechend aussagekräftige Biomarker gemessen und analysiert.
50 % von ihnen klagten bereits über einschränkende Gedächtnislücken, obwohl diese zu dem Zeitpunkt medizinisch noch nicht nachweisbar waren. Bei der Analyse der Lebensstile wurden zudem die Ernährungsgewohnheiten ermittelt mit besonderem Augenmerk darauf, ob und inwieweit die Teilnehmer eine mediterrane Ernährungsform beherzigten bzw. umsetzten.
Im Ergebnis zeigte sich, dass unabhängig von Vorerkrankung, Alter, Geschlecht und Bildungsniveau die Ernährungsweise einen maßgeblichen Einfluss auf den Erhalt der Gedächtnisleistung hat. Das heißt, je mehr die Teilnehmer ihre Ernährung an der mediterranen Kost anlehnten und sich daran hielten, desto mehr wurden sie mit einem messbar „jüngeren“ Gehirn belohnt.
Die Forscher konnten zeigen, dass die Gedächtnisleistung auf diese Weise um bis zu fünf Jahre „verjüngt“ werden konnte im Vergleich zur gleichaltrigen Durchschnittsbevölkerung. Zurückzuführen sei dieser positive Effekt vor allem darauf, dass es infolge einer entsprechend gesunden Ernährungsweise zu weniger Ablagerungen bestimmter Stoffe in spezielle Gehirnregionen kommt.
Dadurch werde die Gedächtnisleistung weniger in Mitleidenschaft gezogen als bei einer eher ungesunden und unausgewogenen Ernährungsweise. Um dieses Ergebnis zu untermauern, sind weitere Studien notwendig.
Ballarini, T. et al.
Mediterranean Diet, Alzheimer Disease Biomarkers, and Brain Atrophy in Old Age
Neurology 6/2021; 96: 24.
Rauchen schadet bekanntlich der Gesundheit und vor diesem Hintergrund steigen immer mehr Menschen auf die E-Zigaretten um. Manche von ihnen können sich aber auch nicht ganz von der herkömmlichen Zigarette trennen und kombinieren beide Formen der Nikotinaufnahme.
Wie US-Wissenschaftler berichten, ist diese doppelte Nutzung keinesfalls zu empfehlen. Etwa 21.000 Menschen nahmen an der Studie teil. Es handelte sich dabei um Nichtraucher, Raucher, Nutzer von
E-Zigaretten und um solche, die den Genuss von Tabak- und E-Zigaretten kombinierten. Kein Teilnehmer berichtete zu Beginn über Beschwerden der Atemwege.
Nach dem Studienzeitraum von einem Jahr schien sich die kombinierte Nutzung beider Zigarettenformen besonders nachteilig auf die Atemwege auszuwirken. Zwar gaben am Ende auch
10,7 % der Nichtraucher an, von Husten und Schweratmigkeit betroffen zu sein, doch bei den Liebhabern von Tabak- und E-Zigaretten lag diese Zahl bei 19,8 %. Unter denjenigen, die ausschließlich E-Zigaretten rauchten, waren es 11,8 % und unter den Tabakzigaretten-Nutzern 17,1 %, die über die ungünstigen Beeinträchtigungen der Atemwege berichteten.
Weshalb der alleinige Genuss von E-Zigaretten die Anzahl der Atemwegserkrankungen weniger ansteigen lässt, dessen Kombination mit herkömmlichen Glimmstängeln aber so ungünstig ist, muss in weiteren Studien geklärt werden. Es wird vermutet, dass spezielle Inhaltsstoffe der E-Zigaretten die Selbstschutz-Funktion der Lunge derart schädigen können, dass die Substanzen, die anschließend aus der Tabak-Zigarette inhaliert werden, die Lungenfunktion beeinträchtigen.
Zentrale Aussage der Wissenschaftler ist es daher, dass sie von einer kombinierten Nutzung beider Zigarettenformen vor diesem Hintergrund unbedingt abraten.
Krishna, P. R. et al.
Respiratory Symptom Incidence Among People Using Electronic Cigarettes, Combustible Tobacco, or Both
American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine 4/2021
Ehemals Betroffene einer Krebserkrankung, sogenannte „Cancer-Survivors“ beziehungsweise „Krebsüberlebende“ sind mit ihrer Lebensqualität offensichtlich zufriedener als Menschen vergleichbaren Alters ohne Krebsdiagnose. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums.
Dass die Zahl der Cancer-Survivors permanent zunimmt, lässt sich durch bessere Therapieansätze und der bekanntlich wachsenden Lebenserwartung der Menschen begründen. Diese Entwicklung wurde zum Anlass genommen, mehr über die Lebensqualität nach einer Krebsdiagnose zu erfahren. 2.700 ehemalige Patienten, deren Brust-, Darm- oder Prostatakrebserkrankung 14 bis 24 Jahre zuvor therapiert wurde, sowie 1.700 gesunde Menschen der gleichen Altersgruppe nahmen an der Befragung teil.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass die eigene Gesundheitsqualität von den Krebsüberlebenden
10 Jahre nach der Erkrankung positiver eingeschätzt wurde als von den Nicht-Krebs-Betroffenen. Bei näherem Hinschauen sind es insbesondere die Männer und die über 70-Jährigen, die ihre Lebensqualität so positiv einstuften. Ausnahme bilden dabei verständlicherweise solche Patienten, bei denen es zu einem Krebsrückfall gekommen ist und die Teilnahme an erneuten Therapien notwendig gemacht hat.
Sie berichteten verständlicherweise über eine psychische Belastung. Auf körperlicher Ebene waren einige ehemals Erkrankte häufiger von Verdauungsproblemen wie Durchfall und Verstopfung betroffen. Auch berichteten einige Frauen über permanente Ermüdungserscheinungen, schlechteren Schlaf, Kurzatmigkeit und einen zeitweiligen Verlust von Appetit. Männer hingegen beklagten häufiger ihren Erwerbsausfall infolge einer Krebserkrankung.
Insgesamt jedoch wird die Lebensqualität von der Überzahl der Langzeitüberlebenden als sehr positiv bewertet, somit scheinen sie ihre Krebserkrankung im Nachhinein gut bewältigt zu haben, so die zentrale Aussage der Studienverantwortlichen. Sie empfehlen zudem, dass nicht nur für die bisher übliche Dauer von fünf Jahren nach einer Krebserkrankung eine Nachsorge erfolgt, sondern insbesondere für Betroffene mit speziellen Belastungen auch noch in den danach folgenden Jahren zunehmend hilfreiche Programme zur Unterstützung bei langjährigen Folgeschäden angeboten werden sollten.
Doege, D. et al.
Health-Related Quality of Life in Very Long-Term Cancer Survivors 14 – 24 Years Post-Diagnosis Compared to Population Controls: A Population-Based Study
Cancers 6/2021; 13(11): 2754.
Patienten mit einer Krebserkrankung gehören bekanntermaßen zu den Risikogruppen, für die eine Covid-19-Erkrankung besonders gefährlich sein könnte. Ihnen wird daher angeraten, ihr Impfangebot auch zeitnah anzunehmen und nicht aufzuschieben, so die Aussagen der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO).
Werden Krebskranke mit dem SARS-CoV-2-Virus infiziert, so ist eher mit einem schlimmen Verlauf der Covid-Erkrankung zu rechnen und die Gefahr, daran frühzeitig zu sterben, ist nachweislich erhöht. Das zeigen mittlerweile zahlreiche Untersuchungen und Datenbank-Auswertungen von internationalen onkologischen Fachgesellschaften.
Vor diesem Hintergrund und als wichtige Vorbedingung für die Durchführung einer anstehenden Krebstherapie sollten Betroffene das Impfangebot kurzfristig auch annehmen. Rückmeldungen in den vergangenen Monaten haben leider gezeigt, dass Krebspatienten zum einen ihre notwendige Therapie aus Angst vor einer Corona-Infektion nicht begonnen haben und andererseits aber sich den dafür wichtigen Schutz mittels einer Impfung aus Furcht vor einer möglichen Nebenwirkung nicht gewährten.
Die Empfehlung seitens der Mediziner geht jedoch eindeutig in die Richtung, sich unmittelbar impfen zu lassen, um dann mit der Krebsbehandlung zu beginnen beziehungsweise fortzufahren. Wer sich nicht impfen lasse, riskiere im Falle einer doch eintretenden Covid-19-Erkrankung, die Krebstherapie zu unterbrechen, wodurch deren Erfolgschance eindeutig gesenkt werde.
Je früher die Impfung daher durchgeführt werde, desto besser, so die Aussage der Wissenschaftler der DEGRO. Auch wenn man bereits an Corona erkrankt war, sollten Krebspatienten ein halbes Jahr später eine Impfung durchführen lassen.
Menschen mit einer Krebserkrankung profitieren von einer Impfung gegen das Corona-Virus in besonderem Maße
Pressemitteilung 5/2021
Immer häufiger wird in den Industrieländern die Diagnose „Darmkrebs“ gestellt. Auf der Suche nach den Ursachen für diese besorgniserregende Entwicklung haben Forscher verständlicherweise das Ernährungsverhalten betroffener Patienten untersucht und sind dabei auf einen wichtigen Einflussfaktor gestoßen, der sich ganz einfach zugunsten der Gesundheit verändern ließe.
Wer zuckerreiche Getränke bevorzugt, sollte diese möglichst selten konsumieren. Bereits zwei Gläser solcher gezuckerter Getränke pro Tag führen dazu, dass das Darmkrebsrisiko um das Doppelte erhöht ist im Vergleich zu Gleichaltrigen, die lediglich auf den Verzehr von einem Glas pro Woche kommen. Zu diesem Ergebnis kam eine US-amerikanische Studie mit Frauen im Alter von unter 50 Jahren.
Die Daten von über 95.000 Krankenschwestern flossen in die Beobachtungsstudie, der sogenannten Nurses Health Studie II, ein. Über 20 Jahre lang wurden die Frauen alle vier Jahre bezüglich ihrer Ernährungsgewohnheiten befragt. Unter anderem wurden die Verzehrgewohnheiten von gezuckerten Limonaden, Erfrischungsgetränken und Eistees ermittelt. Teilweise konnte zusätzlich auf entsprechende Daten während derer Jugend zurückgegriffen werden.
Demnach gehen erwachsene Liebhaberinnen von gezuckerten Getränken ein um mindestens 50 % erhöhtes Erkrankungsrisiko für einen Darmkrebs ein. Jedes weitere Glas entsprechender Getränke pro Tag führt dazu, dass das Darmkrebsrisiko um weitere 16 % ansteigt.
Je jünger die Erwachsenen und je höher ihr Verzehr an gezuckerten Getränken, desto höher das Risiko, in späteren Jahren an Darmkrebs zu erkranken, so das Ergebnis der Studie. Bedenkt man also den sehr hohen Verzehr bei den 16- bis 18-Jährigen, so sollte man vor allem bei Ihnen ansetzen, um die stetige ansteigende Darmkrebsrate nachhaltig einzudämmen.
Denn das erhöhte Risiko ließe sich im Gegenzug ebenso wieder herabsetzen, wenn die Betroffenen ihren hohen Konsum von gesüßten Getränke wieder reduzieren würden! Die Studienverantwortlichen weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sich Getränke mit künstlichen Süßstoffen sowie Fruchtsäfte nicht negativ auf die Entstehung von Darmkrebs auswirken.
Die Forscher geben mehrere mögliche Erklärungen für diesen ungünstigen Einfluss zuckerhaltiger Getränke auf das Darmkrebsrisiko an. Zum einen könnte ein durch den Zucker unterdrücktes Sättigungsgefühl und eine dadurch herbeigeführte zu hohe Kalorienaufnahme die Ursache sein. Erkrankungen wie Adipositas und Diabetes-Typ-2 könnten folgen und sich damit nachteilig auf das Darmkrebsrisiko auswirken.
Zum anderen könnte auch der hohe Gehalt an Fruktose die Darmfunktion nachteilig beeinflussen, was die Ausbildung einer Darmkrebserkrankung begünstigen könnte.
Hur, J. et al.
Sugar-sweetened beverage intake in adulthood and adolescence and risk of early-onset colorectal cancer among women
Gut, online first 5/2021
Typische Symptome einer Parkinson-Erkrankung sind bekanntermaßen Bewegungsstörungen, versteifte Muskulatur, Zittern oder ein gekrümmter Gang der Betroffenen. Treten diese Kennzeichen auf, so ist die Erkrankung des Gehirns durch das Absterben spezieller Nervenzellen bereits fortgeschritten und die Diagnose kann eindeutig gestellt werden. Wissenschaftler haben jetzt in einer aktuellen Veröffentlichung zusammengetragen, dass es bereits viele Jahre vorher zu Vorboten kommt, die einen möglichen Hinweis auf die typische Nervenzellschädigung einer Parkinson-Erkrankung erlauben.
Wenn demnach häufig Verstopfungen in Kombination mit Schlafstörungen, einer eingeschränkten Geruchswahrnehmung sowie Depressionen auftreten, sollten Betroffene die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass bei Ihnen in späteren Jahren eine Parkinson-Erkrankung diagnostiziert wird. Die Wissenschaftler geben beispielsweise an, dass eine gewisse Schlaf-Verhaltensstörung bei über 50-Jährigen, bei denen andere gängige Ursachen wie beispielsweise der Konsum von Drogen ausgeschlossen wurden, mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 % auf eine spätere Parkinson-Erkrankung hinweist.
Ursache für die typischen Nervenzell-Veränderungen bei Parkinson ist die Veränderung eines bestimmten Proteins, welches sich entweder vom Gehirn auf den Körper oder umgekehrt vom Darm, also vom Körper, bis zu den Gehirnregionen ausbreitet. Je nachdem, um welchen Typ der Erkrankung es sich handelt, sind die ersten Vorboten beim „Brain-first-Typ“ eher im Bereich der Gehirnleistung, wie zum Beispiel in Form einer Riechstörung zu finden. Beim „Body-first-Typ“ hingegen zeigen sie sich zunächst in Form einer Verstopfung.
Die Forscher haben ein Frühwarnsystem entwickelt, bei dem neben den Vorboten auch eine erbliche Vorbelastung und weitere Risikofaktoren eingebunden sind und aus dem sich die Wahrscheinlichkeit errechnen lässt, mit der sich in späteren Jahren gegebenenfalls eine Parkinson-Erkrankung ausbilden wird.
Bei Menschen mit entsprechenden Vorboten kann ein veränderter Lebensstil helfen, um den Krankheitsverlauf zu beeinflussen. Ausreichende körperliche Bewegung sowie eine mediterrane Ernährungsweise spielen dabei eine sehr wichtige Rolle, um das Risiko für eine Parkinson-Erkrankung zu reduzieren.
Berg, D. et al.
Prodromal Parkinson disease subtypes – a key to understanding heterogeneity.
Nature Reviews Neurology 4/2021
Das Risiko für eine Erkrankung des Herzens oder der Gefäße scheint für Angehörige ersten Grades, also für Eltern und Geschwister einer bereits erkrankten Person, erhöht zu sein. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler in Italien, nachdem sie sich die Familienanamnese von Betroffenen einer sogenannten kardiovaskulären Krankheit wie beispielsweise einem Herzinfarkt, einer Angina pectoris oder einer arteriellen Verschlusskrankheit näher ansahen.
230 Betroffene einer entsprechenden Krankheit im Alter von 50 bis 55 Jahren nahmen an der Studie teil. Eine Vergleichsgruppe war ebenfalls unter den Probanden. Zusätzlich wurden die gesundheitlichen Daten von über 1.125 Angehörigen ersten Grades unter die Lupe genommen, um mögliche Zusammenhänge innerhalb der Familien zu erkennen.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass bei den Angehörigen von Herzinfarkt- und von Angina-pectoris-Patienten das eigene Erkrankungsrisiko ebenfalls um etwa 14 % erhöht war. Bei einer arteriellen Verschlusskrankheit nahm das Erkrankungsrisiko der Eltern und Geschwister um 8 % zu. Vor allem scheinen Herzinfarkte einen entsprechenden ungünstigen Einfluss auf die Herzgesundheit der direkten Angehörigen zu haben. Vor diesem Hintergrund ist es also wichtig, bei der Risikoeinschätzung eine mögliche genetische Vorbelastung sowie die Lebensstilfaktoren, die in der Regel bei den Familienangehörigen ersten Grades ähnlich sind, zu berücksichtigen.
Andreotti F. et al.
Family history in first degree relatives of patients with premature cardiovascular disease.
Int J Cardiol 3/2021
Im Laufe unseres Lebens finden tagtäglich nicht umkehrbare Prozesse statt, die unseren Körper langsam altern lassen. Je älter wir werden, desto mehr können wir diesen natürlichen Verschleiß wahrnehmen, da im Laufe der Zeit unter anderem unsere Stoffwechselaktivität und die Funktion unserer Nervenzellen nachlassen und sich zunehmend auch pathologische Veränderungen einstellen können.
Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule in Hannover konnten jetzt belegen, dass eine bestimmte Substanz, das sogenannte Spermidin, Abhilfe bei einigen altersbedingten Veränderungen im menschlichen Körper schaffen könnte. Seinen Namen hat das Spermidin daher, dass es zunächst in der Samenflüssigkeit des Mannes nachgewiesen wurde.
Jetzt weiß man aber, dass diese Substanz in all unseren Zellen vorzufinden ist und dass sie auch als Stoffwechselprodukt unserer Darmflora entsteht. Einen beachtlichen und unbedingt notwendigen Anteil nehmen wir zudem über bestimmte Lebensmittel wie Weizenkeime, Käse, Produkte aus Soja und über Hülsenfrüchte auf.
Das Forscherteam konnte nun im Rahmen einer Studie belegen, dass die Aufnahme dieses Spermidins zusätzlich helfen könnte, um die altersbedingten Veränderungen in unseren Zellen zu reduzieren. Die täglich in unseren Körper freigesetzten defekten und damit nicht mehr brauchbaren Zellbestandteile werden durch eine Art Recycling-System verwertet. Dieser natürliche Reinigungsprozess ist notwendig, um die Zellen zu schützen und auch um altersbedingten Krankheiten vorzubeugen.
Das Spermidin besitzt gemäß dem aktuellen Forschungsergebnis die Fähigkeit, diesen wichtigen Recyclingprozess auf Trab zu halten. Über diese Funktion hinaus hat es eine unterstützende Wirkung für unsere Herzgesundheit und wohl auch gegen den altersbedingten Haarausfall. Weitere Studien sind notwendig, um zu klären, ob eine zusätzliche Ergänzung mit dem Spermidin sinnvoll sein könnte, um altersbedingten Krankheiten vorbeugen zu können. Fest steht jedoch bereits heute, dass eine Ernährung, die eine regelmäßige Zufuhr der spermidinhaltigen Lebensmittel garantiert, im Rahmen der Anti-Aging- Maßnahmen empfehlenswert ist.
Wirth, A. et al.
Novel aspects of age-protection by spermidine supplementation are associated with preserved telomere length
Geroscience 1/2021
Dass das Rauchen der gesamten Gesundheit des Menschen schadet, ist allen bekannt. Viele Funktionen unseres Körpers werden dadurch stark beeinträchtigt und krankhaft verändert. Das Rauchen erhöht erwiesenermaßen das Risiko, vorzeitig an dessen gesundheitlichen Folgen zu sterben. Dass eine erfolgreiche Raucherentwöhnung sich nicht nur auf diverse Organfunktionen, sondern auch auf die Psyche der Betroffenen positiv auswirkt, zeigt eine aktuelle Studie, in der entsprechende Daten von 170.000 Personen analysiert wurden. Wissenschaftler nahmen zu diesem Zweck die Ergebnisse von über 100 Beobachtungsstudien näher unter die Lupe.
Im Ergebnis zeigte sich, dass durch einen Rauchstopp psychische Probleme wie Angstempfinden, depressive Verstimmungen und auch Stress-Symptome relativ schnell abgebaut werden können. Bisher wurde von den Nikotinsüchtigen eher angenommen, dass das Rauchen zur seelischen Beruhigung beitrage und sie fürchteten daher erhöhte Stressanfälligkeit, innere Unruhe und Reizbarkeit infolge eines Nikotinverzichts.
Doch laut Studienergebnis wendete sich das psychische Wohlbefinden bereits nach sechs Wochen ins Positive. Die Studienteilnehmer berichteten nach dieser kurzen Zeit, sich mental ausgeglichener zu fühlen als während der Zeit ihrer Nikotinsucht. Demnach besteht nun eher die Annahme, dass das Rauchen zur Verstärkung einer psychischen Belastung führt.
Die Wissenschaftler betonen vor diesem Hintergrund, dass allein der Suchtstatus der Betroffenen zu zwanghaftem psychischen Stress führe. Nach einer kurzen Zeit mit Entzugserscheinungen, in der das psychische Wohlbefinden vorübergehend stark auf die Probe gestellt wird, zeigen sich die Entwöhnten mit einer eindeutig besseren Psyche und Stressanfälligkeit als während ihrer Sucht. Auch vor dem aktuellen Hintergrund, dass Raucher eher einen schlimmen Verlauf einer Covid-19-Erkrankung zeigen, sollten Betroffene nicht länger warten, um sich ihrer Sucht mit professioneller Unterstützung abzuwenden.
Taylor, G. et al.
Smoking cessation for improving mental health
Cochrane library 3/2021
Obwohl die Darmspiegelung eine optimale Vorsorgeuntersuchung darstellt, um nicht nur Karzinome, sondern auch deren Vorstufen frühzeitig zu erkennen, tun sich viele Menschen hierzulande schwer damit, sich einer solchen Untersuchung zu unterziehen. Dabei kann eine aktuelle Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums ganz klar belegen, dass eine Darmspiegelung zu einem um 60 % reduzierten Darmkrebsrisiko und einer um 70 % herabgesetzten Sterbewahrscheinlichkeit infolge einer Darmkrebserkrankung beitragen kann. Ein klarer wissenschaftlicher Beleg für die hohe Wirksamkeit der Darmspiegelung als wichtiges Instrument in der Darmkrebsvorsorge ist damit eindeutig gegeben.
Im Rahmen einer Studie wurden 9.200 Teilnehmer im Alter zwischen 50 und 75 Jahren zunächst bezüglich ihres Gesundheitszustandes und ihres Lebensstils befragt. Im Rahmen des 17-jährigen Studienzeitraums wurde ebenfalls dokumentiert, inwiefern sie an einer Darmkrebsvorsorge mittels Darmspiegelung teilgenommen hatten.
Auf diese Weise konnten zum einen Rückschlüsse über den Zusammenhang zwischen dem Lebensstil und dem Auftreten einer entsprechenden Krebserkrankung festgestellt werden. Zum anderen war es möglich herauszufinden, welchen quantitativen Einfluss die Darmspiegelung als Vorsorgemaßnahme auf die Entstehung und den Verlauf der Krebserkrankung hatte.
Trotz dieser wertvollen Methode zur Krebsvorsorge wird sie von nur 40 % unserer Bevölkerung in Anspruch genommen. Männer ab dem Alter von 50 und Frauen ab 55 haben einen regelmäßigen Anspruch auf diese Vorsorgeuntersuchung. Es ist vor allem die Untersuchung selber, von der sich viele Menschen abschrecken lassen, obwohl die Vorstellung bei Weitem unangenehmer ist als die Durchführung, die auch mit leichter Narkose vollzogen werden kann. Die im Vorfeld erforderliche Darmentleerung lässt sich ebenfalls unproblematisch überstehen, so die Mediziner.
Vor dem Hintergrund also, dass Darmkrebs bei den Frauen zur zweithäufigsten und bei den Männern zur dritthäufigsten Krebserkrankung zählt, sollte das Angebot zur Vorsorgeuntersuchung unbedingt wahrgenommen werden. Auf diese Weise ließen sich die hohen Erkrankungszahlen von 58.000 pro Jahr sowie die hohe Zahl der Menschen, die in Deutschland daran sterben, in Höhe von 26.000 erfolgreich reduzieren.
Guo, F. et al.
Strong Reduction of Colorectal Cancer Incidence and Mortality After Screening Colonoscopy
The American Journal of Gastroenterology 1/2021
Das Hörvermögen nimmt ab einem Alter von 35 Jahren ab. Nach Überschreitung des 60. Lebensjahres ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Altersschwerhörigkeit erhöht. Leider werden die ersten Anzeichen eines nachlassenden Hörvermögens nicht immer frühzeitig behandelt. Die Betroffenen ignorieren sie zunächst häufig und riskieren damit dauerhafte Folgeschäden.
Ein möglicher Hörverlust schleicht sich langsam ein. Am Anfang sind es die leisen Geräusche, denen nicht mehr gelauscht werden kann und später kann hinzukommen, dass das Gesprochene nicht mehr verstanden wird. Die ersten ernst zu nehmenden Anzeichen einer altersbedingten Schwerhörigkeit sind damit gegeben und sollten frühzeitig behandelt werden.
Anlässlich des „Welttages des Hörens“ am vergangenen 3. März weisen immer mehr Ärzte darauf hin, dass auch Betroffene eines zunächst einseitigen Hörverlustes riskieren, dass es zu weiteren Hörschäden kommt und damit das gesamte Kommunikationsverhalten beeinträchtigt wird. Auch Menschen, die bereits ein Hörgerät tragen und sich dennoch zunehmend nicht mehr verständigen können, sollten frühzeitig reagieren und sich Hilfe suchen, so die Aussagen von Spezialisten der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde.
Dank regelmäßiger Fortschritte in der Hörtechnik gibt es auch hier wirkungsvolle Alternativen, wie beispielsweise spezielle Implantate, mit deren Hilfe verbesserte Höreindrücke und das grundsätzliche Hörvermögen nach und nach wieder vermittelt werden können. Bei dem Prinzip eines entsprechenden Implantates geht es beispielsweise darum, dass das Gehirn bestimmte Klänge neu kombiniert und daraus wieder erkennbare Geräusche wahrgenommen werden.
Auch vor dem Hintergrund einer Zunahme von Demenzerkrankungen im Alter ist es wichtig, frühzeitig auf die Vorboten eines eingeschränkten Hörvermögens zu reagieren, statt sie zu ignorieren. Denn mit einem Hörverlust riskiert man auch die Intellektualität und ein gut funktionierendes Denkvermögen, so die Wissenschaftler.
Ostermeyer, H.
„Ignorieren Sie eine Hörstörung nicht “, warnen Experten am Welttag des Hörens
idw-Informationsdienst Wissenschaft 3/2021
Eine Infektion mit dem Covid-19-Virus schnell zu erkennen, das ist das Ziel des Gesundheitswesens, um den Patienten unverzüglich und optimal betreuen zu können und eine unentdeckte Ausbreitung des Virus zu vermeiden. Eine Studie aus Großbritannien konnte aufzeigen, dass sich vor allem bei betagteren Menschen eine Corona-Infektion nicht immer durch die typischen Symptome wie beispielsweise Hals- und Kopfschmerzen ankündigt, sondern sich auch durch das untypische Symptom der Verwirrtheit bemerkbar macht.
Der Zusammenhang einer entsprechenden geistigen Verwirrung, einer Orientierungslosigkeit und Benommenheit mit einer möglichen Covid-19-Erkrankung ist vielen Menschen nicht geläufig, so dass die Infektion teilweise zu spät erkannt wird. Das trage laut Aussagen der Wissenschaftler dazu bei, dass ältere Menschen häufig einen schlimmeren Verlauf der Erkrankung haben und eher daran sterben als jüngere Generationen. Auch könnte eine vor diesem Hintergrund unerkannte Corona-Infektion mitverantwortlich sein für eine schnellere Ausbreitung des Virus in Pflege- und Altenheimen.
Vor dem Hintergrund dieses Studienergebnisses weisen die Verantwortlichen darauf hin, dass man vor allem bei Menschen ab einem Alter von 65 Jahren bei einer plötzlich eintretenden geistigen Verwirrtheit nicht nur an die herkömmlichen Ursachen wie beispielsweise psychischer Stress, mangelhafte Flüssigkeitsversorgung oder die Einnahme von Medikamenten denken sollte, sondern auch die Möglichkeit in Betracht ziehen müsse, dass sich damit eine Covid-19-Erkrankung ankündigen könnte.
Maria Beatrice Zazzara et al.
Probable delirium is a presenting symptom of COVID-19 in frail, older adults: a cohort study of 322 hospitalised and 535 community-based older adults
Age and Ageing 1/21
Die sogenannte Herzinsuffizienz (Herzschwäche) tritt im höheren Alter zunehmend auf. 10 % der über 70-Jährigen und 1-3 % der 40- bis 50-Jährigen sind von einer entsprechenden unzureichenden Funktion des Herzens betroffen. Diese Patienten scheinen häufig auch Störungen in ihrer Gedächtnisleistung und Defizite bezüglich ihrer Aufmerksamkeit zu haben. Interessanterweise kann eine Therapie der Herzinsuffizienz eine weitere Verschlechterung dieser kognitiven Beeinträchtigungen aufhalten. Ein direkter Zusammenhang zwischen einem gesunden Herzen und einer stabilen geistigen Aktivität ist somit deutlich zu erkennen.
Ein Forscherteam aus Würzburg nahm 148 Männer und Frauen mittleren Alters, die von einer Herzschwäche betroffen waren, über einen Studienzeitraum von drei Jahren unter die Lupe, indem sie die Erkrankung optimal therapierten und zeitgleich die Veränderungen der kognitiven Leistungsfähigkeit mittels spezieller Untersuchungen dokumentierten. Die anfänglich gemessenen kognitiven Einschränkungen blieben mit zunehmender Genesung des kranken Herzens stabil beziehungsweise verbesserten sich teilweise. In einigen Fällen kam es während des Studienzeitraums lediglich zu leichten weiteren Verschlechterungen der Aufmerksamkeit.
Die Wissenschaftler konnten belegen, dass bei den Herzpatienten eine bestimmte Region im Gehirn, die insbesondere für die Gedächtnisleistung und Informationsverarbeitung verantwortlich ist, kleiner war als bei herzgesunden Patienten. Dieser spezielle Zusammenhang konnte in der dreijährigen Studie mithilfe neuer Analysetechniken eindeutig belegt werden. Denn diese Messungen ermöglichen es, die entsprechenden Hirnregionen im zeitlichen Verlauf präzise zu vermessen und mit den vorhandenen Normalwerten von herzgesunden Menschen zu vergleichen.
Frey, a: et al.
Temporal changes in total and hippocampal brain volume and cogniti-ve function in patients with chronic heart failure—the COGNITION.MATTERS-HF cohort study,
European Heart Journal 1/2021
Viele Wechseljahresbeschwerden wie die häufig auftretenden Schlafstörungen, Hitzewallungen, Schweißausbrüche und Schwindel sind umfangreich erforscht. Wie eine US-amerikanische Untersuchung zeigt, leiden jedoch 25 % der klimakterisch betroffenen Frauen auch unter Herzrasen und starkem Herzklopfen. Hier hinkt die Forschung jedoch etwas hinterher, denn zu diesen Wechseljahresbeschwerden, auch „Palpitationen“ genannt, lassen sich kaum Studien ausfindig machen.
Laut Untersuchungsergebnis war jede vierte der nahezu 760 Studienteilnehmerinnen im Alter von 42 bis 62 Jahren derart von den unangenehmen Symptomen wie Herzrasen und Herzpochen betroffen, dass es ihnen Anlass zur Sorge gab. Viele von ihnen empfanden diese Symptome als „unbehaglich“, einige sogar als „ziemlich stark“, „extrem“ und somit äußerst unangenehm. Dieses Missempfinden wirke sich nachweislich negativ auf die Lebensqualität der Betroffenen aus, zudem setzte es sie auf diese Weise zusätzlich unter Stress.
Möglicherweise wurde bisher der Leidensdruck durch diese Herzsymptome unterschätzt. Vor diesem Hintergrund müsse zukünftig aus medizinischer Sicht verstärkt darauf eingegangen werden, um der eingeschränkten Lebensqualität und den damit verbundenen Ängsten therapeutisch entgegenwirken zu können.
Carpenter, J. S. et al.
A Menopause Strategies–Finding Lasting Answers for Symptoms and Health (MsFLASH) Investigation of Self-Reported Menopausal Palpitation Distress.
Journal ofWomen´s Health 11/2020
Um uns herum hören wir immer mehr Geräusche, die unser Hörorgan beschallen. Dass sich starke und akute Lärmbelästigungen auch auf unsere Gehirnfunktion auswirken können und diese aus neurologischer Sicht möglicherweise vorzeitig altern lässt, zeigt das Untersuchungsergebnis eines deutschen Forscherteams.
Bisher war bekannt, dass starker Lärm direkt im Ohr zu Schädigungen führt: Durch überhöhte Geräuschpegel werden die Haarsinneszellen der Hörschnecke beeinträchtigt. Dies gilt als Hauptursache für kurzfristige Hörstörungen. Etwa 20 % der deutschen Bevölkerung ist von einem entsprechend eingeschränkten Hörvermögen betroffen.
Die Wissenschaftler fanden jetzt heraus, dass die Lärmbelästigung auch eine langfristige Auswirkung auf die Aktivität der Nervenzellen im Gehirn hat, die sich auch Wochen später noch zusätzlich verstärkt. Sie könnte damit eine weitere wichtige Ursache für einen im Alter zunehmenden Tinnitus und dauerhafte Hörschäden sein.
Die Studienverantwortlichen erklären den Einfluss eines Schalltraumas auf die Nervenzellen des Gehirns wie folgt: Die Schädigung der Haarsinneszellen in der Hörrinde führt zu einer geschwächten Reizweiterleitung, so dass bestimmte Töne nicht richtig verarbeitet werden. Betroffene merken in diesem Fall einen Hörverlust.
Bestimmte Nervenzellen im Gehirn versuchen nun, diesen Schaden im Ohr abzufangen beziehungsweise auszugleichen, wodurch es zu unkoordinierten Aktivitäten der Nervenbahnen sowie zu dauerhaften Veränderungen in den Nervenschaltkreisen kommt. Nicht nur ein vorzeitig eingeschränktes Hörvermögen, sondern auch permanente Phantomgeräusche in Form eines Tinnitus könnten auf diese lärmbedingten neurologischen Veränderungen zurückzuführen sein, so die Wissenschaftler.
Jeschle, M. et al.
Acute and Long-Term Circuit-Level Effects in the Auditory Cortex After Sound Trauma
Front. Neurosci 1/2021
Häufige Stimmungstiefs, Niedergeschlagenheit, abnehmende soziale Kontakte und weniger Interesse an Freizeitaktivitäten, das sind Symptome einer unterschwelligen Depression, die ältere Menschen offensichtlich zu häufig hinnehmen, ohne etwas dagegen zu tun.
Laut Ergebnis einer US-amerikanischen Studie ordnen zu viele Menschen depressive Verstimmungen den normalen Alterserscheinungen zu und glauben, dass sie als fester Bestandteil schicksalshaft zum Altern dazugehören. Mit dieser Annahme liegen sie aber nicht richtig, denn auch in höheren Lebensjahren lässt sich eine Depression erfolgreich therapieren.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass sich bei mindestens 5 % der befragten Über-65-Jährigen Symptome einer Depression zeigten. Zwei Drittel von ihnen suchte sich jedoch keine professionelle Hilfe. Über die Hälfte tat dieses nicht, weil sie ihre depressiven Beschwerden nicht als therapiebedürftig empfanden, und fast 40 % waren der Überzeugung, alleine damit fertig zu werden.
Depressionen scheinen in der älteren Generation nach wie vor ein Tabuthema zu sein. Dabei ist es so wichtig und auch nie zu spät, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine Depression sollte niemals nur als ein vorübergehendes Empfinden wahrgenommen werden, sondern lässt sich ganz eindeutig als Krankheit definieren, für die es eine Therapiemöglichkeit gibt. Hierzulande sind etwa 6 % der Menschen ab einem Alter von 70 Jahren an einer Depression erkrankt. Im Vergleich dazu liegt die Depressionsrate bei den jüngeren Erwachsenen bei 8,1 %.
Laut Aussage der Deutschen Depressionshilfe ist es auffällig, dass bei den Betagteren eine sogenannte „subklinische Depression“, also eine leichtere Depression mit nicht allen bekannten Symptomen beobachtet wird, und zwar doppelt bis dreimal so häufig wie bei der jüngeren Generationen. Eine unbehandelte Depression beeinträchtigt nicht nur das allgemeine Lebensgefühl, sondern verstärkt auch andere Beschwerden des Körpers.
Deutsche Depressionshilfe, www.deutsche-depressionshilfe.de, Suffering in silence: two-thirds of older adults say they won’t treat their depression
GeneSight Mental Health Monitor 11/2020
Das Risiko unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen, Selbstmord zu begehen, beschäftigt verständlicherweise Wissenschaftler, um diesem erfolgreich durch entsprechende Vorsorgemaßnahmen entgegenwirken zu können. Ein Forscherteam der Universität Leipzig untersuchte vor diesem Hintergrund die Suizidrate der Deutschen sowie die der Migranten, die vorzugsweise aus europäischen Ländern nach Deutschland gekommen waren.
Der Untersuchungszeitraum belief sich auf sieben Jahre zwischen 2000 und 2007. In dieser Zeit begangen etwa 200.000 Menschen hierzulande Selbstmord, etwa 9.000 davon konnten der Migrantengruppe zugeordnet werden. Insgesamt sind Männer dreimal so häufig betroffen wie Frauen. Die Auswertung ergab auch, dass die Selbstmordrate der Deutschen etwa doppelt so hoch ausfiel wie die der Migranten.
Die Wissenschaftler folgern daraus, dass sich insbesondere psychisch und körperlich gesunde Ausländer der Herausforderung stellen, um in einem fremden Land die neuen und oftmals erschwerten Anforderungen zu meistern. Interessanterweise waren die Suizidraten der einzelnen Migranten mit denen ihrer Herkunftsländer vergleichbar. Junge erwachsene Migranten begangen häufiger Selbstmord als ältere, und je höher das Lebensalter der Migranten, desto geringer war die Suizidrate.
Auch scheint das Klima sowie der sozioökonomische Status des Herkunftslandes im eindeutigen Zusammenhang mit dem Wunsch nach einem vorzeitigen Beenden des eigenen Lebens zu stehen. Bei den russischen Migranten beispielsweise lag das Suizidrisiko um das 3,7-fache höher als bei den griechischen Einwanderern.
Ein wichtiger Faktor, der den Selbstmordgedanken ansteigen lässt, scheint sozioökonomischer Herkunft zu sein. Demnach wirken eine gute Berufsintegration, ein gutes Einkommen sowie eine längere Arbeitszeit einem erhöhten Suizidrisiko entgegen.
Brenneke, G. et a.
Suicide among immigrants in Germany
J Affect Disord . 9/2020; 274: 435-443.
Immer mehr Menschen fühlen sich am Arbeitsplatz gestresst und überbelastet. Der steigende Druck führt dazu, dass die Zahl der Burnout-Patienten zunimmt. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sich entgegen aller Vermutungen eine Burnout-Erkrankung stärker auf den Arbeitsstress auswirkt als umgekehrt.
Mit anderen Worten bedeutet das: Je ausgeprägter der Burnout ist, desto mehr lassen sich die Betroffenen aufgrund ihrer geringeren Belastbarkeit von der Arbeit stressen. Die Menge an Arbeit erscheint schnell zu viel und die Arbeitszeit zu gering, insgesamt nimmt der Stress im Job damit ungebremst zu.
48 vorhandene Studien zum Thema Burnout mit insgesamt über 26.000 Teilnehmern im durchschnittlichen Alter von 42 Jahren wurden entsprechend ausgewertet. Eine Burnout-Erkrankung kann sich demnach schnell in Form eines Teufelskreises aufschaukeln und die Betroffenen am Arbeitsplatz unerwartet intensiv stressen. Umso wichtiger sei somit eine frühzeitige Therapie eines Burnouts, damit die bedrohliche Stress-Spirale erst gar nicht weiter ins Drehen gerät und auf Dauer wertvolle Lebensjahre negativ beeinflusst
Zudem sei es wichtig, auch seitens der Vorgesetzten, den Druck am Arbeitsplatz durch beispielsweise mehr Wertschätzung und häufigere Erholungsphasen zu reduzieren, um dadurch auch zu besseren Rahmenbedingungen für ein zufriedenes und gesundes langes Leben beizutragen..
Guthier, C. et al
Reciprocal Effects Between Job Stressors and Burnout: A Continuous Time Meta-Analysis of Longitudinal Studies
Psychological Bulletin 10/2020
Beinahe 50 Millionen Menschen sind weltweit von der derzeit noch unheilbaren Alzheimer- oder ähnlichen Demenz-Erkrankung betroffen, und innerhalb der nächsten 20 Jahre wird nahezu eine Verdoppelung dieser Betroffenenzahl erwartet. Vor diesem Hintergrund suchen Wissenschaftler dringend nach Präventions- und Therapieansätzen, damit die Erkrankten möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben führen können.
Im Rahmen einer europäischen Studie erhielten 311 Alzheimer-Patienten im frühen Erkrankungsstadium für eine längere Zeit ein spezielles medizinisches Nahrungsmittel, in dem essentielle Fettsäuren, Vitamine und weitere Nährstoffe enthalten waren, denen bereits eine positive Eigenschaft auf die alzheimertypischen Hirnveränderungen zugesprochen worden war. Eine Teilgruppe nahm zum Vergleich ein entsprechendes Placebomittel ein.
Nach einer dreijährigen Einnahme zeigten sich eindeutige Unterschiede bezüglich der Hirnveränderungen der Studienteilnehmer. Aufgrund des Nährstoffcocktails reduzierten sich die betroffenen Gehirnareale um etwa 20 % weniger als bei der Kontrollgruppe. Dementsprechend konnte auch die Abnahme der Hirnleistung bei der ersten Gruppe um bis zu 70 % verlangsamt werden.
Die Studienverantwortlichen weisen darauf hin, dass sich diese positiven Effekte vor allem bei Alzheimer-Patienten im äußerst frühen Stadium zeigten. Bei einem Behandlungszeitraum von mehr als drei Jahren profitierten zudem auch weitere kognitive Bereiche, die den Alltag der Betroffenen maßgeblich erleichterten und ihnen auch weiterhin zu ihrer uneingeschränkten Selbstständigkeit verhalfen.
Soininen, H. et al
36‐month LipiDiDiet multinutrient clinical trial in prodromal Alzheimer’s diseaseAlzheimer’s disease:
Alzheimer and Dementia 9/2020
Ein Gläschen Wein, das früher gut bekommen ist, zeigt im höheren Alter plötzlich eine unangenehme Wirkung. Wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zum Anlass des „Tages der älteren Menschen“ im Oktober dieses Jahres berichtet, gibt es zahlreiche Ursachen dafür, dass Alkohol plötzlich nicht mehr vertragen wird.
Zum einen büßt die Leber mit zunehmenden Jahren einzelne Funktionen ein, so dass der Alkohol nicht so schnell wie gewohnt abgebaut wird und damit eine längere Zeit im Blut verweilt. Hinzu kommt, dass der Alkohol im Blut weniger verdünnt wird, da der Anteil an Körperflüssigkeit im Alter grundsätzlich abnimmt. Der Alkohol ist somit nicht nur länger, sondern auch in einer höheren Konzentration im Blut und lässt es somit den älteren Menschen eher spüren. So ist es nicht verwunderlich, dass Alkoholmengen, die früher ohne Nebenwirkungen getrunken wurden, plötzlich unangemessen sind.
Auch bereiten mögliche Wechselwirkungen des Alkohols mit einzunehmenden Medikamenten Probleme, wie beispielsweise Medikamente, die bei Bluthochdruck oder Diabetes eingenommen werden. Bei antidepressiv wirkenden Medikamenten ist unbedingt auf den Alkoholkonsum zu verzichten.
Ältere Menschen sind zudem nicht mehr so sicher auf den Beinen unterwegs. Auch hierbei gilt es, beim Öffnen der Weinflasche oder Ähnlichem zu bedenken, dass Alkohol nicht förderlich ist für den Gleichgewichtssinn und die Reaktionszeit. Eine höhere Sturzgefahr wäre also vorprogrammiert.
Alkoholkonsum im Alter birgt besondere Risiken https://www.bzga.de/presse/pressemitteilungen/2020-09-29-alkoholkonsum-im-alter-birgt-besondere-risiken/
Pressemitteilung BZgA 9/2020
Die Demenzerkrankung ist weltweit auf dem Vormarsch. Derzeit sind bereits etwa 50 Millionen Menschen betroffen, in Deutschland liegt diese Zahl bei 1,6 Millionen. Allein aufgrund der Tatsache, dass die Bevölkerung immer älter wird, ist mit einem weiteren Anstieg von Demenzkranken zu rechnen.
Umso wichtiger ist es, frühzeitig etwas für die Prävention und Früherkennung dieser derzeit nicht heilbaren Erkrankung zu tun, um nicht zuletzt auch deren Verlauf abzuschwächen. Zahlreiche Einflussfaktoren sind schon länger bekannt. Dazu gehören beispielsweise die Schwerhörigkeit, geringer Bildungsstand, Nikotin, zu wenig Sozialkontakte, Erkrankungen wie eine Depression, Bluthochdruck und Diabetes, sowie Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität.
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse lassen nun den Schluss zu, dass auch ein Schädel-Hirn-Trauma das Demenzrisiko erhöht. Auch eine hohe Luftverschmutzung hat einen negativen Einfluss sowie ein hoher Konsum an Alkohol.
Wie die Deutsche Gesellschaft für Neurologie berichtet, wären diese Risikofaktoren vermeidbar. Würden sich die Menschen entsprechend verhalten und beispielsweise beim Radfahren Fahrradhelme tragen oder auf Alkohol zunehmend verzichten, sich regelmäßig sportlich betätigen und sich so verhalten, um die weiteren genannten Risiken zu vermeiden, so würde die Zahl der Demenzfälle um etwa ein Drittel gesenkt werden können.
Um diesem möglichen Ziel näherzukommen, sollen nun spezielle Gesundheitsprogramme ausgearbeitet werden, denn für Vorbeugemaßnahmen ist es nie zu spät. Die Ansatzpunkte, um das gesundheitliche und gesamtgesellschaftliche Problem der Demenzerkrankung einzudämmen, sind also vorhanden. Sie sollen nun im Rahmen einer sogenannten „Nationalen Demenzstrategie“ von über 70 im Gesundheitswesen tätigen Organisationen bis 2026 koordiniert umgesetzt werden.
Livingston, G. et al.
Dementia prevention, intervention, and care: 2020 report of the Lancet Commission.
The Lancet 8/2020; 396: 413-446.
In der nationalen Rangliste für die häufigste Todesursache steht der Schlaganfall (Apoplex) nach Herzerkrankungen und Krebs leider an dritter Stelle. Ein deutsches Forscherteam ging diesen Aussagen nach und suchte nach Angaben bezüglich zu erwartender Überlebenschancen und des Risikos für einen Folge-Schlaganfall.
Sie werteten entsprechende Daten von fast 3.400 Schlaganfall-Patienten aus, die über einen 20-jährigen Zeitraum gesammelt wurden, und erhielten somit wichtige Angaben bezüglich der Behandlung, Prävention, der Genesung und möglicher Spätfolgen eines Schlaganfalls. Bei der Auswertung konnten die Wissenschaftler belegen, dass ein Schlaganfall bei etwa jedem zweiten Betroffenen innerhalb der folgenden fünf Jahre zum Tod führt.
Diese Sterbewahrscheinlichkeit liegt bei den Frauen bei 49,6 und bei den Männern bei 41,8 %. Bei diesen Zahlen müsse man jedoch unterscheiden, welche Ursache zum Schlaganfall geführt hat, so die Studienverantwortlichen. Patienten, bei denen ein Arterienverschluss die Ursache war, haben eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit als solche, bei denen ein Vorhofflimmern vorangegangen war.
Auch die Gefahr eines wiederholten Schlaganfalls variiert je nach Ursache: Bestand sie in verengten kleinen Gefäßen im Gehirn oder in Ablagerungen in anderen wichtigen Hirngefäßen, so war die Wiederholungsgefahr innerhalb der folgenden fünf Jahre geringer als bei anderen Ursachen. Grundsätzlich weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass sich innerhalb der letzten Jahrzehnte die Wahrscheinlichkeit, einen sogenannten Schlaganfall zu überleben, eindeutig erhöht hat.
Rücker, V. et al.
Twenty-Year Time Trends in Long-Term Case-Fatality and Recurrence Rates After Ischemic Stroke Stratified by Etiology
Stroke 8/2020
Es steht außer Frage, dass ein Vater, der an einem Prostatakrebs (Prostatakarzinom) erkrankt, ein entsprechendes Risiko auch an seinen Sohn weitervererbt. Wie verhält es sich aber, wenn beim Elternteil eine Vorstufe der Krebserkrankung festgestellt wurde. Hat das Kind dann ebenfalls ein erhöhtes Risiko für diese Krebsart?
Dieser Frage gingen Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und des Nationalen Zentrums für Tumorerkrankungen (NCT) nach und werteten die Daten von über sechs Millionen Männern aus Schweden aus, deren Geburtsdatum nach 1931 lag. Im Laufe des Studienzeitraums (1958 bis 2015) erhielten 238.196 Männer (3,8 Prozent) die Diagnose eines invasiven Prostatakarzinoms und 5.756 Männer (0,09 Prozent) waren von einer Vorstufe des Prostatakrebs betroffen. Auch die Daten der Elternteile flossen in die Untersuchungen ein.
Im Ergebnis dieser außerordentlich groß angelegten Studie zeigte sich, dass eine invasive Prostatakrebserkrankung bei einem Verwandten ersten Grades, das heißt beim Vater oder Bruder, dazu führt, dass betroffene Männer ein 2-fach erhöhtes Krebserkrankungsrisiko haben. Auch wenn der Vater oder Bruder „lediglich“ von einer Krebsvorstufe betroffen ist, erhöht sich das Krebserkrankungsrisiko der verwandten Männer noch um das 1,7-Fache im Vergleich zu Männern ohne entsprechender Familiengeschichte.
Je jünger die Väter bei der Diagnose der Vorstufe waren, desto höher ist das Krebserkrankungsrisiko der Männer in der folgenden Generation, so die Wissenschaftler. Es ist also beinahe irrelevant, ob in der Familie bereits eine invasive Form des Prostatakrebs aufgetreten ist, oder dessen Vorstufe, denn in beiden Fällen wird ein vergleichbar hohes Erkrankungsrisiko weitervererbt.
Hierzulande stellt der Prostatakrebs die am häufigsten auftretende Krebsart beim Mann dar. Nach Lungen- und Darmkrebs ist er damit die dritthäufigste Krebstodesursache. Jährlich gibt es etwa 58.000 entsprechende Krebsneuerkrankungen, und bei über 14.000 führt dieser Krebs zum Tod. In den häufigsten Fällen sind die Erkrankten über 60 Jahre alt, Männer unter 45 Jahren sind sehr selten betroffen. Auch andere Studien in diesem Zusammenhang konnten bereits belegen, dass der bedeutendste Risikofaktor bei Prostatakrebs die Familiengeschichte ist.
X. Xu, M. Fallah et al.
Risk of invasive prostate cancer and prostate cancer death in relatives of patients with prostatic borderline or in situ neoplasia: A nationwide cohort study.
Cancer 7/2020
Kann es sein, dass sich eine Alzheimer-Erkrankung bei manchen Betroffenen schon lange Zeit vorher durch langsam eintretende Gedächtnisstörungen ankündigt und sie eine mögliche Erkrankung bereits früh „fühlen“ können?
Schon lange suchen Wissenschaftler nach möglichen Vorboten einer Alzheimer-Erkrankung. Aktuell wurde dazu eine Studie bei 449 Erwachsenen im durchschnittlichen Alter von 70 Jahren durchgeführt. Die Hälfte von ihnen hatte darüber berichtet, dass ihr Gedächtnis nach eigenem Empfinden nachlasse. Bei der anderen Hälfte der Teilnehmer handelte es sich um eine Vergleichsgruppe, die als kognitiv gesund eingestuft wurde. Beide Gruppen nahmen an umfangreichen Tests teil, um nachweisbare Indizien und Erkenntnisse zur geistigen Leistungsfähigkeit zu ermitteln.
Im Ergebnis zeigte sich, dass bei denjenigen Studienteilnehmern, die ihren Arzt aufgesucht hatten, weil sie ein Nachlassen ihrer geistigen Fähigkeiten gespürt hatten, auch tatsächlich entsprechende kognitive Defizite zu messen waren. Bei den Teilnehmern der zweiten „unvorbelasteten“ Gruppe hingegen fielen die Messungen bezüglich ihrer Gedächtnisleistung besser aus.
Zusätzlich zu diesen Tests wurden von einzelnen Personen beider Teilnehmergruppen Proben des Nervenwassers aus Gehirn und Rückenmark entnommen, um das Vorhandensein spezieller Eiweißverbindungen zu analysieren. Dabei handelt es sich um Biomarker, die auf mögliche Nervenschädigungen und Reaktionseinbußen und somit auf Alzheimer-Prozesse hindeuten.
Hierbei fanden die Forscher heraus, dass bei den Teilnehmern, die über das subjektiv empfundene Nachlassen ihrer Gedächtnisleistung berichteten, auch tatsächlich entsprechende Biomarker im Nervenwasser vorzufinden waren. Die Studienverantwortlichen weisen darauf hin, dass aus diesem Studienergebnis keinesfalls der Schluss gezogen werden darf, dass empfundene kognitive Einschränkungen grundsätzlich auf eine sich ankündigende Alzheimer-Erkrankung hindeuten.
Gedächtnisstörungen könnten neben einer Alzheimer-Erkrankung viele Ursachen haben. Dennoch kann das eigene Empfinden diesbezüglich sehr hilfreich sein, um mit anschließenden Tests ein mögliches Alzheimer-Risiko zu ermitteln und frühzeitig mit passenden Behandlungsmethoden reagieren zu können.
Wolfsgruber, S. et al.
Minor neuropsychological deficits in patients with subjective cognitive decline
Neurology 7/2020
Bestimmte Symptome kündigen einen möglichen Herzinfarkt an. Dennoch scheinen diese Anzeichen oftmals nicht ernst genommen oder richtig gedeutet zu werden, sodass der Anruf beim Notarzt nicht frühzeitig erfolgt. Wissenschaftler aus den USA weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die ersten Symptome eines Herzinfarktes abhängig vom Alter der Betroffenen teilweise unterschiedlich sind. Das macht die Deutung entsprechend schwieriger.
Bei der Auswertung von Untersuchungen, die von etwa 2.600 Patienten mit einem ersten Herzinfarkt gesammelt wurden, stellte man fest, dass sich bei jüngeren Herzinfarkt-Patienten eher typische Symptome wie Schmerzen, Druck, Engegefühl oder Missempfinden im Brustkorb bemerkbar gemacht hatten. Etwa 80 % dieser Generation klagten über Schmerzen im Brustkorb.
In der älteren Generation hingegen wurde derartigen unangenehmen Empfindungen in der Brustkorbgegend als Vorbote weniger Bedeutung zugesprochen, entsprechende Schmerzen hatten nur 45 % von ihnen angegeben.
In der höheren Altersgruppe kündigte sich der Infarkt vorwiegend durch atypische Symptome wie Kurzatmigkeit, Schmerzen im linken Arm oder durch einen Kreislaufkollaps an.
Während die Studienteilnehmer im Alter unter 55 Jahren nur zu 11 % entsprechende atypische Symptome hatten, traten diese mit zunehmendem Alter verstärkt ein: bei den 55- bis 64-Jährigen zu 17 %, bei den 65- bis 74-Jährigen zu 28 % bis hin zu den über 85-Jährigen zu 51 %.
Die Wissenschaftler merken vor dem Hintergrund dieses Studienergebnisses an, dass solche atypischen Symptome einen Hinweis auf einen Herzinfarkt erschweren und darin auch ein Grund zu sehen ist, weshalb die Notärzte teilweise verspätet alarmiert werden.
Tisminetzky, M. et al.
Age Differences in the Chief Complaint Associated With a First Acute Myocardial Infarction and Patient’s Care-Seeking Behavior
Am J Med 3/2020
Bisher nahm man an, dass das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, zu einem großen Teil erblich bedingt ist. Wie Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungsinstitutes jetzt berichten, sind die vererbten Gene in den meisten Fällen nicht für eine Darmkrebserkrankung verantwortlich und haben also einen geringen Stellenwert.
Was den Forschern hingegen aufgefallen ist, sind die ungünstigen Lebensgewohnheiten der Eltern, die häufig vom Nachwuchs übernommen werden und damit auch bei ihnen das Krebsrisiko ansteigen lassen. Ein schlechter Lebensstil, in dem viel geraucht, sich wenig körperlich bewegt und sich unausgewogen ernährt wird, ist ein schlechtes Vorbild innerhalb der Familie.
Das führt zu einem familiär bedingten erhöhten Darmkrebsrisiko und darf keinesfalls mit einem genetisch bedingten Risiko verwechselt werden. Mit anderen Worten: Jeder Mensch hat es selbst in der Hand hat, sein Krebserkrankungsrisiko zu minimieren, indem er auf seinen gesunden Lebensstil achtet und nicht die möglicherweise schlechten Gewohnheiten seiner Eltern übernimmt.
Im Rahmen einer Studie wurden das Erbmaterial sowie die Lebensgewohnheiten von etwa 4.500 Darmkrebspatienten mit denen von rund 3.500 gesunden Personen verglichen. Es wurde unter anderem untersucht, ob bei den erkrankten Personen bestimmte Gene vorrangig waren, zu denen ein Einfluss auf die Entstehung von Darmkrebs bekannt ist.
Bei der Auswertung der Untersuchungen zeigte sich, dass diese Gene am Ende tatsächlich nur zu maximal 14 % für den Darmkrebs verantwortlich sind und nicht wie bisher angenommen zu maximal 23 %. Demnach hatten durchaus auch gesunde Personen diese genetische Vorbelastung, waren aber nicht am Darmkrebs erkrankt. Auch andere Studien deuten darauf hin, dass sehr viel ausschlaggebender als die genetische Vorbelastung ein ungesunder Lebensstil ist.
Diesem wird damit mehr Bedeutung zugesprochen und sollte unbedingt in gesunde Bahnen gelenkt werden, um einer Darmkrebserkrankung vorzubeugen. Ungesunden Ernährungsgewohnheiten, Rauchen und mangelhafter körperlicher Bewegung werden als Risikofaktoren eine deutlich größere Bedeutung zugesprochen als zuvor angenommen, so die Wissenschaftler.
Weigl K et al.
Establishing a valid approach for estimating familial risk of cancer explained by common genetic variants.
Int J Cancer 1/2019; 146(1): 68-75.
Damit wir uns zielsicher durch einen Raum lotsen können, verarbeiten wir unzählige Sinneseindrücke, die den Weg über die Augen, über die Muskulatur bis hin zum Gehirn gehen. Eine besondere Bedeutung nimmt dabei eine bestimmte Hirnregion ein, in der über bestimmte Nervenzellen ein Abbild der jeweiligen Umgebung erzeugt und zur Weiterverarbeitung an das Gehirn gesendet wird.
Wissenschaftler sprechen dabei vom menschlichen Navigationssystem, das unterschiedlich gut funktioniert und für das Orientierungsvermögen verantwortlich ist. Es ist auch bekannt, dass es im Alter nachlässt. Im Rahmen einer Studie fanden Forscher heraus, dass der häufig nachlassende Orientierungssinn insbesondere darauf zurückzuführen ist, dass die Verarbeitung und Weiterleitung der Eindrücke und Sinneswahrnehmungen durch unterschiedliche Störfaktoren beeinflusst wird, ähnlich wie das störende Rauschen eines Radios, welches die akustische Wahrnehmung beeinträchtigt.
Die Forscher stellten fest, dass vor allem die Wahrnehmungen bezüglich der Fortbewegungsgeschwindigkeit beim Gehen ungenauer werden und im Gehirn zu einer fehlerhaften Abschätzung der Position im Raum führen. Diese auftretenden Schwankungen führen zu Einbußen bezüglich der Orientierung der Betroffenen.
Die Forscher weisen abschließend darauf hin, dass diese Fehlerquelle im Alter nachweislich zunehme. Weitere Untersuchung stehen an, um die Ursache dieses gestörten Informationsflusses zu finden und diesem dann therapeutisch entgegenwirken zu können.
Matthias Stangl et al.
Sources of path integration error in young and aging humans
Nature Communcations 5/2020